Jeder sucht im Grunde immer nach der eierlegenden Wollmichsau, in diesem nach dem Keyboard, das alles liefert, was ich brauche. Dummerweise hat jeder andere Vorstellungen davon, was er braucht und was nicht. Insofern wird so ein Keyboard, wenn es alle meine Vorstellungen und Wünsche abdeckt, dann sogar noch jede Menge weitere Features haben, die nämlich die anderen haben möchte, die ich nicht vieleicht nicht benötige, aber mitbezahlen muss.
Eine der wenigen solcher Kisten war der (das?) Korg Oasys. Eine Kiste, die wirklich so gut wie alles verbaut hatte, was sich ein Keyboarder gewünscht hat. Lag aber mit seinen 8-9000 Euro weit über dem, was sich ein normaler Mensch leisten konnte. Ich hatte ernsthaft mal mit der Anschaffung geliebäugelt, hätte das Geld aufgebracht und auch bezahlt, auch wenn ich mit einem 16 Spur Harddiskrecorder, oder Pianos mit diesem riesigen Samplespeicher und Karma nichts anfangen konnte.
Als ich mir das Teil dann im Laden intensiv angeschaut hatte, war mir sehr schnell klar, dass aufgrund der Komplexivität die Bedienung alles andere als intuitiv, und das Keyboard aufgrund des Gewichts für den täglichen Bühneneinsatz nicht geeignet war. Nun gut, die Käuferschicht, die das Geld normalerweise aufbringen kann, verfügt wahrscheinlich sowieso über Roadies und braucht sich da keine Sorgen zu machen.
Heute bin ich froh, dass ich so ein Teil nicht gekauft habe. Warum?
- Die (Weiter-)Entwicklung von Technologien läuft in hohen Geschwindigkeiten. Wenn Du heute etwas auf den Markt bringst, ist es morgen schon veraltet. Oder Du musst z.B. jetzt den schnellsten und größten verfügbaren Prozessor/Speicher verbauen, damit Dein Gerät zumindest die Chance hat, über einen gewissen Zeitraum bestehen zu können, was sich natürlich auch im Preis widerspiegelt (s. Oasys mit
- Kann der Oasys VSTi? Nein. Ist er diesbezüglich upgradebale? Nein. Sprich, ich müsste hier externes Equipment nutzen.
- eine CX3 Orgel, die 2005 vielleicht noch interessant war, ist heute längst nicht mehr State-of-the-art. Clavia, Numa, HX3 und natürlich VSTi liefern um Klassen bessere Hammond Emulatoren.
Ich denke, dass man modular besser fährt, weil man sein Setup viel besser auf sich abstimmen kann, einzelne Komponenten austauschen, wenn was 'Besseres' auf dem Markt. Ganz abgesehen davon, dass man nicht auf einen Schlag so viel Geld in die Hand nehmen muss. Viele Keyboarder haben durchaus schon das Geld investiert, dass ein Oasys gekostet hat, aber halt über die Jahre verteilt.
Etwas anders sieht das vielleicht bei den High-End-Arrangern aus. Will ich hier das non-plus-ultra spielen, ist es schwierig, so etwas modular zusammenzustellen. Ich denke an die Diskussionen über die verschiedenen Software-Produkte von Arrangern. Auch wenn die manchmal mehr liefern, als ein Tyros, Kompatibilität zu anderen Styleherstellern, bessere Editiermöglichkeiten, mehr Freiheiten bei der Wahl der Soundengines u.a., ist es nach meiner Einschätzung schwer, das zufriedenstellend für den Live-Betrieb zusammenzufrickeln. Und das wichtigste - da spreche ich aus 15 Jahren Live-Erfahrung mit Arrangern - die Erreichbarkeit der Bedienelemente. Wer wirklich mit Styles auf der Bühne hantiert und nicht nur Midifiles abspielt, der weiß, dass das A und O ist, dass die Elemente so platziert sind, um sie mit kurzen schnellen Bewegungen mit den Händen zu erreichen. ein Griff zur Maus während des Spielens geht nicht. Genausowenig kann ich mir vorstellen ein universelles Masterkeyboard mit zig frei programmierbaren und zuweisbaren Controllern, Pads, Tastern und Schaltern ist nicht zu vergleichen mit einem dafür ausgelgten Arranger-Keyboard. Ich bin sicher, dass die Entwickler bei Yamaha und Co sehr viel Zeit in die ergonomische Gestaltung ihrer Keyboards stecken.
Und das ist - da bin ich mir sicher - einer der Gründe, warum immer noch viele Leute bereit sind, 4000 Euro für einen Top-Arranger hinzulegen.