Du kannst etwas erst dann wirklich spielen, wenn Du es ohne (gefühlte) Kraftanstrengung spielen kannst. Das bedeutet: Wenn Du eine Sache mit meinetwegen 120 bpm hinkriegst, dann heißt das nicht, dass Du es auch automatisch mit 122 bpm spielen kannst. Du musst Dir, wohl oder übel, jedes bpm wie ein "neues Lernen" vorstellen. Fängst also wieder und wieder von vorn an.
Zudem gibt es "Grenzgeschwindigkeiten", bei denen Dein Kopf von bewusstem Steuern auf eine Art "motorischen Autopiloten" schaltet. Bei mir ist es z.B. so dass ich bei 16teln immer bei ca. 116 bpm aufpassen muss, das ist meine persönliche Grenze, darüber spiele ich anders. Bei ca. 156 bpm habe ich eine weitere Grenze, ebenfalls bei ca. 180 bpm. Bis etwa 116 kann ich jede einzelne Note bewusst steuern, stehen mir sehr viele Anschlagsmöglichkeiten zur Verfügung. Ab 156 bekomme ich das Gefühl, dass 16tel schnell werden, aber es sind immer noch Melodien, die ich wahrnehme, ab 180 wird es dann so schnell, dass einzelne Noten sich quasi in Klanggebilde auflösen, deren Teil sie sind. Darüber wird es dann einfach nur noch schneller. Im
Speedpicking-Workshop von Thomas.h wird diese Thematik tangiert.
Weißt Du auf's bpm genau, wie schnell Du zu Spielen in der Lage bist, ohne dass Dein Arm verkrampft?
Ich frage, weil schon 1 bpm zu schnell ausreichen kann.
Als Heilmittel mach das, was Dir schon geraten wurde: Gehe soweit mit dem Tempo herunter, bis Du Dich wohlfühlst. Dann nochmal 10-20 bpm weniger. Dann robbst Du Dich am besten langsam an das heutige Maximaltempo heran. Langsam, aber nicht zu langsam. Meinetwegen 20 Durchgänge pro Tempo. Und bitte nicht ununterbrochen "im Kreis" spielen, sondern immer mit einer kleinen Pause. Angenommen, Du hast Dir einen Takt vorgenommen (was schon je nachdem, wie komplex das Material ist, viel zu viel sein kann.. normalerweise würde ich immer empfehlen, nie mehr als 12 Noten an einem Stück zu üben, weil sonst das motorische Gedächtnis sofort überläuft), dann spielst Du den Takt einmal durch, und dann einen Takt Pause. Das Ganze etwa 20 Mal. Wenn das nicht funktioniert, bist Du entweder überfordert, oder Du hast Dein heutiges Grenztempo erreicht.
Die Pausen sind unbedingt wichtig, weil sie Deinem Hirn etwas Zeit geben, die Synapsen zu bilden, sich also quasi neu zu strukturieren.
Wenn Du verkrampfst, machst Du Pause. Und einen Spaziergang. Oder geh ein Bierchen holen. Das bleibt aber zu!

Dann wieder von vorn.
Wenn Du eine Technikübung mit neuem Material machst, dann reicht das. Mehr sollte es nicht werden. Wenn Du nämlich eine andere Übung danebenstellst, dann kommt Dein motorisches Gedächtnis ebenfalls sehr leicht aus dem Tritt.
Man lernt u.a. insbesondere im Schlaf. Damit meine ich, dass Dein Hirn das, was Du in Deine Übesession eintrainiert hast, sich über Nacht verfestigt. Das bedeutet, dass Du den Lernerfolg erst am nächstes Tag bemerken kannst. Das heißt auch, dass man den Lernvorgang an sich nicht direkt bemerken kann, sondern nur am Erfolg oder Misserfolg indirekt ablesen kann, ob es funktioniert hat oder nicht.
Ach.. und Du solltest Dein Tempo notieren. Wenn Du nämlich am nächsten Tag zu schnell einsteigst, kann es durchaus passieren, dass das mühsam Erlernte wie weggeblasen ist und nicht mehr richtig funktioniert. Dann bleibt Dir nichts anderes, als wieder mit dem Tempo hernuterzugehen und von vorn anzufangen. Und das wäre Ärgerlich

(ist mir auch schon passiert

)
Grüße Thomas