[Review] sE Electronics DynaCaster: Dynamisches Studiomikrofon mit schaltbarem Preamp

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Einleitung

Ein dynamisches Studiomikrofon für Podcaster klingt zunächst unspektakulär, aber sE Electronics packt in seinen DynaCaster noch einen zuschaltbaren Preamp. Ich durfte das Produkt der Mikrofonspezialisten aus Fernost im Rahmen einer mehrwöchigen Teststellung ausprobieren.

SE Electronics DynaCaster


Die eingebundenen Fotos lassen sich durch Anklicken in Vollansicht anschauen.


Lieferumfang und technische Daten

sE's Farben Schwarz, Weiß und Rot dominieren auch die Verkaufsverpackung. Neben dem Mikrofon selbst beinhaltet der Karton noch einen (externen) Schaumstoff-Windschutz, der mit dem Firmenlogo versehen ist, sowie ein Gewindeadapter von 5/8" auf 3/8". Außerdem lagen bei mir noch zwei Sticker bei - das Handbuch ist anscheinend bei einem der vorherigen Tester verloren gegangen :nix:.



Der DynaCaster ist mit einem Gewicht von 732 Gramm kein Leichtgewicht, was bei der Befestigung auf einem Stativ/Arm zu berücksichtigen ist. Die Gründ dafür sind, dass es einerseits aus robustem Metall gefertigt ist und andererseits bereits eine integrierte Stativaufnahme besitzt. Der rote Schaumstoff des Filters blitzt durch das Gitter des Korbs hindurch und macht das Mikrofon zum einem Hingucker :cool:. Das sE-Logo am Schaft setzt ein dezentes optisches Highlight.



Anders als viele Mitbewerber hat sE die Stativaufnahme nicht über einen gabelförmigen Bügel in der Mitte des Mikrofonschafts realisiert, sondern die Befestigung mit dem Audioausgang kombiniert und am Hinterteil des Gehäuses platziert. Zur Fixierung ist eine dreiflüglige Arretierungsschraube vorhanden - das einzige Gehäuseteil aus Kunststoff. Die Schwenkmöglichkeit dieser Aufnahme ist durch die Gehäuseform des Mikrofons beschränkt; sie beträgt über 90° und ist damit ausreichend für alle Eventualitäten ;). Die Schraube packt gut zu, und eine etwaige "Kopflastigkeit" ist nicht vorhanden.



Benachbart zur Stativaufnahme befindet sich der XLR-Anschluss mit vergoldeten Kontakten, und hier ist auch die Seriennummer des Mikrofons aufgedruckt.



Der Tubus des DynaCasters ist etwa 220 mm lang und besitzt einen Durchmesser von 62 mm. sE verspricht, dass durch einen ausgeklügelten dreistufigen Pop Filter und die spezielle elastische Lagerung der Kapsel auf die Montage in einer klobigen Mikrofonspinne verzichtet werden kann. Schrauben wir doch mal den vorderen Grill ab und schauen nach, was es damit auf sich hat:
Das grobmaschige Gitter besitzt ein exakt gearbeitetes Gewinde mit einer dahinterliegende Lage Schaumstoff. Durch leichtes Schütteln löst gibt der Tubus dann einen weiteren (doppelten) Filter frei. Der Filtereinsatz besteht komplett aus Kunststoff mit engmaschigerem Gitter; die hintere Lage um 90° gedreht im Vergleich zur vorderen Lage.



Die Öffnungen an der Seite des Korbs/Schafts sind aus dem gleichen grobmaschigen Metallgitter gefertigt wie die Front und ebenfalls mit rotem Schaumstoff hinterlegt. Durch das Abschrauben dieser Röhre wird der Blick auf die dynamische Mikrofonkapsel DMC8 frei: Sie besitzt einen Neodymmagneten, eine Schwingspule aus Aluminium und ist mittels einer Gummihalterung elastisch im Korpus gelagert.



So weit, so gut, aber wozu kann man den DynaCaster jetzt mit Phantomspeisung betreiben? Richtig, es besitzt einen integrierten DYNAMITE-Preamp nach dem Vorbild des Aufsteckgeräts DM1 (zu meinem Review des "großen Bruders" DM2 TNT bitte dort entlang).
Die Bedienelemente des Preamps befinden sich am Hinterteil neben dem Gelenk der Halterung - drei Schiebeschalter, für deren Bedienung man einen dünnen Schraubendreher benötigt (zumindest bei meinem Testgerät leider nicht im Lieferumfang enthalten). Der mittlere Schalter aktiviert/deaktiviert den Vorverstärker, der das Ausgangssignal (rauschfrei) um 30 dB anhebt, um auch mit schwächeren Eingangsstufen in der nachgeschalteten Signalkette zurechtzukommen. Mit dem linken Schalter lässt sich der Bassbereich anheben oder absenken (Mittelstellung neutral) und der rechte bietet neben der Neutralstellung zwei unterschiedlich starke Höhenbetonungen (genereller Übertragungsbereich 20 - 19.000 Hz).



Wie klingt der DynaCaster? Probieren wir's aus!


