Schüler mit mentaler Blockade vor/bei schwierigen Stellen im Musikstück

Bernnt
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Was stellt ihr mit Schülern an, die technische schwierige Stellen eigentlich draufhaben, denen aber manchmal der Verstand dazwischen haut a la: "Jetzt kommt die Stelle. Jetzt kommt die Stelle.😓😓 Waaasss das kann iiiiiicccccchhhhh spielen?😯(dudeldudeldud .....el) Oh, doch nicht.:(" Wie geht man an den Mental-Teufel ran?
 
Naja ... Das ist eine der Fragen, bei denen man hinzufügt "Frage für einen Freund" :)
Solange es ums private vor sich hinspielen geht, würde ich da so vorgehen, dass solch eine Stelle dann scheitert, wenn's in die Stelle reingeht, nicht so sehr, wenn die Stelle isoliert betrachtet wird. Also im Spielfluss.
Ich mach das so, dass ich den Übergang getrennt übe, und nur den Übergang bis ein Stückchen in die Passage rein. Dann die ganze Passage. Und die Passage selbst in unterschiedlichen Abschnitten.
Ziel ist es (bei mir) solche Stellen an jedem beliebigem Punkt anzuspielen, reinzufinden, rauszufinden - und zwar so langsam, dass ich jeden einzelnen Ton den vorhergehenden und den nachfolgenden bewusst nachvollziehen kann, ebenso die Bewegung dazu.
irgendwann gibts dann "die Stelle" im optimalen Fall nicht mehr.

(Was für mich ein Grund ist, dass mit gerade solche Stellen auch bei Aufregung gelingen, während so simple Stellen, die man in der Regel sehr unbewusst übt, dann Gründe für Aussetzer werden .... grrrrrrrrrr)
 
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Was stellt ihr mit Schülern an, die technische schwierige Stellen eigentlich draufhaben, denen aber manchmal der Verstand dazwischen haut a la: "Jetzt kommt die Stelle. Jetzt kommt die Stelle.😓😓 Waaasss das kann iiiiiicccccchhhhh spielen?😯(dudeldudeldud .....el) Oh, doch nicht.:(" Wie geht man an den Mental-Teufel ran?
Ich habe aktuell genau dieses Problem bei zwei Übergängen in La Noyée von Yann Tiersen. Übe folgendermaßen: 2Takte vorher, dann Übergangstakt, langsam, dann schneller. Das Übliche also. Ziel: Verankerung im motorischen Gedächtnis. Dann Verknüpfung mit dem vorangehenden Musikteil, der schon recht gut im motorischen Gedächtnis verankert ist. Und jetzt versuche ich mein Gehirn auszutricksen, indem ich den Fokus auf die Melodie lege, deren willige Gehilfen meine Finger sind, die die Melodie den Berg hinauf und dann wie eine Kaskade den Berg hinunterschicken, um dann im Bachbett munter vor sich hin zu strudeln, Bewegungen, die meine Finger mögen. Diese Bilder zusammen mit der Melodie dominieren dann das Geschehen und die Erwartungsangst wird verdrängt. Das funktioniert zunehmend besser, aber noch nicht gesichert. Vielleicht helfen meine Überlegungen ja weiter.
 
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Welche Möglichkeiten gibt es, die Erwartungsangst zu verdrängen?
Eine grundsätzliche Frage ist dabei, ob man die Musik innerlich hört, wenn man in die Noten schaut. Zumindest bei bereits kennengelernten Stücken sollte das der Fall sein. Bei neuen Stücken würde es dann eine Annäherung geben, also Fehler bei Tonhöhen (Intervallsingen üben) und oft bei der Rhythmik (reine Übungssache).
Ich finde es für das Hobby von grundlegender Bedeutung, an der Klangvorstellung zu arbeiten.


Wenn eine Stelle in den Noten zu weit jenseits der eigenen Spielfähigkeiten liegt, kann man sie umschreiben und damit einfacher machen.

Die sich anschließende Prüfung betrifft das Üben. Möglicherweise lässt es sich planvoller und kontrollierter gestalten. Mit Hilfe eines Übungsplans könnte man dann gut genug zu werden, das Stück am Ende auch komplett in Originalfassung zu spielen. Fehlen eigenes Wissen und Ideen zur Methodik des Übens, wäre das ein klarer Hinweis, das durch geeigneten Unterricht zu lernen.

