[Review] sE Electronics Neom USB: Plug-and-Play USB-Kondensatormikrofon für Computer und Mobilgeräte

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Einleitung

Speziell für die schnelle Aufnahme zwischendurch - egal, ob per Laptop, Smartphone oder Tablet - ist das Neom USB von sE Electronics gedacht. Es liefert nicht nur das Signal in Richtung Gerät, sondern dient auch als Monitorverstärker für einen Kopfhörer. Ich durfte das USB-Kondensatormikrofon im Rahmen einer Teststellung fürs Musik-Board ausprobieren :).

SE Electronics Neom USB


Die eingebundenen Fotos lassen sich durch Anklicken in Vollansicht anschauen.


Lieferumfang, technische Daten

Das Neom USB wird in einem chicen Verkaufskarton geliefert und enthält neben dem Mikrofon selbst das benötigte USB-C-auf-USB-A-Kabel (150 cm lang), eine passende Mikrofonklammer samt Gewindeadapter von 5/8" auf 3/8", einen Tischfuß, das Handbuch und einen sE-Sticker.





Mich erinnert das Design des Neom irgendwie an einen elektrischen Rasierapparat (vermutlich aufgrund des gelochten Korbs/Gitters ;)), insgesamt sind die optische Anmutung und die Verarbeitung tadellos - letzteres setzt sich auch in der angenehmen Haptik des 174 mm x 56 mm x 40 mm großen und 445 g schweren Mikrofons fort :). Das Gehäuse ist kein quaderförmiger Klotz, sondern die Vorderseite (= Einsprechrichtung mit den Bedienelementen) ist in Richtung Rückseite sanft abgerundet.



Der rote Wind-/Poppschutz schimmert leicht durch den Korb hindurch, der über ein Drittel des Gehäuses einnimmt und die 16-mm-Kapsel in Back-Elektret-Technik schützt. Darunter befindet sich das sE-Logo, das als Mute-Tastschalter fungiert. Die Umrandung ist beleuchtet - dauerhaft weiß bei erfolgreichem USB-Anschluss und rot blinkend bei aktivierter Stummschaltung.
Der Regler Mic Gain dient zum Einpegeln des Mikrofons und besitzt ebenfalls eine mehrfarbige Umrandung. Sie leuchtet grün bei ausreichendem Nutzpegel und wird rot, wenn das Signal übersteuert - dann sollte man das Poti etwas zurückdrehen. Der Rechtsanschlag ist augenzwinkernd nicht mit "10", sondern mit "11" beschriftet :rofl:.
Mic Level und Playback Level bestimmen, wie laut die entsprechenden Signale (also Mikrofoneingang und Rechner-/Smartphone-/Tablet-Wiedergabe) über den Kopfhörerbuchse auf der Rückseite (s. u.) wiedergegeben werden. Das Monitoring des Mikrofonsignals erfolgt dabei ohne Umweg über das angeschlossene Gerät, also latenzfrei :great:.



Die Rückseite des Neom USB wird ebenfalls durch einen Mikrofonkorb dominiert, der von der Oberkante nach hinten herumläuft. Neben der etwa mittig aufgedruckten Produktbezeichnung befindet sich unten rechts die bereits erwähnte Kopfhörerbuchse (3,5-mm-Stereoklinkenbuchse).



An der Unterkante des Mikrofons ragt ein zylinderförmiger Stummel mit USB-C-Buchse aus dem Gehäuse heraus. Er besitzt die gleichen Maße wie bei handelsüblichen Studiomikrofonen mit XLR-Anschluss, d. h. das Neom kann dadurch außer mit der mitgelieferten Mikrofonklammer auch in Standard-Spinnen montiert werden :cool:.



Wenn man kein Stativ verwenden möchte, benutzt man zum Aufstellen des Neom auf dem (Schreib-) Tisch einfach den mitgelieferten Tischfuß aus Metall. Dafür wird eine Standfläche von 11,5 x 14,5 cm benötigt. Die 5/8"-Aufnahme für die Mikrofonklammer sitzt nicht mittig, so dass die Konstruktion bei nach hinten geneigten Mikrofon optimal austariert ist. Auf dem Gewinde ist ein dünner Gummiring aufgesteckt, der Schwingungen zwischen Klammer und Fuß minimieren soll. Die geschwungenen Aussparungen zwischen den Beinen eignen sich übrigens prima zur Kabelführung :cool:.
Auf der Unterseite dient eine griffige Rändelschraube aus Metall zum Festziehen der Klammer. An den Beinen sind jeweils kleine Gummipuffer angebracht, um ein Verrutschen des Tischfußes auf glatten Untergründen zu verhindern.
Komplett montiert erinnert mich die Konstruktion an das Alien aus Ender's Game :gruebel:...



