Schneller Fingerwechsel / Spieltechniken auf dem Akkordeon

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Gast 113247
Guest
Hier mal eine ganz praktische und - wie ich meine - nicht unwichtige Frage zur Spieltechnik bei 16-tel und 32-stel Noten:

Es gibt die "akademische" Forderung, z.B. bei schnellen 16-tel Noten auf der gleichen Taste jeweils die Finger zu wechseln, also z.B. 4-3-2, 4-3-2, 4-3-2 usw. oder auch 2-3, 2-3, 2-3 usw.
Zugegeben, das sieht auch eleganter aus, als auf der Taste mit dem selben Finger herumzuhämmern. Allerdings macht das nach meiner Erfahrung wenig Sinn, wenn beispielsweise nach 4 gleichen Noten 4 andere Noten gespielt werden müssen, also wenn diese gleichen Noten nur über max. 1-2 Takte gehen. Dann ist das "Herumgehampel" mit 2 oder 3 Fingern fehleranfälliger, als wenn man nur 1 Finger benutzt. Oder wenn 4x4 1/16-Noten gespielt werden, aber dafür nur die Finger 4-3-2 benutzt werden, dann ist die Fingerfolge um jeweis 1 Finger versetzt was ebenfalls zu Problemen führt.

Gibt es da Regeln (ich weiß: keine Regel ohne Ausnahme), mal abgesehen vom optischen Eindruck.

Wie ist die Meinung der erfahrenen Spieler hier im Forum. Ich persönlich komme mit dem 1-Finger-System gut zurecht (bis etwa zur 1/16-Note, 1/8 ist eh kein Problem). Bei noch kürzeren Notenwerten geht es entweder nur mit Bellow-shaking oder tatsächlich mit schnellem Fingerwechsel.

Ich habe den Verdacht, daß es den Verfechtern des Fingerwechsels meistens eher um die Optik geht, womit sie sicher recht haben. Aber hat das auch musikalisch-technische Gründe?
Ich kann vom Hören her keinen Unterschied feststellen zwischen 1 Finger und Fingerwechsel, entsprechende Übung natürlich vorausgesetzt.

play_bach
 
Eigenschaft
 
Hallo Play_Bach,

Wenn man schnelle Abfolgen gleicher Noten mit nur einem Finger spielen kann und das ganze nicht verkrampft wird, ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden. Jedoch hat das Wechseln von dem Finger auf einer Taste durchaus vielerlei Sinn, und es geht dabei überhaupt nicht ums Optische! Durch das Wechseln der Finger auf einem Ton kommt viel mehr Ruhe ins Spiel, da die einzelnen Finger längere Pausen zwischen ihren Auftritten haben und sich so entspannen können - dadurch sind viel höhere Tempi bei den Abfolgen möglich!

Dann ist das "Herumgehampel" mit 2 oder 3 Fingern fehleranfälliger, als wenn man nur 1 Finger benutzt.

Als "Herumgehampel" kann man das ganze wohl nur bezeichnen, wenn man die Wechsel noch nicht ganz beherrscht, die Kontrolle der einzelnen Töne ist beim Fingerwechseln wohl höher als bei der Verwendung von nur einem Finger. Zudem hat der Wechsel noch einen weiteren, gravierenden Vorteil - man kann die Hand in jede beliebige Position bringen, indem man einfach mit einem anderen Finger endet (wenn man etwa 4 Noten zu spielen hat und mit 1 ankommt, kann man z.B 1,2,3,4 spielen, wenn man in tiefere Regionen muss, oder 1,3,2,1, wenn man in höhere muss). Das Weiterspielen nach dieser Passage wird dadurch enorm erleichtert!

Soweit zu meiner Meinung.

Grüße

Ganryu
 
Hallo Play_Bach,

das meiste was ich dazu anmerken wollte, hat Ganryu schon geschrieben. Dashalb nur ein paar Ergänzungen:

Der Fingerwechsel hilft, locker zu bleiben und ermöglicht so ein gleichmäßiges Spiel. Dabei gilt: Je schneller und je länger eine Stelle ist, desto wichtiger ist der Fingerwechsel. Dabei kann es natürlich durchaus so sein, dass eine Stelle erst einmal ohne Fingerwechsel einfacher ist. Die Vorteile des Fingerwechsels merkt man dann erst, wenn man den Fingerwechsel ordentlich geübt hat.

