Premiere des John Lennon Educational Bus in Liverpool - MB war dabei!

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Auf EInladung des Musiker-Board und Thomann durfte ich nach Liverpool zur Premiere des John Lennon Educational Bus reisen. Lest hier, was es damit auf sich hat, warum der Hausmeister nicht alles weiß und was so ein mobiles Tonstudio wert ist:


Liverpool - Der Mann hat gute Laune. Brian Rothschild, Leiter des europäischen John Lennon Educational Tour Bus Projekts trägt offenes Hemd am Körper, ein breites Grinsen im Gesicht sowie ein Bierglas in der Hand. Draußen ist es schon dunkel, hier unten im Cavern Club noch dunkler. Brians Bierglas, kein Zweifel, ist heute Abend nicht halb leer, sondern ganz voll.

Vor acht Stunden sah Brian anders aus, gestresst. Im grauen Business-Panzer präsentierte, erklärte, bewarb er sein Baby: Den Lennon-Bus für Europa. Vor dem Museum of Liverpool hatte der Bus seinen ersten offiziellen Auftritt.

Etwa eine Stunde vor der Präsentation treffe ich mich mit Sven von Thomann und frage ihn ein bisschen aus. Sven erzählt: Man war bei Thomann vom Konzept des Busses begeistert, der schon länger in den USA unterwegs ist.



Was kann der Bus?
Der Bus ist ein vollwertiges Musik- und Videostudio, sendet außerdem live per Satellit und ins Internet. All das kostet die Nutzer nichts, egal, ob eine Schule Kids erstmals an professionelle Musiktechnik heranführen möchte, Studenten einen Videoclip produzieren. Eine Stadt ihr Volksfest dokumentieren lassen möchte. Aber auch Profis können den Bus nutzen, große Musikfestivals wie Meltdown und Montreux stehen bereits auf dem Tourplan.

Jeder, den eine Idee hat, kann den Bus über die Homepage anfragen. Bedingung: Alles, was im Bus entsteht, ist öffentlich abrufbar, auf der Homepage des Projekts, auf Youtube oder Facebook.

Als die Thomänner erfuhren, dass es einen Lennon-Bus in Europa geben soll, waren sie buchstäblich die ersten Sponsoren, die Unterstützung zusagten, wie Bus-Chef Brian mehrmals betont. Das sichert Sven und mir heute einige exklusive Einblicke.

Joukou kommt
Aber natürlich sind wir nicht die Hauptpersonen. Das sind Brian und Yoko Ono Lennon, Witwe des ermordeten Stars, und die einzige Person, die einen Bus "John Lennon Bus" nennen darf. Onos Ankunft ist nicht zu überhören: Unzählige Kameras klicken, an die 100 Schaulustige rufen: "Joukou! Joukou!" Hier entern die beiden den Bus:



Bodyguards schleusen die kleine, alte Japanerin, ganz weißer Hut und dunkle Brille, in den Bus. Was Yoko Ono dort macht, erfahren wir kurz darauf: Wir dürfen uns, Sven als Sponsor und ich einfach irgendwie so, mit dem Weltstar ablichten lassen. Wann Ihr diese Fotos zu sehen bekommt, liegt allerdings nicht in unserer Hand, sondern in der des Yoko Ono Managements.

Hier waren wir also, dank Svens Hartnäckigkeit, vorne mit dabei. Aber schon his Bobness wusste: The first one now will later be last. Bei der Präsentation standen wir ziemlich weit hinten, zwischen uns und der Bühne alle Gäste, die nicht vorher im Bus waren.

Die Reden des Museumsdirektors, von Brian Rothschild und Yoko Ono waren denn auch akustisch kaum zu verstehen. Ich reime mir die Kernaussagen zusammen:
  1. It's such a pleasure to welcome you here in the City where it all began.
  2. We're so delighted to be here and present you this fantastic project that has become reality.
  3. This project is worth of John's Name. May the god of dark sunglasses bless you all.



Aus Liverpool tritt die Boygroup Mic Lowry auf: "I was dreaming of the past, and my heart was beating fast";. Das erste Video, das im Bus entstand, wird gezeigt.



Danach durchtrennte Yoko Ono die rote Schleife und übergab des Bus damit seiner Bestimmung. Leider konnte ich das nicht fotografieren. Es war da, wo alle hinzielen:



Tour the Tour Bus
Es wird auf solchen Premierenbühnen nie etwas gesagt, was der informierte Gast nicht schon weiß. Deshalb back to Business: Wir wollen jetzt den Bus besichtigen und die Verantwortlichen befragen. Wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier. Das versteht der Sicherheitsdienst vollkommen, aber: "You don't have ACCESS ALL AREAS. Come back tomorrow".

