Steamplorer – DIY gone wrong

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Manche Ideen erscheinen auch nach längerem Nachdenken noch reizvoll, selbst wenn man tief im Innern weiß: das ist bescheuert. Also fängt man trotzdem damit an. Doch zurück auf Anfang.



Schnäppchenbaustelle
Als früherer Metallica-Fan wollte ich natürlich immer mal eine Explorer haben. Ein paar Anspielerlebnisse bestätigten das zuerst auch, mittlerweile weiß ich, dass mir „normale“ Formen mehr liegen, die Mockingbird als Explorer-artige mal ausgenommen. Man stöbert ja gelegentlich durch die eBucht und irgendwann tauchte dort eine abgewrackte Epiphone Gothic Explorer auf. Als Baustelle. Keine Mechaniken, keine Tonabnehmer, Bridge und Tailpiece allerdings „aufgewertet“(Alu). Da der Einbau von PUs und Mechaniken mich vor keinerlei Problem stellen würde mitgesteigert und gewonnen. Nicht gerade das Schnäppchen des Jahrhunderts, aber der Zustand hat genug Leute vom Bieten abgehalten, als dass ich mir nicht viele Gedanken um den Preis machen musste. Als sie ankam war ich etwas baff, lag doch ein potthässliches Riffelblech-Pickguard dabei. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich das weggeschmissen oder verkauft habe, aber definitiv nicht verbaut. Eine Weile lang stand sie mit Resterampen-Tonabnehmern herum, bis ich den Entschluss fasste: das wird eine Steamplorer. Eine verkupferte Gitarre passend zum Steampunk. Diverse Kupferlacke gesehen, einige probiert, keiner zufriedenstellend. Da reifte in mir der Gedanke: wieso nicht mit Kupferblech beziehen? Und wieso nicht Kupfernägel nehmen, um Verbindung und Nietenoptik gleichzeitig zu erzielen? Gedacht, getan, gesucht, gekauft und los ging’s!


Die Klopperei
Leider gibt es keine Bilder vom Prozess, die man hier zeigen könnte. Allerdings gestaltete sich alles schwieriger als geplant. Günstig hatte ich 2m Kupferblech auf Rolle (22cm breit) gekauft, welche ich in 3 Bahnen auf die Explorer legen wollte. Dabei wollte ich die Ecken einfach ausschneiden. Bei einem Testblech klappte das gar nicht. Blechscheren verbogen und zerfransten alles. Sägen lief auch nicht wie gewünscht, vor allem nicht so gerade wie nötig. Also ein anderer Plan: einfach die Bahnen von oben draufnageln und die überstehenden Teile um den Korpus falten und festmachen. Das klappte zuerst ganz gut. Dann begann das Blech stellenweise beim Falten zu reißen, was dazu führte, dass extra Bleche nötig wurden. Und immer mehr davon. Am Ende des Blechs war zwar die Vorderseite fertig, überall gab es jedoch piekende kleine Spitzen, die Kopfplatte war nicht fertig…aber mit den Tesla VR60 klang sie zumindest richtig gut. Außerdem passte „Tesla“ auf einer Steampunk-Gitarre auch so ganz gut. So wirklich zufrieden war ich haptisch und optisch aber dann doch nicht. Ergebnis: eine dicke Kupferplatte gekauft um kleine Stücke daraus auszusägen (das sollte mit dickerem Material gehen) und die Zipfel zu überdecken. Leider nie damit angefangen. Und weil ich jetzt kapituliert habe hier die Warnung an alle: Wenn ihr keine Ahnung vom Material habt, lasst euch helfen – oder lasst es bleiben. Ihr ärgert euch nur schwarz damit. Damit will ich natürlich keinen von Modifikationen abhalten, lediglich aufzeigen, dass ohne Kenntnisse in der Verarbeitung dünner Bleche, das beschlagen einer Gitarre mit Blech eine blöde Idee ist.

Auf die Augen
Nun für diejenigen, die immer mehr gucken als lesen wollen, die besseren Ansichten. Insbesondere wer eine Steampunk-Optik mag, könnte das zumindest vom Gucken her mögen. Von vorne finde ich sie auch ganz nett.
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Für die Harten unter euch nun auch noch die Rückseite. Krallt euch an etwas fest, setzt euch hin, stellt zerbrechliche Gegenstände zur Seite.
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Fazit
Ich würde es nicht wieder machen. Ende der Durchsage, viel mehr kann nicht schiefgehen.
 
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Ich würde dir dafür gerne Kekse geben (für die Idee an sich, die Durchführung und das Teilen des Resultates mit dem Forum), geht leider nicht.
Obwohl das Teil höchstwahrscheinlich der Textilienkiller ist... ;)
Aus der Ferne betrachtet sieht es ja nicht so schlecht aus.

