Qualität bei Hohner Marine Band

Jed
Jed
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Hallo,
Jetzt wo ich wieder in der Muha drin bin, dachte ich, ich sollte es mal mit Blues Harp probieren. Also habe ich mir eine Marine Band 24 bei Thomann bestellt. Schnell geliefert, schnell ausgepackt, kurz bewundert und gleich ausprobiert!
Dann gleich die Enttäuschung - die Ziehtöne der Kanzellen 2 und 3 kommen nicht klar heraus, sondern klingen "abgewürgt." Beim sanften Ziehen kommt fast gar kein Ton; beim kräftigeren Ziehen kommt der tiefere "bent" Ton, der bei nachlassendem Zug kurz in den richtigen, aber schwachen Ziehton übergeht.
Alle anderen Töne (auch die Blastöne der Kanzellen 2 und 3) kommen einwandfrei.

Frage an eure gesammelte Expertise: Handelt es sich hier um eine "Kinderkrankheit", die weggeht, wenn die Harmonika gut eingespielt ist, oder um einen Fertigungsfehler, die Ich bei Thomann reklamieren sollte? Oder kann man mit einer Änderung der Zungeneinstellung (Grad der Öffnung im Ruhezustand) etwas ausrichten? (Das würde ich bei einer Concertina-Zunge machen, die ähnlich würgt.)
Oder mache ich etwas falsch?

Bin gespannt auf eure Antworte - meine Tochter hat mir ein Lehrbuch geschenkt ("The Harp Handbook" von Steve Baker), und ich möchte bald loslegen!

Cheers,
Jed
 
Eigenschaft
 
Hmmmm ....

Ich gehe davon aus, dass Du dieses Instrument meinst


Ich habe vor längerer Zeit die Soloist gekauft

Die war einwandfrei. Und das sollte Deine eigentlich auch sein.
Wenn der Tonraum tief hinunter geht, hat man als Anfänger unter Umständen Probleme bei den Ziehtönen, weil die Spieltechnik nicht stimmt. Das Benden entsteht vermutlich, weil Du beim kräftigen Ansaugen die Stellung von Unterkiefer und Zunge veränderst, um die Sogkraft zu verstärken.

Aufgrund Deiner Beschreibung vermute ich, dass bei diesen Tönen mehr Luft gebraucht wird, als Du mit entspannter Atmung aufbringen kannst.
Wenn das der tatsächlich der Fall ist, hast Du bei jedem Instrument dasselbe Problem. Da nutzt Umtauschen nichts, weil das eine Frage der Spieltechnik ist.

Ruf doch mal bei Thomann an. Die Leute aus der Brass-Abteilung haben mich (ist schon länger her) sehr kompetent beraten, als ich mal mit einer anderen Mundharmonika ein Problem hatte.

Viele Grüße
Lisa
 
Lisa,
danke für deine schnelle Antwort!

Allerdings glaube ich nicht an Kraftmangel - als Sänger habe ich ein kräftiges Atmungssystem, und als Low-Whistle-Spieler auch eine differenzierte Atemtechnik bzgl. Hoch- und Niederdruck. Außerdem würde ich erwarten, dass solche Probleme, die du beschreibst, bei einem gewissen Ton einsetzen und sich bei den tieferen Tönen noch verschärfen würden. Aber die Zieh- und Blastöne kommen beim ersten Loch bei mäßigem Druck einwandfrei - wie die höheren Töne auch.

Trotzdem könnte es ein Problem der Spieltechnik sein. Ich habe noch Schwierigkeit, die Mundöffnung so klein zu machen und so präzise zu positionieren, dass ich wirklich nur eine Kanzelle erwische. Wenn ich durch 2 Löcher die Luft "ansauge", könnte es sein, dass ich die Kontrolle über die fragliche Ziehzunge verliere? Wenn ja, scheint sich diese Ungenauigkeit ibei den oberen Tönen nichts auszumachen - da bekomme ich einfach 2 Töne aus 2 benachbarten Zungen, was oft beabsichtigt ist. Sind die tieferen Zungen vielleicht empfindlicher in dieser Hinsicht?

