Knorek
Registrierter Benutzer
Hallo!
Kurz ein Ergebnis gezeigt, eine Mahagoni-Decke die nachträglich mit einer Schellack-Politur versehen wurde:
Mehr zur Vorgeschichte und der Ausgangslage bei dieser Gitarre gibt es hier zu lesen ->
Vorgehen in diesem Fall (also überhaupt nicht unbedingt übertragbar):
Wie hier schon dort geschrieben, hatte zuletzt die Fläche eine dünne Versiegelung mit TruOil, allerdings in der seidenmatt-Version. Die ist einfach so unberührt als Grund geblieben, ist auch nicht leicht angeschliffen worden (war mir zu heikel - da, wie gesagt, war es nur eine dünne Versiegelung).
Zum Schellack selbst: Ich habe natürlich alles mögliche dazu im Netz gelesen, YT-Tutorials geguckt usw., aber das war schon eher verwirrend, da die Herstellung einer Schellackoberfläche eine recht komplexe Arbeit ist mit verschiedenen Varianten/Rezepturen, so ein richtig einheitliches Vorgehen wird man da nicht finden.
Weil man da sicherlich auch viel falsch machen kann (ich hatte das bisher noch nie gemacht, entsprechend null Erfahrungswerte...) habe ich mich für gebrauchsfertige Schellacklösungen entschieden.
Und zwar aus der Produktserie vom Hersteller "Fernand Freres" einmal diesen Schellack-Lack für die Grundschichten -> https://contura24.de/products/gitarrenlack-geigenlack-antike-geige-gitarre-lack-glanzlack-schellack und einmal dann diese Lösung für die Politur-Deckschichten -> https://contura24.de/products/fernand-freres-schellackpolitur-klavierlack-schellack , jeweils in der Einfärbung "Gold".
Für die äußere Ballenumhüllung habe ich mir recht feinen ungefärbten Naturleinenstoff besorgt. Leinen dafür ist hier die einschlägige Empfehlung, und die kann ich auch bestätigen. Leinen ist im Gegensatz z.B. Baumwollstoff einfach etwas fester und hat härtere Fasern. Das hilft dann schon bei den Schritten mit etwas mehr Kraftausübung und außerdem fusselt er nicht.
Als Ballenfüllung für die Lösungsaufnahme habe ich einfaches zusammengefaltetes Küchenkrepp verwendet. (...ich weiß, spätestens hier werden jetzt die Schellack-Profis die Hände über den Kopf zusammenschlagen... )
Alles soweit abgeklebt, warm anziehen, es kann losgehen. Ein bisschen Bammel hatte ich aber ehrlicherweise davor schon...
Die Grundschichten sollte man lt. einschlägiger Empfehlung für die bessere Haftung ohne Polieröl auftragen. Und das macht es gleich schwieriger. Denn auch schon der Schellack-Grundlack ist eine dünne, eher wässerige Lösung, bei der sich der Alkohol-Anteil in Windeseile verflüchtigt. Also passiert es schnell, dass es beim Auftragen "sticky" wird und man ins Stocken gerät, was wiederum Fehlstellen in der Fläche verursacht. Das macht möglichst nahtlose Anschlüsse beim Auftrag nicht einfach. Ebenso darf man nicht zulange auf einer Stelle mit dem Ballen stehen bleiben, weil dann der Alkohol-Anteil aus dem Neuauftrag die ältere Schicht darunter wieder anlöst - auch das ergibt Fehlstellen.
Überhaupt, dieses "Nicht stehen bleiben" beim Auftragen, das ist das Grundprinzip des Schellack-Auftrags: Es darf nicht, wie vielleicht beim Hantieren mit Schleifpapier oder mit einem Lackpinsel gewohnt, mit "Hin- und Herbewegungen" gearbeitet werden sondern in möglichst endlosen Kreis- oder Schleifenbewegungen. Und das möglichst schnell oder zügig. Das muss man verinnerlichen, sich vorher einen gewissen Plan machen und erst dann konzentriert ans Werk gehen.