Bleiben zum Anschluss noch die nackten Zahlen:
Die Signalübertragung erfolgt mit 24 Bit Auflösung, und es werden Samplingraten von 44.100, 48.000, 88.200, 96.000, 176.400, und 192.000 Hz unterstützt. Das Neom USB funktioniert ohne Treiber unter macOS und ab Windows 7. Für letztgenanntes Betriebssystem empfiehlt sE Electronics die Installation eines optional erhältlichen ASIO-Treibers. Möchte man das Mikro an einem Smartdevice verwenden, muss man sich ein passendes Kabel (USB-C auf USB-C oder Lightning) besorgen oder im Falle von iPhone/iPad das Camera Connection Kit (Lightning auf USB) verwenden.
Die Mikrofonkapsel besitzt Nierencharakteristik und überträgt von 20 - 20.000 Hz. Während die Mitten recht neutral übertragen werden, werden die Bässe um 100 Hz und die Höhen ab 5 kHz deutlich angehoben. Dies klingt modern und soll dafür sorgen, dass man ohne größere Eingriffe per Software brauchbare Aufnahmen erhält.



Probieren wir das Neom USB doch mal aus!


Praxistest, Fazit

Ran mit dem Neom USB an mein altes MacBook Pro 8.2 (Late 2011): Als Mac-User bin ich seit je her plug'n'play-verwöhnt, und so funktioniert das USB-Mikrofon von sE Electronics direkt problemlos. Das grobe Einpegeln ist schnell erledigt, wenn man den farbigen LED-Ring am Gain-Regler im Auge behält - die Feinabstimmung erfolgt dann per Audio-MIDI-Setup oder in der verwendeten Musiksoftware. Alle drei Regler sind schwergängig genug, damit sie sich nicht versehentlich verdrehen, allerdings könnten sie ein klein wenig griffiger sein, d. h. etwas weiter aus dem Gehäuse herausragen (man braucht schon arg spitze Finger).
Toll ist die Möglichkeit des latenzfreien Monitorings und der Zuspielung eines Playalongs - Telefonkonferenz oder Singstar auf professionellem Niveau jenseits von Badewanne und Dusche ;).
Wie aber klingt das Neom USB? Zunächst einmal fällt auf, dass es sogar bei Nahbesprechung "out of the box", also ohne Windschutz (vermutlich liefert sE deshalb einen solchen auch nicht mit :gruebel:) recht unanfällig für Plosivlaute ist und auch kein auffälliges Grundrauschen besitzt :great:.
Anmerkung: zum Aufnahmezeitpunkt war ich etwas erkältet/verschnupft, deshalb klingt meine Stimme ziemlich nasal.


Der Grundklang ist modern und nicht unangenehm, speziell für die anvisierte Zielgruppe. Hier muss man bei Sprach-/Gesangaufnahmen für YouTube & Co. nicht mehr viel am EQ schrauben.
Interessant für Interview-Situationen ist die gute seitliche Besprechung. Im Gegensatz dazu dürfte die rückseitige Empfindlichkeit für meinen Geschmack etwas geringer sein.


Alles andere als gut gefällt mir leider die mechanische Entkopplung des Tischfußes; Geräusche vom Klopfen auf den Schreibtisch werden ungehemmt auf das Mikrofongehäuse übertragen, egal ob direkt neben dem aufgestellten Mikro oder am anderen Tischende :(. Ebenso hört man jede Betätigung des Mute-Tasters auf der Aufnahme. Um zumindest ersteres zu verhindern, kommt man vermutlich nicht um die zusätzliche Investition für eine Spinne herum oder sollte unter den Tischfuß ein Stück Schaumstoff legen.


Bei der Instrumentenabnahme, hier beispielsweise meine Steirische Harmonika (Abstand ca. 40 cm mittig vor der "Ziach", Gain auf ca. "3", d. h. 10 Uhr) klingt das Mikrofonsignal sogar ebenfalls recht neutral und bietet damit eine gute Grundlage für die weitere Soundbearbeitung :).