Cheers,
Jed
 
Sind die tieferen Zungen vielleicht empfindlicher in dieser Hinsicht?

Das von Dir beobachtete Phänomen ist bekannt. Ich würde es nicht als Empfindlichkeit der Zungen sehen.
Es gibt aber verschiedene Abhängigkeiten, die - wie soll ich es ausdrücken - die Ansprache der Stimmzunge beeinflussen und denen man sowohl Atmung als auch Mundstellung (Unterkiefer, Zunge) anpassen muss.

Jede Zunge schwingt durch eine kleine Öffnung hindurch. Je tiefer der Ton, um so länger die Zunge und dementsprechend größer die Öffnung.
Je größer die Öffnung, um so mehr Luft geht hindurch. Für die tiefen Töne benötigt man daher wesentlich mehr Luft, als für die höheren. Das merkt man Ton für Ton. Je länger die Zunge, um so langsamer schwingt sie und um so träger spricht sie an. Damit sie anspricht, braucht es eine bestimmte (ich nenne es mal) Windgeschwindigkeit, die man beim Saugen erzeugt. Je größer nun aber die Öffnung ist, durch die man die Luft ansaugt, um so schwieriger wird es, die notwendige Windgeschwindigkeit zu erzeugen. Wenn man 2 Kanäle gleichzeitig ansaugt, wird es noch schwieriger, weil man dann ja noch mehr "Luftdurchsatz" hat. Um die Ansprache der Zungen zu verbessern, werden bei hochwertigen Instrumenten die Öffnungen, durch die die Zungen schwingen, so genau an die Größe der Zungen angepasst, dass diese so gerade eben noch berührungsfrei durchschwingen können. Außerdem wird durch andere bautechnische Details dafür gesorgt, dass die Mundharmonika so dicht ist, dass die Luft ausschließlich durch die Stimmplattenöffungen strömt. Das erleichtert es, die notwendige Strömungsgeschwindigkeit der Luft zu erreichen, mit der die Stimmzunge anspricht.
Nun hat man in jedem Kanal zwei Zungen. Die Blas- und die Ziehzunge.
Beim Ansaugen der Luft zieht man auch durch die Stimmplatte der Blaszungen Luft. Je tiefer der Ton bzw. größer die Öffnung, um so mehr. Dieser "Luftverlust" erschwert das Anspielen der tiefen Ziehzungen ebenfalls. Diesem Problem begegnet man durch Ventilieren der Zungen. Die kleinen Ventile werden beim Ansaugen der Luft durch den Luftsog auf die Öffnung gedrückt, verschließen diese und sorgen auf diese Weise dafür, dass der Wind ausschließlich an der Ziehzunge vorbei angesaugt wird.
Durch die Ventile erhöht sich der Wartungsaufwand der Instrumente. Deshalb werden einfache Instrumente ohne Ventile angeboten. Auch die sind mit entsprechendem Training spielbar.

Die Mundstellung (Unterkiefer Zunge) und die dadurch beeinflusste Weite des Mundinnenraums hat eine große Bedeutung für die Intonation der Mundharmonikatöne. Das ist vergleichbar mit der Kontrolle der Tonhöhe beim Pfeifen, Maultrommelspiel oder Nasenflötenspiel. Wenn die Weite der Mundhöhle nicht zu den tiefen Ziehtönen passt, die Dir nicht so recht gelingen wollen, dann können die Töne auch nicht gut klingen. Um die richtige Mundstellung zu finden hilft es, die fraglichen Töne zu pfeifen. Am besten saugend!

Viel Erfolg!
Lisa
 
Ich denke, Du hast einfach das Benden 'erfunden'. Kanzelle 2 lässt sich um 3 Halbtöne nach unten biegen, da ist es am Anfang einfach, den Grundton nicht zu treffen. Kanzelle 5 z.B. lässt sich gar nicht benden, also klingt immer gleich der richtige Ton.