Oder wenn 4x4 1/16-Noten gespielt werden, aber dafür nur die Finger 4-3-2 benutzt werden, dann ist die Fingerfolge um jeweis 1 Finger versetzt was ebenfalls zu Problemen führt

Die verwendeten Finger passt man natürlich der Situation an: In der genannten Situation würde man einen Fingerwechsel verwenden, der sich alle zwei (z.B. 4-2) oder alle vier Finger wiederholt (z.B. 4-3-2-3). Der von Dir genannte Fingerwechsel passt eher zu Triolen.

Viele Grüße
Martin
 
Es gibt die "akademische" Forderung, z.B. bei schnellen 16-tel Noten auf der gleichen Taste jeweils die Finger zu wechseln, also z.B. 4-3-2, 4-3-2, 4-3-2 usw. oder auch 2-3, 2-3, 2-3 usw.
Zugegeben, das sieht auch eleganter aus, als auf der Taste mit dem selben Finger herumzuhämmern.

play_bach

Hallo,

es ist weder akademisch, noch ist es reine Optik, wenn man den Fingerwechsel auf der gkeichen Taste macht. Es geht bei größeren Geschwindigkeiten gar nicht anders, wenn man sauber spielen will. Das mit dem gleichen Finger nannte mein Lehrer immer die "Spechtmethode", und deren Schnelligkeit ist doch sehr begrenzt. Der Fingerwechsel lohnt sich unbedingt, auch wenn nach drei gleichen Tönen schon was anderes kommt.

Wir haben (allerdings vor über 50 Jahren) solche Sachen nach dem Heft "Mahr-Technik" gelernt; ich weiss nicht, ob es dieses Ding heute noch gibt. Es gab einen Band 1 für die rechte und einen Band 2 für die linke Hand. Dieses Technik-Heft ist hauptsächlich nach den Czerny-Etüden ausgerichtet, die ja den Pianisten hinlänglich bekannt sind. Ich habe bis heute nichts besseres kennengelernt.

Gruß Claus
 
Durch das Wechseln der Finger auf einem Ton kommt viel mehr Ruhe ins Spiel, da die einzelnen Finger längere Pausen zwischen ihren Auftritten haben und sich so entspannen können - dadurch sind viel höhere Tempi bei den Abfolgen möglich!

Ganryu
Danke für die Hinweise! Das leuchtet schon ein.

Was m.E. aber erschwerend hinzukommt, ist, daß beim Fingerwechsel auf einer Taste die Hand immer wieder ein Stück hin- und herrücken muß, denn schließlich wollen nacheinander alle 3 oder 4 Finger auf die gleiche Taste und da muß die Hand eben um den Fingerabstand nachrücken. Und die Gefahr, dabei versehentlich die benachbarte Taste zu erwischen, ist auch nicht gering.

Natürlich ist das alles mit langer Übung zu schaffen. Mit Trillern auf 2 Tasten habe ich keinerlei Probleme, auch mit 2 Fingern abwechselnd denselben Ton zu spielen ist ebenfalls relativ einfach, obwohl es Schwierigkeiten macht, die Töne dabei gleichmäßig zu spielen. Mit 3 Fingern und dann noch gleichmäßig zu spielen, ist dagegen schwierig.

Es ist eben die Frage ob es sich lohnt, dafür wochenlang zu üben. Ich lasse mich gern überzeugen, wenn es mir spieltechnische Vorteile bringt.

Wahrscheinlich lassen sich dafür keine Regeln aufstellen. Ab wieviel gleichen 1/16-Noten würde man denn den Fingerwechsel bevorzugen? Schon bei 3-4 oder erst ab 5 ? Gesetzt den Fall, es würden 20 1/16-Noten hintereinander verlangt, dann käme man doch auch mit 2 Fingern aus, quasi als "Triller" auf der selben Taste, oder?

Gibt es irgendwo eine entsprechende und logisch-verständliche Anleitung im Netz?

play_bach
 
Hallo play_bach,

Das mit dem Verschieben der Hand hast du richtig erkannt, das muss man machen, hat aber auch vor und Nachteile. Wochenlanges üben braucht man dafür aber sicher nicht, einfach immer wieder in die Stücke einbauen und dann müsste es bald laufen.

Wahrscheinlich lassen sich dafür keine Regeln aufstellen. Ab wieviel gleichen 1/16-Noten würde man denn den Fingerwechsel bevorzugen? Schon bei 3-4 oder erst ab 5 ?

Verbindliche Regeln wirst du vermutlich keine finden, es macht imho auch keinen Sinn, welche aufzustellen. Dafür ist das ganze zu Abhängig vom Stück, vom Geschmack des Spielers und vielem anderen - Je nach Tempo mache ich zB schon bei 2 einen Fingerwechsel - da das erwähnte Verschieben der Hand mich in bessere Positionen bringt.

Viel Spaß beim Üben, sollten ich und andere dich überzeugt haben ;)

Grüße Ganryu
 
Gibt es irgendwo eine entsprechende und logisch-verständliche Anleitung im Netz?

play_bach

Ja, und die ist ganz provokant: Erlaubt ist, was funktioniert! Aber ein geübter Spieler beherscht alle Methoden. Die Wechselfinger, die "Spechtfinger" und auch die Bellowshake. Bei Akkordrepitionen funktioniert der "Fingerwechsler" einfach nicht, da musst Du dann "spechten" oder "shaken":D. Versuche somit alle Methoden zu erlernen.
 
Hallo play_bach,

Das mit dem Verschieben der Hand hast du richtig erkannt, das muss man machen, hat aber auch vor und Nachteile.

Grüße Ganryu

Hallo,

wieso die Hand verschieben? Z. B. bei einem Wechsel 321321321 usw. verschiebt sich die Hand doch keinen Millimeter. Verschieben tut man doch höchstens, wenn man bei einem solchen Ablauf auf 1 landen und dann z. B. einen Akkord nach oben greifen will, aber doch erst dann.

Gruß Claus
 
Ja, und die ist ganz provokant: Erlaubt ist, was funktioniert! Aber ein geübter Spieler beherscht alle Methoden. Die Wechselfinger, die "Spechtfinger" und auch die Bellowshake. Bei Akkordrepitionen funktioniert der "Fingerwechsler" einfach nicht, da musst Du dann "spechten" oder "shaken":D. Versuche somit alle Methoden zu erlernen.

Ja, das ist irgendwie beruhigend ... So ganz falsch liege ich also mit meiner Technik nicht. Ich meine, daß auch bei kurz aufeinanderfolgenden 1/16-Noten mit großen Abständen (Quinten, Sexten etc.) dazwischen, der Fingerwechsel nicht gut funktioniert, da die Finger alle noch mit "Wechseln" beschäftigt sind und man dann in Sekundenbruchteilen - quasi "freihändig" - zur nächsten Note springen muß.

Wahrscheinlich ist die Fingerwechselmethode nur dann nutzbringend anwendbar, wenn die Noten nicht zu weit auseinanderliegen, da ansonsten unsichere Sprünge über relativ große Distanzen notwendig sind.

Bei der "Spechtmethode" dagegen können die Finger schon auf ihren Plätzen sein, und müssen dann nur noch im richtigen Moment "tippen". Richtig?

Bellowshaking mache ich inzwischen auch (Selbststudium), aber nur, wenn es in den Noten steht, oder wenn ein Stück aus dem klassischen Bereich mit einem entsprechenden Geigenpart dies erfordert (Geigen mit schnellen Bogenstrichen). Dies ist z.B. bei den ersten Takten des Walzers "An der schönen blauen Donau" der Fall, wo die Geigen pianissimo "tremolieren" und die Bratschen zusammen mit den Hörnern darüber die Melodie legen.

Ganryu schrieb:
Je nach Tempo mache ich zB schon bei 2 einen Fingerwechsel - da das erwähnte Verschieben der Hand mich in bessere Positionen bringt.

