Querflöte sauber aufnehmen

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Hallo,
ich wollte mal eine Thread anstoßen zum o.g. Thema. Ich finde es sehr schwierig, die Querflöte klanglich ansprechend in die DAW zu bekommen bzw. abzumischen.

Ich möchte das nicht auf Materialfragen reduzieren, sondern Fragen erörtern wie:
Wo ist das Mikrofon positioniert? Nah an der Flöte? Bewusst irgendwo im Raum platziert? Und wie sieht das Mixing & Masterung aus (Compressor und EQ-Einsatz? Wie viel Hall?
Ich finde beides schwierig. Micro irgendwo im Raum ergibt im Ergebnis einen eher flaches, je nach Raumakustik (Hall) verwaschenen Klangbild. Nicht Fisch nicht Fleisch. Vorteil: Die Atmer werden leider.
Je näher ich das Mikro prositioniere, umso mehr spielt die Flöte ihre Charakteristik aus. Jedoch reagiert die Aufnahme im Pegel empfindlichst auf die erschiedenen Lautstärken und Artikulationen. Das geht auch schnell in die Hose. Und die Atmenwegsgeräusche sind imens.
Ein weiterer Punkt ist die Frage, wie ihr den Sound in der DAW weiterverarbeitet. Ich habe versucht mit einem EQ die unteren Frequenzen anzuheben, um insgesamt ein wärmeres Klangbild zu bekommen, die Kiekser oben dämpfe ich. Das ist an sich ok. Der Grad der Klangverfärbung über den EQ wirkt sich jedoch negativ auf die Natürlichkeit des Instrumentenklangs aus. Natürlich ist nicht schön, und schön klingt wenig natürlich.

Ein User hier (James Blond) hat m.E.n. das Klangbild auf ein sehr hohes Niveau bekommen. Die Aufnahmen in seiner Soundcloud sind von bemerkenswerter Qualität.
Ich weiß dass er auch seine liebe Not hat, und sich an der Diskussion beteiligen wird.

Dann noch das Thema klangliches Umfeld:
Mir ist bewusst, dass das Gesamtklangbild ein anderes ist, wenn ich die Qurflöte zu einem orchestralen play along aufnehme oder nur zu einem Piano.
Die anderen Instrumente können die fehlende Klangfülle liefern. Ist das schon des Pudels Kern?

Mal paar Klangbeispiele:

1. Querflötensolos zu einem Dire straits-Cover ("Why worry") :
Klangfarbe völlig i.O, die anderen Instrumente liefern klangliche Volumen (übrigens mit dem internen Mikro eines Macbooks aufgeommen ;-) )

2. Querflöte zu einem qualitativ schlechten Piano - play along (Pergolesi Flötenkonzert G-Dur, Adagio).
(Grenzwertig) Hier hatte ich meine arge Not (Aufnahme (ja und auch Intonation ;-) )
Die Flöte war ca. 15cm vom Blasloch entfernt. Zu laut, zu leise, ich habe mit dem Sch*** einen ganzen Nachmittag verbracht.

vielleicht noch ein letztes...
3. Querflötensolos in einem Deep Purple Cover (Soldier of fortune)
Hier liegt ein volles Klangbild vor, jedoch kommt die Flöte im Hauptsolo klanglich trotz halbwegs gutem T.Bone Micro nicht so klar herüber wie bei why worry (billige Macbook-Aufnahme) :-D

Sicherlich ist die auch etwas anders abgemischt.

Ich bin gespannt, ob wir über das Zusammentragen unseres Wissens uns unserer Erfahrungen alle ein Stück weiter kommen.

Viele Grüße
Micha
 
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Mmmh. Und in welchem Abstand?
 
Mmmh. Und in welchem Abstand?
Kann ich leider nicht sagen. Die aktuellen Umstände hindern mich am Flöten :cry:, weil immer jemand im Haus ist, so dass ich diesen Tipp nicht mehr ausführlich ausloten konnte. Ich glaube, ich habe zuletzt im Sitzen spielend aufgenommen und das Mikrofon am Ausleger des Mikrofonständers über mir gehabt. Wie groß war der Abstand? 30 bis 50 cm? Ich musste dabei jedenfalls aufpassen, dass mir das Mikro nicht nach unten aus der Halterung rutschte.
 