Versuche, das Instrument hinten leicht nach oben zu kippen und weit in den Mund hinein zu schieben (die Oberlippe deckt dann die ganze Tiefe des oberen Deckels ab). Die Oberlippe ganz etspannen und die Unterlippe nur ganz leicht spitzen. Diese bildet dann eine Rinne, welche es erlaubt, Einzeltöne relativ leicht zu treffen.
Und nun das Wichtigste: Nicht so sehr auf die Luftmenge konzentrieren, sondern auf Zunge, Mundhöle und Rachen. Der Klang der Mundharmonika wird (ähnlich wie beim Singen) primär mit dem Resonanzraum des Mundes moduliert. Wenn Du den Raum verkleinerst oder vergrösserst, dann ändert sich die Tonhöhe. Gezielt und kontrolliert angewendet ist das Benden, Overblow und Overdraw. Und braucht sehr viel Übung. Aber auch den Grundton zu treffen, benötigt Routine, die sich erst mit der Zeit einstellt. Bei tiefen Tönen öffnest Du den Rachen weit, bei hohen verkleinerst Du den Raum (eben: wie beim Singen).

Vielleicht hilft es Dir auch, wenn Du den Ton abwechslungsweise singst und spielst, weil dann der Resonanzraum bereits stimmt. Ich denke, Du hast als Sänger und Low-Whistle-Spieler gute Vorausstzungen, um gut Mundharmonika zu spielen, Du must einfach Deine Fähigkeiten (Modulation, Resonanz und differenzierte Atmung) richtig kombinieren. Und am Ziehen arbeiten, das ist neu für Dich, Singen und Flöten geht immer mit Blasen - beim Ziehen vergössert sich typischerweise der Mund-Rachenraum unwillkürlich gegenüber dem Blasen, das musst Du unter Kontrolle bringen.
 
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Hallo Jed!

Das Problem mit den tieferen Kanzellen der Bluesharp ist altbekannt und wurde auch in diesem Forum bereits mehrfach angeschnitten und aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Sieh z. B. hier:
https://www.musiker-board.de/threads/töne-1-und-2-unsauber.539707/
https://www.musiker-board.de/threads/töne-1-und-2-unsauber.539707/
https://www.musiker-board.de/threads/wie-man-einen-guten-ziehton-auf-kanzelle-2-intoniert.488812/

An und für sich ist aber auch weiter oben in diesem Thread bereits alles Wichtige dazu gesagt: "Locker bleiben" heißt das Zauberwort! Spiel deine Harp nicht mit Kraft, sondern atme die Töne, anstatt sie zu ziehen oder zu blasen. Erstes führt die zu einem entspannten, sauberen und runden Spiele, während Zweites nicht nur aufs Material und die Atmung geht, sondern auch noch zu Problemen wie dem von dir beschriebenen führt.

Viel Spaß und Erfolg
Matz
 
Vielen Dank euch beiden für die guten Tipps! So eine kleine Blues Harp hat einige Tücken, die ich von der großen Tremolo-Muha nicht kenne.
Übrigens, nach einigem Rumprobieren beschränkt sich mein beschriebenes Problem mittlerweile auf eine Kanzelle. Mit eurem guten Rat probiere ich es weiter. Ich glaube, es liegt hauptsächlich am Lippenansatz.

Wirft die Frage auf: Was heißt eigentlich "ein Instrument einspielen?" Verbessert sich dabei das Instrument, oder vielmehr der Spieler?

Cheers,
Jed
 
Wirft die Frage auf: Was heißt eigentlich "ein Instrument einspielen?" Verbessert sich dabei das Instrument, oder vielmehr der Spieler?
Wer hast Du denn diesen alten Hut aufgegabelt? Ich weiss, dass sowas früher bei den Hohner Modellen im Beipackzettel stand, aber heute ...

Also, in grauer Vorzeit waren die Kanzellenkörper aus rohem Holz und die Stimmplatten mehr oder weniger dicht draufgenagelt. Die Stimmzungen waren damals auch von Hand zugefeilt und hatten deshalb Kratzer. Damit die Stimmzungen nicht gleich brachen, sollte man am Anfang nur behutsam spielen. Weshalb dann später eine Zunge mit Kerben beim lauten Spiel nicht brechen sollte, ist mir allerdings schleierhaft ...

