Wil_Riker
Helpful & Friendly Akkordeon-Moderator
- Zuletzt hier
- 15.12.24
- Registriert
- 04.11.06
- Beiträge
- 33.612
- Kekse
- 182.362
Einleitung
Bei Podiumsdiskussionen, während derer das Publikum zwischendurch Zwischenfragen stellen darf, oder bei Filmaufnahmen, in denen Mikrofone unauffällig außerhalb des Bildausschnitts platziert werden müssen, sieht man sie oft: Die Mikrofonangel. Ein besonders günstiges Exemplar hiervon bietet das Musikhaus Thomann unter dem Label einer seiner Hausmarken an:Millenium Boompole L
Kurzfristig für ein Projekt angeschafft (s. u.), durfte die Angel bei mir ihre Tauglichkeit unter Beweis stellen.
Zur Verbesserung des Leseflusses sind die Fotos nur als Thumbnails eingebunden - zur Vollansicht bitte anklicken!
Lieferumfang, technische Daten
Eine Mikrofonangel für knapp über 20 € (Straßenpreis Stand Dezember 2021) - was kann man für diesen Preis wohl erwarten ? Sogar eine Transporttasche ist im Lieferumfang enthalten, in der die Angel in komplett eingezogenem Zustand bequem Platz findet. Die Nähte gewinnen zumindest keinen Schönheitspreis , dafür läuft der Reißverschluss gut, eine Trageschlaufe bzw. ein Schultergurt ist vorhanden, und für die stehende Aufbewahrung im heimischen Lager besitzt die Tasche sogar eine rutschfeste Verstärkung an der unteren Stirnfläche.Auf das Transportmaß reduziert besitzt die Angel eine Länge von 106 cm. Die Verarbeitung der schwarzen Beschichtung ist tadellos, und da die Rohre aus Aluminium bestehen, liegt das Gewicht bei lediglich 400 Gramm .
Thomann verspricht in seiner Artikelbeschreibung zwar einen "gummierten Griff am Ende", allerdings besteht dieser in Wirklichkeit nur aus Hartplastik - naja... Dadurch muss man aufpassen, dass man die Angel im laufenden Betrieb nicht unsanft auf dem Boden absetzt, sonst rumpelt es leider gewaltig . Dafür ist hier eine Öse vorhanden, um die Angel auch mal kopfüber an einen Haken hängen zu können, und die Grifffläche besitzt Rillen, um das Abrutschen zu Verhindern.
Ein zweiter Griff befindet sich in 35 cm Abstand zum Ende. Er ist als (nicht verschiebbare) Schaumgummimanschette ausgeführt und tatsächlich recht bequem.
Am oberen Ende besitzt die Mikrofonangel ein angenietetes 5/8"-Gewinde zur Montage einer Mikrofonklammer inkl. der obligatorischen Kontermutter, d. h. ein bei den meisten Mikroklemmen vorhandenes Reduzierstück auf 3/8" muss vor der Verwendung entfernt werden.
Auf dem folgenden Bild sind ebenfalls die Arretierungen der drei Auszüge erkennbar. Diese sind nicht als Gewindemuffen mit Knebelschrauben (o. ä.) ausgeführt, sondern als Schnappklemmen. Ob diese wohl bei intensiverer bzw. häufigerer Nutzung leichter ausleiern und dann nicht mehr ihre Funktion erfüllen?
Kommen wir zu den Teleskopauszügen: Sie ermöglichen eine maximale Verlängerung auf bis zu 354 cm. Vermutlich um ein Verdrehen gegeneinander zu verhindern, besitzen sie eine Nut, die sich übrigens auch hervorragend zur Kabelführung eignet - dazu aber später mehr...
Fünf einfache Klettbänder (Länge 13 cm), die zur Fixierung des Mikrofonkabels an der Angel dienen, runden den Lieferumfang ab.
