So baut man einen 1 Euro Pickup

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Flyboy
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Hallo allerseits,
ich bin schon länger eifriger Leser des Musiker-Board, aber jetzt hab ich mich angemeldet, weil ich ein hoffentlich interessantes Thema anschneiden möchte.
Ich habe ein wenig mit Piezo-Schallgebern als Tonabnehmer herumexperimentiert und die Ergebnisse sind wirklich erstaunlich.
Mit Material im Wert von unter einem Euro kann man einen Tonabnehmer bauen, der unter gewissen Bedingungen durchaus an Profisysteme rankommt . Das wäre auch mal eine Gelegenheit über die Arbeitsweise von akustischen Pickups zu diskutieren. Falls Interesse besteht, würde ich dazu einen etwas längeren Text posten, über den man dann diskutieren könnte.
Vielleicht könnte mir auch noch jemand sagen ob und wie man evtl. Soundbeispiele einbinden kann.
 
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Interesse!

Soundbeispiele kannst du zum Beispiel mit Dropbox sehr gut veröffentlichen, guck dir das doch mal an.
Anleitung findest du auf entsprechender Homepage! ;)
 
Uiii, so spät am Freitag Abend noch hier im Forum unterwegs.. Da muss wohl noch jemand lange arbeiten und kann dafür morgen ausschlafen ;-)

Also ich fänd das auf jeden Fall sehr interessant.
Soundbeispiele kannst du irgendwo hochladen (Dateihoster, rapidshare oder so) und hier einfach den Link einstellen, evtl kann ich die auch dann auf meinem Webspace hosten, wenn sie nicht zu groß sind.
 
Hier ist noch ein interessierter Grüner, der noch nicht schläft ;)
 
und noch ein nachtschwärmer ;) ich liebe das forum :D
 
Nun denn, hier mein Text, um die Soundbeispiele kümmere ich mich morgen:

Auf der Suche nach gebrauchten Pickups bin ich in der IBucht auf folgenes Angebot gestoßen: Piezo-Pickup zum Einbau für knapp 14 Euro. Das hat mich dann doch interessiert und das Spielzeug meines kleinen Sohnes ist meist teurer. Was dann per Brief ankam, kam mir sehr bekannt vor: Ein Piezo-Schallgeber, Durchmesser 2 cm, an eine billige Klinkenbuchse gelötet. Ich hab das Teil gleich mal bei Conrad rausgesucht, es kostet 66 Cent bei Abnahme von 10 Stück. Bei Conrad gabs auch das Datenblatt und da war von 6400 Hz Resonanzfrequenz die Rede. Damit kann man diese irre lauten Alarmtöne erzeugen. Ich hab das Teil erstmal mit 5 m Klinkenbabel direkt in die Stereoanlage gesteckt und etwas darauf rumgekratzt und geklopft. Hat gut funktioniert, kein Brummen, kein Rauschen. Dann mit Doppelklebeband auf die Decke meiner Redwood D3 geklebt. Das Ergebnis war enttäuschend, ein greller schriller Sound fast ohne Bässe mit der Resonanzfrequenz als Sahnehäubchen obenauf.

Ich hatte in einem früheren Leben mal was mit Akustik zu tun, weswegen mir die Ursache des Übels sofor klar wurde. Mal kurz den Finger auf den Pickup gedrückt und schon waren die Bässe da, zusammen mit den Rückkopplungen. Piezos reagieren auf Druck und wo sollte der ohne Gegendruck, d.h. Masse herkommen ! Bei tiefen Frequenzen schwang das leichte Teil einfach mit der Decke mit, ohne ein Signal zu erzeugen. Bei höheren Frequenzen kam dann doch noch die Massenträgheit ins Spiel und es gab ein Signal.

Also hab ich in der Bastelkiste nach einer geeigneten Masse gesucht. Die Wahl fiel auf eine Wasserhahndichtung aus Hartgummi. Mit der angeklebten Dichtung klang alles schon wesentlich besser. Der Sound war nicht mehr so schrill und es gab auch so etwas wie Bässe. Schon erstaunlich was so ein kleines "Gummi" ausmachte.
Ein natürlicher Sound war so trotzdem noch nicht zu erzielen, dazu hätte es noch viel mehr Masse gebraucht und die kann man nun mal nicht auf die Gitarrendecke packen.