Alte Regel: Diskutiere nicht mit dem Hausmeister. Diskutiere lieber mit Projektmanagerin Jaime. Ihr Vorschlag: Sven gibt ein Interview fürs Video, und danach dürfen wir in den Bus.

Dort steht uns Chefingenieur Montgomery Scott Jeff Sobel Rede und Antwort. Das Basisfahrzeug, ein Mercedes Actros Truck, trägt 26 Tonnen. Was Spezialfahrzeug-Umrüster Ketterer Trucks aus Karlsruhe auf die Achsen gebaut hat, nutzt das fast vollständig aus. Die per elektrischer Hydraulik ausfahrbaren Kabinen verdoppeln den Innenraum fast, in dem zwei komplette Studios, Schlafräume und eine Toilette Platz haben.
Hier sieht man den doppelten Boden der ausfahrbaren Elemente:


Hier erklärt Jeff Sobel die technischen Raffinessen des Busses:


Schlafplätze für die Crew:


Drei Mitarbeiter wohnen im Bus: "It is their home"; wie Jeff ausführt. Nur so ist gewährleistet, dass die komplexe Technik europaweit korrekt bedient wird. Dieser Textabschnitt wird möglich durch Produktplatzierung: Keyboards und Drums von Roland, Gitarren und Bässe von Gibson, ein Verstärker von Vox stehen im Truck und warten darauf, über Kabel von Neutrik in die Apple-Workstations zu rocken.



Und was hat der Bus gekostet? Jeff kann es nicht sagen. Der Umrüster Ketterer hat Arbeitsleistung gesponsert, die Verkabelung bezahlte Sony, auch der Innenarchitekt wurde nicht voll bezahlt. So kann er nur eine Zahl nennen: Der Wert des Busses beträgt zwei bis drei Millionen Euro.

Request the bus
Sven und ich sind beeindruckt, was hier auf die Beine gestellt wurde. Wenn Ihr das Bus-Team an Eurer Schule, auf Eurem Gemeindefest, bei Eurem Videoprojekt o.ä. begrüßen wollt: Natürlich fährt Brians Team auch nach Deutschland. Vorschläge können über die Homepage eingereicht werden.

Eine Frage bleibt allerdings offen: Braucht man in England wirklich ein Sonnendeck?


Alle meine Bilder zur Bus-Präsentation auf Photobucket: KLICK

Livebox hat bereits vom Bau des Busses berichtet. Klick.
Nick von Bonedo war auch da und geht etwas genauer auf die Technik ein.

Ich danke dem Musiker-Board und Thomann für die interessante Möglichkeit und grüße alle, die mich kennen :)
 
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It's such a pleasure to read this here where your jouney began.
We're so delighted to read about this fantastic project that has become reality.
This report is worth of kypdurron's Name.

Thank you all, kyp, Sven, Hans, Johannes tbc. :) ;)


And now cookies 4 the writer & photograph
 
Der USA Bus war auf der NAMM und ich habe kurz "rein geluggt" ... In Summe sind die Dinger eine wirklich tolle Idee um Musik und kreative Momente einzufangen !!

Schöne Berichte (Reise und Bus) vom Kurzabstecher auf die Insel ... und offensichtlich hat es der in DE (wohl als links gesteuerter LKW) gebaute Bus den Weg auf der "verkehrten Straßenseite" unbeschadet überstanden :great: ...

Gruß
Martin
 
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Äh... jetzt muss ich mal scharf nachdenken... aber ich glaub der Fahrersitz ist links, ja. Macht auch Sinn, um durch Europa zu reisen *hust* :D
 
Moin Martin!

und offensichtlich hat es der in DE (wohl als links gesteuerter LKW) gebaute

Ja, das Steuer ist auf der richtigen Seite :)

Bus den Weg auf der "verkehrten Straßenseite" unbeschadet überstanden :great: ...

Ja, das hat alles prima geklappt. Ich möchte aber nicht der Fahrer von diesen Gerät sein :rolleyes:

Als ich Abends zurückgekommen bin um mich zu verabschieden und dieses Bild vor dem Museum of Liverpool zu machen...

Lennonbus_vorm_Museum.jpg

... gab's aber schon den ersten kleinen Unfall: Der Bus ist losgefahren, während die Treppe zum Anhänger war noch ausgefahren war. Kennt Ihr das Geräusch von Fingernägeln auf einer Schultafel? :ugly:

Grüße, Sven

P.S.: der Bus ist der Hammer.
 
