Sind grundsätzlich alle Blockflöten Paraffin-imprägniert?

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Ich hätte da wieder mal eine Frage an die Hardware-Spezialisten im Forum:

Gestern habe ich bei Silke Kunath eine Auswahlsendung Sopranflöten geordert und bei der Beschreibung meiner Wünsche u.a. angegeben, dass ich möglichst keine paraffinierte Flöte haben möchte. Ich habe das deshalb angegeben, weil nach allem, was ich bislang gelesen habe, lediglich die einfacheren Schulinstrumente aus Ahorn- oder Birnbaumholz mit Paraffin imprägniert werden, während bei höherwertigen Flöten ausschließlich Öl verwendet wird. Ich bekam auch sehr schnell eine sehr freundliche Antwort, bei der mich allerdings folgende Auskunft etwas irritiert hat:
Zur Info für Sie: alle namhaften Blockflöten sind paraffiniert, wenn wir das nicht machen würden hätten Sie nicht den Klang den das Instrument somit hat.
Die Paraffinierung wird durchgeführt, damit die Poren durch die früher das Wasser geflossen ist um den Baum wachsen zu lassen zu schließen.
Würde man dies nicht tun, würde die Luft die Sie in den Windkanal blasen im wahrsten Sinne des Wortes „Flöten“ gehen.
Nun möchte ich als Laie sicher nicht die Expertise von Frau Kunath anzweifeln, schließlich werden in ihrem Hause auch Flöten gebaut und repariert. Aber an anderer Stelle habe ich dazu abweichende Informationen gefunden. So heißt es z.B. bei Moeck:
Unsere Flöten aus Buchsbaum, Ebenholz, Grenadill, Olivenholz, Palisander, Pflaume oder Rosenholz müssen geölt werden, wenn sie ihre Qualität nicht verlieren sollen. Instrumente aus Ahorn- und Birnbaumholz dagegen müssen, wenn sie mit Paraffin imprägniert sind, nicht unbedingt geölt werden, es schadet ihnen aber auch nicht.
Daraus schließe ich, dass lediglich die beiden letzteren Holzarten paraffiniert werden.

Und auch bei Stephan Blezinger heißt es:
Viele einfache Instrumente für den Schulbereich, meist aus Ahorn oder Birnbaum gefertigt, sind ab Werk mit Paraffin imprägniert, ... Flöten aus handwerklicher Herstellung und generell Instrumente aus härteren Hölzern wie Palisander, Grenadill oder Europäischem Buchsbaum sind in aller Regel von vorneherein ausschließlich geölt und benötigen das Öl auch weiterhin.

Auch bei anderen Herstellern findet sich immer wieder die Information, dass gerade höherwertige Flöten ausschließlich mit Öl behandelt und nur die einfachen Modelle mit Paraffin imprägniert werden.
Was ist denn nun richtig?
 
Eigenschaft
 
Sicher bin ich in diesen Fragen kein Experte, aber immerhin hab ich mal ein Video gesehen, in dem die Flötenteile sogenannter "Schulflöten" in ein Wachsbad getaucht wurden. Würde man eine solche Flöte ölen (ich würde es nicht mal versuchen), so würde das Öl sicher keine Verbindung mit dem Holz eingehen können, was aber bei hochwertigen Flöten aus Palisander z.B. der Fall ist.
 
Soweit ich weiß werden längst nicht alle Flöten mit Paraffin imprägniert. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass irgend etwas in diese Richtung mit dem Block gemacht wird.

Von meinen Flöten, inklusive Blockflöten, ist eine mit Paraffin. Die anderen sind normal eingelassen. Öl imprägniert ja auch; nur Paraffin ist dauerhafter.
 
Tja, das scheint herstellerabhängig zu sein....
 
Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass irgend etwas in diese Richtung mit dem Block gemacht wird.

Das glaube ich kaum. Der Biock muss dazu in der Lage sein, Feuchtigkeit aufzunehmen und darf daher in keiner Weise imprägniert werden.
 
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Tja, das scheint herstellerabhängig zu sein....

Davon gehe ich aus. Aber ohne konkrete Auskunft ... :nix:

Soweit ich weiß werden längst nicht alle Flöten mit Paraffin imprägniert. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass irgend etwas in diese Richtung mit dem Block gemacht wird.

Das würde alles auf den Kopf stellen, was ich bislang über den Block gelernt habe:
Der Block guter Blockflöten wird/wurde von verschiedenen Herstellern aus einem speziellen Zedernholz gemacht, das die Eigenschaft besitzt, Wasser aufsaugen zu können, ohne dabei nennenswert zu quellen. Die Saugfähigkeit des Blocks sorgt dafür, dass keine Wassertropfen im Kernspalt stehen bleiben, die die Tonbildung stören würden.
Experimente mit anderen Materialien hatten stets zum Ziel, diese Saugfähigkeit nachzubilden (siehe z.B. Mollenhauer)

Die Paraffinierung wird durchgeführt, damit die Poren durch die früher das Wasser geflossen ist um den Baum wachsen zu lassen zu schließen.
Würde man dies nicht tun, würde die Luft die Sie in den Windkanal blasen im wahrsten Sinne des Wortes „Flöten“ gehen.
Die Erklärung liest sich für mich merkwürdig. Teil 1 entspricht meiner Kenntnislage Teil 2 :confused:

Paraffin sorgt dafür, dass die durch Trocknung "leeren" Holzfasern weicher Hölzer kein Wasser mehr aufsaugen und wieder abgeben können. Das wiederum verhindert, dass das Holz "arbeitet" (dehnen und schrumpfen) und sich dabei Trockenrisse ausbilden. Trockenrisse können eine Flöte dermaßen schädigen, dass sie nicht mehr spielbar ist. Aber dass Ahorn derart große Poren hat, dass daraus Luft entweicht, ist mir neu.
An dem unbehandelten Ahornholz, mit dem ich immer wieder werkle, sind mir derartige Poren noch nicht aufgefallen. In der Mitte der Äste ist ein dünner Markkanal. Der ist anders als z.B. bei meinen Pflaumenbaum, Apfelbaum- und Thujaästen so weich, dass ich ihn beim Bienendosenbasteln sehr leicht mit einem Handbohrer aushöhlen kann. Aber der kann ja wohl nicht gemeint sein.
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Die Luft geht nur "flöten", wenn nicht die Poren gemeint sind, sondern Risse, die den Luftstrom im Windkanal stören und einen Teil der Luft seitlich austreten lassen.
Jetzt würde ich gerne Richard @blockarina nach seinen Erfahrungen fragen. Aber das geht ja nun leider nicht mehr. Vielleicht schaut ja mal @shibboleth herein und kann etwas dazu sagen. Allerdings baut shibboleth hauptsächlich Querflöten.

Hat man Scheiben aus verschiedenen Holzarten für Experimente zur Hand, kann man testen, wie unterschiedlich fest die verschiedenen Zonen der Jahresringe sind. Das fällt vor allem beim sogenannten Weichholz auf. Außerdem unterscheidet man Splintholz und Kernholz. Auch Fotos wie dieses aus Wikipedia zeigen die verschiedenen Zonen und in diesem Fall auch Risse:
Kieferqringrp.jpg


Je härter das Holz, um so dichter ist es auch. Wie die verschiedenen Holzsorten trocknen und arbeiten, ist eine Wissenschaft für sich. @shibboleth schilderte einmal, welches Eigenleben z.B. Buchs (ich hoffe, ich erinnere das richtig) haben kann.

In welcher Weise und vor allem in welchem Ausmaß Holzarten die Klangeigenschaften einer Blockflöte beeinflussen können, ist sehr umstritten und als Laie kaum nachvollziehbar. Das wurde in alten Threads wiederholt diskutiert. Aber auch wenn die Handwerkskunst des Flötenbauers letztlich die größte Rolle bei der Gestaltung des Klangs spielt, so hat die Dichtigkeit des Materials ascheinend doch irgendwie eine Bedeutung. Auf der Huber-Webseite findet man folgende Anmerkung:
http://www.huber-music.ch/cms/index.php?id=421
Man mag gewisse Vorbehalte gegen Paraffin haben, da es sich um ein Erdölprodukt handelt. Aber wir kennen bis heute keine Alternative dafür – außer dem Verzicht auf alle weniger dichten Holzarten. Denn in früheren Zeiten konnte man aus den weicheren Hölzern gar keine Blockflöten bauen. Mittelharte wurden mit einer aufwändigen Leinölbehandlung verdichtet. Wir unternahmen Versuche mit Birnbaumholz und legten Rohlinge zwei Monate in Leinöl ein. Doch die klanglichen Eigenschaften waren im besten Fall halb so gut wie nach einer Paraffinbehandlung.

Das ist für mich eine plausible Erklärung.

@HeinerM
Wenn Du sicher sein willst, dass die Flöte nicht mit Paraffin imprägniert ist, wirst Du Dich wohl bei den verschiedenen Herstellern erkundigen müssen, wie die das handhaben.

Gruß
Lisa



Links zum Weiterlesen

https://de.wikipedia.org/wiki/Splintholz
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernholz
https://de.wikipedia.org/wiki/Lärchenholz

https://www.musiker-board.de/threads/welches-holz-fuer-blockfloeten.629696/

https://www.mollenhauer.com/blockfloete/wissenswertes
http://www.moeck.com/de/service/faq/der-einfluss-der-hoelzer-auf-den-klang.html
http://www.musikhaus-suedlohn.de/files/anleitungen/Blockfloetepfl.pdf
https://www.loebnerblockfloeten.de/pdf/blockfloete-oelen.pdf
http://www.huber-music.ch/cms/index.php?id=421
 
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Zunächst mal vielen Dank für diese ausführliche Antwort!
:great:

Wenn Du sicher sein willst, dass die Flöte nicht mit Paraffin imprägniert ist, wirst Du Dich wohl bei den verschiedenen Herstellern erkundigen müssen, wie die das handhaben.

Wie ich oben schon erwähnt hatte, ging es mir gar nicht um das Paraffin selbst, sondern um eine bestimmte Gruppe von Instrumenten, an denen ich nicht interessiert bin. Bei aller Liebe zu natürlichen Materialien sollte das für mich kein Ausschlussgrund sein. Da entscheide ich einzig nach musikalischen Aspekten.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Würde man eine solche Flöte ölen (ich würde es nicht mal versuchen), so würde das Öl sicher keine Verbindung mit dem Holz eingehen können,

Doch, das geht. Ich habe u.a. eine Mollenhauer Canta aus Birnbaumholz, die laut Herstellerangaben paraffiniert ist. Die habe ich schon desöfteren geölt, und das Öl wurde immer gut aufgenommen.
 
Wie ich oben schon erwähnt hatte, ging es mir gar nicht um das Paraffin selbst, sondern um eine bestimmte Gruppe von Instrumenten, an denen ich nicht interessiert bin
Warum fragst Du nach Paraffin, wenn Dich eigentlich die restliche die Verarbeitung interessiert?
 
Warum fragst Du nach Paraffin, wenn Dich eigentlich die restliche die Verarbeitung interessiert?


Dieser Satz bezog sich auf meine Bestellung im Blockflötenshop. Bei meiner Frage hier im Forum ging es mir natürlich schon um Paraffin bzw. Öl.
 
...Paraffin bzw. Öl. ...


wo ist da der übergang?
 
Physikalische Eigenschaften

Paraffin ist unlöslich in Wasser, aber leicht löslich in Benzin, Ether und Chloroform. Paraffine besitzen eine besonders große Volumenzunahme um bis zu 10 % beim Erhitzen bis zum Phasenübergang von fest nach flüssig.[2]


naja, da ist die frage drinn von mir! wie soll ich das von aussen erkennen, noch dazu wenn es wieder erkaltet ist?????



Hallo Lisa !!
 
Dieser Satz bezog sich auf meine Bestellung im Blockflötenshop.
Auch dort.Sag denen halt, dass Du einen gewissen Qualitätsanspruch hast. Dann dürftest Du imho leichter zu Deinem eigentlichen Ziel kommen.
 
...dass Du einen gewissen Qualitätsanspruch ....

wie definiert sich das und ORIENTIERT sich das ??
 
ich hab gerade eine küng in der der kur. - kopfriss! ich habe sie wieder hinbekommen, recht aufwändig. dazu wurde sie auch erwärmt - fazit = parafintropfen auf der oberfläche!!!

und jetzt? = aller theorie ist grau!.
 
nein, nein, darum geht es nicht, das parafin ist wegwischbar.

die assoziation war - = es wird lakiert ÜBER der parafinmarmelade.....:rolleyes:
 
Das Paraffin soll sich doch normalerweise IM Holz befinden.
Die schützende Lasur oder Lackierung bildet dagegen eine schützende Ummantelung. Wenn das eine offenporige Dünnschichtlasur ist, kann das Paraffin vermutlich austreten. Was da genau wie passiert, weiß ich nicht. Ich bin kein Blockflötenbauer und bastel auch nicht mit alten Blockflöten.

Linksammlung
http://www.fenster-streichen.de/holzlasur-dickschichtlasur-duennschichtlasur.htm
http://www.malerbetrieb-werlitz.de/kleines_farb-abc.html
 

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