In diesem Plan müssen auch die Ränder vorkommen und - wie erschwert in meinen Falle - z.B. die Hinderniskanten/-winkel bei der Stegauflage oder dem Schlagbrett.
Dabei ist es - wie auch für alle späteren Schritte - zwingend für gute Beleuchtung zu sorgen und gegen´s Licht dabei immer kontrollieren was man gerade macht und wo man überhaupt steht.
Drei von diesen Grundschichten habe ich mit einer Zwischentrocknung von je einem Tag aufgetragen, bis ich der Meinung war, eine einigermaßen gleichmäßige Fläche mit entsprechend gleichmäßiger Schichtstärke hinbekommen zu haben.
Ergebnis ist ein sich einstellender, erster Oberflächenglanz, allerdings bei direkter Lichtbetrachtung noch sehr unruhig und mit leichten Streifenspuren vom Ballenauftrag.
Das habe ich vier Tage durchtrocknen/aushärten lassen und dann die Fläche für den Auftrag der eigentlichen Deckpoliturschichten mit feineren Schleifpapier (SIC 280er) leicht angeschliffen.
Wirklich nur ganz leicht und mit wenig bis gar keinem Druck, nur die obersten Flächenspitzen, mehr nicht.
Danach folgten die eigentlichen Aufträge der Schellack-Deckpolitur.
Das geschieht unter Zugabe von ein wenig Polieröl, und das macht die Sache schon wesentlich einfacher, weil es flüssiger läuft, man gerät nicht so leicht ins Stocken.
Meine Menge an Polieröl, was nach meinem Eindruck auch ganz gut funktionierte: Vier kleine Tropfen auf der gesamten Fläche, entsprechend verteilt mit einer einfachen Plastik-Pipette abgegeben.
Der Auftrag so einer Schicht erfolgt hierbei mit doch schon etwas mehr Druck, die Deckpolitur wird praktisch in die darunter liegende Schicht regelrecht "einmassiert". Das macht man solange bis der Ballen trockenläuft und man wechselt dann auf leichte, schnelle Wischbewegungen mit kaum noch Druck.
Wie gesagt, Dank dem Polieröl ist das schon erheblich einfacher, aber trotzdem sollte man sich vorher einen Plan machen um wirklich alles nötige möglichst gleichmäßig zu erwischen.
So eine Schicht habe ich einen Tag vor der nächsten aushärten lassen. Dabei wird ein Teil vom Polieröl ausgeschwitzt und das ergibt einen leichten Fettfilm auf der Oberfläche, den habe ich einfach so drauf gelassen wie er kam.
Schicht für Schicht schließt sich die Oberfläche immer mehr und das erzeugt sichtbar einen steigenden Glanz.
Insgesamt sieben Schichten von dieser Deckpolitur sind es bei mir geworden, dann war ich der Meinung das reicht für mich in diesem Falle. (Auf eine weitere Verdünnung der Lösung mit reinem Alkohol bei den letzten Schichten habe ich übrigens verzichtet.)
Schellack braucht nach allen Infos wohl eine ganze Weile zum Aushärten vor dem nächsten Schritt. Die Angaben liegen zwischen zwei bis sechs Wochen. Bei mir waren es dann fünf Wochen.
In dieser Zeit fällt der Lack auch noch etwas ein.
Jetzt der letzte, finale Schritt: Das oberflächliche Auspolieren mit gleichzeitiger Entfernung der Polierölreste und Härtung.
Dafür gibt es offenbar verschiedene Methoden und Mittel, aber z.B. auch das aus der Serie von Fernand Freres -> https://contura24.de/products/contu...dpolitur-abziehpolitur-und-polieroelentferner
Das ist aber ein recht löseaggressives Zeug mit der bestehenden Gefahr sich den ganzen vorherigen Kram wieder zu vermasseln. Davor wird auch ausdrücklich gewarnt. Mir war hier das Risiko dafür zu groß - gerade wegen der ganzen Hindernisse/Winkel.