Wenn die "unspielbare" Stelle eigentlich in Reichweite liegt, bleibt noch die Aufgabe des Erübens. Bei mir bedeutet das Isolation der Takte und (einfache) Analyse der Stelle hinsichtlich der Anforderungen samt sicherem Notenlesen (Rhythmik, ungewohnte Tonhöhen wg. vieler Hilfslinen, ungeübte Tonarten...).

Zunächst würde ich die Notenwerte erarbeiten, also den rhythmischen Ablauf in den Takten. Die Stelle sollte sicher ausgezählt werden können, dann geklatscht oder auf der Tischplatte getrommelt. Das macht man nach dem Kennenlernen und Beherrschen im (sehr) langsamen Ablauf natürlich immer wieder auch mit dem Metronom in geeignet großer Auflösung.

Damit bekommt man ein sicheres Fundament und die Töne können nun an den richtigen Stellen gespielt werden.
Probleme müssen dafür ggf. wieder über Zwischenschritte gelöst werden, das ließe sich im Detail anhand eines konkreten Zitats der Stelle diskutieren.

Eine Anforderung könnten z.B. eine binär zu spielende Achtelfigur sein, von denen ein Achtel per Ligatur an einer triolischen Figur hängt und dadurch "zunächst unsicher" verlängert wird.

Ein Zwischenschritt für die rhythmische Erarbeitung könnte dann sein, die Ligatur zunächst aufzuheben, noch einfacher die trioliche Figur durch eine einzige Note als Stellverstreter zu ersetzen und die Triole nur im Kopf zu hören. Letztlich lässt sich so erüben, jeden Notewert an der richtigen Stelle zu spielen.
Ist das sicher erübt und sind alle Notenwerte im zusammenhang ausführbar, dürfte es ein Leichtes sein, auch den Haltebogen zu beachten.

Gruß Claus
 
Hallo @Claus, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Die Beiträge oben wurden in dieses Subforum verschoben. Dadurch ging der Kontext leider komplett verloren. Schade. Also muss ich jetzt von neuem ansetzen:

Was stellt ihr mit Schülern an, die technische schwierige Stellen eigentlich draufhaben, denen aber manchmal der Verstand dazwischen haut?

Die Schüler haben die Sache technisch durchdrungen und eigentlich drauf. Die Passagen sind sehr flott und darum nur mit dem motorischen Fingergedächtnis zu bewältigen. Ändern sich nun die Rahmenumstände (Nervosität, Anspannung, Vorspielen vor dem Lehrer oder vor dem Publikum, Auftritt), kommt der Verstand dazu und will beim Spielen mitmischen. Der Verstand dominiert das reflexartig arbeitende Fingergedächtnis. Es kommt zur Verspannung und zur Konfusion. Der Schüler fliegt aus seinem Vortrag raus. Was nun?

Wie geht man an den Mental-Teufel ran?
Welche Möglichkeiten gibt es, die Erwartungsangst zu verdrängen?

Eigentlich geht es darum, den perfektionistischen hypergenau arbeitenden reflexiven Verstand im Übeprozess und beim Vortrag irgendwie auszutricksen wie es @Tygge ja schon beschrieben hat. Vielleicht ist die Sache jetzt klarer...
 
Ich habe aktuell genau dieses Problem bei zwei Übergängen in La Noyée von Yann Tiersen.

Welche Takte [La Noyée (Musescore)]? Dann könnte man das "Problemstellen-Problem" vielleicht an einem konkreten Beispiel etwas genauer angehen.


Der Verstand dominiert das reflexartig arbeitende Fingergedächtnis. Es kommt zur Verspannung und zur Konfusion.

Um auf die Ebene motorischer Reflexe zu kommen, müsste der "Verstand" (im Sinne kontrollierenden Bewußtseins) partiell ausgeschaltet werden, was unter der Prämisse eines "beseelten" Musizierens kein anzustrebender Zustand sein dürfte, und was aufgrund der komplexen neuronalen Vernetzungen bei musikalischen Aktivitäten auch rein hypothetisch ist.
"Ausschalten" macht also keinen Sinn, vielmehr muss es darum gehen, das Bewußtsein im Spielprozess so zu lenken, dass es motorische Prozesse nicht hemmt - es geht hier also zunächst um die Diagnose von metalen Hemmungen, die jeder Therapie vorauszugehen hat. Und die läßt sich nur schwer verallgemeinern, insbesonders, wenn die "Konfusionen" primär in Vorspielsituationen auftreten.