MfG
 
Obwohl das Teil höchstwahrscheinlich der Textilienkiller ist... ;)

Bei feinmaschigen Dingen wie T-Shirts ist das gar nicht mal so das Problem. Vor allen Dingen Strickteile sind in Gefahr.
Danke trotzdem! ;)

Ne, aus der Ferne nicht...:D
 
vielleicht denkst du doch noch mal drüber nach... die 'patches' flachklopfen und dann anlöten
(die 'Nahtstelle' sollte dazu aber oxid- und fettfrei sein und die Temperatur des Lots stimmen)
in dem Bereich kenne ich mich allerdings nicht aus, lässt sich an ein paar Streifen schnell testen...
würde die Sache optisch deutlich aufwerten und zusätzliche Patina reinbringen
ich geb aber auch so 'ne Runde Knabberei aus :D

cheers, Tom
 
vielleicht denkst du doch noch mal drüber nach... die 'patches' flachklopfen und dann anlöten
(die 'Nahtstelle' sollte dazu aber oxid- und fettfrei sein und die Temperatur des Lots stimmen)

Witzigerweise sehen die "Patches" (ich denke du meinst vor allem die beiden Flicken auf der Vorderseite, insbesondere unter den Potis) zwar uneben und scharfkantig aus, aber die Ränder konnte ich so platt hämmern, dass da nichts mehr wirklich übersteht. Auch wenn es Schatten wirft, man berührt nichts gefährliches mehr. Die Rückseite+Zarge sind ein viel größeres Problem.
 
ja, diese beiden Bereiche habe ich höflich ausgeklammert :D
ich könnte mir vorstellen, dass diese Lötzinn-Nähte auch auf eine eigene Art altern
das Kupfer wird das ja sowieso (wenn's nicht beschichtet ist)
zumindest würde es der Sache auch etwas geschlossenes verleihen, nicht so aufeinander geklatscht
(ist natürlich nur subjektiver Geschmack - aber ich sehe da schon etwas Hoffnung)

cheers, Tom
 
scharfe Gitarre! ;)
 
Ein Abschirmungsproblem dürfte dieses Instrument definitiv nicht mehr haben! :ugly:
 
Aber nur, wenn man viel damit rumhantiert. Sonst eher "piekend".

Ein Abschirmungsproblem dürfte dieses Instrument definitiv nicht mehr haben! :ugly:
Witzigerweise echt nicht. Ich habe hier wirklich von Netzbrummen bis streuenden Bildschirmen alle Probleme. Die ingoriert das so ziemlich komplett. Seitdem ich Überspannungsschutzstecker habe, ist das Brummen generell deutlich weniger und seitdem mit der Steamplorer ganz Ruhe. Definitiv ein cooler Effekt.
 
Hey,

Respekt für die Arbeit, die dahinter steckt. :great:
Wie dick war denn das Blech, das du verwendet hast?
Ich hätte ja tendenziell eher Kuperfolie zum kleben genommen.... , aber das wäre natürlich sicher ein anders Feeling....
 
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Wie wäre es beim nächsten Versuch, das Kupfer mit Epoxidharz/Epoxidkleber an den flachen Stellen aufzukleben und die Kannten mit Hitze und einer Kannte vorzubiegen.
So haben wir in der Schule mal ein paar Kugeln geformt (die Bleche waren von 0,5-3mm Stärke).
Wenn du insgesammt 3 Teile macht (Front, Zargen und Rückseite), kannst du diese aufkleben und die Schnittkannten dann verlöten.
Die Nägel wären dann noch zur Zierde eine Option.

Das ganze dann auf die Masse legen (am leichtesten über das STP oder die TOM) und du hast sicher keine Brummprobleme mehr, egal wie und wo du spielst
 
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Respekt für die Arbeit, die dahinter steckt. :great:
Wie dick war denn das Blech, das du verwendet hast?Ich hätte ja tendenziell eher Kuperfolie zum kleben genommen...

Danke! Ich glaube es waren 0,3mm. Hatte im Baumarkt etwas geschaut und alles darüber war zu fest. Bin mir aber auch nicht 100% sicher. An Folie hatte ich auch erst gedacht, aber die meisten sahen einfach nach rotbraunem Chrom aus. Das war dann irgendwie nicht das, was ich angestrebt hatte. Außerdem sind die meisten Steampunk-Dinge auch ein wenig auf "used" getrimmt, das hätte Kupfer auf Dauer von alleine erledigt.

Wie wäre es beim nächsten Versuch, das Kupfer mit Epoxidharz/Epoxidkleber an den flachen Stellen aufzukleben und die Kannten mit Hitze und einer Kannte vorzubiegen.
[...]
Wenn du insgesammt 3 Teile macht (Front, Zargen und Rückseite), kannst du diese aufkleben und die Schnittkannten dann verlöten.
Wenn ich sowas nochmal machen sollte suche ich mir ohnehin jemanden, der Ahnung von Blechbearbeitung hat, nur um sicher zu gehen. Wobei mir die Variante mit 3 Teilen durchaus am "einfachsten" erscheint, insbesondere, wenn man die Zarge zuletzt machen würde und etwaige Kanten begräbt. Ursprünglich wollte ich dann an ein paar Ecken noch Messing-Teile anbringen (wird ja gerne kombiniert), allerdings gab es da noch mehr Probleme: Messingteile in entsprechenden Formen gibt es gar nicht, selber machen fiel flach und machen lassen wäre zu teuer geworden. Damit wäre man in der aktuellen Version allerdings die Spitzen und Kanten sofort los - einfach unter Messingbeschlägen verstecken. Gut, die Gitarre wiegt dann sicher 7kg..