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Ja, das Steuer ist richtig rum. Laut Nummernschild wurde das Fahrzeug übrigens in Karslruhe zugelassen.

lennonbus_19.jpg
 
Es geht natürlich noch weiter :) Hier folgt Teil eins des Reiseberichtes, denn natürlich besteht die Beatles Stadt nicht nur aus einem Bus.

- dramatisches Luftholen -

Jede wichtige Stadt steht für etwas. In England oft für drei K's: Kirche, die anglikanische. King, nicht Elvis, sondern der von England. Und Kapitalismus: Hier wurde er erfunden, prägte von Manchester ausgehend Englands Aufbruch in die Neuzeit, und auch den Niedergang.

Liverpool erzählt eine andere Geschichte als die der drei K’s. Liverpools Aufschwung war bestimmt von zwei S: Seefahrt und Sklavenhandel. Liverpools Niedergang begann in dem Moment, als das Commonwealth seine einstige Bedeutung verlor, England seine Kolonien aufgab. Liverpool wurde krank, weil es als logistisches Herz dieses Weltreichs nicht mehr gebraucht wurde.

Dieses Liverpool, fragt man es, wofür es heute steht, sagt: Fußball und die Beatles.

Ankunft

Hier beginnt diese Geschichte. Wir schauen ins Herz dieser Stadt. Die Beatles? Die Älteren erinnern sich. Ich, Jahrgang 1975, nicht. Ich habe nur davon gehört: Beatlemania, Merseybeat, Cavern-Club, Fab 4.

Es ist schon spät, als ich auf dem John-Lennon-Airport lande, Motto: „above us only sky“. Eine Zeile aus „Imagine“; Lennon nahm das Stück auf, als es schon keine Beatles mehr gab. Dem Schengener Abkommen ist Großbritannien nie beigetreten, was für den Zoll einen kritischen Blick auf meinen Personalausweis und in mein müdes Gesicht bedeutet.

Da es nachts auch in England dunkel ist, schummle ich hier und zeige ein Bild von der Abreise:


Ich bewaffne mich am Geldautomaten mit Landeswährung und besteige eins dieser Taxis, die mindestens so britisch sind wie der Taxifahrer: Ein kompakter Engländer, Typ Wayne Rooney ohne Training.

Im Hotel werfe ich den Rucksack ab, sortiere meine Herrenhandtasche und frage den Nachtportier nach Tipps für einen Spaziergang. Er malt einen Kreis auf den Stadtplan und sagt: „Beatles Stuff is there“.

Das Nachtleben besticht an diesem Mittwochabend durch atemberaubende Stille. Den „Beatles Stuff“ suche ich eine Weile, und finde dann die winzige Mathew Street, links neben der großen Fußgängerzone. Vereinzelte Teenager diskutieren mit stiernackigen Türstehern ihren Alkoholpegel. Ein Flair wie Große Freiheit in Hamburg, mit zwei Bars und zwei oder drei Clubs.
Ich gehe noch zum Pier, und stelle fest, dass hier Ferries den Mersey crossen. Das Lied kriege ich erst mal nicht mehr aus dem Kopf.



Tag 1

Am Morgen erwache ich früh. Durchs verschlossene Fenster dringt jede Menge Lärm. Unter mir wartet der halbe städtische Busfuhrpark auf Grün, um dann mit der Kraft unzähliger großvolumiger Diesel die Warteschleife samt Starbuck’s gegenüber dem Hotel anzusteuern. Immer beliebt: Der Blick aus dem Fenster. Leider etwas verbaut, aber: Albert Docks im Hintergrund.



Das bringt mich auf eine Idee: Kaffee. Ich beobachte gespannt: was macht der Engländer? Er kauft bei Greggs einen Kaffee Togo und undefinierbares Gebäck, und hastet weiter. Ich habe Zeit und setze mich erst mal in die Sonne.



Die Fußgängerzone sieht aus wie jede Fußgängerzone in jeder Stadt in der EU. Die Stadtväter setzen auf Tourismus, deshalb ist Liverpool vorbildlich beschildert. Keine Chance, sich zu verlaufen: Bergab geht es immer zurück zum Pier und damit zum Hotel. Ich gehe zurück zum Cavern Viertel, und sehe jetzt: Im Meer riesiger Einkaufszentren und Bürogebäude bilden die drei Gassen eine Art winziges Freiluftmuseum. Mit Absperrungen gegen Durchgangsverkehr gesichert, rücken die Häuser auf wenige Meter zusammen. Hier ist wirklich alles Beatles. Souvenierläden mit großen Beatles-Portraits an der Fassade verkaufen alles von „gerade noch erträglich“ bis unsagbar kitschig“.