Praxistest, Fazit

Lassen wir das sE Mikrofon für sich selbst sprechen:



Angeschlossen an mein Allen&Heath Qu-16 und (mangels Studio-Schwenkarm) auf einem Schwanenhals mit Schraubklemme an meiner Schreibtischplatte befestigt, überprüfe ich zunächst den neutralen Klang und die Poppeigenschaften:


Klingt zunächst unspektakulär, was aber alles andere als negativ gemeint ist. Lt. VU-Meter meines Mischpults liegt ein minimales Grundrauschen um -60 dB an. Beim Einschalten der Dynamite-Funktion sollte man tunlichst den Mikrofonkanal stummgeschaltet lassen, denn hier entsteht ein unschöner lauter Knall.
Das Mikrofon ist einigermaßen unempfindlich gegenüber Rumpelgeräuschen, was für die gute Lagerung der Kapsel spricht. Ohne den Schaumstoff-Poppschutz finde ich die Plosivlaute in Nahbesprechnung jedoch etwas störend, deshalb bleibt er für die weiteren Klangbeispiele übergezogen. Das funktioniert meiner Meinung nach so gut, dass ich auf einen separaten Poppkiller (den ich ohnehin nicht besitze :p) verzichten kann...
Um die insgesamt 9 unterschiedlichen Klangkombinationen vergleichen zu können, lese ich ein paar Zeilen aus dem Handbuch des Mikrofons vor. Beim Umschalten der Bass- und Höhen-Presets entsteht übrigens zum Glück kein Knacksen oder Knallen. Selbstverständlich bleiben LowCut und EQ sowie Dynamics am Mischpult deaktiviert; die Aufnahmen wurden mit Audacity ohne weitere Bearbeitung lediglich geschnitten und ins MP3-Format umgewandelt:




Die Höheneinstellung auf Stufe 2 ist mit Vorsicht zu genießen, denn hier kann es passieren, dass Sprachaufnahmen anfangen zu zischeln. Mir persönlich gefällt die leichte "Badewanne" (Bässe + Höhen +) für meine eigene Stimme am besten. Derjenige, der in der weiteren Signalkette/Produktion ohnehin eine weitergehende Audiobearbeitung vornehmen möchte, bleibt vermutlich bei der komplett neutralen Einstellung - siehe auch das oben verlinkte Frequenzdiagramm.

Sicher lässt sich der DynaCaster auch zur Aufnahme des einen oder anderen Instruments (Bassdrum, Gitarrenverstärker) einsetzen. Für Akkordeon bzw. Steirische Harmonika hat mir das Ergebnis nicht gefallen, weshalb ich auch auf entsprechende Klangbeispiele verzichte. Man muss aber immer im Hinterkopf behalten, dass es sich um ein dynamisches Mikrofon handelt und nicht um einen feinauflösenden Klein- oder Großmembraner! Dafür schlägt sich das sE Mikro hervorragend und ist dank der schaltbaren Presets und des integrierten Preamps sowie aufgrund der tadellosen Verarbeitung und des tollen Klangs eine gute Investition für Sprecher und Sänger (Straßenpreis 245 €, Stand November 2022) - speziell, wenn man ohne weitere Klangbearbeitung gute Ergebnisse erzielen möchte :great:.
 
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Danke für den Bericht. Ich finde, Pod/Videocast Mikrofone sind nichts weiter als ein Marketing Clou sondergleichen, um mit dem Hype darum viel Geld aus den Taschen jener zu ziehen, die meinen dass das Aussehen wichtig sei.
Insbesondere das Shure SM7B ist ein sehr gutes Beispiel von gelungenem Marketing.

Podcasts / Stimmanwendungen lassen sich auch mit einfachen Großmembranen ausgezeichnet einsprechen.
Aber es macht im YouTube Video natürlich nicht mehr so viel her, wenn da ein (unauffälliges) thomann t.bone sc400 hängt, statt ein 700Gram schweres Teil mit Marken-Bling-Bling.
 
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Ich denke, den DynaCaster nur als Marketing-Gag für Social Media Beschicker abzutun, wird ihm nicht gerecht. Mir hat das Mikro gut gefallen, und ich bin kein Podcaster/YouTuber/TikToker ;). Der Klang und die Features sind gut - da ist die Optik höchstens das i-Tüpfelchen.
 
Das gezeigte sE mit dem Windschutz mag ein unauffälligerer Vertreter als andere Podcast-Mikrofone sein. Trotzdem will es mir, eben nicht nur bei diesem Modell, nicht recht in den Sinn kommen, warum ein für die Sprachaufnahme in einem Raum entworfenes Mikrofon 700 Gramm wiegen und dynamisch so schwach auf der Brust sein muss, dass ein extra PreAmp verbaut wird, der nicht rauschärmer ist als das, was moderne Interfaces bieten. 🤷‍♂️
 
Nachtrag: Inzwischen hat sE Electronics mit dem DCM 3 (ohne Preamp und EQ Schalter) und dem DCM 6 (mit Preamp, ohne EQ Schalter) die DynaCaster-Serie erweitert, so dass das ursprüngliche Modell nun den Namenszusatz DCM 8 bekommen hat. Ich schaue mal, ob ich die beiden kleineren Geschwister auch mal zu einem Vergleichstest bekommen kann...
 

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