Stattdessen bin ich nach Recherchen auf s.g. "Polierwasser" gestoßen, was ebenfalls für diesen Schritt genutzt werden kann.
Das ist in erster Linie auf Wasserbasis, enthält als Poliermittel sehr feine Schleifpartikel (Kreide/Kalkmehl?) und hat nur einen geringen Lösemittelanteil. Es reagiert somit kaum bis gar nicht chemisch mit dem eigentlichen Lack.
(Mir ist auch eingefallen, vor vielen Jahren mal so ein Zeug bei einem Gitarrenbauer in den Fingern gehabt zu haben, der nutzt das für die Endpolitur von Nitrolacken. Das bei ihm war von der Fa. Zweihorn)
Ich hatte nun dieses hier für mich besorgt -> https://www.hermann-sachse.de/produ...nn-sachse-polierwasser-hochglanz-antischleier
Die Endpolitur wird somit reaktiv unbesorglich, braucht aber seine Zeit, kleinere Flächen Stück für Stück. Ich nutzte dafür wieder den Leinenstoff mit seinen härteren Fasern und höherem Druck und danach Polierwatte und nur wenig Druck.
...so, und schon fertig! ;-)
Hier ein Bild zur Veranschaulichung der gesamten Progression:
Zu sehen ganz links nach dem Auftrag der ersten drei Grundlack-Schichten. Rechts daneben nach den ersten drei Schichten Deckpolitur-Schellack, dann rechts weiter nach der letzten Schicht. Ganz rechts dann nach finaler Politur. Die Beleuchtung dabei war immer gleich.
Abschließend ein paar Worte/Stichpunkte zu Schellack grundsätzlich nach meiner jetzt ersten Erfahrung damit:
- Ja, es ist aufwendig, man muss sich darauf einlassen und erfordert dann konzentriertes, gut vorbereitetes und zügiges Arbeiten.
- Ja, es dauert lange bis es fertig ist - für Ungeduldige ist das nichts.
- Es ist nicht ganz billig erst einmal, allerdings ist der Verbrauch sehr gering und ich könnte mit den übrig gebliebenen Mengen sicherlich noch so Einiges an Fläche behandeln.
- Umgekehrt ist es aber ein reines Handmittel, was man ohne weiteres gefahrlos auf seinem Küchenesstisch machen kann.
- Auch ist es (bis auf den Alkohol, der sich aber schnell verflüchtigt) absolut ungiftig. Alte Ballen/Lappen etc. können, nach Wässerung, unbesorgt einfach in den Hausmüll. Auch ist die Geruchsbelästigung im Vergleich sonstigen Lösemittel-Lacken nur sehr schwach.
- Jederzeit recht einfach reproduzierbar mit Auftrag neuer Schellack-Politur. Dauert dann nur wieder bezgl. Abkleben/Trocknung/Aushärtung.
- Das Ergebnis ist schon besonders. Sowohl optisch wie auch haptisch - schwer zu beschreiben.
Soweit dazu.
Last but not least, noch einmal ausdrücklich: Das ist keine 1:1-Anleitung zum Nachmachen. Unter anderen Voraussetzungen/Hölzern, anderem Handling etc. kann es natürlich zu einem ganz anderen Ergebnis kommen. Und natürlich ist das ganze hier bestimmt nicht professionell. Handwerklich richtiger geht sicher auch anders.
Eher ein Einzelbeispiel oder als Anregung zu verstehen.
Gerne in diesen Threat als Ansammlung dann noch mehr Bilder, Beispiele, Tipps und Tricks rund um die Schellack-Politur, dieser traditionsreichen Methode für die Oberflächenbehandlung im Instrumentenbau.
Fände ich gut!