Da das mache ich natürlich auch immer, um für den nächsten "Spielzug" in die günstigste Position zu kommen, bei langsamen Passagen auch öfters "stumme Fingerwechsel". Also in diesem Punkt keine Differenz!!

Vielen Dank für die guten Ratschläge!

play_bach
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Erlaubt ist nicht nur, was gefällt, sondern auch, was fumktioniert!

wie meine "Vorredner" bereits festgestellt haben, geht nicht jede Methode bei jeder Gelegenheit, drum wird man wohl nicht drum rum kommen, sich mit allen zu beschäftigen. Das schon mal deswegen, weil das Klangergebnis sich sehr wohl im Detail unterscheidet.

Gute Spieler (wozu ich nicht gehöre) können vermutlich durch ihre Fähigkeiten die Unterschiede minimieren, aber bei mir ergeben sich schon deutlich hörbare Unterschiede zwischen der "Specht-" und der "Wechselfinger"-Methode. Wenn ich (z.B. bei Tangos) Repetitionen brauche, die kurz scharf und wie gemeißelt klingen sollen, so bekomme ich diese nur durch die Wechselfingermethode hin. Ob nun mit drei oder mehr Finger oder nur mit zweien, macht dabei nicht mal einen Unterschied.
Wenn ich hingegen das mit der "Specht-"Methode mache, dann bekommen die einzelnen Töne immer eine gewisse Weichheit mit.
Der Unterschied liegt darin, dass bei mehreren Fingern der andere Finger schon "Gas" geben kann um dann auch mit entsprechend Schmackes auf die Taste zu knallen , während der andere noch auf der Taste liegt, oder gerade zurückfedert. Und das hört man dann auch am Ton.

Das kann aber in anderen Fällen auch recht störend sein, da die "Wechselfingermethode" eben aus ihrer "Betriebsart" heraus eine gewisse Neigung zum harten Anschlag hat. Da kommt dann die Einzelfingermethode zum Einsatz. Hier muß ja der Finger die Taste drücken und gleich wieder weg um erneut anzuschlagen. Und weil hier alles der gleiche Finger macht, kann man hierbei gar nicht soviel Schwung holen, weil ihm gar nicht soviel Ziet bleibt, wie mit abwechselnd mehreren Fingern. Und daraus ergibt sich ein insgesamt weicherer Anschlag. Da der Finger auch nicht mt soviel Wucht auf die Taste knallt, federt er auch nicht so schnell und kräftig zurück, so dass sich hier insegesamt ein etwas weicherer Ton ergibt.

Was die Treffsichrheit bei der Wechselfingermethode angeht - die wird mit Übung besser. Man kann sie aber auch etwas erhöhen, indem man die Hand etwas dreht, so dass die Finger schon von Haus aus eher über der selben Taste liegen. Dann verringert sich die Gefahr automatisch, dass man daneben haut.

Gruß,
maxito
 
Ich habe den Verdacht, daß es den Verfechtern des Fingerwechsels meistens eher um die Optik geht, womit sie sicher recht haben. Aber hat das auch musikalisch-technische Gründe?
Ich kann vom Hören her keinen Unterschied feststellen zwischen 1 Finger und Fingerwechsel, entsprechende Übung natürlich vorausgesetzt

Mit Optik hat das rein gar nichts zu tun und ich könnte dir zeigen, dass es auch hörbar anders klingt. Du hast ohne Fingerwechsel schlichtweg an manchen Stellen keine Chance, weil du zu langsam bist. Darüber hinaus ist es auch viel einfacher zwischen Legato, Portato oder Staccato zu wählen.

In der irischen Musik gibts so einen doppelten Vorschlag, ein sog. Triplet. Die beiden Vorschlag-Noten spielt man aber fast ohne Ton, also extrem staccato. Das ist dann eher perkussiv. Abgeschaut hat man sich das von den Geigen, die das mit dem Bogen machen und eigentlich auch keinen Ton dabei erzeugen sondern mehr so ein "Kratzen". Das geht mit einem Finger wahrscheinlich garnicht.

Ich würde zusammenfassend sagen, dass es sich lohnt, an dieser Technik zu feilen auch wenn man hier und dort dann mehr aus Faulheit ohne Fingerwechsel arbeitet.
 

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