Hallo Micha,
ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du dieses Thema ansprichst und hoffe, dass hier einige Antworten zusammenkommen, von denen wir alle für die Aufnahmen von Flöten profitieren können. Das ganze ist allerdings ein recht komplexes Thema, das über die Wahl eines geeigneten Mikrofons hinausgeht, denn es wirken verschiedene Einflüsse in der Aufnahme zusammen.

Zum einen ist da der Aufnahmeraum, der für die Klangentfaltung eine wesentliche Rolle spielt. Die Flöte strahlt ihre Töne in die unterschiedlichsten Richtungen ab, die sich je nach Tonlage erheblich ändern können. Auch ist kein fester Ort als Ausgangspunkt der Tonerzeugung auszumachen, der Ton strahlt nicht nur aus dem Mundloch, sondern kommt, mal mehr, mal weniger, aus allen geöffneten Tonlöchern, was für ein sehr abwechslungsreiches, reizvolles Klangspektrum sorgt. Nicht von ungefähr ist man im Flötenbau dazu übergegangen, diesen Effekt mit offenen Ringklappen noch zu unterstützen. Je weiter man sich mit einem Mikrofon der Quelle der Schallerzeugung, dem Mundloch, nähert, umso mehr raubt man dem Flötenton seine charakteristischen Qualitäten. Das mag je nach Stilrichtung unterschiedlich gewertet werden. In zeitgenössischer Musik kann ein sehr direkter, härterer, höhenangereicherter oder perkussiver Flötensound erwünscht sein, in der Klassik ist es ein No-Go.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Flöte von Natur aus eine hohe Dynamik mitbringt, die an die Tonhöhe gebunden ist. In den tiefen Lagen kaum durchsetzungsfähig, ist sie im hohen Register nicht mehr zu überhören und damit häufig zu schrill und zu laut.

Wer also dem klassischen Flötenklang auf der Spur ist, sollte die Flöte aus größerem Abstand am besten in einem Konzertsaal aufnehmen, wo sich der Klang aus zahllosen Reflexionen aus verschiedenen Richtungen mischt und aufbaut. :) Wer aber ins Badezimmer geht, um diesen Effekt zu erzielen, wird schnell feststellen, dass ihm der auffällige Eigenklang des Raumes einen Strich durch die Rechnung macht. Und das gilt nahezu für alle häuslichen Räume: Sie sind zu klein, um eine schöne Klangentwicklung durch ihre Akustik zu unterstützen.
Dann bleibt nur der Schritt ins andere Extrem, in die ziemlich schalltoten Räume eines Studios, wo zu der Aufnahme aus verschiedenen Mikrofonpositionen anschließend noch ein künstlicher Halleffekt zugemischt wird.

Für die begrenzten Möglichkeiten eines Heimstudios muss ein Kompromiss gesucht werden. Der Raum sollte nach besten Möglichkeiten akustisch gedämpft werden:Teppiche, Möbel, Vorhänge, Kleiderständer etc. Je gründlicher die Dämpfung, desto großzügiger kann der Abstand zum Mikro gewählt werden, ohne dass der eigene Raumklang sich allzu störend bemerkbar macht. Je weiter der Mikrofonabstand gewählt wird, desto weicher, voller und zugleich dynamisch ausgeglichener wird der Ton.

Ich nehme die Querflöte in meinem Wohnzimmer im Sitzen mittels zweier Mikros (ein Großmembran und ein Bändchen im Abstand von 40 cm) ca. 10 cm über Kopfhöhe aus einer Distanz von ca. 80 cm auf. Da sich die Mikros relativ dicht vor einer Zimmerwand befinden, habe ich diese bis zur Decke hin mit alten Sitzpolstern gekachelt, was für zusätzliche Dämpfung sorgt. Alles in allem nur ein Kompromiss, aber es geht.

Meine Fortsetzung zum Thema Flötenaufnahme folgt demnächst. Denn die Mikrofonierung ist nur ein Teil der Geschichte.