Gegenüber dem 1984 wiedereröffneten Cavern Club befindet sich der Cavern Pub, und schreibt, was der Kellner nicht 1.000-mal am Tag sagen will, über die Tür. Daneben gibt es die „Fab Four Pizza“, und daneben Lennon’s Bar. Ich finde das etwas viel und verzichte auf die Beatles-Pizza.

 
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WIr wollen noch mehr BIlder und GEschichten !!!!!

Oder muss ich erst nach Berlin kommen auf Kaffee und Kuchen und Omas Telegebäckständer :D
 
Ich dachte schon, es fragt nie einer :D Nee ernsthaft, ich war seit Donnerstag auf Dienstreise und hatte keine ruhige Minute.

Hier gehts jetzt weiter:

Etwas weiter die Church Street hoch und irgendwann rechts liegt Chinatown. Ich erwarte ein Fest in rot und gold, aber gefeiert wird hier nur noch selten. Der Verfall hat der größten chinesischen Community außerhalb Chinas zugesetzt, zumindest was den Bauzustand angeht. Aber das Tor? Fett.



Unterhalb Chinatown das Studentenviertel. Die Kaffeehäuser bieten "Soulfood" und "ethischen Kaffee". Künstler haben die Ruinen besprüht. Die Kneipen lassen erahnen, welch raue Jugendkultur hier auf Flatrate säuft. Die Beatles in ihren netten grauen Anzügen kann man sich hier nicht mehr vorstellen, aber ausgerastet wird immer noch.



Das Vergnügungsviertel endet am "Hanover House". Wer es nicht weiß: Das Haus Hannover herrschte in England ab 1714. Nach dem Tod von Königin Victoria kamen die britischen Monarchen aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Im ersten Weltkrieg wurde der Name des Königsgeschlechts in "Windsor" geändert - aus irgendeinem Grund war es auf einmal uncool, deutsch zu sein ;)



Langsam ist es Zeit, Franz Branntwein anzurufen. Er macht gerade eine Bustour durch Liverpool, wir verabreden uns für kurz vor eins am Museum of Liverpool. Dort soll der Lennon-Bus vorgestellt werden.

Nach der Veranstaltung nutze ich die Gelegenheit, mir das Liverpooler Stadtmuseum anzusehen. Hier dreht sich vieles um die eingangs genannten Themen Seefahrt, Fußball und Beatles. Aber auch die Telecaster von Will Sergeant (Echo and the Bunnymen) kann bewundert werden. Die Beatles-Instrumente sind eher exemplarisch zu verstehen: Ein Rechtshänder-Höfner-Bass mit Pickup parallel zu den Saiten. Ein Drumset ohne Kessel. Hm.



Arrrgh

Beim Termin lerne ich den Bonedo-Autor Oli kennen (sein Beitrag ist ebenfalls mittlerweile online), der neben dem Schreiben als Musical-Bassist in London arbeitet. Gemeinsam probieren wir die feine Variante von Fish&Chips: Tempura-Filet mit Pommes, Erbspüree und zwei Soßen. Sehr lecker. Danach erkunden wir noch etwas das Zentrum von Liverpool. Gemein: Jetzt, wo zwei Mucker Zeit haben, haben die Musikläden schon zu. Oli zeigt mir einen der berühmten "Pawn Shops", die Gitarren verkaufen - wenn auch keine guten. Hat allerdings auch schon zu. Also fotografieren wir stattdessen eine Kirche und das schöne Wetter.



Irgendwann geht es für den Bonedo-Autor zurück nach London, für mich ist es an der Zeit, daheim anzurufen. Aber wo ist mein Handy? Verd … W o i s t … weg. Wohlgemerkt, ein Smartphone, das der Firma gehört mit einem Vertrag der auf die Firma läuft, und mit etlichen wichtigen Firmenpasswörtern im Speicher. Aus dem schönen Tag ist soeben ein Alptraum geworden.

Im Restaurant haben sie nichts gesehen. Ich gehe auf mein Zimmer und ändere per Laptop alle Passwörter. Auf die Lennonbus-Party im Cavern Club habe ich nur noch beschränkte Lust. Aber sich das entgehen lassen? Wo sind wir denn.

Cavern Club

Eine gewundene Treppe führt tief, tiefer, noch tiefer unter das Einkaufszentrum "Cavern Walk". An den schwarzen Wänden hängen Bilder von Helden der jungen Geschichte des Clubs. Junge Geschichte? Ja, denn dieser Club eröffnete 1984, als Teil der Sanierung des Viertels. Er deckt sich nur teilweise mit dem ursprünglichen Cavern, der 1973 geschlossen wurde und dann 10 Jahre lang vergessen und voller Bauschutt unter der Erde lag. Immerhin wurden viele originale Steine wieder verwendet, steht am Eingang.