VG, Christian
Kurz ein Ergebnis gezeigt, eine Mahagoni-Decke die nachträglich mit einer Schellack-Politur versehen wurde:
Mehr zur Vorgeschichte und der Ausgangslage bei dieser Gitarre gibt es hier zu lesen ->
Vorgehen in diesem Fall (also überhaupt nicht unbedingt übertragbar):
Wie hier schon dort geschrieben, hatte zuletzt die Fläche eine dünne Versiegelung mit TruOil, allerdings in der seidenmatt-Version. Die ist einfach so unberührt als Grund geblieben, ist auch nicht leicht angeschliffen worden (war mir zu heikel - da, wie gesagt, war es nur eine dünne Versiegelung).
Zum Schellack selbst: Ich habe natürlich alles mögliche dazu im Netz gelesen, YT-Tutorials geguckt usw., aber das war schon eher verwirrend, da die Herstellung einer Schellackoberfläche eine recht komplexe Arbeit ist mit verschiedenen Varianten/Rezepturen, so ein richtig einheitliches Vorgehen wird man da nicht finden.
Weil man da sicherlich auch viel falsch machen kann (ich hatte das bisher noch nie gemacht, entsprechend null Erfahrungswerte...) habe ich mich für gebrauchsfertige Schellacklösungen entschieden.
Und zwar aus der Produktserie vom Hersteller "Fernand Freres" einmal diesen Schellack-Lack für die Grundschichten -> https://contura24.de/products/gitarrenlack-geigenlack-antike-geige-gitarre-lack-glanzlack-schellack und einmal dann diese Lösung für die Politur-Deckschichten -> https://contura24.de/products/fernand-freres-schellackpolitur-klavierlack-schellack , jeweils in der Einfärbung "Gold".
Für die äußere Ballenumhüllung habe ich mir recht feinen ungefärbten Naturleinenstoff besorgt. Leinen dafür ist hier die einschlägige Empfehlung, und die kann ich auch bestätigen. Leinen ist im Gegensatz z.B. Baumwollstoff einfach etwas fester und hat härtere Fasern. Das hilft dann schon bei den Schritten mit etwas mehr Kraftausübung und außerdem fusselt er nicht.
Als Ballenfüllung für die Lösungsaufnahme habe ich einfaches zusammengefaltetes Küchenkrepp verwendet. (...ich weiß, spätestens hier werden jetzt die Schellack-Profis die Hände über den Kopf zusammenschlagen... )
Alles soweit abgeklebt, warm anziehen, es kann losgehen. Ein bisschen Bammel hatte ich aber ehrlicherweise davor schon...
Die Grundschichten sollte man lt. einschlägiger Empfehlung für die bessere Haftung ohne Polieröl auftragen. Und das macht es gleich schwieriger. Denn auch schon der Schellack-Grundlack ist eine dünne, eher wässerige Lösung, bei der sich der Alkohol-Anteil in Windeseile verflüchtigt. Also passiert es schnell, dass es beim Auftragen "sticky" wird und man ins Stocken gerät, was wiederum Fehlstellen in der Fläche verursacht. Das macht möglichst nahtlose Anschlüsse beim Auftrag nicht einfach. Ebenso darf man nicht zulange auf einer Stelle mit dem Ballen stehen bleiben, weil dann der Alkohol-Anteil aus dem Neuauftrag die ältere Schicht darunter wieder anlöst - auch das ergibt Fehlstellen.
Überhaupt, dieses "Nicht stehen bleiben" beim Auftragen, das ist das Grundprinzip des Schellack-Auftrags: Es darf nicht, wie vielleicht beim Hantieren mit Schleifpapier oder mit einem Lackpinsel gewohnt, mit "Hin- und Herbewegungen" gearbeitet werden sondern in möglichst endlosen Kreis- oder Schleifenbewegungen. Und das möglichst schnell oder zügig. Das muss man verinnerlichen, sich vorher einen gewissen Plan machen und erst dann konzentriert ans Werk gehen.
