Hallo,
die Knöpfe wurden alle gleichzeitig nach unten gedrückt,
das passiert gerne beim Paketversand, wenn der Koffer fällt,
oder im Koffer irgenwas (z.B. Notenstapel) auf den Knöpfen ruht.
Kann man auch ganz schnell selbst machen, indem man beidhändig alle Knöpfe gleichzeitig drückt...
Das Gute ist : kaputt ist nichts !
Es ist nicht jeder Ton einzeln mit einer Feder gehalten , sondern die innen liegenden Achsen.
Wenn ganz viele Knöpfe auf einmal gedrückt werden, reicht natürlich dieser geringe Gegendruck der Feder nicht aus.
Alle Akkordbässe sind nach innen gefallen , manche wirken verdreht, oder verkantet.
Die kleinen Stifte auf dem langen Flachdraht unter jedem Bassknopf sind von der Schubstange nur abgerutscht.
In diesem Zustand wird "auf den Kopf drehen" nicht mehr helfen, das geht manchmal , wenn nur einige Töne innen liegen.
Auch sollte man möglichst nicht an einzelnen Teilen herumzerren, oder gar biegen, da bisher nichts verbogen ist !
Es hilft nur eines :
Alle Knöpfe ausbauen und wieder einfädeln.
Hört sich unglaublich aufwendig an und sieht auch total verworren aus,
ist aber doch eigentlich ganz einfach. Es braucht aber etwas Zeit und gaaanz viel Sorgfalt.
Man braucht eine riesige Tischfläche, auf der man 2 Reihen à 40 Knopfhebel sauber ablegen kann.
In den Werkstätten habe ich mal ein Gestell gesehen, wie eine große Stiftbox mit 80 Feldern.
Es geht aber auch so.
Los gehts !
Wichtigste Regel : Haustiere , Kleinkinder und andere Unruhestifter bitte unbedingt aussperren !!!
Zum Ausbau trennt man erst einmal den Diskant vom Balg und legt in plan auf einen Tisch , mit der Bodenöffnung des Bassgehäuses nach oben.
Dann schraubt man unten am Fuß der Mechanik die kleine Holzleiste ab. Die ersten 40 Töne liegen nun frei.
Man nimmt den ganz außen liegenden Ton (egal ob man links oder rechts anfängt) und fädelt ihn behutsam nach unten aus.
Schnell merkt man, daß man immer abwechselnd einen verm. Akkordknopf und einen Septakkordknopf herausnimmt, also
immer abwechselnd die (vom Betrachter aus gesehen ) erste und zweite Reihe. Die legt man also, genau wie ausgebaut in der richtigen Reihenfolge aus.
Soweit so gut , keine Angst, man schwitzt Blut und Wasser , alle Teile sehen gleich aus , Hilfe !!!! Es kann aber nichts passieren, wenn man die Reihe nicht durcheinanderbringt.
Nun möchte man die 3.+4. Reihe genauso entnehmen , doch die liegen nicht frei.
Bei den Italienern ist in einer Nut , parallel zu der zuerst abgenommenen Leiste eine kleine Kunststoffleiste eingezogen,
so lang wie das Bassgehäuse , ca. 1mm dick und 3-4mm breit. Man kann sie nicht nach oben herausnehmen, da sie mit kleinen Metallwinkeln,
wie Tackerstiften , in ihrer Nut befestigt ist. Mit einer Nadel, oder einem Feinschraubenzieher kann man sie aber seitlich verschieben, bis man
das sich nun herausschiebende Ende mit einer Flachzange zu Fassen bekommt. In manchen Fällen kann man sie seitlich ausfädeln ,
manchmal muß man sich seitlich noch was abbauen, um sie frei zu bekommen. Sie ist recht elastisch und bricht nicht (so schnell).
Das ist eigentlich der frickeligste Teil der Operation... Angstschweiß pur.
Nun liegen aber die nächsten beiden Reihen frei und es geht genauso weiter.
Man könnte theoretisch einige Knöpfe im Bass verbleiben lassen , aber richtig frei sind die langen Nasen der Schubstangen erst,
wenn alles ausgebaut ist. Nun schaut man auf die langen Querachsen und die vielen Schubstangen.
Alle sollten sich leicht drücken und bewegen lassen und gleich wieder in Reih und Glied zurückschnellen.
Da man ja den Balg am Bass noch dran hat , kann man in mal aufziehen, es dürfte jetzt kein Ton zu hören sein,
die Klappen liegen alle dicht auf. (Der Balg dichtet nach unten natürlich nicht ab, aber als Test ist das völlig ausreichend)
Nun alles wieder in umgekehrter Reihenfolge zurück : Ton für Ton wieder von unten einfädeln !
Wichtig hierbei : jeder Stift auf dem Flachdraht under dem Bassknopf hat von unten Druck von einer entsprechenden Schubstange ,
kein Stift bleibt leer und keine Schubstange darf lose nach unten hängen. Man kann bei eingehängten Tönen immer mal wieder die Schubstangen mit den Fingerkuppen
leicht gegen den Federdruck bewegen und zurückschnellen lassen. Dann merkt man sofort, ob alles richtig an der passenden Stelle sitzt.
Nach den ersten 40 Tönen, die Kunststoffleiste wieder einziehen und dann die nächsten beiden Lagen wieder rein.
Dann ist man tatsächlich fertig ! Die Leiste wieder aufschrauben, Bassboden verschließen, Diskant wieder dran.
Ich habe das jetzt bestimmt schon 5-8 mal gemacht.
Das erste Mal bei einer Scandalli, die mir aus den USA geschickt wurde.
Ich hatte nichts zu verlieren und habe einfach mal angefangen...
Inzwischen habe ich da keine Angst mehr ,
da ich weiß, daß nichts zu biegen oder irgendwie neu zu sortieren ist.
Man muß nur sauber und ordentlich arbeiten.
Das wird der HZIM nicht anders machen und es wird da nur geringfügig schneller gehen.
Also, wenn man sich traut - 1-2 Stunden braucht es schon.
Viel Erfolg ,
Ludger