Praxistest, Fazit
Für ein Krippenspiel an Heiligabend 2021, das coronabedingt nach draußen verlegt wurde, durfte ich mich um die technische Konzeption und praktische Umsetzung/Ausstattung/Betreuung kümmern. Aus hygienischen Gründen und zur Minimierung des Aufwands wurde hier weitgehend auf Einzelmikrofonierung der ca. 20 mitwirkenden Kinder verzichtet, auch weil die meisten kaum mehr als wenige Sätze zu sagen hatten. Stattdessen sollte ein Funk-Lavaliermikro (Line6 XD-V70L) zum Einsatz kommen und von einer Helferin auf einer Angel der/dem Mitwirkenden hingehalten werden. Da ich ansonsten noch nie Bedarf an einer Mikrofonangel hatte, habe ich mich tatsächlich für die Anschaffung des billigsten bei Thomann angebotenen Modells entschieden. Um das Bodypack adäquat an der Angel befestigen zu können, gab's als zusätzliche Investition folgendes Täschchen dazu:On-Stage MA1335
Bei der Generalprobe erwies sich für die Angel eine ausgezogene Länge von ca. 1,70 Metern als am praxistauglichsten (flexibel, aber nicht zu weit weg von der jeweiligen Schallquelle). Dementsprechend erfolgte die Fixierung des Kabels und die Montage des Bodypack-Täschchens jeweils mit Hilfe der mitgelieferten Klettbänder (letzteres zusätzlich gesichert durch einen Streifen Gaffer Tape) sowie die Befestigung des Lavaliermikrofons an der oberen Spitze. Hierzu wurde die Klammer des Knopfmikros ins (zum Glück hohle) Befestigungsgewinde eingeklipst und zusätzlich mit Zumbel Tape gesichert.
Die praktische Handhabung während des Krippenspiels erwies sich als unproblematisch, auch weil durch den Einsatz des Lavaliers statt eines herkömmlichen Handmikros keine nennenswerte Kopflastigkeit entstand und die Stabilität der Mikrofonangel nicht nennenswert auf die Probe gestellt wurde. So konnte die "Anglerin" bequem zwischen zweihändiger und einhändiger Haltung wechseln - bei letzterer unter Verwendung des oberen Schaumgummigriffs und Abstützen des unteren Endes am Unterarm. Wackeln oder Griffgeräusche traten nicht auf, und auch die Arretierungen der Rohre hielten die Auszüge an Ort und Stelle. Mission also erfüllt .
Im heimischen Lager habe ich dann die Handhabung mit einer Handfunke ausprobiert: Wie erwartet sorgt das höhere Gewicht an der Spitze für eine andere Hebelwirkung, so dass ich mir hier gewünscht hätte, der obere Schaumgummigriff wäre etwas weiter nach oben verschiebbar. Probleme mit der Stabilität oder dem Arretierungen traten aber ebenfalls bei mittleren Längen nicht auf - lediglich bei fast vollständig ausgezogenen Rohren wird der Kraftaufwand doch recht hoch, wenn man die Angel wackelfrei in Position halten möchte. Zwar besitzen die einzelnen Auszüge im Inneren einen Kragen o. ä., der verhindert, dass man die Rohre so weit auseinander zieht, dass die Arretierung nicht mehr greift bzw. dass die Auszüge herausrutschen. Allerdings sollte man man einen maximalen Auszug vermeiden, da die Stabilität an diesen Stellen sonst extrem leidet. Verzichtet man auf die jeweils letzten 10 cm, dann wackelt nichts.
Insgesamt also Licht und Schatten, wobei ich den Gegenwert bei dem geringen Anschaffungspreis für angemessen halte, d. h. für gelegentliche Einsätze ist diese Angel in Ordnung, denn sie tut, was sie soll. Das geringe Gewicht ist hierbei ein großer Pluspunkt, Abzüge gibt's für die eher einfache/pragmatische Verarbeitung. Wenn man öfter mit Mikrofonangeln arbeiten muss/möchte, speziell wenn schwerere Mikrofone daran befestigt werden sollen, ist ein hochwertigeres (Marken-) Modell sicher die bessere Wahl.
- Eigenschaft