Wie geht man an den Mental-Teufel ran?

Langfristig - indem man auf die Gnade des Vergessens setzt.
Wenn in einem Stück nur eine einzige Passage mit Versagensängsten verbunden ist, ist das ganze Stück für längere Zeit verbrannt, sollte also ad acta gelegt werden, bis in anderen Stücken analoge Stellen beherrscht werden. Aber auch das Beherrschen vergleichbarer Passagen ist noch keine Garantie, dass es bei der Rückkehr zum Ausgangsstück nicht wieder zu negativen Triggereffekten kommt.
In der Praxis reden wir daher nicht von wenigen Wochen, sondern im günstigsten Fall von mehreren Monaten, im Normalfall von mehreren Jahren, im Extremfall von Jahrzehnten. Das ist aber immer noch besser, als dass ein Stück im worst case zum Lebenstrauma wird.

Grundsätzlich ist es natürlich ideal, wenn potentielle Problemstellen bereits vorab erkannt und durch proaktive Maßnahmen mit positiven Spielerfahrungen verknüpft werden, z.B. durch progressiv gestaltete Vorübungen. Aus schwierigen Passagen lassen sich bereits Monate vor der eigentlichen Arbeit am Stück isolierte Übungen erstellen - das setzt natürlich nicht nur eine langfristige Planung und Problemlösungskompetenzen voraus, sondern auch die Fähigkeit, Schwierigkeiten überhaupt antizipieren zu können.

Stellt sich ein Problem erst im Verlauf der Detailarbeit heraus, und lässt es sich weder auf ein momentanes Übungsdefizit zurückführen, noch mit konventionellen Übungsmethoden kurzfristig lösen, ist in der Regel bereits vorher etwas schief gelaufen.
Also Abbruch und gegebenenfalls mehrere Schritte zurück, bis man die Quelle des Übels genauer einkreisen kann. Jeder Versuch, das Problem mit dem Holzhammer zu lösen, führt nur zum Einüben von Fehlern und Ängsten. Man muss daher bereits vor dem Eintreten von negativen Automatisierungseffekten die Reissleine ziehen, denn sobald etwas in ausreichender Anzahl wiederholt wird, wird es memoriert - egal, ob fake oder fact, ob falsch oder richtig.

Oftmals liegen die Ursachen in früheren Stücken, in denen man etwas zu großzügig mit technischen Unsicherheiten umgegangen ist, obwohl es klar sein sollte, dass einem das irgendwann auf dei Füße fällt. Im Bereich grundlegender Spieltechniken gilt eben das Prinzip, dass man sich immer mindestens zweimal im Leben trifft - und manchmal ist das durchaus als Drohung zu verstehen.
 
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Moin @OckhamsRazor, ich habe mal die betreffende Notenpassage aus meinen Noten kopiert. Problematisch sind die beiden Übergangstakte. Rein technisch sind beide Takte bei mäßigem Tempo unproblematisch. Gefordert ist allerdings ein Tempo von 140, und das schaffe ich mal, mal flieg ich raus. Gestern beim Vorspiel dann auch eine schöne Variante: Vor Erleichterung, dass ich den 2. Übergang sauber geschafft hatte, flog ich dann in Takt 53 raus. Konzentrationsmangel kommentierte mein Lehrer. Erleichterung ist der Partner von Erwartungsangst, und genau die versuche ich mit Bildern ( den Berg hinauf und dann in Kaskaden den Berg hinunter) und mit Fokussierung auf die Melodie aus dem Kopf zu kriegen. Also die Angst nicht zu füttern, indem ich auf sie fokussiere, sondern sie durch positive Bilder und Kognitionen zu ersetzen. Vermutlich ist allerdings auch die Motorik im 2. Übergang noch nicht gesichert. So richtig mögen meine Finger die notierte Abfolge nicht, eine bessere habe ich allerdings bisher nicht gefunden. Fazit: Basis ist das technische Können. Problem Fingersatz. Knifflig werden die mit den Misserfolgen verknüpften Erwartungshaltungen. Sicherlich kann man auf „Vergessen“ setzen. Leider neigen Negativerlebnisse dazu, besonders gut erinnert zu werden. Hier kommen positive Erinnerungen ins Spiel, wie schön es sich angehört hat, als die Melodiekaskaden den Berg hinuntergeflossen sind, dass man das so ähnlich gerne wieder hören möchte. Dann liegt der Fokus auf dem Ziel, etwas Schönes wieder zu hören und nicht darauf, ein steiniges Notenproblem zu bewältigen.
Anfügen muss ich vielleicht noch, dass ich Akkordeon spiele und auch die Noten für Akkordeon arrangiert sind.
LG Tygge
 