In diesem Plan müssen auch die Ränder vorkommen und - wie erschwert in meinen Falle - z.B. die Hinderniskanten/-winkel bei der Stegauflage oder dem Schlagbrett.
Dabei ist es - wie auch für alle späteren Schritte - zwingend für gute Beleuchtung zu sorgen und gegen´s Licht dabei immer kontrollieren was man gerade macht und wo man überhaupt steht.
Drei von diesen Grundschichten habe ich mit einer Zwischentrocknung von je einem Tag aufgetragen, bis ich der Meinung war, eine einigermaßen gleichmäßige Fläche mit entsprechend gleichmäßiger Schichtstärke hinbekommen zu haben.
Ergebnis ist ein sich einstellender, erster Oberflächenglanz, allerdings bei direkter Lichtbetrachtung noch sehr unruhig und mit leichten Streifenspuren vom Ballenauftrag.
Das habe ich vier Tage durchtrocknen/aushärten lassen und dann die Fläche für den Auftrag der eigentlichen Deckpoliturschichten mit feineren Schleifpapier (SIC 280er) leicht angeschliffen.
Wirklich nur ganz leicht und mit wenig bis gar keinem Druck, nur die obersten Flächenspitzen, mehr nicht.
Danach folgten die eigentlichen Aufträge der Schellack-Deckpolitur.
Das geschieht unter Zugabe von ein wenig Polieröl, und das macht die Sache schon wesentlich einfacher, weil es flüssiger läuft, man gerät nicht so leicht ins Stocken.
Meine Menge an Polieröl, was nach meinem Eindruck auch ganz gut funktionierte: Vier kleine Tropfen auf der gesamten Fläche, entsprechend verteilt mit einer einfachen Plastik-Pipette abgegeben.
Der Auftrag so einer Schicht erfolgt hierbei mit doch schon etwas mehr Druck, die Deckpolitur wird praktisch in die darunter liegende Schicht regelrecht "einmassiert". Das macht man solange bis der Ballen trockenläuft und man wechselt dann auf leichte, schnelle Wischbewegungen mit kaum noch Druck.
Wie gesagt, Dank dem Polieröl ist das schon erheblich einfacher, aber trotzdem sollte man sich vorher einen Plan machen um wirklich alles nötige möglichst gleichmäßig zu erwischen.
So eine Schicht habe ich einen Tag vor der nächsten aushärten lassen. Dabei wird ein Teil vom Polieröl ausgeschwitzt und das ergibt einen leichten Fettfilm auf der Oberfläche, den habe ich einfach so drauf gelassen wie er kam.
Schicht für Schicht schließt sich die Oberfläche immer mehr und das erzeugt sichtbar einen steigenden Glanz.
Insgesamt sieben Schichten von dieser Deckpolitur sind es bei mir geworden, dann war ich der Meinung das reicht für mich in diesem Falle. (Auf eine weitere Verdünnung der Lösung mit reinem Alkohol bei den letzten Schichten habe ich übrigens verzichtet.)
Schellack braucht nach allen Infos wohl eine ganze Weile zum Aushärten vor dem nächsten Schritt. Die Angaben liegen zwischen zwei bis sechs Wochen. Bei mir waren es dann fünf Wochen.
In dieser Zeit fällt der Lack auch noch etwas ein.
Jetzt der letzte, finale Schritt: Das oberflächliche Auspolieren mit gleichzeitiger Entfernung der Polierölreste und Härtung.
Dafür gibt es offenbar verschiedene Methoden und Mittel, aber z.B. auch das aus der Serie von Fernand Freres -> https://contura24.de/products/contu...dpolitur-abziehpolitur-und-polieroelentferner
Das ist aber ein recht löseaggressives Zeug mit der bestehenden Gefahr sich den ganzen vorherigen Kram wieder zu vermasseln. Davor wird auch ausdrücklich gewarnt. Mir war hier das Risiko dafür zu groß - gerade wegen der ganzen Hindernisse/Winkel.