Grüße
JB
 
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Ach so, noch ein kleiner Nachtrag zu Raum & Mikrofonierung:

Was für die Stimme gut ist, ist auch zur Flötenaufnahme geeignet, dabei brauchen es auch nicht die teuersten High-End-Mikros zu sein. Ich verwende als Großmembraner das Rode NT1-A und als Bändchenmikro ein Superlux R103, beides recht preisgünstige Modelle ihrer Bauart. Die Aufnahme findet im Wohnzimmer mit ca. 35 qm statt. Zur Abhöre während der Aufnahme reichen mir die recht einfachen, halboffenen(!) Kopfhörer Sennheiser HD 558. Obwohl ich sie für die Wiedergabe recht laut stelle, habe ich damit noch nie ein Übersprechen oder Feedback erlebt. Gleichzeitig empfinde ich die halboffene Bauweise bei längeren Sitzungen recht angenehm und ich kann auch noch hören, wenn es an der Haustür klingelt. :)

Und was das Abstrahlverhalten der Querflöte anbelangt, so wurde in einem parallelen Thread bereits auf entsprechende Untersuchungen hingewiesen:
Auf dieser Seite finden sich ausgezeichnete Informationen zum Abstrahlverhalten der Querflöten:
https://homepage.univie.ac.at/chris...uter_Delisle_Czedik_Siddiq_Eder_Muehlhans.pdf
Besonders interessant sind die Details, die unter diesem im Text erwähnten weiterführenden Link zu finden sind:
https://www.univie.ac.at/muwidb/flutes/
Hier finden sich die Abstrahl-"Hot-Spots" nach Frequenzen geordnet und (sehr faszinierend!) visualisiert.

Wie auch bei einer Gesangsstimme ist es unerlässlich, dass sich der Flötist während (und trotz) des laufenden Playbacks gut hört, denn er versucht ständig, seinen Ansatz über die entsprechende Hörinformation einzustellen. Die über die Kopfhörer vermittelte Mischung aus Playback und aktuellem Flötenspiel sollte ihm schon einen möglichst angenehmen, authentischen Eindruck der späteren Gesamtaufnahme vermitteln. Klingt hier die Flöte schon nicht gut, dann wird sie auch schlecht spielen. Zum Wohlgefühl während des Spielens ist ein schöner Hall unbedingt erforderlich. Die im Monitor zugemischten Effekte sollten jedoch nicht der Aufnahme zugeführt werden.

Neben der nur schwer zu kontrollierenden Lautstärke im oberen Register ist es eine weitere dumme Eigenart der Querflöte, dass sie, sofern in der mittleren Lage gut gestimmt, in der oberen Lage zu hoch und in der unteren Lage zu tief klingt. Zusätzlich erschweren noch Ausreißertöne in jeder Lage die Intonation und auch der geübte Spieler tut gut daran, während seines Spiels ein Stimmgerät oder einen virtuellen Tuner auf dem Bildschirm im Auge zu behalten.

Was sich noch schwerer kontrollieren lässt, aber im Vergleich zu anderen Instrumenten einen sehr unmittelbaren Einfluss auf Klang und Spiel hat, ist die psychische Verfassung des Spielers. Nicht einmal die Profis können hier gut lügen. Frust und Stress wirken sich sofort auf den Klang aus und dies ist für die Aufnahmesituation besonders fatal, weil sie oft beides hervorruft. Wer dem entgehen will, sollte eine Aufnahme zum Bestandteil der täglichen Übungen machen, denn durch die Sicherheit täglicher Rituale ensteht die notwendige Gelassenheit. (Das gilt vermutlich für alles) :) Auch gewöhnt man sich so leichter an den Klangunterschied während einer Aufnahme und ihrer späteren Abhöre und richtet sein Spiel allmählich danach aus.

Durch den Einsatz einer DAW ergeben sich zwar viele neue Möglichkeiten im Anschluss an die Aufnahme, leider aber auch gewisse Unsitten: Obwohl es leicht gemacht wird, rate ich davon ab, misslungene Aufnahmen zu pitchen, zu patchen oder zu stückeln. Das geht fast immer zu Lasten des musikalischen Ausdruckes, der dadurch an Unmittelbarkeit, Spontanität und Kraft einbüßt. Dann besser ein paar Fehlerchen akzeptieren - oder alles neu aufnehmen.


Was hier jetzt noch fehlt, wären ein paar Tipps für die Abmischung. Fortsetzung folgt. Stellungnahmen sind erwünscht. :)

Grüße
JB
 
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Moin Jörn,
danke für die wissenschaftliche Abhandlung ⚜️
Interessante Links zum Abstrahlverhalten der Flöte. Wenn ich bedenke, dass ich manchal pro Sek. mehrere Töne spiele, stelle ich fest, dass ich unmöglich in der Lage bin, dabei noch auf Aufnahmeergebisse einzelnener Töne zu achten oder auf das Stimmgerät (das ich sehr nützlich finde). Ich muss meine Aufmerksamkeit im Wesentlichen dem musikalischen Vortrag widmen, die Aufnahmebedingungen und -technik im Rahmen meiner Möglichkeiten optimieren und ansonsten das Beste draus machen. Auf Intonation und Ansatz achte ich eigentlich immer, wenn ich nicht gerade ums Überleben kämpfe beim durchsechzehnteln von längeren Allegro-Passagen. Der Ansatz ist bei mir schon wenigen Sek. verrutscht. Ich muss ständig korrigieren. Eine Dauerbaustelle (und ein anderes Thema).
Die ca. 40cm / 80cm Abstand sind erstmal ein nützlicher Hinweis. Sind die beiden Mikros im Abstand von 40 oder 80cm oder beides) positioniert?
Ich sehe alle Hinweise nicht als obligat. Muss halt schauen, wie ich in MEINEN heimischen Bedingngen das beste Ergebnis erziele, der von Dir angesprocene Kompromiss. Mein Aufnahmeraum ca. 20m² ist eher unangenehm hallig, und ein gemeinsames Wohnzimmer. Ich kann hier unmöglich anfangen die Wände mit alten Polstern zu versehen oder den Inhal unserer Kleiderschränke auszubreiten ;-)
Das Schlafzimmer hingegen ist völlig trocken, aber ohne Aufnahmemöglichkeit.

Zu den Mikrofonen. Welchem der beiden Mikrofone würdest Du die warme Klangcharakteristik in Deinen Aufnahmen eher zuschreiben? Ich könnte mir nur eines von beiden leisten. Und die Frage nach der Fülle des Klangbildes (möglichst warm) halte ich bei der Querflöte für elemenar. Ich habe aktuell das billigste t.bone (t.bone MB85), 40 €. Ich finde für den Preis die Klangqualität schon beeindruckend muss ich sagen. Mir ist aber auch klar, dass es Luft nach oben gibt. Das geht schon damit los, dass ich immernoch keinen Pop-Schutz habe ;-)
Ich schrieb ja, dass die Flöte bei why worry (im Eingangs-Post verlinktes Video) mit dem Laptop-Micro eines MacBooks aufgenommen wurde.
Möglicherweise denke ich nur, dass die Aufnahme schon super ist, weil ich auch HiFi-Kopfhörer für 200 € habe. Jedenfalls hat mich das Ergebnis angesichts des miesen Inputs überrascht. Ich frage mich, welche der vielen Stellschrauben den stärksten Enfluss auf ein ausgeglichenes Klangergebnis hat. Und ich weiß, dass in der Nachbearbeitung (insb. EQ, aber auch Kompresser und Stereowider) noch sehr viel an Klangmasse herauszuholen ist. Das weiß ich von Gitarren-, und Stimmaufnahmen. In der Querflötenfrage muss ich mich erst an die optimalen Einstellungen herantasten. Ich hätte jednefalls keine Lust mit der perfekten und teuren Hardware das letzte Hundertstel herauszukitzeln, wenn ich mit der Post-Produktion Vorkammastellen beeinflusse. Das hörbare Ergebnis ist ausschlaggebend. So gibt es bspw. einen Vst-Reverb, in dem Du Raumgröße und Reflexionsverhalten (uvm) präzise einstellen / simulieren kannst, und nicht einfach nur Pre-delay, Halldauer und Mix. Ich glaube, es war von Valhalla.

Zur Intonationsfrage noch einen Satz. Mir ist oft vorgeworfen worfen, dass ich zu präzise spiele (Gitarre), das klänge unnatürlich. Stimmt. Ich finde es trotzdem bei Studioaufnahmen gut. Der Vorwurf impliziert andererseits, dass kleine Ungenauigkeiten, vielleicht auch kleine Spiel- und Intonationsfehler eine Aufnahme erst ausmachen kann (der human factor). Das Stimmgerät verwende ich bei Intonationsübungen. Beim Einspielen kann oder könnte ich nicht auch noch darauf achten. Begrenzte Fähigkeiten werden natürlich durch die Aufnahme mitdokumentiert.

Die Sache mit dem halboffenes Kopfhörer finde ich noch spannend.
Ich nehme mit gut abdichtenden Kopfhören auf. Ich kann über das Interface das Mischungsverhältnis von DAW (Play along) und der Flöte (Mikrofon-Input) einstellen.
Natürlich ist das Klangergebnis in meine Ohren ein anderes, wenn die Kopfhörer halb offen sind, andererseits geht es doch um das Klangergebnis, das in der DAW ankommt, nicht das was ich live erlebe.
Das was ankommt, habe ich also in den Kopfhörern, und nur dort. Soweit meine ersten, unsortierten Gedanken.

Viele Grüße :)
Micha
 
Hallo Micha,
ich hoffe, dass du etwas mit meinem Erfahrungsbericht anfangen kannst. Er soll ja nur Tipps geben, wie man in häuslicher Umgebung auch mit bescheidenen Mitteln, z.B. mit gleichem Kopfhörer für Aufnahme und Mix, eine akzeptable Aufnahme zuwege bringen kann.

Dazu sind im ersten Schritt sicher auch keine zwei Mikros notwendig. Ich versuche damit nur etwas mehr Lebendigkeit hineinzubekommen, da der Flötenklang dann je nach Tonlage leicht hin und her wabert, legt man jedes Mikro auf eine Seite. Die Mikros haben dabei einen Abstand von 40 cm zueinander und jeweils 80 cm Abstand zum Spieler, aber das solltest du entsprechend deiner Raumakustik anpassen.

In seiner Charakteristik ist das Bändchen in den Höhen vergleichsweise etwas zurückhaltender. Ich hatte es mir besorgt, um einen stärkeren Vintageklang zu erzielen, aber die Unterschiede sind gar nicht so gravierend und mit dem EQ lässt sich einiges nachregeln. Ich habe auch festgestellt, dass sich ein Mix über Kopfhörer oft besser anhört als über Lautsprecher, es empfiehlt sich also immer auch die Kontrolle über Monitore.

Was die Beeinflussung des Flötenklangs durch Plugins innerhalb der DAW anbelangt, so habe ich wirklich etliches probiert, angefangen bei Reverbs und Delays, Transient Shapers, Kompressoren, dynamischen EQs bis hin zu Octaver, Chorus, Phaser und Flanger, es gibt ja alles zuhauf. Geblieben ist davon nichts, außer einem unauffälligen, aber sauberen Faltungshall und dem einfachen EQ, den Steinberg im Cubase ohnehin anbietet. Alles andere brachte zwar teilweise recht originelle Effekte, ging aber immer auch zu Lasten des natürlichen Klangbildes, das ohnehin schon reichhaltig genug sein kann. Und wo es das nicht ist, helfen diese Mittelchen auch nicht besonders. Aber das ist natürlich auch Geschmacksache.

In der Stereosumme der beiden Spuren verwende ich den EQ mittlerweile möglichst sparsam. Bereits am Mischpult drehe ich die Bässe runter, weil die Flöte sie nicht braucht, Mitten und Höhen habe ich dort etwa zu 45% Prozent geöffnet, Mikros ganz nach links und rechts gepannt. In der DAW wird dann nur noch leicht nachgeregelt, wobei ich den Höhenanteil je nach Stilrichtung etwas variiere (siehe Abbildung).

Und das ist eigentlich schon alles, für den Rest muss dann der Spieler sorgen. :)

Liebe Grüße
JB
 

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Hallo Jörn!
danke für Deinen Beitrag. Ich finde die Aufnhame mit 2 Mikrofonen spannend. Da ich dann demnächst auch ein 2. Mikro besitzen werde, werde ich die auch beide nutzen.
Ich lasse mir gerade von Thomann das nt1-a von rode kommen, sowie ein "Halb-Groß"-Membrame. Thomann hatte mir explizit vom Bändchen aber auch vm nt1-a abgeraten, weil ich keine ausreichend trockende Akustik habe und die beiden Mikrofone viel zu sensitiv arbeiten. Das empfohlene Mikrofon für meinen etwas halligen Raum war Lewitt LCT 240 Pro Ich werde dies und das NT1-A testen. Ich habe noch ein reines Gesangsmikrofon für die Bühne, mit einer ganz eigenem Charkteristik (Superniere + sehr basslastig im Nahbereich). Damit kann man super diese feinen Oberfrequenzen (Charakteristik der Flöte / "Zisseleien") über den Nahbereich einfangen, und das neue wird dann 40-80cm im Raum stehen. Durch die parallele Aufnahme kann man dann perfekt Chakterisitik und Gesamtklang abmischen. Das Frequenzband werde ich wie Du über den boardeigenen EQ feinjustieren. Je nach Dynamikumfang der Musik vllt. noch dezenter Compressor / Limiter-Einsatz, das soll es dann aber auch gewesen sein. Achso, der Hall ist ganz entscheidend. Da wird dann wohl der besondere Valhalla-Reverb (VST-Plugin) zum Einsatz kommen und auf die jeweiligen Stücke in Bezug auf Raumgröße, Position, Echo und Stärke zugeschnitten werden. Und für einen möglichen frequenzabhängigen Stereoeffekt gibt es ganz gute Stereo-Wider als VST-Plugin. Die funktionieren am besten am Stereo-Out, ersten Tests nach zu urteilen.

Ich hatte gestern auch mal ein paar Test-Aufnahmen gemacht und bin bzgl des EQ zu einem sehr ähnlichen Ergebnis gekommen. Auch in Bezug aufd en Abstand. 30-40cm waren bei dem billigen Bühnen-Mikrofon optimal.

LG
MIcha
 
Hallo Micha,

schön, dass es bei dir voran geht. Lass mal etwas von dir hören, wenn du das bestellte Equipment im Einsatz hast.

Ein Tipp noch zu Nahaufnahmen mit der Flöte: Man erzielt ganz gute Ergebnisse mit den sog. Lavalier-Mikros, das sind die Minis, die häufig am Revers hängen oder auch für Headsets Verwendung finden. Damit ist man dann weitgehend von der Raumakustik abgekoppelt. Hier kam auch kürzlich eine Anfrage dazu. Das brauchen nicht die teuersten zu sein. Ich habe solche Dinger oft auf der Bühne benutzt, konnte vor Jahren ein (relativ teures) Sennheiser MKE-40 gebraucht erstehen und habe mir dafür eine Schwanenhalsaufhängung an meine Kopfhörer gebastelt. Das funktioniert ganz gut, man kommt damit beliebig nahe von oben an das Mundloch heran, ohne dabei in den Luftstrom zu geraten. Auch die Klappengeräusche werden kaum übertragen, nur das Luftholen kommt gut mit drauf. Bei nächster Gelegenheit liefere ich noch eine Testaufnahme.

Zum späteren Abmischen zusammen mit anderen Instrumenten und Gesang möchte ich dir noch einen letzten Tipp geben: Für den Gesamteindruck einer Bühne ist förderlich, das Panorama der Spuren weiter aufzufächern und allen Spuren die gleiche Halleinstellung zukommen zu lassen, wenn auch nicht unbedingt in der gleichen Dosierung. Das klappt ganz gut, wenn du z.B. für dein Valhalla im Cubase eine Fx-Effektspur anlegst und diese dann mehr oder weniger den einzelnen Audiospuren zumischt.

Ich wünsche dir viel Spaß & Erfolg bei deinen zukünftigen Aufnahmen und freue mich, wenn du demnächst was von dir hören lässt. :)

Viele Grüße
JB
 
Hi Jörn!
guter Hinweis mit dem Lavalier-Mikro. Ich habe tatsächlich noch ein 10€-Teil hier herumliegen. Die Qualität ist natürlich zweifelhaft. Ich vermeide das letzte Promille an Klangverbesserung, wenn es in keinem gesunden Verhältnis zum Aufwand (MK-40) steht. Ich werde mir auch niemals besonders gute Monitorboxen kaufen, weil ich vielleicht erst dann unzufrieden werde. ;-)
Danke! Der Tipp mit der unisonen Hallumgebung über einen gesonderten FX-Kanal kannte ich ausnahmesweise schon (von "DJ Ziegenbart") ;-) Er ist elementar.
"DJ Ziegenart" ist Musikproduzent und gibt sein breites und tiefes Wissen gerne über sehr gute Tutorials weiter (Paul Marx Media, Youtube).
Er nervt auch nicht, ist ein angenehmer und "echter" Typ, hat nur eine in Teilen seltsame Aussprache. Jaaaa, der Bart.... gut, man kann ein Handtuch drüberwerfen ;-)

Ich bin selbst gespannt auf die neuen Mikros und lass auch auf jeden Fall von mir hören!

Viele Grüße!
Micha
 
Hallo Jörn,
die Mikrofone sind da und die ersten Tests sind abgeschlossen. Der Versuch mit 2 Mikrofonen gleichzeitig aufzunehmen ist fehlgeschlagen.
Ich behalte das NT1-A von Rode (Großmembrame) wider den Empfehlungen von Thomann. Es hat mehr Zeichnung als das Lewitt LCT 240 PRO, welches damit zurückgeht. Wenn man das Rode nur leise (unempfindlich) genug stellt und gaaanz nah heran geht, wirds richtig "intim" (beim Sprechen und Singen). Und DANN ist auch der Raumhall ausgeblendet. Denke, so kann ich arbeiten.

Nachstehend ein Hörsbeipiel im Soundcloud-Channel. Es ist etwas Hall drauf (wie auch auf dem playalong), und etwas Kompression. Sonst nichts. Ich finds ok und kann sehr gut mit der Anschaffung leben. Es ist ja vorwiegend für Gesang und Sprache gedacht. Auch da gibt es ein hervorragendes Klangbild ab, wenn man nah genug herangeht. Mit der Flöte bin ich ca. 15-20cm auf Abstand. Wenn es lauter / höher wird, nehme ich etwas mehr Abstand. Ist etwas Übungssache im handling, aber OK.

Hörbeispiel


Viele Grüße
Micha
 
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Wenn es noch etwas trockener (und damit kontrollierbarer) klingen soll, könntest Du sowas probieren:

 
Ja, Thomann wollte mir den auch schon "in den Warenkorb legen". :) Ich habe schlichtweg kleinen Platz dafür. Sonst vielleicht keine schlechte Idee.
 
Nochmal was zur Positionierung:
Ich nehme Flöte gerne vom Anblasloch her auf, weil das alle weichtigen Komponenten drin sind.
Es darf nur nicht der Luftstrom auf das Mikro treffen.
Gene von oben oder seitlich.
Ian Anderson hat sein Mikro direkt an der Flöte seitlich vom Blasloch und das funktioniert live hervorragend.
Jethro_Tull_-_America_Tour_-_2007_-_1.jpg

Wenn ich mit Kleinmembranern ran gehe, dann ist da ein Schaumstoff-Windschutzbobbel drauf.

Dass eine nahe Positionierung den Raumhall weniger aufnimmt, wurde ja schon erwähnt.
 
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Ja, genau so wie Mr. Anderson es hier vorführt, habe ich mit Lavalier-Mikros auch schon live gespielt, allerdings hatte ich zur Befestigung keine Klemme, sondern ein Klettband und zur Dämpfung darunter ein Moosgummi-Polster zwischen Flöte und Mikro. Den Windschutz-Boppel kann man sich bei der seitlichen Position sparen. Allerdings hat diese Abnahme den Nachteil, dass die Klappengeräusche trotz Polster über das Flötenrohr in das Mikro gehen, auch wenn statt Klemme oder Gummipolster ein längerer Schwanenhals verwendet wird und ob bei dieser Abnahme 'alle wichtigen Komponenten' mit drin (oder drauf) sind, möchte ich auch bezweifeln, vermutlich ist mir einiges mehr an Klang noch wichtig.

Aber das ist, wie bereits gesagt, auch eine Stilfrage. Wenn die übrige Musik ziemlich laut ist, und die Flöte hauptsächlich in den höheren Lagen eingesetzt wird, dann ist das Lavalier-Mikro eine gute, weil durchsetzungsfähige, relativ feedbacksichere und zugleich mobile Lösung für die Bühne. Wenn man allerdings auch einen fliegenden Flötenwechsel im Programm hat, ist ein Headset sicher die bessere Alternative, zumal sie eine Mikro-Position einige cm direkt über dem Mundloch ermöglicht.

Für das Heimstudio sind solche Lösungen allerdings suboptimal, es sein denn, man ist auf den Live-Sound aus, der durchaus seine Reize hat. Aber für den vollen Klang der Flöte zählt vor allem, was ich eingangs beschrieben habe.

Ob so ein Micscreen gegen übermäßigen Raumhall eine gute Lösung ist, kann ich nicht sagen. Von Toningenieuren habe ich generell dazu noch nichts gutes gehört. Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Screen den Klang ziemlich abtötet, aber das wäre auszuprobieren.

Die jetzige Pergolesi-Aufnahme finde ich um etliches schöner. Ich denke, die Anschaffung hat sich schon gelohnt. :)

Grüße
JB
 
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Hallo,

...die Sache mit dem Lavalier à la Ian Anderson ist eine tolle Sache im entsprechenden Kontext, da bleibt das Mic halt konstant ausgerichtet, auch wenn der Interpret sich ausgiebig bewegt. Gegebenenfalls könnte man mit kleinen Schwanenhalssystemen auch noch was werden, da man ein wenig Spielraum zur Ausrichtung gewinnen kann.
Ich bin aufnahmetechnisch vorwiegend im Klassik-Bereich unterwegs und erlebe Querflöten allermeist im Zusammenhang eines Kleinensembles. Da das dann häufig auch in Kirchen stattfindet, komme ich mit einer normalen AB-Anordnung für das gesamte Ensemble wunderbar aus, da hilft die gute Akustik ;)
Müßte ich die Querflöte einzeln mikrofonieren, täte ich das mit einem Kleinmembranmikrofon, das seitlich oben von der "Rohrseite" her auf die Flöte herunterschaut, Startabstand etwa so um die 40 - 50 cm. Und dann probieren, wo der Klang am schönsten ist, das kann sich, wie bereits mehrfach erwähnt, dann doch von Instrument zu Instrument deutlich unterscheiden.
Wenn ich noch ein günstiges, aber gutes Kleinmembran-Mic empfehlen darf, würde ich das Line Audio CM4 in die Runde werfen. Ich habe den Vorgänger CM3 in mehrfacher Ausführung, bin klanglich sehr zufrieden - die gehen durchaus in Richtung Neumann KM184, die _deutlich_ teurer sind (natürlich hört man den Unterschied noch... :D ). Zum aufgerufenen Preis ist so ein CM4 schon ziemlich konkurrenzlos. Die Nierencharakteristik fällt etwas breiter aus als beim KM184, und man benötigt etwas mehr Verstärkung am Mikrofoneingang.

Viele Grüße
Klaus
 
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Wenn es noch etwas trockener (und damit kontrollierbarer) klingen soll, könntest Du sowas probieren:
the t.bone Micscreen LE

Ob so ein Micscreen gegen übermäßigen Raumhall eine gute Lösung ist, kann ich nicht sagen. Von Toningenieuren habe ich generell dazu noch nichts gutes gehört.
In der Tat werden in diesen Kreisen Micscreens abgelehnt.
Ein maßgebliche Kritik findet sich (wie so oft) bei E. Sengpiel:
http://www.sengpielaudio.com/LiveEndDeadEndUndDasReflexionFilter.pdf

Wenn einem diese Dinger wegen der großen Nähe zum Mikrofon zusätzliche und zudem sehr frühe Reflexionen und diese dann Kammfiltereffekte bescheren, dann ist die Aufnahme ´im Eimer´.
Einem Nierenmikrofon, das rückseitig ohnehin "schwerhörig" ist, auf diese etwas zu simple mechanische Weise noch "schwerhöriger" machen zu wollen, ist prinzipiell keine sinnvolle Lösung, da sie wie gesagt, den Klang verzerren und verfälschen kann.
Wenn der Raum zu sehr überakustisch ist, dann helfen die üblichen, meistens auch recht einfach, schnell und ohne Kosten zu realisierenden Maßnahmen wie Abhängen von dicken Decken, Mänteln, usw. besser weiter (technische spezialisierte Maßnahmen wie die "Basotec"-Absorber und vergleichbare sowieso).
 
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