Das Holz sollte auch nicht zu stark quellen, damit das Instrument dicht blieb. Deshalb auch die Empfehlung, es vor dem Spielen nicht ins Wasser zu tauchen. Was dann viele Spieler prompt machten, weil sie dachten, dass das aufgequollene Instrument so dichter und damit lauter sei. Allerdings: Wenn man am Anfang täglich nur 10 Minuten spielt, dann wird tatsächlich dier Kanzellenkörper wohl weniger quellen, weil weniger feuchte Atemluft dazu kommt, und der Schmodder wird mit der Zeit das Holz so etwas wie versiegeln.

Das ist aber heute alles nicht mehr relevant. Wenn überhaupt Holz (OK, Dein Modell ist Holz), dann vom Werk imprägniert. Und die Stimmzungen brauchen nun wirklich nicht eingeturnt zu werden. Also: vergiss es und spiel einfach drauflos!
 
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Wer hast Du denn diesen alten Hut aufgegabelt? Ich weiss, dass sowas früher bei den Hohner Modellen im Beipackzettel stand, aber heute ...

Das ist aber heute alles nicht mehr relevant. ...

Und die Stimmzungen brauchen nun wirklich nicht eingeturnt zu werden. Also: vergiss es und spiel einfach drauflos!


Alte Hüte sind manchmal nicht die schlechtesten...
Unabhängig von Fertigungstoleranzen und -güte spricht auch heute noch nichts dagegen, eine Instrument erst "kennenzulernen" und "einzuschwingen", bevor man es voll belastet. Unter anderem besteht es ja, aus verschiedenen Materialien, die z. B. unterschiedliche Temperatur- und Feuchtigkeitsverhalten aufweisen und nach der ersten Montage in (wenn auch geringer) Spannung zueinander stehen. Da empfiehlt es sich durchaus nicht gleich unter Volllast loszulegen...

So eine Stimmzunge ist technisch betrachtet nichts anderes als eine Feder, die im Luftstrom schwingt. Nun würde bei mechanisch belasteten Federn auch niemand auf die Idee kommen, die nach Einbau sofort auf die volle Länge zu belasten, sondern vielmehr nach und nach vorlängen, um das Metall im Ganzen "aufzuweichen" und damit einen frühen Bruch zu verhindern. Nichts anderes gilt auch für die Stimmzungen.

Gruß
Matz
 
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Weshalb dann später eine Zunge mit Kerben beim lauten Spiel nicht brechen sollte, ist mir allerdings schleierhaft ...

Die Sollbruchstelle einer Stimmzunge befindet sich am Zungengrund/-fuß. Der Übergang also von Pct.fixum zum Pct.mobile; und dort werden für die Feinstimmung auch keine "Kratzer" gemacht sondern -wenn nötig- immer dahinter vom Fuß aus gesehen, wenn überhaupt. Beim tiefer Stimmen gibt man nämlich lieber an der Zungenspitze etwas Lötzinn auf, als am Z-Fuß Material abzufeilen. Aber die "Kratzer" haben schon einen Sinn.

Gruß Handi
 
Die Sollbruchstelle einer Stimmzunge befindet sich am Zungengrund/-fuß. Der Übergang also von Pct.fixum zum Pct.mobile; und dort werden für die Feinstimmung auch keine "Kratzer" gemacht sondern -wenn nötig- immer dahinter vom Fuß aus gesehen, wenn überhaupt. Beim tiefer Stimmen gibt man nämlich lieber an der Zungenspitze etwas Lötzinn auf, als am Z-Fuß Material abzufeilen. Aber die "Kratzer" haben schon einen Sinn.i
OK, alles klar soweit. Ich habe auch schon einzelne Zungen höher oder tiefer gestimmt. Tiefer stimmen macht man aus den von Dir erwähnten Gründen nicht mit einer Feile (senkrecht zur Zunge Material abtragen), sondern mit einem Kratzer (längs schaben).

