Pigini Helipolka 4: Nachstimmen in Auftrag gegeben, erhöhte Kosten

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Hallo in die Runde,

mit folgendem Sachverhalt wende ich mich an Euch: Habe am 31.10.19 mein Akkordeon (Pigini Helipolka 4, 17 Jahre alt) zum Musikhändler meines (noch) Vertrauens gegeben mit dem Auftrag, es stimmen zu lassen. Zuvor habe ich das Instrument noch zum Üben regelmäßig bespielt. Bis auf ein paar krumme Töne (meiner Ansicht nach) war es aber voll funktionstüchtig. Auf dem erstellten Auftragszettel steht auch explizit "Instrument stimmen". Vier Wochen sollte es nach Auskunft der Werkstatt dauern. Über einen Preis wurde nicht gesprochen oder verhandelt. Am 09.12.19 bekam ich den erlösenden Anruf das mein Instrument zur Abholung bereit steht. Mit dünner Stimme wurde mir dann eröffnet das die Arbeiten doch umfangreicher gewesen und Reparaturen angefallen sind. 950 Euro exklusive Mehrwertsteuer, also ca. 1.100 Euro kostet mich der Spaß. Ich muss dazu sagen das die Pigini mein Zweitinstrument ist und nicht darauf angewiesen bin. Ergo, hätte ich vorher gewusst welche Kosten auf mich zukommen, hätte ich jetzt in der Vorweihnachtszeit auf diese Ausgabe gerne verzichtet.

Meine Frage an Euch ist nun:

Ist es zulässig unter dem Deckmantel "Instrument stimmen", gerade beim Akkordeon, einen Freifahrtschein für anfallende Reparaturen zu erteilen (von Seite der Werkstatt) oder hätte ich nicht von Seiten der Werkstatt über den Mehraufwand, nach Feststellung der Mängel, informiert werden müssen (dies war nämlich nicht der Fall)? Habe übrigens schon mit einem Rechtsbeistand telefoniert und nach erster Sondierung ist er auch der Meinung, das ich über den Mehraufwand und die Mehrkosten hätte informiert werden müssen.

Hoffe und bin auf Euro Erfahrungen und Meinungen gespannt!

mit musikalischen Grüßen

Triole74

P.S.: Habe das Instrument noch nicht abgeholt. Werde die Arbeiten die gemacht wurden gerne später in diesem Thread nachreichen.
 
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Hallo Triole74,
ich bin ganz deiner Meinung und der Deines Anwalts.
Du hast eine Kopie des Auftragszettels schriftlich? Dann ist es ja noch eindeutiger und Du kannst es beweisen.
Hast Du einen Kostenvoranschlag?
"Instrument stimmen" ist kein Freifahrschein für z.B. neu einwachsen und ventilieren. Falls so etwas zusätzlich notwenig wäre, um sinnvoll stimmen zu können, müsstest Du darüber informiert werden.
Bestimmt gibt's da Regelungen, daß eine Reperatur nicht mehr als xx% teurer werden darf, wie allgemein üblich. das sagt Dir Dein Anwalt.
Ich denke aber, das wird wohl auf einen Vergleich rauslaufen.
Viele Grüße,
Jonny
 
Hallo Triole74!

Herzlich Willkommen!

Eine längere Debatte ist hier wahrscheinlich nicht angebracht (siehe Beitrag 41) - dieses Thema wird wahrscheinlich von Moderatoren abzuspalten.
in Kürze:
  • Wenn Sie ein Instrument zur Reparatur einreichen, ist es immer erforderlich, das geöffnete Akkordeon persönlich zusammen mit dem HZIMM zu überprüfen.
  • Während der ersten Besichtigung des Instruments kann der Meister eine vorläufige Schätzung des Reparaturpreises abgeben.
  • Dies ist die Grundlage für das Vorgebot.
  • Erfahrene Meister kennt den Preis recht genau zu bestimmen.
Gelegentlich treten jedoch auch einige unerwartete Probleme auf: Beim Stimmen handelt es sich manchmal um altes und weniger festes Wachs. Dieses Wachs kann gut aussehen, aber seine Konsistenz kann schon geschwächt sein. Dies könnte auch den Kostenanstieg in diesem Fall erklären. Dies rechtfertigt jedoch nicht das Fehlen einer Kommunikation mit dem Kunden…

Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Lösung dieses Falles und alles Gute!

Viele Grüße, Vladimir
 
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Hallo @Triole74
Ist es zulässig unter dem Deckmantel "Instrument stimmen", gerade beim Akkordeon, einen Freifahrtschein für anfallende Reparaturen zu erteilen (von Seite der Werkstatt)
Wohl gibt es unterschiedliche herangehensweisen verschiedener HZIMMs. Einige reden schneller von Neu-Ventilierung, Stimmplattenwaschen, Aufwachsen usw., andere schauen sich die einzelnen Ventile genauer an und würden, wenn die Mehrheit der Ventile in Ordnung ist, einzelne ggf. tauschen - das kann noch dazu noch von den Ansprüchen der Spieler und vom konkreten Instrument abhängen. Bei den N- und S-Morinos gilt das Wachs als sehr langlebig, da kann auch nach 20-30 Jahren "einfach" gestimmt werden, wenn die (meisten) Ventile noch okay sind, bei Weltmeister Cantus und Supitas geht die Tendenz bei dem Alter immer zum Neu-Einwachsen. Einige HZIMs wechseln grundsätzlich die Balgdichtung, wenn nicht kürzlich geschehen usw.