Alles in allem ist das knapp 200 € teure (Stand Dezember 2022) USB-Mikrofon ein interessantes Stück Equipment für all diejenigen, die ohne spezielles Audiointerface oder gar Heimstudio gut klingende Aufnahmen z. B. für Social Media einspielen oder unterwegs mit einfachen Mitteln musikalische Ideen/Jams in guter Tonqualität festhalten möchten. Einen kleinen Punktabzug gibt's von mir für die schlechte Entkopplung der mitgelieferten Halterung.
 
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Wieder mal ein schönes sachliches rewiew. Vielen Dank und schöne Feiertage!
 
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Sehr schön ... hast du zufällig das MacBook mal mit Akku betrieben und geschaut, wie sich das Mikro auf die Laufzeit auswirkt. Grade an mobilen Geräten (iPad Pro) würde es mich als Mikrofon interessieren, allerdings wäre ich nicht bereit mir den Akku leersaugen zu lassen.

Gruß
Martin
 
Guter Punkt! Tatsächlich habe ich das nicht ausprobiert, aber ich kann’s vielleicht noch nachholen, solange das Mikro noch nicht vom Vertrieb zurückverlangt wird.
 
Sehr gut beschrieben und dokumentiert. Ich musste gleich an das Rode NT-USB denken, das ähnlich konstruiert, aufgebaut und ausgestattet ist. Zu Beginn der Pandemie hatte ich mir für's Home-Office das eine oder andere Mikrofon beschafft, weil wir so viele Videokonferenzen hatten und ich mal probieren wollte, wie es ohne Kopfhörer funktioniert. Dafür hatte ich mir die kleinere Version des Rode besorgt, das NT-USB Mini. Für Konferenzen hat es sich nicht wirklich bewährt, weniger wegen mangelnder Sprachqualität, sondern eher weil man ja auch trotzdem noch eine Abhöre benötigt. Von der Idee ähnlich wie bei diesem, hat das Rode auch einen Kopfhörer-Anschluss. Aber ob ich da nun den Kopfhörer anschließe oder gleich ein Headset aufsetze, macht den Kohl nicht fett. Für Videokonferenzen reicht jedes einigermaßen vernünftige Standard-Headset genauso, oder jede Freisprech-Box.
Nichtsdestotrotz nehme ich das Rode hin und wieder für kleine Video-Dokumentationen, wo es seienn Dienst bislang ausreichend getan hat. Vielleicht nehme ich mir mal die Zeit, und beschreibe es zum Vergleich mit diesem Review. Ist immerhin um die Hälfte günstiger, auch wenn es sicherlich fairer und sinnvoller wäre, wenn man nich das NT-USB mini sondern das größere Modell, das NT-USB hier als Vergleich heranziehen würde.
 
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hast du zufällig das MacBook mal mit Akku betrieben und geschaut, wie sich das Mikro auf die Laufzeit auswirkt
Da das Mikro morgen leider wieder zurückgeht, habe ich diesen Punkt auf die Schnelle getestet: Der Akku meines MBP ist nicht mehr der beste, aber der Stromverbrauch des sE Neom USB liegt definitiv unterhalb dem einer buspowered USB-Festplatte/SSD, d. h. hier sollte man auch unterwegs noch ausreichend Reserven haben. iPhone und iPad habe ich nicht getestet, da man beim Einsatz des Camera Connection Kits ohnehin zusätzlich eine Powerbank anschließen kann.
Leider gibt's in den technischen Daten keine konkrete Angabe zum Stromverbrauch.

Wie das so oft ist bei Reviews von Teststellungen, die mich persönlich überzeugt/begeistert haben: Vermutlich werde ich in absehbarer Zeit ein Exemplar anschaffen "müssen" 👼...
 
iPhone und iPad habe ich nicht getestet, da man beim Einsatz des Camera Connection Kits ohnehin zusätzlich eine Powerbank anschließen kann.

iPad Pro hat ja USB/C ... da bräuchte es keinen Kamera Kit. :) ...

Wenn ich Strom brauche, dann nehme ich den Anker USB Hub für das iPad - da ist dann alles vereint. Aber "Stand Alone" würde die Verbindung per USB/C reichen, wenn der Stromverbrauch passt. Und die Kamera im PRO 12,9 ist wirklich ausgesprochen gut.

Gruß
Martin
 
Der "Klopfen und Mute" Teil erinnert mich doch sehr stark an das Apogee HypeMic, das ich mal testen durfte. Wobei es bei dem Mikro noch deutlicher war. Die Idee, "mute" an den Mikrofonkorpus zu legen, ist sicherlich auch nicht die beste...
 

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