Aber kommen wir zu der Eingangsfrage nach dem 'Einspielen' zurück. Ich gehe davon aus, dass heutzutage die Stimmzungen mit einer CNC Maschine mittels Fräser aus dem Material herausgearbeitet werden. Das erzeugt keine Kratzer, die wegen ihrer Kerbwirkung den Bruch der Zunge begünstigen. Vor 120 Jahren, als die ersten Mundharmonikas in Serie hergestellt wurden, war wohl noch viel mehr Handarbeit dabei. Auch das Material war noch nicht so hochwertig und sauber, so dass ein Bruch der Stimmzungen häufiger war als bei modernen Instrumenten (mal gleiche Speilweise vorausgesetzt).

Nun aber egal, ob früher oder heute: Wenn ich zuerst nur leise und sanft spiele, dann bricht mir die Stimmunge sicher nicht, sogar falls sie geschwächt sein sollte. Wenn ich nun laut spiele, wird sie allenfalls brechen. Sie wird aber auch brechen, wenn ich von Anfang an laut spiele. Und ich behaupte jetzt mal, dass sie nach genau gleich vielen Minuten oder Stunden laut spielen bricht, egal ob ich sie vorher 'eingespielt' habe oder gleich losgelegt habe. Was sich ändert ist einzig die Zeit seit dem Kauf; wenn ich zuerst drei Monate lang 'eingespielt' habe, bevor mir eine Zunge beim Forcieren bricht, dann werde ich wohl keine Garantieleistungen mehr beanspruchen können.

Bleibt noch der Spieler, der beim 'einspielen' das Instrument kennenlernt und dabei vielleicht merkt, dass Benden auch ganz sanft geht. Er wird dann in Zukunft vielleicht nicht mehr 'würgen', was der Langlebigkeit der Zungen ganz sicher zugutekommt.

Ich bleibe vorläufig bei meinem Fazit: 'einspielen' ist - zumindest für erfahrene Spieler - bei heutigen Harps nicht nötig.
 
Interessant, die Ansichten über "Einspielen!"

Eigentlich kenne ich den Begriff von den Gitarristen, die ich kenne bzw. im Internet begegne. Bei der Gitarre spielt das Holz der Decke eine wesentliche Rolle beim guten Ton. Das Holz muss gut abgelagert sein. Und manche Gitarristen behaupten, dass die letzte Reifung des Holzes eben durch das Bespielen passiert - da würde die letzte Feuchtigkeit aus dem Holz "herausvibriert". Manche stellen sogar ein neues Instrument vor einem großen Lautsprecher und beschallen es mit bestimmten Frequenzen, um es "nachzureifen". Andere behaupten, das sei Unfug - wenn eine Gitarre nach mehreren Monaten intensiven Spielens objektiv besser klingt, dann liege es daran, dass sich der Spieler an die Eigenarten des individuellen Instruments gewöhnt hat und dessen Stärken hervorheben und dessen Schwächen, vieleicht unbewusst, ausgleichen gelernt hat.

Bei uns Banjospielern herrscht eine ganz andere Glaubensrichtung: das "Setup" muss getunt werden. Spannung des Felles, Winkel des Halses, Höhe und Beschaffenheit des Steges, Spanning des Saitenhalters - diese Parameter (und einige mehr) sind allesamt vom Benutzer beeinflussbar, also ist der Banjoist selbst, was den Ton angeht, seines Glückes Schmied. Kein Hokuspokus, sondern solides Handwerk.

Nun bin ich in eine andere Sippe mit einer anderen Glaubensrichtung hineingetapst! Sehe ich das richtig: "Eine Muha ist, wie sie ist, und wird immer so bleiben; jedenfalls kann man daran nichts ändern, braucht man normalerweise auch nicht."

Wenn dem so ist, muss ich meine Marine Band reklamieren, denn ein so unterschiedliches Ansprechverhalten benachbarter Zungen bei gleicher Spieltechnik (die bei mir mittlerweile immer besser wird) kann einfach nicht sein!

Danke für eure Hilfe,
Cheers,
Jed
 
Sehe ich das richtig: "Eine Muha ist, wie sie ist, und wird immer so bleiben; jedenfalls kann man daran nichts ändern, braucht man normalerweise auch nicht."