Stattdessen bin ich nach Recherchen auf s.g. "Polierwasser" gestoßen, was ebenfalls für diesen Schritt genutzt werden kann.
Das ist in erster Linie auf Wasserbasis, enthält als Poliermittel sehr feine Schleifpartikel (Kreide/Kalkmehl?) und hat nur einen geringen Lösemittelanteil. Es reagiert somit kaum bis gar nicht chemisch mit dem eigentlichen Lack.
(Mir ist auch eingefallen, vor vielen Jahren mal so ein Zeug bei einem Gitarrenbauer in den Fingern gehabt zu haben, der nutzt das für die Endpolitur von Nitrolacken. Das bei ihm war von der Fa. Zweihorn)
Ich hatte nun dieses hier für mich besorgt -> https://www.hermann-sachse.de/produ...nn-sachse-polierwasser-hochglanz-antischleier
Die Endpolitur wird somit reaktiv unbesorglich, braucht aber seine Zeit, kleinere Flächen Stück für Stück. Ich nutzte dafür wieder den Leinenstoff mit seinen härteren Fasern und höherem Druck und danach Polierwatte und nur wenig Druck.
...so, und schon fertig! ;-)
Hier ein Bild zur Veranschaulichung der gesamten Progression:
Zu sehen ganz links nach dem Auftrag der ersten drei Grundlack-Schichten. Rechts daneben nach den ersten drei Schichten Deckpolitur-Schellack, dann rechts weiter nach der letzten Schicht. Ganz rechts dann nach finaler Politur. Die Beleuchtung dabei war immer gleich.
Abschließend ein paar Worte/Stichpunkte zu Schellack grundsätzlich nach meiner jetzt ersten Erfahrung damit:
- Ja, es ist aufwendig, man muss sich darauf einlassen und erfordert dann konzentriertes, gut vorbereitetes und zügiges Arbeiten.
- Ja, es dauert lange bis es fertig ist - für Ungeduldige ist das nichts.
- Es ist nicht ganz billig erst einmal, allerdings ist der Verbrauch sehr gering und ich könnte mit den übrig gebliebenen Mengen sicherlich noch so Einiges an Fläche behandeln.
- Umgekehrt ist es aber ein reines Handmittel, was man ohne weiteres gefahrlos auf seinem Küchenesstisch machen kann.
- Auch ist es (bis auf den Alkohol, der sich aber schnell verflüchtigt) absolut ungiftig. Alte Ballen/Lappen etc. können, nach Wässerung, unbesorgt einfach in den Hausmüll. Auch ist die Geruchsbelästigung im Vergleich sonstigen Lösemittel-Lacken nur sehr schwach.
- Jederzeit recht einfach reproduzierbar mit Auftrag neuer Schellack-Politur. Dauert dann nur wieder bezgl. Abkleben/Trocknung/Aushärtung.
- Das Ergebnis ist schon besonders. Sowohl optisch wie auch haptisch - schwer zu beschreiben.
Soweit dazu.
Last but not least, noch einmal ausdrücklich: Das ist keine 1:1-Anleitung zum Nachmachen. Unter anderen Voraussetzungen/Hölzern, anderem Handling etc. kann es natürlich zu einem ganz anderen Ergebnis kommen. Und natürlich ist das ganze hier bestimmt nicht professionell. Handwerklich richtiger geht sicher auch anders.
Eher ein Einzelbeispiel oder als Anregung zu verstehen.
Gerne in diesen Threat als Ansammlung dann noch mehr Bilder, Beispiele, Tipps und Tricks rund um die Schellack-Politur, dieser traditionsreichen Methode für die Oberflächenbehandlung im Instrumentenbau.
Fände ich gut!
VG, Christian
Zuletzt bearbeitet: