Reparatur eines 15 Zollers

Werner
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Hallöchen zusammen,

wie einige schon gemerkt haben, hat der Onkel Werner im Moment viel Zeit, da Urlaub (in Bad MeinHeim).

Darum schreibe ich euch einfach mal die Erfahrungen, die ich bei der Reparatur meiner Hifi Box gemacht habe. Es handelt sich um eine ca. 15-20 Jahre alte CD90 von Cervin Vega, auf die ich große Stücke halte. :)
Es ist zwar eine Hifi-Box, aber der Bass ist halbhart aufgehängt und 15" groß, darum sind die Ergebnissse durchaus auf den PA-Bereich projizierbar.

Leider kam ein Basstöner zu Schaden, wie das angehängte Bild zeigt. Wie das passiert ist, sage ich nicht. Nur soviel: Wenn euer (mittlerer bis großer) Hund sich im Traume von einem T. Rex verfolgt wähnt, dann lasst ihn lieber nicht vor eurer Box liegen.

In einem anderen Forum habe ich gelesen, dass man defekte Membranen mit Kleister und Tempos flicken kann. Kleister war nicht verfügbar, aber mein Nachbar hatte noch einen Kanister mit Holzleim. Den in eine Tupperdose geben (vorher gute Ausrede für Gattin überlegen, wofür man die braucht, oder ein anderes Gefäß verwenden) und mit Wasser verdünnen, so dass man eine streichfähige Konsistenz erhält.
Tempos waren nicht zur Hand, wohl aber Servietten.
Tipp: Aufs Design achten oder unduchsichtige Frontbespannung verwenden, sonst wird's schnell peinlich.
Mit einem handelsüblichen Pinsel (Hellweg Grabbeltheke 6er Set für €1,89) kann man das Zeug bestens aufbringen. Die schadhafte Fläche großzügig einpinseln, Serviette (vorher zugeschnitten) drauflegen, andrücken und... Holy Jesus... zerrissen. Jetzt schnell Alternative suchen. Ahhh, Melitta Filtertüten, Größe 4, die lassen nur die guten Basstöne durch :D
Der Außendurchmesser entspricht in etwa dem Radius des 15 Zollers, und das Zuschneiden geht viel einfacher als mit der Serviette.
Also, nochmal den Speaker einquasten, Filtertüte drauf, nochmal, und nochmal, Speaker umdrehen und das ganze auf der anderen Seite wiederholen, anpressen, fertig.

Warten bis es trocken ist...
...
..
.
Bierchen...
Nachgucken...
Warten...
Finger waschen...


OK, ich schreibe euch morgen, wenn der Speaker getrocknet ist, ob's was gebracht hat. Derzeit bin ich jedenfalls ganz zuversichtlich. Das Foto des reparierten Speakers kommt auch morgen. Außerdem liefere ich noch einen Hörtest nach.

Was meint ihr: ist das Flicken von Speakern legitim? Kann man einen Unterschied zu einem unreparierten Speaker hören? Rümpfen die Experten die Nase, wenn man, nur um Geld zu sparen, so pragmatisch an die Sache rangeht? Sind PA-Speaker überhaupt reparierbar oder floddern die weg, wenn erstmal der Dino aus Jurassic Park 1 anrückt (soundmäßig gesehen)?

Ich bin schon mal sehr gespannt.
 
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So, wie versprochen kommt hier das erste Foto des reparierten Speakers.

Auf der Abbildung ist die Rückseite der Membran zu erkennen. Ich habe mir gedacht, doppelt genäht hält besser und die Rückseite gleich mitgemacht.
Beim Wiedereinbau sollte darauf geachtet werden, der Membran nicht erneut mit dem Schraubenzieher den Garaus zu machen.
Wenn die Box wieder in dem ihr angestammten Platz ist, können auch die Wohnzimmermöbel wieder zurechtgerückt werden (entfällt im Proberaum).
Ein kleines Präsent für die Gattin wird selbige milde stimmen und ihr Verständnis für die Tat erhöhen.

Nächstes Mal gibt es den Hörtest.
 

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herrlich *g*

nur mal so: schonmal getestet wie stabil die membran ist (steif, fest) und im vergleich filtertüten genomen??
am ehesten solltest du testen das ganze mit plastigplätchen zu flicken...
 
EDE-WOLF schrieb:
herrlich *g*

nur mal so: schonmal getestet wie stabil die membran ist (steif, fest) und im vergleich filtertüten genomen??
am ehesten solltest du testen das ganze mit plastigplätchen zu flicken...

Hi EDE-WOLF,

die Membran ist an der reparierten Stelle stabiler und steifer als vorher. Wie meinst du das mit den Plastikplättchen? Der Speaker ist jetzt repariert (mit Filtertüten), ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und möchte jetzt keine neuen Experimente starten.
 
Hut ab, Mc Gyver, das macht aber einen schlanken Fuß!
Und es klingt sicherlich für den Hausgebrauch akzeptabel und allemal besser, als wenn man die Membrane durch eine alte Plastiktüte ersetzen würde. ;)

Für einen PA-Speaker, der anschliessend noch als solcher benutzt werden soll, taugt diese Version des Flicktums aber nur sehr bedingt. Ich möchte bezweifeln, dass man beim Flicken eine gleichmäßig konsistente Membranfläche hinbekommt. Der Effekt wird dann bestenfalls ein akustischer Graus, im schlechteren Fall ein ungleichmäßiges Schwingen mit anschliessendem Defekt der Schwingspule sein (was wiederum für den Zuhörer die bessere Alternative sein wird).

Ordentliche PA-Speaker lassen sich aber in der Tat reconen, d.h. man bekommt für den Bruchteil des Speaker-Anschaffungspreises eine neue Membrane nebst Sicke (und darauf kommt es doch an).

Aber sag mal Bescheid, wie denn die Reparatur klingt, und viele Grüße an den lieben bösen Hund.
 
FranceArno schrieb:
Ich möchte bezweifeln, dass man beim Flicken eine gleichmäßig konsistente Membranfläche hinbekommt.
Zurecht!. Ganz glatt ist es nicht geworden, systembedingt, aber doch gleichmäßiger, als ich zunächst befürchtet hatte. Wenn alles noch feucht ist, sieht es nicht so toll aus. Die Filtertüten werfen Blasen, aber die ziehen sich alle von allein raus, wenn die Sache trocknet.

FranceArno schrieb:
Der Effekt wird dann bestenfalls ein akustischer Graus, im schlechteren Fall ein ungleichmäßiges Schwingen mit anschliessendem Defekt der Schwingspule sein (was wiederum für den Zuhörer die bessere Alternative sein wird).
Ich will dem Hörtest nicht vorgreifen, aber es hört sich nicht nach Graus an.

FranceArno schrieb:
Ordentliche PA-Speaker lassen sich aber in der Tat reconen, d.h. man bekommt für den Bruchteil des Speaker-Anschaffungspreises eine neue Membrane nebst Sicke (und darauf kommt es doch an).
Ich habe für die Boxen kein Reconekit gefunden. Letztens war eins bei Ebay für einen 18" Cervin Vega Bass, für > €50,-. Da komm ich doch schwer ans Schlucken. Vom preislichen her gesehen ist ist Melittavariante konkurrenzlos.

Aber warte mal den Hörtest ab...
 
ich dachte mir eigentlich dass die filtertüten demnächste reißen

aber: versuch macht kluch!
 
Ne Überlegung wert wären auch diese Haushalttücher gewesen, schätze die sind reißfester. Gut, die bringen natürlich nicht den typischen Melitta-Sound aber halten vielleicht e bissel länger :)
 
So, Zeit für den Hörtest.

Ein Hörtest will gut vorbereitet sein, da er möglicherweise der heikelste Teil der Aktion ist. Auch ist er nicht so kostenneutral, wie man zuerst vermuten könnte.
Zunächst schlägt man der Lebensgefährtin vor, doch mal wieder mit ihrer Freundin ins Kino zu gehen. Sobald ein Termin vereinbart ist, lädt man 2-3 gute Freunde seiner Wahl ein und stellt genügend Bier (plus ein weiteres) kalt.

Wenn alles gut läuft, schreitet man zur Tat, indem man zunächst die Boxen von Blumenvasen, wertvollen Skulpturen und sonstigem Schnickschnack befreit, den die Gattin zur Verschönerung der Wohnung dort drapiert hat, der aber den mechanischen Klirrfaktor nur unnötig erhöhen würde.
Es ist anzuraten, den Verursacher der Misere in einen anderen Raum zu geben, weil Hunde keine Freunde lauter Musik sind.
Alsdann stellt man beide Boxen direkt nebeneinander und lässt wechselndes Musikmaterial in unterschiedlichen Lautstärken laufen, während man den Balanceregler zwischen linker und rechter Extremposition hin und her bewegt.
Tipp: Aufs Minenspiel achten. Wer es nicht schafft, die Stirn zu runzeln oder eine Augenbraue fachmännisch hochzuziehen, gilt schnell als nicht kompetent. Man kann seinen Perfektionismus unterstreichen, indem man wie beiläufig erwähnt, dass die 3 Filtertüten zusammen 6 Gramm wiegen, der Kleber noch ca. mal 2 bis 4 Gramm und man nicht wisse, wie sich diese unterschiedliche Lastenverteilung auf den Klang und die mechanische Beanspruchung auswirkt.
Wichtig ist, zu diesem Zeitpunkt noch nicht zuviel Bier intus zu haben, damit der Hörtest auch was taugt.

Wenn alle sich einig sind, dass man keinen Unterschied zwischen den Boxen hört, kann die Reparatur als objektiv erfolgreich angesehen werden. (Und so war’s dann auch…)

Wenn man in einer Pause zwischen zwei Liedern die Chance hat, die Türklingel zu hören, bemächtige man sich des überzähligen Bieres, öffne die Tür, reiche es dem verärgerten Nachbarn, und lade ihn ein, dem Hörtest beizuwohnen. Für ihn möglicherweise ein willkommener Grund, der eigene Wohnung länger als geplant fernzubleiben.
Findet der Vergleich im Proberaum statt, wird’s natürlich deutlich billiger ;-)

Zum Schluss die ganze Bande rausschmeißen, aufräumen und den Abend mit einer Diskussion darüber ausklingen lassen, was Brad Pitt doch für ein toller Schauspieler ist.

PS: Langzeittest liefere ich noch nach
 

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Na dann: Herzlichen Glückwunsch!

Hat die Box denn nun Metallgitter vorne dran bekommen oder werden dem Hund zum Schlafengehen die Beine gefesselt?
 
Das ganze ist ja recht unterhaltsam :great: . Aber was soll passieren. Das reparierte Chassis hat einen höheren Mms mithin steigt BL etwas an. Im Ergebnis wird das ganze System etwas tiefer abgestimmt sein, was man bei geschätzten 6 - 8 Gramm wohl nur messtechnischg nachweisen kann. Mechanisch wird es wohl halten :cool:


Beste Grüße aus Hof/Oberfranken

Uwe

p.s.: Dem Hund traue ich eine solche Untat gar nicht zu. Warum auch wählte Werner hier auch folgende Formulierung:
Beim Wiedereinbau sollte darauf geachtet werden, der Membran nicht erneut mit dem Schraubenzieher den Garaus zu machen.

Werner kannst Dich ruhig outen, ist mir auch schon passiert :great:
 
Uwe 1 schrieb:
Werner kannst Dich ruhig outen, ist mir auch schon passiert :great:

Würde ich tun, wenns so wäre, da kenn ich nix (und in der Tat ist es mir auch schon zuvor bei einem CarHifi Lautsprecher passiert). Aber schau dir das Bild des unreparierten Speakers doch mal an. So eine Beschädigung von einem abgerutschten Schraubenzieher? Unglaubwürdig... ;)

Mittlerweile hat sich übrigens herausgestellt, dass der Hund möglicherweise von ganz etwas anderem geträumt hat. Kurz nach der Missetat wurden die sieben Fürsten der Finsternis geboren, aber seht selbst: :D :D :D
 

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Na Na Na Werner!

Zwei Deiner sogenannten "Fürsten der Finsternis" hätten aber ganz schöne Probleme, sich im Dunkeln zu verstecken :D
Was macht Dein Belastungstest :great:

best regards

Uwe
 
Tja, Uwe 1, was soll ich sagen?

Ich bin sehr, sehr betrübt. Als ich den Speaker heute voll des Stolzes einem Kollegen gezeigt habe, bemerkte ich schabende Geräusche beim Bewegen der Membran. Der nachfolgende Hörtest bestätigte, dass der Lautsprechher den Weg alles irdischen gegangen war, verdammte Bullen*******. Sorry, aber das musste sein.
Woran es lag? Ich reime mir folgendes zusammen: durch das erhöhte Gewicht musste die Spule mehr Leistung verarbeiten, wurde warm und kratzte sich dann an dem Spalt im Magneten kaputt. Käse, Mist, Murks. Und das größtenteils bei moderater Lautstärke.
Naja, dann muss wohl doch eine andere Lösung her. Wär ja auch zu schön gewesen. :mad:

Uwe 1 schrieb:
Zwei Deiner sogenannten "Fürsten der Finsternis" hätten aber ganz schöne Probleme, sich im Dunkeln zu verstecken :D
Uwe
Naja, die einen haben Vorteile im Kino, die andern im Skigebiet... :D
 
Moin Werner,

Zum Ersten: Das schabende Chassis. Ich glaube eher, dass der Leim beim Trocknen die innere Struktur der Pappe geändert hat, sie wird einseitig etwas geschrumpft sein. Das Teil hat doch einen Blechkorb? Wenn ja, Chassis mit dem "Gesicht" auf die Werkbank, anpaxen, von hinten ( :D ) reinfassen, Daumen und Zeigefinger beider Hände umfassen die Membran so dicht es geht am Spider und dann durch vorsichtiges Verschieben feststellen wo die VC anliegt, markieren und die gegenüber liegende Strebe des Chassis mit dem Gummihammer vorsichtig reindrücken (Nur Zehntelmilli!!!). Das solange wiederholen bis die VC nicht mehr schleift. Einen Versuch ist es wert, ich habe schon mehrere Chassis so ein längeres Leben beschert. Wegschmeißen kannst Du ihn immer noch :D

Zum Zweiten:

Werner, Skiurlaub mit den beiden Weißen, dass ist nicht Dein Ernst :eek:

Tue es nicht...

. ... die findest Du nie wieder :great:

nice weekend

Uwe
 

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