Der HZIMM in Süddeutschland, bei dem ich meine historische Morino IIIM - siehe mein Avatar - habe überholen lassen, nahm vor 2 Jahren 3,20 inkl. MwSt. pro Stimmplatte für Waschen, Neu-Ventilieren, Aufwachsen und Stimmen. Selbst wenn das jetzt etwas mehr wäre, würde ich da nicht groß überlegen, sondern das machen lassen.

Aber bei allem, ob nun ein Pauschalpreis pro Stimmplatte oder pro Chor oder für Cassotto/Nicht-Cassotto, für Nachstimmen, ein Aufschlag für ein Umstimmen des Tremolos, ein Wechsel der Balgdichtung, was auch immer, ist es heute zunehmend üblich, im Vorfeld Preise nennen zu können - mindestens aber einen Preisrahmen, schlimmstenfalls +/-100 Euro.

Manchen Menschen, zu denen ich auch gehöre und deshalb nie gut kaufmännischen oder auch freiberuflichen Bereich arbeiten könnte, fällt es schwer, von Anfang an klare Preise zu nennen, mglw. aus Angst, ihre Arbeit sei das nicht Wert, die Forderung zu unverschämt o.ä.
Ich kenne die Motive deines HZIMs nicht. Wenn du schon schreibst "mit dünner Stimme", wird da genügend Unsicherheit im Spiel sein. Vielleicht knickt der auch ganz schnell ein, wenn die Nachfragen kritisch werden.
Aber dazu würde ich mir erstmal anhören, was gemacht wurde und - ob das einigermaßen plausibel klingt und aussieht.
Wenn du das nicht sofort hier breit treten möchtest, frage mal Leute wie @maxito oder @polifonico oder @Akkordeonengel per PN an.
1100,-Euro sind gewiß nicht der günstigste Preis für eine Stimmung, wenn aber dabei gewaschen, ventiliert und gewachst wurde, kann das durchaus noch im Rahmen sein.

Gruß, Tobias

P.S: Eine ganz große Unart von Handwerkern und Händlern finde ich es, Preise überhaupt zunächst ohne MwSt. anzugeben. Denn es gibt nur wenige Ausnahmen, in denen man die nicht zahlen muss. M.W. nur, wenn ich selbst als Händler bspw. Ersatzteile weiterverkaufe und dabei dann MwSt. abführe und ggf. wenn ich das Instrument als Nicht-EU-Bürger in ein Nicht-EU-Land ausführe udn dort versteuere. Ansonsten zahle ich die als Privatmensch immer!
 
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Hallo Triole74,
ich bin ganz deiner Meinung und der Deines Anwalts.
Auch ich bin der Meinung, dass man hier nicht vorsichtig genug sein kann:
Meine schlechte Erfahrung mit HOHNER (Morino XN):
1. Reparatur April 1991 (Klappen usw.) siehe File
2. Offerte November 1996 (Klappen usw.) siehe File

Es kann doch nicht sein, dass 5 Jahre nach einer Generalüberholung nochmals alle Klappen revidiert werden müssen?

Ich habe verzichtet, und später einmal meine Morino beim HZIMM Herbach richten und stimmen lassen:
Sie hat noch nie so gut getönt wie nach dieser "Behandlung";
herzlichen Dank nochmals an Herrn Herbach, dem auch so eine "Gurke" wie meine XN würdig war für eine gründliche Überholung.
Also Augen auf bei einem Reparaturauftrag und alles festlegen (inkl. Kontrollverfahren), was gemacht werden muss.

Alles Gute für alle, welche ein Akko in Service geben möchten.
MfG Frager
 

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Danke noch dem Moderator, der meinen Beitrag hierher verschoben hat.
Passt bestens und weitere Kommentare werden vermutlich noch kommen.

Schöne Weihnachten und ein gutes Neues Jahr wünscht Euch allen der Frager
_________:engel:____________:prost:_________________________:opa:
 
Guten Tag!

... MwSt... zahle ich die als Privatmensch immer!

Es ist das gleiche in unserem Land (Slowakei). Außerdem kommen Teile oft aus Italien und Deutschland, so dass sie für slowakische Bedingungen ziemlich teuer sind.


Hallo Paul! Vielen Dank für ein tolles illustratives Beispiel. :great: Das Vernachlässigen der Reparatur des Instruments der gleichen Marke ist ein großer professioneller Fehler. Wenn ich in einer Akkordeonfabrik arbeite, die auch Reparaturen durchführt, kann keines unserer Modelle jemals Schrott/Gurke sein.

Ich schätze die Beständigkeit des HZIMMs, der auch mein Akkordeon repariert. Mehrmals kam es mir vor, dass ich unangemessene Interventionen verlangte (Letztes Mal war es z.B. eine Anforderung, alle Stimplatten im Bass auszutauschen). Der Meister weigerte sich, dies zu tun, obwohl er dank meiner Naivität mehr Geld verdienen könnte. Später musste ich zugeben, dass meine Anfrage wirklich unnötig war.

Liebe Grüße, Vladimir
 

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