Vielleicht ist die Sache jetzt klarer...
Ja.
Meine Anregung ist auch dann, an der Klangvorstellung zu arbeiten, denn das erleichtert den Flow oder ist sogar eine Voraussetzung dafür.

Die Beziehung zum Lehrer sollte natürlich geklärt und angstfrei sein, schließlich kennt und vertraut man sich und ein wichtiger Aspekt des Unterrichts ist, Schwachstellen aufzudecken sowie eine nach der anderen zu bearbeiten.
Der andere Aspekt betrifft das hohe psychische Energieniveau und ggf. Lampenfieber. Eine gesteigerte Form wäre Auftrittsangst und dazu wurde im Board schon viel geschrieben, meine Sicht steht hier:
https://www.musiker-board.de/thread...rittsangst-pruefungsangst.528947/post-6424852
https://www.musiker-board.de/thread...rittsangst-pruefungsangst.528947/post-6429557

Gefordert ist allerdings ein Tempo von 140, und das schaffe ich mal, mal flieg ich raus.
Gefordert ist das Tempo nur, wenn es ein Dirigent verlangt und man im Ensemble zusammenspielen muss.
Solistisch kannst Du ein Stück auch langsamer angehen und das ist m.E. zumindest so lange notwendig, bis Du es im Schlaf beherrschst. Letztlich sollte das Stück zu Hause in deutlich schnellerem Tempo als gefordert ausführbar sein. Das bewirkt, dass die mechanische Automation optimiert wird und sich damit die Grenze der Anforderung verschiebt.

Zunächst wäre es aber gut, wenn Du dein derzeitiges Tempo finden könntest, in dem das Stück sicher gespielt werden kann.
Sollte das 120 sein, dann ist das eben so. Wegen des Tempos Fehler zu machen, finde ich fatal, denn man lernt dabei falsch. Der Erinnerungsspur im Gehirn ist es egal, ob sie richtig oder fehlerhaft angelegt wird. Man programmiert sich Fehler und schmlampiges Spielen also genauso als Lernerfahrung ein wie eine fehlerfreie und musikalische Ausführung.
Es bringt auch nichts, sich über Fehler aufzuregen, denn die Verküpfung mit der Gefühlswallung verstärkt den Lernerfolg im Guten wie leider auch im Schlechten.

Gruß Claus
 
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Was stellt ihr mit Schülern an, die technische schwierige Stellen eigentlich draufhaben, denen aber manchmal der Verstand dazwischen haut a la: "Jetzt kommt die Stelle. Jetzt kommt die Stelle.😓😓 Waaasss das kann iiiiiicccccchhhhh spielen?😯(dudeldudeldud .....el) Oh, doch nicht.:(" Wie geht man an den Mental-Teufel ran?
Mal ganz pragmatisch: Du kannst die Stelle isoliert fehlerfrei spielen? Du kannst sie langsam fehlerfrei spielen?
1. Suche Dir ein langsames Tempo, in dem das ganze Stück fehlerfrei geht. Falls der Fehler immer noch auftritt: noch langsamer!
2. Spiele das Stück schnell. Aber wenn die fragliche Stelle kommt, trittst Du auf die Bremse und spielst die Stelle ganz langsam fehlerfrei. Danach wieder Gas geben. Wenn es dabei zu Fehlern kommt, hast Du immer noch zu schnell gespielt. Wer langsam übt, kommt schneller vorwärts.

Wichtig ist, daß Du das Erfolgserlebnis hast, wenn Du die Stelle fehlerfrei gespielt hast. Du darfst nicht zu früh wieder ins Originaltempo gehen, denn dann kommen die alten Fehler wieder. Das mußt Du ggf. wochen- und monatelang so machen, bevor Du wieder schneller wirst. Jedes mal, wenn Du schnell spielst und den Fehler wieder machst, hast Du ein Mißerfolgserlebnis, und das muß unter allen Umständen vermieden werden. Jedes mal, wenn Du den Fehler wieder machst, übst Du den Fehler. D.h. Du darfst den Fehler ab jetzt sofort nie wieder machen, und das geht durch langsames Spielen.

Es kann hilfreich sein, andere Fingersätze einzuüben, wenn das möglich ist. Damit kann man das motorische "Fehlergedächtnis" austricksen, wenn man sich die Fehler schon antrainiert hat.

Mir hilft es auch immer, die Fehler zu analysieren, die ich mache. Das muß man aber vor der ganzen Prozedur machen, die ich oben beschrieben habe. Flüchtigkeitsfehler, die nur einmal passieren, mögen es nicht, wenn man sie nicht beachtet. Sie sind dann beleidigt und gehen wieder weg. Fehler, die andauernd wiederkommen, muß man dagegen genauestens unter der Lupe betrachten, um die Ursache herauszufinden. ("Aha, wenn ich hier mit dem Arm die Drehung nicht weit genug ausführe, rutsche ich mit dem kleinen Finger vom fis, was zur Folge hat daß ..." etc.)

Viele Grüße,
McCoy
 
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Problematisch sind die beiden Übergangstakte.

Also T 51/52.
Hier sehe ich zunächst mal einen Fingersatz, der sich mir nicht ganz erschließt. Das Arpeggio in T 51 liegt im Bereich einer Oktave - wenn du keine Probleme mit dem Daumen auf schwarzen Tasten und Griffen im Oktavumfang hast, kannst du das in einem Zug mit 1 bis 5 ohne Versetzen der Hand spielen. Der blau unterlegte Arpeggien-Ausschnitt wird aufw./abw. immer mit dem gleichen Fingersatz gespielt, da hast du zumindest einen mentalen Ankerpunkt:

amelie.png

Das Tempo ist zwar sehr schnell und statisch, allerdings kannst du notfalls in der zweiten Hälfte von T 52 ein minimales ritardando vor dem nächsten Formteil einbauen und dadurch etwas Tempo herausnehmen.

... kommentierte mein Lehrer.

Was hatte er denn bisher an konkreten Ratschlägen parat, um die fragliche Stelle technisch in den Griff zu bekommen (außer "Laaangsam" und "Nochmal")?
 
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Naja, so ähnliche Vorschläge wie @McCoy. Übungsreduktion auf die kritischen Takte. Üben in langsamen Tempo bis die Abläufe gesichert sind, dann Temposteigerung und anschließend Rückkehr zu langsamen Tempo. Vermeidung der Fehler, um die nicht einzuüben. Auch an den Fingersätzen haben wir getüftelt, nur das Ergebnis scheint im zweiten Übergangstakt weiterhi nicht so recht zu passen. Ich werde morgen mal deine Vorschläge ausprobieren,@OckhamsRazor . Danke dafür. Vielleicht kann ich mit einer Änderung auch das Fehlergedächtnis austricksen. Ich werde berichten. Und wenn alle Stricke reißen, wandert das Stück in die Ablagerungsschublade, um nach einer Weile wieder hervorgeholt und wieder in den Übungskanon aufgenommen zu werden. Auch ein Vorschlag meines Lehrers, um Druck raus zu nehmen, den ich mir selber gerne mache.
Deine Idee, ein ritardando einzubauen, finde ich gut. Das passt zu meiner Vorstellung, den Berg hinauf zu spielen, am höchsten Punkt minimal zu verweilen, um dann die Melodie den Hang hinunterlaufen zu lassen. Das strukturiert die Läufe gut und gibt dem Kopf halt. Lernen ist doch wirklich eine spannende Sache.:)
 
Wir verlieren hier mit dem Exkurs auf Übungsstrategien die ursprüngliche Frage zwar etwas aus den Augen, bei der es nach möglichen Ursachen und Therapien von Vortragshemmungen ging, aber irgendwie hängt das eine dann doch mit dem anderen zusammen ...