Das Ganze war theoretisch ein Hochpassfilter mit 6dB/Octave. Wenn man also einen umgekehrten Tiefpassfilter dagegensetzen würde, wäre alles wieder im Lot.

Jedes Aufnahmeprogramm hat mindestens einen Equalizer an Bord und was dann nach kurzen Rumprobieren aus den Boxen kam, war meine Redwood wie sie leibt und lebt. Das klang überhaupt nicht nach Pickup, sondern nach Mikrofon. Selbst der wirklich gute B-Band_3.2 meiner TX40 kam da nicht ran. Ich habe dann Vergleichsaufnahmen mit einem Kondensatormikrofon gemacht (AOI ECM1050) die das bestätigt haben. Wenn die Filterung stimmt, kommt der 66_Cent Piezo recht nahe an das Mikro ran. Der Piezo klingt etwas härter, etwa so, als hätte man etwas Presence aufgedreht. Ich hoffe ich kann die Beispiele hochladen.

Bevor jetzt alle in Jubel ausbrechen, für Live-Auftritte taugt das Ding sicher nicht, wegen der Rückkopplungen. Aber für Recording ist das eine interessante Alternative zu eingebauten Pickups oder Mikrofonen. Vorteil: klingt wie ein Mikro, aber die Gesangsstimme ist nicht mit drauf. Beim Abmischen ein unschätzbarer Vorteil. Und die Gitarre bleibt auch unverändert, abgesehen von Resten des Klebebands.

Ich habe mir inzwischen einen Vorrat dieser Piezos zugelegt (s.o.) und der Gummi wurde durch eine Haube aus 2K-Kleber ersetzt. Wäre das Ganze jetzt noch schwarz, sähe es teureren Produkten nahmhafter Hersteller irgendwie sehr ähnlich. Ein Schelm, der ......... Keine Ahnung ob bei denen evtl. ein Frequenzfilter mit drin ist. Durch die individuelle Filterung klingt das 1_Euro System wahrscheinlich besser. Ein anderes weniger verbreitetes System klebt den Pickup mit einer Art Kaugummi an die Decke. So kann man hohe Frequenzen auch dämpfen!

Für alle Spielkinder eröffnet sich hier ein weites Feld: Um mehr Masse zu kriegen, hab ich mal eine 8er Mutter aufgeklebt. Das Ergebnis konnte man echt als hävie Metel bezeichnen. Die Mutter hat sich voll in den Sound eingebracht.

jetzt gute Nacht
 
Ich hab ein paar kurze Beispiele (keine Kunstwerke) Mikro gegen Piezo auf mein GMX gelegt ich hoffe ich kann den Link hier einsetzen.

Möglichst erst runterladen und vom eigenen Rechner anhören. Da kann man besser vergleichen und es gibt nicht so viel Traffic. Der ist ja begrenzt und der Link gilt bekanntlich auch nur 30 Tage. Download klappt auch nur wenn man Popups erlaubt. Das kann man ja vorübergehend mal tun.

http://www.gmx.de/mc/hw2NKOKuavVvkmBTYE3Fy4DVVpjHkB

Was meint ihr ?
 
Zuletzt bearbeitet:
das klingt tatsächlich ziemlich gut. Bin echt erstaunt.
Also einfach Piezo von Conrad mit 2-Komponentenkleber an die Oberfläche pappen?
Und dann Softwareseitig einen Lowpass mit 6dB drauflegen? Bei welcher Frequenz? Und wird das Signal davon nicht sehr sehr leise?
 
So wird man also mißverstanden...

Richtig ist es so rum: Der 2K-Kleber kommt oben auf den Piezo und der Piezo kommt mit Doppelklebeband auf die Gitarre. Der Output von dem Teil ist ziemlich hoch, das reicht notfalls für den Mikro-Eingang, auch wenn das ziemlich rauscht. Besser ist ein Vorverstärker.
Ein guter EQ kann nicht nur dämpfen, sondern auch anheben, die Bässe müssen um bis zu 12dB hoch, die Höhen nur ein paar dB runter. Ich hab das Bild einer brauchbaren Filterkurve angehängt, damit sollte alles klarer werden.
 

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Nicht schlecht! Auf eine ähnliche Weise habe ich mir vor Jahren mal ein Edrum gebastelt. Hätte nicht gedacht, dass es auch bei ner Gitarre funktioniert. Werde es definitiv demnächst mal testen aus Spaß:)
Statt dem Doppelseitigem Klebeband würde ich das mit dem Tesa Power Strip ausprobieren, da die definitiv restlos zu entfernen sind.
Mich würde interessieren, ob der Durchmesser des Piezos eine Rolle spielt. Habe noch von Conrad verschiede Piezos von 2-8cm Durchmesser irgendwo auf Lager:)
btw: Danke für die Idee!!
 
Das ganze System klingt wahrscheinlich deshalb so gut, weil es sehr direkt an die Decke angekoppelt ist und nicht mit einer weichen Zwischenlage. Beim Einkleben innen würde ich sogar für einen harten Kleber plädieren. Ich würde daher vermuten, Power Strips wären nicht so ideal. Reste von Doppelklebeband gehen übrigens mit füssigem Grillanzünder prima ab. Ansonsten werde ich mal versuchen Fotokleber zu bekommen (Lero), der läßt sich von jeder Oberfläche restlos abrubbeln. Ich hoffe, niemand versucht sowas mit einer Nitrolack-Gitarre.

Was die Größe der Scheiben angeht, würde ich erstmal spekulieren, daß die sich primär auf den Output auswirkt. Wenn man mehrere Scheiben an verschiedenen Stellen der Decke anbringt, könnte man über die Größe den jeweiligen Anteil am Gesamtsignal steuern.

Aber Probieren geht ja bekanntlich über Studieren und das ist ja eine wirklich interessante Frage.
 
Hallo
Die Größe könnte auch Einflüsse auf die Resonanzfrequenz haben, da müsste man einfach ins Datenblatt schauen(wenn vorhanden).
Mfg
 
Das simmt natürlich.

Ich hab ja auch geschrieben, dass beim reinen Piezo die Resonanzfrequenz zu hören war. Wenn man dann aber Kleber oder andere Massen draufpackt, ändert sich die Resonanzfrequenz und sie wird wohl auch glücklicherweise stark gedämpft. Die Größe sollte da aber wohl immer noch eine Rolle spielen, da hast du recht.
 
Ich werde es mal probieren, sobald ich mein Lötkolben wieder habe. Mein Mixer hat allerdings nur 2 Eingänge. Also mehr als 2 Piezos kann ich nicht gleichzeitig betreiben, es sei denn man kann die Piezos irgendwie in ein Zwischenelement zusammenführen, wo man auch den Anteil der Piezos einstellen kann. Vielleicht kann das so mancher Vorverstärker.
 
Hallo
Du könntest probieren die Teile mit jeweils einem 10k Widerstand zusammenzuführen.
Mfg
 
Mal zum Thema Zusammenschalten:

Die Piezos sind ja passive Bauteile die auf die geringen Signale, welche evtl. von anderen Piezos kommen, praktisch nicht reagieren.
Ob ein Signal nun von 2 Punkten eines Piezos kommt, oder von 2 getrennten Piezos, sollte keinen Unterschied machen. Die Signale addieren sich einfach.

Manchmal sind Dinge einfach mal einfach.

Mann könnte sogar die Signale von 2 Punkten der Decke voneinander abziehen. Das beste an den Dingern ist, dass mann damit einfach mal rumspielen kan. Ich hab ja schon den metallischen Sound erwähnt, den man mit aufgeklebter Mutter erhält.
 
Hallo
Ich würd sie trotzdem mit einen 10k in Reihe mischen(da reicht ein kleiner 0,5W Kohlewiederstand, so ein Hochleistungsteil ist vollkommen übertrieben), um gegenseitige Beeinflussung auszuschließen.
Zum experimentieren geht es sicher auch so, aber wenn man das ganze dann richtig nutzen will kann man den kleinen Aufwand ja treiben.
Mfg
 

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