Hi,
links und rechts ist dabei nicht das wesentliche Kriterium. Mit V1, V2 usw. ist eigentlich immer der Signalweg gemeint, auch wenn er meistens analog zur äußeren Anordnung verläuft. In aller Regel ist der auch ohne Öffnen zumindest in soweit nachvollziehbar, dass die V1 die Eingangsröhre ist und damit sowohl schaltungstechnisch als auch im Layout (fast) immer näher an der Eingangsbuchse liegt als die anderen Röhren. Wenn Hersteller wie zB das gleiche Modell als Topteil mit stehenden und bei Combos mit hängenden Röhren bauen, zählt man bei den Röhren logischerweise jeweilsspüiegelverkehrt - die V1 sitzt dann beim DSL-Combo links, beim Head rechts.
In den meisten Mehrkanal-Amps bleibt die V1 auch in den Crunch- oder Leadkanälen aktiv. Das gilt zumindest für die erste Hälfte der Röhre, denn die meist benutzte 12AX7 / ECC83 ist ja eine Doppeltriode, sodass die andere Hälfte theoretisch an allen möglichen Stellen aktiv sein kann. Macht aber wenig Sinn, da man die Wege kurz halten will. In Schaltplänen muss jedenfalls zwischen den Hälften unterschieden werden, und eine Doppeltriode wird dann zweimal, also zB als V1a bzw. V1b eingetragen. Nur falls Du mal so ein Schema siehst und Dich fragst, wo denn die vielen Röhren sein sollen, die Dein Amp laut Schaltplan hat...
Das am Anfang genannte "fast" bezieht sich in meinem Fall auf meinen Brunetti-Rackpreamp, da sitzt die V1 in der zweiten Reihe - vermutlich ging der Designer davon aus, dass im Rack öfter die zweite Eingangsbuchse auf der Rückseite genutzt wird, und dann stimmts wieder. Auch gibt es manche konsequent aufgebaute Mehrkanal-Amps, bei denen die Kanäle weitgehend oder komplett getrennt aufgebaut sind. Der Groove Tubes Trio Preamp ist einer davon, hier haben Clean- und Mean Channel die Eingangsröhre gemein, während der Scream- (Lead) Channel komplett eigene Röhrenstufen hat. Daher kann man bei dem auch den Clean- und Scream-Channel mit einem Schalter gleichzeitig laufen lassen (und mit einem kleinen Trick an den Schaltbuchsen auch Scream und Mean). Wie gesagt sehr selten, selbst der H&K TriAmp, dessen Design sehr aufwendig ist, nutzt die V1 für alle 6 Kanäle.
Von den "kleinen" Röhren tanzt - siehe @harrymudd - eine in der Geometrie oft aus der Reihe, wie eben hier beim DSL. Das ist dann fast immer die Treiberstufe, die schaltungstechnisch schon der Endstufe zugeordnet ist und idR auch am nächsten an den Endröhren sitzt. Oft ist das auch ein anderer Röhrentyp mit weniger Verstärkung (aber gleiche Optik) wie die 12AT7, da sollte man also ins Handbuch schauen. Mitunter gibts noch eine weitere "Außenseiterin", die neben der Treiberstufe sitzt, wie zB beim JVM - das ist dann idR die Verstärkungsstufe für einen röhrengetriebenen FX Loop. Das findet man aber eher in aufwändigen Amps mit 4 oder mehr Preampröhren. Beim DSL20HR ist der Loop transistorisiert, hier ist die V2 vermutlich zur Hälfte für die dritte Gainstufe und die andere Hälfte für die Klangregelung zuständig.
Gruß, bagotrix