Der Cavern ist heute eine straff organisierte Attraktion. Eine Tafel erklärt die Türpolitik: Ab 10.00 vormittags ist geöffnet. Bis 20.00 Uhr dürfen Familien mit Kindern hinein, danach gehört der Club den unzähligen Bands, die hier auf zwei Bühnen den ganzen Abend spielen, und ihrem meist zufällig anwesenden Publikum.



An den Wänden verweisen Exponate auf die Geschichte des Clubs, in dem die Beatles 292 Mal auftraten. Die Stones waren da, die Who, Kinks, die Yardbirds natürlich auch. Und Gäste aus Übersee, wie B.B. King, John Lee Hooker oder Chuck Berry. Auch hier ein "Original Beatles Bass": Auf diesem spielte Sir Paul hier Ende der 90er ein Konzert. Das Beatles-Gear daneben ist wohl nicht aus Fab-Four-Besitz (?), aber wirkt zeitgenössisch. Schön gemacht.



Was mir gefällt: Trotz des Brimboriums, und wegen des Namens, finden Musiker hier eine Bühne, auf der sie sich zeigen können. Und weil der Club so berühmt ist, finden sie auch ein wohlwollendes Publikum aus aller Welt vor.

Auch wenn nicht jeden Abend Stars hier spielen: Der Cavern Club ist so gleichzeitig Museum und ein lebendiger Beitrag zu Liverpools Musikszene. Das schmückt eine Stadt, in der die Musik lebt - in der ungefähr 3x so viele Menschen einen Gitarrenkoffer dabeihaben, wie anderswo.

Tag 2

Am nächsten Morgen gehe ich zuerst der letzten Hoffnung nach, mein Diensthandy wiederzubekommen: Das Museum of Liverpool. Und, tatsächlich: Sie haben es! Gebirge stürzen zu Boden, und Sorgen steigen als Schäfchenwolken gen Himmel auf. Puh.

Dafür hatte sich das Wetter heute für "very british" entschieden. Was macht man da: Erstmal in einen großen Gitarrenladen. Voila: Dawsons. Orange-Türme und Vox-Regale vor einer ganzen Wand voll geilem Fender-Shit. Die Johnny Marr Signature Jaguar mit leichtem Lackschaden für 1,3 Kilopfund, an die habe ich heute noch 1-2 Mal gedacht …



Danach schlendere ich zu den Albert-Docks. Dort befindet sich das Beatles-Museum "Beatles-Story". Dröhnendes Op-la-di-pla-da und ein offensiver Türsteher in grün grellendem Sgt. -Pepper-Outfit zwingen mich aber zum Umkehren: Angst. Vor einer Oktoberfest-Kostümhölle.

Ich entscheide mich stattdessen für das Liverpool Maritime Museum am anderen Ende der Docks. Der Eintritt ist übrigens frei in allen städtischen Museen in Liverpool. Die Wände wie rostige Schiffsrümpfe vernietet. Riesige Modelle von Schiffen, am bekanntesten die "Titanic", die hier ihre Heimat hatten. Dazwischen wuseln Kinder herum und lösen Schnitzeljagd-Rätsel.

Eigene Ausstellungen widmen sich jeweils dem zweiten Weltkrieg ("The German Threat - Die deutsche Bedrohung") und der Geschichte des Sklavenhandels. Ja, auch Liverpool hat seine dunkle Geschichte. Noch heute unterhält England Kolonien, u. a. in der Karibik, wo viele Nachfahren von Sklaven leben. Gut, dass diese Geschichte hier erzählt wird.



You'll never walk alone

Meine letzte Station, habe ich beschlossen, soll nach einem leckeren Mittagessen (typisch britisch: Pizza) der FC-Liverpool-Fanshop sein. Dort verprasse ich meine vorletzten Pfund für ein "This is Anfield" Outfit, die letzten investiere ich im Anschluss in ein Taxi zum Flughafen und in eine Rod-Stewart-Autobiografie.

Der Taxifahrer heißt übrigens Hani und stammt aus Algerien. Wir fachsimpeln über Autos und Reisen. Er mag den Fiat-Motor in den englischen Taxis, würde aber lieber Benz fahren:"You really have Mercedes Cabs in Germany? Wow". Er scheucht ein paar Fußgänger von der Straße. Hier bleibt keiner bei rot stehen.
 
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