Du darfst den Fehler ab jetzt sofort nie wieder machen ...

... sonst mögen dir die bösen Fingerchen abfaulen!
Ob ein alttestamentarisches "Fehlerverbots-Dogma" zielführend ist, möchte ich bezweifeln. Wenn für Lernende musizieren zur Sollerfüllung durch Abarbeiten von Ge- und Verbotstafeln wird, dann muss man sich nicht über Versagensängste und Spielblockaden wundern.

Die Frage, ob Fehler nicht sogar für Lernprozesse unabdingbar sind, bedürfte zunächst der Klärung, ebenso der große Mythos vom angeblichen Nutzen des "langsamen Übens" - beides kann hier aber angesichts der Komplexität des Themas nicht umfassend erörtert werden.
Dass das fehlerfreie Memorieren einer schnellen Passage in Echtzeit im Normalfall unsere Gedächtniskapazitäten überfordert, und hier langsames Vorgehen - allein aus Gründen der Fehlervermeidung - angebracht ist, ist unbestreitbar, aber eben auch ein ganz anderes Thema.

Zumindest läßt sich zum "Trainingstempo" beispielhaft feststellen, dass sich Kinder beim laufen lernen einen Teufel um ihre Geschwindigkeit scheren. Die ist nämlich in Relation zu ihrer erst rudimentären Körperbeherrschung bereits anfänglich schon so hoch, dass sie fast zwangsläufig auf die Nase fallen oder gegen Hindernisse laufen, denn für komplexe Bewegungsmodulationen (Richtungsänderung, Abbremsen, bewußte Veränderung der Schrittfrequenz) muss die dazu notwendige propriozeptive und visuell-räumliche Kontrolle erst erlernt werden.

Dass der Weg der Bewegungsbeherrschung von "langsam zu schnell" gehe, gehört also zu den vielen populären Neuro-Mythen im Umfeld des Lernens.
Zielführendes, erfolgreiches Bewegungslernen geht von der veranlagten, allgemeinen Fähigkeit (Greifen) zur intentionalen, speziellen Fertigkeit (Klavierspielen) aus. Beide entwickeln sich - weitgehend unabhängig vom Faktor der Bewegungsfrequenz - vom einfachen, wenig angepassten und durch starke Reduktion der Bewegungskomplexität ungelenk erscheinenden Ablauf zur komplexen, situationsbezogenen und behänden Bewegungsbeherrschung.

So haben die anfänglich meist noch steif durchgedrückten Knie von Kleinkindern beim Laufen durchaus eine sinnvolle Funktion, nämlich die Reduktion der Bewegungskomplexität mittels Beschränkung der Freiheitsgrade.
Für die Instrumentaltechnik hat das zur Konsequenz, dass Temposteigerung nicht durch "langsames Üben" zu erreichen ist (dieses hat im Lernprozess durchaus seine Berechtigung, z.B. zur Verinnerlichung von isolierten Bewegungsphasen), sondern primär durch Reduktion der Komplexität, d.h. durch Vereinfachung von Problemstellen - und zwar möglichst immer unter Bedingungen, die nicht zu sehr vom avisierten Zieltempo abweichen. Letzteres ist extrem wichtig, denn wie jeder aus Erfahrung weiss, können z.B. Fingersätze, die im langsamen Tempo funktionieren, sich im schnellen Tempo als untauglich herausstellen.

Dazu kommt ein weiterer Faktor, der gegen "Zeitlupen-Üben" als Allheilmittel spricht:
Kontrolliert langsame Bewegungen gehören im Erwerbsprozess der kinästhetischen Differenzierungsfähigkeit allein aufgrund der dazu benötigten muskulären Haltefunktionen (also dem krassen Gegenteil "schneller Muskelbewegungen") zur motorischen Königsklasse.
Ein richtig verstandenes "langsames Üben" bezieht sich hingegen nicht auf die langsame Ausführung der Spielaktionen, sondern allein auf die Anzahl der Spielaktionen pro Zeiteinheit. Ein Übungsnutzen entsteht daher nur, wenn jede Aktion im Grenzbereich des individuell jeweils aktuellen obersten Tempolimits ausgeführt wird, d.h. "so schnell wie möglich" - lediglich mit größeren zeitlichen Aktionsabständen, die aber nicht "inhaltsleer", sondern durch bewußte Kontrollaktivitäten bedingt sind.
Das ist ein mental extrem fordernder und anstrengender Übungsprozess, der nichts mit tranigen Zeitlupenbewegungen tun hat, sondern permanente Aufmerksamkeit und einen kontrollierten Zyklus von Antizipation, Exekution und Feedback erfordert. Aber letztendlich gilt auch hier: Wer Sprinter werden will, muss Sprints üben!

Mir hilft es auch immer, die Fehler zu analysieren, die ich mache.

Das ist sinnvoll und entspricht der guten alten Volksweisheit "Aus Fehlern lernt man", bei der es im Kern um das Erlernen einer "Fehlerkultur" geht, d.h. um einen kompetenten Umgang mit Fehlern.
Wer diesen, auch für das Erlernen eines Instruments unverzichtbaren Lernprozess scheut, kann sich natürlich "Nur wer nichts macht, macht nichts falsch" zur Lebensdevise machen - das ist dann das "Lindner-Syndrom" und führt bekanntlich ins Abseits.
 
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Wer Sprinter werden will, muss Sprints üben!
Genau! Ich wollte ja schon lange mal den diesen Wettbewerb ins Leben rufen: 10 Pianisten spielen die Revolutionsetüde gleichzeitig auf 10 Klavieren. Wer zuerst fertig ist hat gewonnen. Per MIDI werden Fehler kontrolliert und fließen in die Endnote mit ein. :rofl:

Merke: Schneller ist nicht gleich schöner.

Und das Schnell-Schnell hilft auch besonders gut bei mentaler Blockade ... ;)

Viele Grüße,
McCoy
 
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Merke: Schneller ist nicht gleich schöner.

Kommt auf's Stück an. Wenn Presto erwünscht ist, ist Andante möglicherweise eine grobe Fehlinterpretation - das wäre allerdings eine Frage der Interpretation, nicht der elememtaren Übungstechnik.

Und das Schnell-Schnell hilft auch besonders gut bei mentaler Blockade ... ;)

Wäre ja ziemlich idiotisch, wenn das jemand behaupten würde. Behauptet aber niemand.

Dass "Langsam-langsam" aber nicht als übungstechnisches Allheilmittel taugt, z.B. um "schnell schnell zu werden", wird hingegen auch in der Musikpädagogik zunehmend erkannt und nicht erst seit gestern auch thematisiert. Exemplarisch sei hier G. Mantels mittlerweile schon zwanzig Jahre alte Methodensammlung "Einfach üben" zitiert (2001, S. 152 ff):

"Manche Probleme (...) entstehen überhaupt erst bei schnellerem Spiel, lassen sich also durch langsames Üben nicht lösen, weil sie hier gar nicht auftreten."
Und S. 153: "Die Methode des langsamen Übens ist also ein Sonderfall des variierten Übens, zu welchem als Variante auch extrem schnelles Üben gehört.
[...] Das ideale Übungstempo ist in der Mehrzahl der Fälle (...) ein leicht reduziertes Originaltempo."

Zitat Ende.
 
Wäre ja ziemlich idiotisch, wenn das jemand behaupten würde. Behauptet aber niemand.
Ja, das hat genauso wenig jemand behauptet, wie jemand anders "alttestamentarische Fehlerverbots-Dogmen" aufgestellt hat. Die Methode, andere Beiträge absichtlich falsch zu verstehen und Aussagen zu verdrehen, habe ich übrigens von Dir gelernt.

Viele Grüße.
McCoy
 
Was stellt ihr mit Schülern an, die technische schwierige Stellen eigentlich draufhaben, denen aber manchmal der Verstand dazwischen haut?
beim üben oder beim spielen / auftritt / vorspielen?