Wenn dem so ist, muss ich meine Marine Band reklamieren, denn ein so unterschiedliches Ansprechverhalten benachbarter Zungen bei gleicher Spieltechnik (die bei mir mittlerweile immer besser wird) kann einfach nicht sein!
Nein, das sehe ich anders. Sagen wir es mal so: Eine gute (sprich: nicht billige) Harp ist 'out of the box' in der Regel gut spielbar für Standardspiel: Einzeltonspiel, Chords, Bending. Dies betrifft Stimmung, Lösung und Zentrierung der Zungen, Luftdichtigkeit. Für speziellere Anforderungen, besonders wenn auch Overblows und vor allem Overdraws gespielt werden sollen, muss das Instrument noch getunt werden. Die meisten professionellen und viele Hobby-Spieler machen das selber, für die restlichen bieten Customizer im Internet ihre Dienste an, in Europa z.B. Ben Bouman, Antony Dannecker, Henry Slim, ... (Google: "Custom Harmonicas"), der weltweit bekannteste ist Joe Filisko. Im deutschen Sprachraum hat Tony Ramos einen guten Ruf. Du kannst Dir also selber ausrechnen: Wenn doch weltweit einige dutzend Personen davon leben können, besteht eine gewisse Nachfrage!

Was eigentlich jeder Spieler selber können sollte ist die Lösung der Zungen (Reed Gapping, Reed Gaping oder Reed Offsetting). Diese müssen ja ein einem leichten Bogen über der Platte stehen. Ist der Abstand an der Spitze zu klein, dann spricht die Zunge nicht mehr an, ist er zu gross, dann braucht es zuviel Luft bis es klingt. Faustregel: Dicke der Zunge an der Spitze = Löseabstand. Bei billigen Instrumenten ist die Lösung kaum je befriedigend, aber auch bei hochwertigeren kann einmal die eine oder andere Zunge schlecht gelöst sein. Die Zungen haben die Tendenz, nach dem Verbiegen wieder in ihre ursprüngliche Form zurückzukehren, deshalb werden sie im Werk etwas stärker verformt, als sie beim Spielen sein sollten. Einzelne Zungen können dann beim Kunden einen zu grossen Spalt haben. Customizer machen das Gaping deshalb mehrmals an verschiedenen Tagen und bespielen dazwischen die Zungen oder lassen sie zumindest einige Male mechanisch schwingen (pling!). Es gibt auf Youtube sehr gute Anleitungen dazu,meistens allerdings in englischer Sprache.

Zu Dir und Deinem Instrument zurück: Ja, möglicherweise ist die Lösung einier Stimmzungen mangelhaft. Und nein, es lohnt sich nicht, dafür einen Customizer zu zahlen, mach das selber! Vergleiche den Löseabstand der Zungen mit einem anderen Instument (gleiche Tonhöhe). Kontrolliere auch, ob die Zungen sauber zentriert sind (Luftspalt rechts und links gleich, das siehst Du, wenn du die Platte gegen das Licht hältst). Ist das alles OK, dann liegt es vielleicht trotzdem an Dir. Jedes Modell und vor allem jede Tonart spielt sich unterschiedlich, meistens stimmt der Resonanzraum von Mund/Rachen nicht (meistens zu klein!).
 
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In der Tat gibt es bei neuen Harps - vom gleichem Hersteller (Hohner!) - nicht selten Qualitätsschwankungen. Faustregel für Bluesharps: der Abstand von Zunge zur Platte sollte Zungenstärke haben.

Gruß Handi
 
Ein herzliches Dankeschön an daenou und Handimen!

Ermuntert durch euch habe ich meine Marine Band aufgeschraubt, um die Löseabstände zu kontrollieren. Dabei habe ich mit der Fingernagel die Zungen leicht gezupft. Die meisten machten "Boinnnng!" - nur die problematische 3. Ziehzunge machte "Tschock!" Nach mehrmaligem zupfen machte sie dann auch "Boinnnng!" Also schraubte ich alles wieder zusammen - und jetzt kriege ich alle Töne sauber hin!

Also ist die MuHa eher mit dem Banjo als mit der Gitarre zu vergleichen!:D (Kein Hokuspokus, nur solides Handwerk ...)

Cheers,
Jed
 
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