Offene vs. Standard-Tunings für Klangvariation (spez. Open G / Keith R.)?

Luckie
Luckie
R.I.P.
Zuletzt hier
14.04.20
Registriert
10.04.12
Beiträge
2.248
Kekse
7.467
Ort
Kassel
Ich hätte da mal eine Frage.

Ich lese gerade die Autobiographie von Keith Richards. Da spricht er über offene Tunings. Insbesondere das offene G-Tuning ohne tiefe E-Saite. Mit fünf Saiten und offenen Tunings hat er zum Beispiel das Riff zu Jumpin' Jack Flash gespielt. Jetzt sagt er, er hätte hunderte Musiker gesehen/gehört, die versucht haben das Riff mit dem Standardtuning zu spielen und das es keiner zustande gebracht hat. Alle hätten sie versagt.

Jetzt meine Frage: Letztendlich, würde ich ganz naiv und als Unwissender sagen, ist doch nur der Fingersatz ein anderer. Ich kann doch auch mit dem Standardtuning die Noten spielen. Warum sollte das jetzt nicht funktionieren? Oder was meint er damit, dass das Riff mit dem Standardtuning nicht funktioniert?

Ich bin da etwas verwirrt und überfragt. Kann mir da jemand bitte helfen?
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Opentunings klingen einfach anders da andere Voicings möglich sind (ohne extreme Überstreckungen) und andere Leersaiten
mitschwingen können. Jedes opentung hat dabei einen eigenen Klangcharakter und eigene Möglichkeiten und Nachteile.

kannst ja mal reinhören ob du so mit Standard Tuning klingen würdest




oder hier Opentuning at it`s best



;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
"und andere Leersaiten mitschwingen". Dann meint er das mit den 'stehenden' Noten? Danke für die Beispiele.

PS: Als Anfänger klinge ich noch gar nicht mit irgendwas. ;)
 
Jetzt meine Frage: Letztendlich, würde ich ganz naiv und als Unwissender sagen, ist doch nur der Fingersatz ein anderer. Ich kann doch auch mit dem Standardtuning die Noten spielen. Warum sollte das jetzt nicht funktionieren?

Weil das nicht zu greifen ist. Herr Richards verwendet gern folgendes Muster - hier mal vereinfacht dargestellt in C-Dur auf 3 Saiten:

E------------
H--5--6--5---
G--5--5--5---
D--5--7--5--
A------------
E------------

Jetzt möchte Herr Richards aber kein 3-stimmiges Voicing, sondern ein 4-stimmiges mit dem Grundton (=grün) unten - so geht es noch:


E---------------
H--5------------
G--5-----------
D--5-----------
A--3------------
E---------------

Aber beim nächsten Griff nicht mehr so gut .... und im schnellen Wechsel schon gar nicht:

E--------------------
H--6----------------
G--5----------------
D--7-----------------
A--3-----------------
E-------------------

Deshalb die Lösung mit dem Tuning, wo die A-Saite auf G runtergestimmt ist - und schon flutscht es in allen Lagen und klingt ... nach Keith Richards:


E---------------
H--5--6--5--------
G--5--5--5--------
D--5--7--5---------
G--5--5--5--------
E------------------


Dass Mr. Richards mest auf die tiefe E-Saite verzichtet hat, hat eben auch den Sound der Stones mitgeprägt: Der Abstand zwischen tiefstem Gitarrenton (G statt E) zum Bass ist konsequent größer und die tiefe E klingt ja immer auch etwas mupfig; die Gitarren der Stones klingen deshalb immer klar und luftig. Ohnenhin gibt es keine eiserne Regel, mit wieviel oder wie wenig Saiten ein Instrument bespannt sein muss. Die 6-saitige Gitarre ist zwar weit verbreitet, aber sie ist letztlich auch nur eine von vielen Möglichlichkeiten eines Saitenistruments.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Zu jumpin jack flash gibts mehrere Möglichkeiten das zu spielen z.B. auch mit open E oder eben in standard tuning. Klingt halt anders als in open G.

Ein schönes Stück in open G ist zB. "come and go blues" von Gregg Allman, hier wirds schon deutlich kniffliger sowas in standard tuning zu spielen

 
Bei dieser Gelegen heit möchte ich mal ein tolles Buch vorstellen:

The Rolling Stones
Lyric & Chords Songbook
In Person
 
Kann man eigentlich mit open G z.b alles spielen wie auf ner "normal gestimmten Gitarre" ? (Glaub kaum)
Was geht denn nicht ?
 
Jetzt wird mir auch klar, warum ich dem Sound der Stones nie etwas abgewinnen konnte. Mir klang das immer zu dünn.

Nicht falsch verstehen, ich respektiere die Stones und ihre Musik. Es hat mir nur nie gefallen.
 
Kann man eigentlich mit open G z.b alles spielen wie auf ner "normal gestimmten Gitarre" ? (Glaub kaum)
Wenn die Antwort auf diese Frage nicht schon im Beitrag von @Hans_3 enthalten ist, solltest Du sie nochmal anders formulieren.

Ich versuch's mal zu veranschaulichen (ohne Gewähr): Du kannst alle Einzelnoten spielen wie im Standardtuning. Auch alle Akkorde lassen sich greifen, aber dafür brauchst Du manchmal drei Hände.
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus

Hm, Keith Richards (oder andere "Koriphäe" nach Wunsch) oder was er sagt mal abgesehen:

Offene Tunings können ne geile Sache sein/werden, passten aber nicht zu jeder Art von Musik (meiner Erfahrung nach).
Nicht nur die Fingersätze sind anders, das Ganze Spielgefühl und auch die Art und Weise, WIE man etwas spielt, ändert sich.
Manches ist weit einfacher als bei Standardtuning zu greifen, aber klingt halt "fetter" (je nach Tuning), anderes widerum klingt nur breiig.