@McCoy und OckhamsRazor : meint ihr das gleiche?
wenn es nicht klappt, muss es erst langsam geübt werden, und wenn das sitzt, erhöht man das tempo?

wobei ich das auch so sehe wie Kollege Ockham: durch langsames üben werde ich nicht schnell. (allerdings schaffe ich damit die notwendige Basis für den nächsten Schritt.)

das saubere spielen ist eine sache der koordination, und koordination bedeutet, dass bewegung präzise/genau/schnell gesteuert wird.
wenn du immer 120 bpm übst, dann wirst du dabei besser, aber dadurch wirst du nicht 150 bpm spielen können.
wenn du schneller spielen willst, musst du x bpm draufhaben und das dann langsam steigern.
das wird anfangs unsauber sein, aber der zweck der übung ist ja eben, genau das zu verbessern.
und da wiederum hat McCoy recht: wenn es immer der selbe Fehler ist, dann übt man den Fehler. also Tempo wieder runter.
 
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Es geht ja hier um mentale Blockaden. Der Trick ist folgender: Wenn Du schnell spielen willst, wirst Du den Fehler aller Wahrscheinlichkeit nach wieder machen, weil Dein Fokus auf der fehlerträchtigen Stelle und auf der Geschwindigkeit liegt. Wenn Du diesen Schnellspiel-Willen ausschaltest und langsam spielst, wirst Du den Fehler aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr machen. Dann wirst Du die Stelle aber irgendwann ganz automatisch schnell spielen können. Wenn Du sie dann wieder schnell spielen willst, kann es sein, daß der Fehler wieder kommt. Das ist eher so eine Zen-Geschichte, also nicht ganz so alt wie das alte Testament und ganz ohne fachliterarisches Zitat.

Zum langsamen Üben und zur Fehleranalyse mal ein Video ("slow it down even more"):




Viele Grüße,
McCoy
 
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...durch langsames üben werde ich nicht schnell.
Es legt den Grundstein für alles Weitere, aber natürlich bleibt man nicht beim langsamen Üben des immer Gleichen stehen.

Wer jemals einen technisch anspruchsvollen Kampfsport oder alpines Skifahren gelernt hat, weiß aus der eigenen Erfahrung, dass die koordinierten Bewegungsabläufe langsam und in vielen Wiederholungen eingeübt werden, bis sie im Unterbewusstein verankert sind. So schafft der Körper die Voraussetzungen für eine schnelle Ausführbarkeit.
Dass man es zwischendurch auch schneller probiert liegt in der Natur des Menschen. Nur, weil Fehler genauso gelernt werden wie die optimale Ausführung, ist eine Fehlervermeidung durch langsame und kontrollierte Ausführung ein guter Anfang.

Schon in meiner Jugend Mitte der 70er Jahre las ich einen entsprechenden Rat in einem Interview mit Chick Corea, als er gefragt wurde, wie man besonders schnell spielen lernt: "wer schnell spielen will, sollte langsam üben".

Gruß Claus
 
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durch langsames üben werde ich nicht schnell
wenn es ums grundsätzliche Schneller-Werden geht, stimme ich dir zu. Wenn es um einzelne Stellen geht, nicht (unbedingt).
Zum grundsätzlichen Schneller-Werden: wenn ich nie schnell spiele (nie ein schnelles Stück spiele), dann lerne ich es natürlich nie. Irgendwann muss ich also anfangen schnell zu spielen.
Wenn meine Finger grundsätzlich schnelle Sachen spielen können, aber an einzelnen Stellen danebenhauen (oder ich ein neues Stück beginne zu üben), dann kann langsames Üben helfen, die Stelle aufzuschlüsseln.

Was für mich ein "Oho-Erlebnis" war: vor einigen Jahren hatte ich die Möglichkeit, bei einer Veranstaltung gemeinsam mit einem (studiert gehabt habenden) sehr guten Spieler zwei Stücke als Duo zu spielen. Wir wählten Stücke aus, die ich bereits spielte, mein Mitspieler aber nicht (beide nicht langsam, eines in beiden Stimmen durchaus virtuos). Er bekam von mir im Voraus die Noten seiner Stimme, wir hatten genau eine Probe (ne Stunde vor der Veranstaltung). Da erzählte er mir, er habe beide Stücke geübt, aber nur langsam, nie im Tempo. Seine Aussage, "wenn du ein Stück langsam kannst, kannst du es auch schnell". Und was soll ich sagen - er hatte recht, das Tempo machte ihm keinerlei Probleme.
 
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