Zum Gewicht habe ich gar nichts geschrieben: sie ist schon schwerer als am vor der Aktion. Nicht viel, aber man merkt es.

Verletz dich bloß nicht!
Ist doch von der Optik her ganz nett geworden.

In dieser Gitarre steckt ohnehin Blut. Ich habe mich beim Verarbeiten so oft an Kanten geschnitten...der Hammer. Eigentlich jedes Mal, wenn ich weiter dran gearbeitet habe. Seitdem sie fertig ist witzigerweise aber nicht mehr. Dann nur noch gepiekt..:D


Sooo, ich wollte eigentlich auch Soundsamples fabrizieren, aber heute morgen ging echt gar nichts, keine 10 Sekunden fehlerfrei, also mache ich das später nochmal. Dafür ein Video:


Okay, mir fällt gerade auf, dass das Video so relativierend klingt: natürlich ist das im Eingangspost beschriebene Problem vielleicht etwas dramatisiert, weil es wirklich nur die eine Stelle beim Spielen ist, aber insgesamt sind da schon genug Stellen zum Verletzen geeignet.
 
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Hmmmmm, ziemlich wellig das ganze.
Wie gesagt, wenn du es nochmal versuchen solltest:

-Nimm Platten, die rundherum mindestens 2cm überstehen
-Fixiere die Platten erstmal provisorisch, bevor du dich ans biegen machst
-erst wenn das Vorbiegen zufriedenstellend war, klebst du alles Schritt für Schritt mit gewichten (damit das Kupfer Plan bleibt) an die Axt

Ist garnicht so schwer, dauert aber n bisschen
Ach ja, HANDSCHUHE sind bei sowas eigentlich Pflicht ;)
 
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Ich glaube Du hast einfach nur zu dickes Blech genommen.

Für das "Verkupfern" was Du vor hattest nimmt man im Profibereich nur extrem dünne Folie, idealerweise sogar Blattkupfer. Das passt sich an jede Form perfekt an und wird am Ende einmal maschinell überpoliert. Die kleinen Blätter kann man auch kreuz und quer drauf kleben und schleift sie hinterher nur leicht über um eine gleichmäßige Oberfläche zu erzeugen.

Das ganze kann man dann noch mit Kaliumpolysulfid verätzen und erhält eine schöne Patina


Es ist aber noch nicht zu spät. Hol das Blech wieder runter und laminiere sie in 3 Schichten Blattkupfer. Von den "Schäden" sieht man dann nichts mehr.
 
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Ich sehe schon: ich hätte erst hier im Board fragen sollen :ugly:
Irgendwer weiß immer Rat - dafür liebe ich das Mu-Bo! :great: Die Idee mit dem Blattkupfer ist gut. Das hab ich mir direkt mal vermerkt, vielleicht mache ich sowas ja tatsächlich nochmal. Blattkupfer könnte ja auch an runden Formen funktionieren. Möchte ich nur vorher mal sehen, die meisten Produktfotos sehen eher pink aus oder sind gerendert, angewendet aber eher "normal". Danke für den Tipp!
Bei dieser hier ist der Zug aber abgefahren, weil ich auch so einfach mit der Form nicht mehr warm werde. Entweder bin ich zu alt oder zu untrve für eine Explorer. Im Stehen ist ja alles super, aber ich spiele momentan fast ausschließlich im Sitzen. Und da kommt einfach nichts mehr zusammen, was vor einem Jahr noch halbwegs ging. Mag auch daran liegen, dass ich seit letztem Jahr figurlich doch deutlich fitter bin. Von daher - danke für die ganzen Tipps, insbesondere Blattkupfer...dachte, das gäbe es nur mit Gold.
 
Es gibt viele Reinmetalle auch als Blattmetall...

Ich habe schonmal eine komplett versilbert und auf Spiegelglanz poliert :D - der absolute Showkracher...

Leider ist das nicht vernünftig fotografierbar - einen Spiegel kann man nicht fotografieren :(
 
Mal eine ganz andere Frage, wieviel wiegt die Klampfe mit den ganzen Blechen? Kann man die überhaupt noch im stehen spielen?
 
Hört hier jemand Jack White? :D

Die Triple Jet die er bei The Raconteurs spielt wurde von Randy Parsons gebaut, aber der hat sich noch nicht geäußert, wie er das Kupfer auf die Gitarre bekam

http://editthis.info/stripespedia/Triple_Jet
 

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