Meine Klampfen sind fast alle zumindest auf Drop D (also E--->D runter) oder gleich DADGad.
Damit kann man u.a. auch mit wirklichen Musikanfängern zusammen was "zaubern" (jammen) eben weil gewisse "Tongruppen" + einem Bordun (oder anderem, Drone) bereits ohne Akkorde greifen zu müssen, gegeben sind.
Ein Grossteil nativer Musik und Klänge basiert darauf, also einem 2-Ton Modell. Aber das wäre eigentlich ein eigenes Thema und sei hier nur am Rande erwähnt.

Kurzgesagt: Open Tunings können für erfahrenere Spieler, aber auch für ziemliche Neulinge eine interessante Erfahrung sein, oder auch Bereicherung, weil man recht simpel denken muss, um das gewünschte Klangspektrum zu erzeugen.
Sollte man auf alle Fälle mal ausprobieren.
Für Fingerstyle oder orientales Spiel bzw Percussiv (geht v.a. auf der A Klampfe) finde ich die DADGad (oder noch eins runter auf C) ziemlich klasse und Obertonreich.
Mit nem weichen Chorus dran, oder etwas Delay und Reverb, willkommen im Pink Floyd Wald (siehe Kashmir zB) :D

liebe Grüße
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Opentunings klingen einfach anders da andere Voicings möglich sind (ohne extreme Überstreckungen) und andere Leersaiten
mitschwingen können. Jedes opentung hat dabei einen eigenen Klangcharakter und eigene Möglichkeiten und Nachteile.
Kann man eigentlich mit open G z.b alles spielen wie auf ner "normal gestimmten Gitarre" ? (Glaub kaum)
Was geht denn nicht ?
das ist ja der sinn von open Tunings, andere voicings zu erzeugen. das ist dann eben dann auch sinnfrei auf einer "normal gestimmten Gitarre" zu versuchen, den klang von open g oder d usw. hinzukriegen. die stücke in anderer Stimmung zuspielen, kriegt man prinzipiell trotzdem hin. man muss dann nur umdenken und halt hören, das sie etwas anders klingen. sowas nennt man dann wohl Interpretation:). man kann ja auch stücke transponieren, in höherer oder tieferer stimmlage spielen, das ist oft Sängern oder blasmusikern geschuldet, die in anderen Tonleitern besser zurecht kommen, halt auch eine interpretationsfrage.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Von den Stones Songs ist für mich ja Honky Tonk Women das klarste Beispiel eines Songs, der mit Standardtuning fast nicht zu spielen ist. Bzw, immer sehr anders klingen wird! Aber wenn man den mal in Open G durchschaut hat, erkennt man gleich, wie viele andere Stones Songs nach einem ähnlichen Muster gestrickt sind. Auch das Opening Riff von Start Me up geht in Open G sehr einfach.

Bei den Stones spielt das zwar nur eine geringe Rolle, aber offene Tunings sind ja auch im Slidespiel meist anzutreffen. Weil hier eben mit dem Slide gleich ein Akkord gespielt werden kann, ohne einen anderen Finger zu Hilfe nehmen zu müssen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Da ich ja hauptsächlich Bluesrock/Country machen möchte werde ich das bestimmt mal versuchen.
Gibt's Tipps was besonders zu beachten wäre
 
Ich denke wesentlich ist, dass du dir bewußt bist, dass gewohnte Griffbilder und Läufe einfach komplett anders funktionieren. Ich probier ja auch immer wieder rum, was auch zu probieren geht bei Open G ist die Stimmung der tiefen E-Saite: du kannst sie entweder auf D runterstimmen oder auf G hinauf - dann ist sie gleich mit der A-Saite.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@stoffl.s
rauf auf G :eek:
macht die Saite des mit ?
 
Ja, die macht das locker mit. Es gibt ein YT Video von Phil McKnight, wo er mal Saiten getestet hat, wie hoch man sie stimmen kann bis sie reißen. Er hat verschiedene Marken genommen, ist aber überall bis aufs A gekommen, ehe sie ihm um die Ohren geflogen sind.
Alternativ finde ich den Ansatz von Keith Richards ja nicht schlecht, die tiefe E-Saite einfach wegzulassen. Hätte ich eine eigene Gitarre für Open Tunings, würde ich das wahrscheinlich so machen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@stoffl.s
ich bin richtig heiss drauf des zu probieren.
Ma schaun hab mir mal nen Buch/Heft für Steelguitar geholt.
Da sollten wenn ich mich recht entsinne Griffbilder drin sein (hoff ich)
Die Umgewöhnung dauert bestimmt ein wenig
 
Dauert auf jeden Fall, aber es lohnt sich. Und wenn du wegen der E-Saite nicht sicher bist ob sie hält, ist es ja kein Problem, dann stimm sie runter. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Dauert auf jeden Fall, aber es lohnt sich. Und wenn du wegen der E-Saite nicht sicher bist ob sie hält, ist es ja kein Problem, dann stimm sie runter. ;)
weglassen :)
na mal schauen.
Da werde ich mich ma rein wursteln :)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben