Sterben wir Streicher nach und nach aus?

Sterben Streicher immer mehr aus?

  • Ja, es lernen immer weniger ein Streichinstrument

  • Nein, es gibt genügen Nachwuchsstreicher, alles im grünen Bereich!


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GeiGit
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Ich möchte euch zu dem Gedanken befragen der mich schon eine ganze Weile einfach nicht mehr los lässt:

Ich habe den Eindruck, dass vor 30 Jahren viel mehr Eltern ihren Kindern einen Geigen- Cello-, oder Bratschenunterricht ermöglichten wie heutzutage.
Ist das aus eurer Sicht denn auch so?

Irgendwie lernen immer weniger Menschen ein Streichinstrument.

Dazu kommt die Abbruch-Quote die schon immer sehr hoch war und somit stirbt eine tolle Intrumentengattung ganz langsam aus.

Und das ist total schade, da die Streicher in Orchestern, in Film-, Pop- und Worshipmusik so wichtig sind!

Ganz viele Songs sind mit Streichern und die Menschen lieben den Sound...
...aber keiner mag uns Streicher tatsächlich bevor wir soweit sind.
:m_vio3:
Das Tal der "Katzenmusik" ist lang, beschwerlich ...und klingt schauderbar... trotzdem lohnt es sich und muss aktiv und positiv begleitet werden!

Seht ihr das genauso, oder ist meine Sichtweise etwas zu einseitig?

Im Vergleich zum Gitarrenbereich ist hier im Streicherbereich leider ziemlich "tote Hose" :m_vio2:

Ich würde mir wünschen, dass sich hier eine Instrumentengattung neu belebt, sich gegenseitig inspiriert und unterstützt!

 
Eigenschaft
 
In Musikschulen ist Geige die Nr. 3 hinter Klavier (1) und Gitarre (2) mit immer noch leicht steigender Tendenz. Allerdings sind Geiger meist sehr "klassisch" sozialisiert und von daher vielleicht nicht so oft in solchen Foren zu finden?
 
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Mein Bruder hat mal ein paar Jahre Geige gelernt, freiwillig, hat auch viel geübt ... ich hatte da schon Familie, wohnte ein Stockwerk höher, aber es klang trotzdem noch furchtbar. Vielleicht sind es solche Erfahrungen, die manche zurückschrecken lassen selbst Geige zu lernen oder die Kinder Geige lernen zu lassen - am Anfang steht halt nun mal die Geige, Bratsche oder Cello klingen da doch sehr viel angenehmer ...
 
Ich hoffe nicht, dass ihr aussterbt ^^ Muss aber auch sagen, ich kenne leider quasi keinen, der so ein Instrument spielt.

Dass die Streicher vor Allem klassisch unterwegs sind finde ich allerdings sehr schade. Gerade im Rockbereich ist Geige für mich eins der Melodie-Instrumente schlechthin. Ich selber begnüge mich da momentan meist nur mit schlechten VSTs, weil mir persönlich in meinem Umfeld leider jemand fehlt, der das Instrument spielen kann.

Generell habe ich aber auch das Gefühl, dass die "Frust" Instrumente, also die Instrumente, die sehr lange brauchen, bis man sie wirklich kann, generell sehr viel weniger werden. Die Menschen sind schnelllebiger geworden und bringen immer seltener Geduld für solche Instrumente mit. Ich sehe auch im Gitarrenbereich immer mehr Leute, die das Lernen des Instrumentes abbrechen, weil es zu lange dauert, und die sehr schnell die Geduld für sowas verlieren.
 
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Ich glaube nicht, dass Streicher aussterben, zumindest nicht in der Klassik, denn dafür haben die Streicher eine zu wichtige Rolle gespielt. Dank Popstars wie damals vor allem André Rieu und bei den Jüngeren Vanessa Mae und heute David Garrett und Lindsey Stirling, erfreut sich die Violine erneut an Beliebtheit. Auch Cello ist dank diverser Künstler auf Youtube präsent und beliebt, auch wenn da weniger große Popstars geworden sind wie bei den Geigern. Unter den Deutschen Klassik-Kennern ist meinem Eindruck nach Anne Sophie Mutter vielen auch ein Begriff.

Die meisten Streicher sind jedenfalls eher in der klassischen Schiene unterwegs. Wobei "unterwegs" wahrscheinlich auch auf die wenigsten zutrifft. Wahrscheinlich haben viele Unterricht, aber spielen zu Hause, zumindest Hausmusik mit der Familie. Wenn öffentlich dann vielleicht vereinzelt mal bei einem Schülerkonzert und für die Kirchengemeinde. Ehemalige Streicher gibt es bestimmt auch viele, die es als Kind gelernt haben, aber wegen Beruf, Uni- oder Schulabschluss aufgegeben haben. Die brauchen dann irgendwann einen Weckruf zurück zur Musik. Meistens sobald der eigene Nachwuchs das Haus verlassen hat. Die die eher "unterwegs" sind, spielen im Orchester. Meist im Orchester vom Betrieb, von der Uni, von der Schule, vom Verein. Zumindest da scheint es immer genug Geiger zu geben. Mit Cellisten wird es eher knapp. Bratscher sind ziemlich selten und klassische Kontrabassisten...

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass sich die wenigsten klassischen Streicher so richtig im Internet tummeln. Selbst bei den sonst so beliebten Facebook Gruppen ist zu dem Thema kaum was los. Da kommen mal fragen nach Noten, Literatur, ein paar Verkaufsangebote, ein paar Unterrichtsangebote, Frage nach Unterricht, Hinweise auf Konzerttermine, ein paar Aufrufe bei einem Orchester mal vorzuspielen. Also nichts worüber man länger mal diskutieren und sich richtig austauschen würde. Höchstens solche dämlichen Vergleiche wie "David Garrett spielt viiiiiel besser als Lindsey Stirling - Lindsey Stirling ist aber viiiiiiiel kreativer und cooler als Garrett". Gähn.

Hier an Board verirren sich noch weniger. Das Musiker-Board ist nun mal mehr Gear orientiert. Ein klassischer Streicher braucht das alles aber nicht. Der hat zu Anfang sein Leihinstrument und dann kauft der sich sein eigenes. Für Spieltechnik und Literatursuche haben sie alle einen Lehrer. Gear im Sinne von Markenprodukten und elektronische Geräte zieht eher die Popularmusiker an. E-Instrumente, Tonabnehmer, Effektgeräte, Looper, Amps, über Erfahrungen mit den Sachen kann man eher diskutieren. Und Reviews schreiben und so. Und da das ein Feld ist bei dem sich noch nichts fest etabliert hat und der Markt erst entstehen muss, kommt es auch eher zu Experimenten über die man sich austauschen kann, Rat einholen kann, etc..

Aber wie viele Streicher sind denn in der Popularmusik unterwegs? Meinem Eindruck nach nur ein Bruchteil der Streicher. Da hat man dann als Popularmusiker unter den Streichern natürlich den Eindruck, als wäre man als Ausserirdischer auf der Erde gelandet.

Popularmusik Streicher Nachwuchs? Spärlich, aber meiner Meinung nach viel mehr als je zuvor. Die Szene der Mittelaltermusik wächst, mit ihnen kommen die Fiddler. Vielleicht lebe ich da in meinem eigenen Seifenblasenumfeld, aber ich habe den Eindruck dass Mittelaltermärkte, Rittertuniere und -festivals gerade voll im Trend sind. Und auch mehr seit Gruppen wie Santiano und Faun im Schlager mitmischen. Wenn ich bzw. meine Band nach Geiger suchen die für sowas wie Band offen sind, sind es immer welche aus der Mittelalterszene. Selbst ich habe den Weg zu Rock und Metal mit Geige von der Klassik erst über Irish und Celtic Folk gefunden, was unweit vom Mittelalter ist. Spätestens wenn die Mittelalterbands größere Bühnen betreten, ein Schlagzeug dazu bekommen oder die Wandlung zum Rock und/oder Metal gemacht haben, stellt sich die Frage nach Gear. Aber selbst die sind wieder eine Nischengruppe einer Nischengruppe, denn meinem Eindruck nach sind die allermeisten Mittelalterbands Spielleute, die akustisch also unverstärkt spielen. Und die brauchen schon wieder kein Gear...

Der neue Internet Trend zu Solo mit Loopern, spielt sich meinem Eindruck nach auch mehr in den USA ab.



Das wären meine Gedanken dazu.



Glaube aber auch dass die Kratz- und Quietschzeit bei den Streichern ein Grund ist, warum sie nicht an den Klavieren und Gitarren vorbeiziehen können. Die Anfangszeit bei Streichern braucht Geduld, aber die hat heute kaum einer mehr. Dann leben auch immer mehr Menschen, die für sowas wie Musik Zeit und Lust haben, in Ballungsgebieten. Quietschen und Kratzen in der hellhörigen Mietwohnung? Und wenn man nebenbei noch arbeitet erst ab 18 Uhr? Das kann ein Argument gegen Streichinstrumente sein. Für ein solches Umfeld gibt es zwar immer mehr Silent Violins und Co., aber wenn man sich wünscht eines Tages mal im Orchester zu spielen und Unterricht beim Geigenlehrer ein Hausblock weiter, dann kommt man mit diesen Instrumenten nicht weiter. Also doch akustisches Instrument... Zwei Instrumente haben? Dafür will keiner Geld ausgeben, vor allem wenn man sich doch nicht so sicher ist, ob das Streichinstrument DAS Instrument ist das zu einem passt. Also dann doch besser ein Keyboard oder E-Piano. Oder eine A-Gitarre, die im Vergleich zu einem Streichinstrument leiser sind. Und der Einstieg ist bei Klavier und Gitarre auch schneller und einfacher als bei den Streichinstrumenten.
Kann es auch sein, dass Streichinstrumente mehr als Zweitinstrument gelernt werden?
 
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Gelernt wird Geige meiner Meinung nach in unverändert großem Maß, vor allem auch in den "bildungsaffinen" Schichten. Man schaue sich nur Teilnehmerzahlen und Niveau bei Jugend Musiziert an, 3 Geigen auf 1 Klarinette und 1/2 Gitarre, nur beim Klavier sind es noch mehr. Das Problem ist eher, dass es jenseits von Musikschulensembles und Schulorchester wenig Möglichkeiten zum "einfach so spielen" gibt und viele dann aufhören. Die Freunde mit Blasinstrument oder Akkordeon haben in der Schulzeit mit mäßigem Erfolg 6 oder 7 Jahre Unterricht gehabt und nehmen heute ihr Instrument zweimal die Woche aus dem Kasten, freitagabends für die Vereinsprobe und Samstag/Sonntag für den Auftritt beim Weinfest oder runden Geburtstag. Daran haben sie Spaß, und die "Konzerte" sind gut besucht, es gibt also genügend Menschen, die an dieser Musik Freude haben.
Die Geiger haben oft 12 bis 15 Jahre gelernt, aber spätestens nach dem Studium haben sie nicht mehr unbedingt die Zeit, jede Woche minimum 3h zu Hause zu üben, um das Niveau zu halten, das eben für ein Sinfonieorchester vorausgesetzt wird. Bei uns kommen im Landkreis 2 Sinfonieorchester auf gut 30 Blasorchester und 25 Posaunenchöre, die nehmen also nicht jeden. Kammermusik oder Sologeige in einer Band erfordert (so Auftritte angestrebt sind) noch mehr Übung und Können, da wird es mit dem "Mitlaufen" noch weniger was. Und solistisch "einfach so", wie das viele Pianisten abends noch zur Entspannung machen, klingt Geige halt unterhalb vom Profiniveau nach nichts, macht (zumindest in meinen Augen) keinen Spaß. Ergo hast du spätestens mit 25 Jahren eigentlich nur noch sehr gute sehr motivierte Geiger, aber keine Masse mehr, und die treiben sich nicht unbedingt im Internetforum herum.

Als Zweitinstrument kenne ich Streichinstrumente übrigens gar nicht, bei uns war das übliche Einstiegsalter 4-7 Jahre, ganz selten nach der Blockflötenausbildung mit 8 oder 9 oder für die absoluten Klavierasse "damit man noch ein Orchesterinstrument hat". Als Zweitinstrument haben die motivierten dann noch Klavier gelernt, weil Begleitinstrument bzw. Grundlage für Musiktheorie/Chorleitung/Musikstudium. Klavier als Einstiegsinstrument kenne ich ganz klassisch "Mamas Klavier steht rum, Kind klimpert da eh schon drauf, also lernt es jetzt spielen"... Cello mag am Anfang weniger grausam als Geige klingen, aber ist deutlich sperriger und teurer und damit als Masseninstrument nicht gerade prädestiniert.

Irgendwie spielt fast mein ganzer Bekanntenkreis (vorwiegend weiblich und mit höherem Uniabschluss) seit Kindheitstagen ein Instrument, durchaus auch einige Geige, aber Gitarre beschränkt sich auf 2 sehr mittelmäßige klassische Gitaristinnen und 2, die neben dem "richtigen" Instrumentalunterricht ein paar Akkorde zur Begleitung von singenden Kinder-/Jugendgruppen gelernt haben. Bands gibt es gar nicht - Möglicherweise ist das also ein Wahrnehmungsunterschied?
 
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Ich denke generell ist die Wahrnehmung was die klassische Musik angeht extrem subjektiv. Nach meinem (ebenfalls subjektiven) Empfinden kennt man entweder gar keine Geiger, oder gleich mehrere. Nur einen....eher selten.

Ich für meinen Teil finde ohnehin, gerade im Internet, ist klassische Musik unheimlich unterrepräsentiert. Ich würde mir da viel viel viel mehr Aktivität wünschen, und auch viel mehr "Kontaktpunkte" zu klassischen Musikern.

Ich sehe das hier sehr oft auf Youtube (da bewege ich mich als Musiker primär): Es gibt Unmengen Kanäle für Rap/Hip Hop Musik, und auch Unmengen, was rein technische elektronische Musik angeht. Alles abseits davon ist gefühlt kaum existent. Da gibt's hier und da mal ne Handvoll Kanäle, aber das wars dann auch. Das trägt auch bei mir dazu bei, dass ich mich da mit dem Schwerpunkt "rockig und Musik allgemein" schon recht alleine fühle. Klassische Musik...puh...außer reinem Vorspielen und hier und da mal Instrumentenvorstellungen ist mir da eigentlich gar nichts bekannt.
Die Begeisterung bei jungen Leuten für ein Instrument wird heutzutage aber auch sehr stark durch solche Medien beeinflusst. Ich merke das als Creator da selber oft, trotz noch sehr geringer Reichweite. Man weckt, wenn man sowas zeigt, die Lust beim Zuschauer, sowas auch mal zu machen / auszuprobieren, und gibt da eine Plattform, in der sich Menschen denken können "was wäre wenn ich selber mal...". Was solchen Plattformen gut tun würde wären junge, gut gelaunte Geiger, die Einblicke ins Orchesterleben geben, und das hinter den Kulissen auf unterhaltsame Art und Weise zeigen, auch mit sehr rudimentären "10 Dinge, die man als Geiger kennt" und "was habe ich in der Tasche" Videos. Klingt erstmal völlig anspruchslos, aber genau solche Formate bieten eben Einblicke in den "Lifestyle". Vor Allem auch Content, der nicht nur aus sowas besteht, sondern der mehr fokussiert ist auf den Musiker, und weniger auf die Musik selbst. Sowas weckt die Idee in jungen Menschen, selber ein klassischer/rockiger etc. etc. Musiker zu werden.

Und sowas kenne ich eher aus dem DJ und Hip-Hop Bereich. Bei den meisten anderen Sparten ist da tote Hose. Es gibt hier auch für junge Menschen keine Anlaufpunkte, wo man einfach mal wirklich doofe Fragen stellen kann, oder wo man animiert wird, sich die doofen Fragen mal zu stellen. In den Musiksparten abseits dieser bereits stark vertretenden Genres würde ich mir da sehr wünschen, dass da einfach mehr von vorhanden wäre.

Generell ist die komplette Musikszene außerhalb der 2 Bereiche extrem unterrepräsentiert auf den sozialen Plattformen wie Youtube, Facebook & co. Auch bei Veranstaltungstechnik. Da gibt's zwar viele Kanäle, die sind aber sehr auf Veranstaltungstechniker zugeschnitten, oder jemand baut im Zeitraffer seinen Kram halt auf. Oder es sind Tutorials für Leute, die bereits ne Anlage zu Hause stehen haben, und dann gezielt dieses Wissen brauchen. In Richtung "Lifestyle" gibt's auch hier quasi nichts.


----------------

Fazit der ganzen Sache ist: Es fehlen die Kontaktpunkte zum Nachwuchs derzeit. Es fehlen Vorbilder, die "erreichbar" sind (das ist heutzutage unheimlich wichtig), es fehlen die Anlaufstellen, die Lust auf die Instrumente machen, und die zeigen, wie eine Leidenschaft dafür aussieht, nicht nur, wie sie sich anhört. Und vor Allem eben auch die Musiker, die nicht ihr virtuoses Können zeigen, sondern die einen Skill haben, der auch für einen selber erreichbar erscheint, und der eher das können eines Kumpels hat, der den Kram gerade lernt, und bei dem man mal mitmachen will.
 
Ich bin eher überrascht, dass imer noch einige Kinder und Jugendliche mit Geige auf dem Rücken Richtung Musikschule ziehen, trotz abschreckender Medienbeispiele wie André Diarrhö oder David Gazette. Was aber nicht auzusterben scheint, sind Threads mit dem Titel "Sterben *hier beliebige Gattung einsetzen* aus?". Sorry, aber ernsthafte Beiträge gab's hier ja schon... :engel:
 
Wow! ich finde cool was da für Antworten und Gedanken kommen!
:great:
Das bestätigt mich darin, dass da teilweise tatsächlich Handlungsbedarf besteht!
Natürlich wird dieses Phänomen (falls es denn eines ist) an unterschiedlichen Orten total unterschiedlich wahrgenommen!
Als ich noch in Stuttgart wohnte und dort öfter an und in der Musikhochschule war, hätte ich den Eindruck sicherlich nicht bekommen.
Aber in ländlicheren Gegenden kenne ich kaum Geiger.
Ich kenne nur ziemlich viele die mir, z.B. nachdem sie mich gehört haben, sagen, dass sie früher auch mal Geige gelernt haben.
Und ich kenne nur ganz wenige Kinder die begeistert sind und den Wunsch Geige zu lernen dann tatsächlich und wirklich durchziehen!
Wollen tun manche, tun wenige und durchziehen bis über die Teeniezeit hinaus kaum jemand.
Von denen sind und bleiben dann gefühlt 90-95% ernsthafte Klassiker und nur wenige trauen sich mal in den Bandbereich.
Wahrscheinlich auch wegen der nötigen Tonabnahme und dahinter nötigen Technik.
Und einen Tonabnehmer anbauen... an die "teure Geige" ist zusätzlich ein Hemmschuh.
Dann soll man auch noch ohne Noten frei und solistisch spielen?
Das stimmt schon, das trauen sich wenige!
Sologeige in einer Band erfordert (so Auftritte angestrebt sind) noch mehr Übung und Können, da wird es mit dem "Mitlaufen" noch weniger was.
Es fordert wahrscheinlich ein anderes Können.
Man muß nicht dauernd in den höchsten Lagen hochpräzise und schnell, sondern Band- und Lied-dienlich virtuos und frei spielen.
Sowas hat mir leider auch niemand beigebracht :gruebel:

Mir ging es da tatsächlich auch eher so:

. Es fehlen Vorbilder, die "erreichbar" sind (das ist heutzutage unheimlich wichtig), es fehlen die Anlaufstellen, die Lust auf die Instrumente machen, und die zeigen, wie eine Leidenschaft dafür aussieht, nicht nur, wie sie sich anhört. Und vor Allem eben auch die Musiker, die nicht ihr virtuoses Können zeigen, sondern die einen Skill haben, der auch für einen selber erreichbar erscheint, und der eher das können eines Kumpels hat, der den Kram gerade lernt, und bei dem man mal mitmachen will

Gerade im Bandbereich findet man da so gut wie nix, deshalb ist hier dieses Forum auch so wertvoll und deshalb engagiere ich mich hier auch um die gelernten Dinge weiterzugeben!

Schreibt fleissig weiter und stimmt ab! Ich bin auf eure Meinungen gespannt!
 
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Ich habe den Entschluss, Geige lernen zu wollen aufgrund des Liveeindrucks gefällt, Vorbild war meine Lehrerin...Instrumentenvorstellung der Musikschule. Dabeigeblieben bin ich, weil mir Klang und Literatur gefallen haben und das Musizieren mit anderen Spaß gemacht hat, ganz sicher nicht, weil ich cool sein wollte. Aufgehört habe ich dann mangels Spielmöglichkeit "auf dem Land", die musste ich mir dann selbst wieder schaffen. Band hat mich ehrlich gesagt null gereizt, ich bin irgendwie kein Solist (bewundere aber alle, die das können).
Orientieren sich die sechsjährigen Mädels, die ein Instrument lernen wollen, heutzutage wirklich an youtube? 12jährige Jungs ganz klar, aber die hat man schon vor 30 Jahren eher selten zur Aufnahme von Geigen- oder Querflötenunterricht motivieren können. Ich persönlich kenne jetzt keinen einzigen Rap oder Hiphop Kanal, aber jede Menge Clips mit klassischer Musik - suchen muss man die doch wirklich nicht. Die Qualität mit den Computerlautsprechern ist aber nicht so der Burner, ich nutze das eher als Inspiration oder Lernhilfe für neue Stücke. Ansonsten bewege ich mich musikalisch hauptsächlich im "real live", das macht mir persönlich mehr Spaß als vor dem Computer zu hocken. Möglicherweise bin ich da nicht die große Ausnahme, das würde zumindest die "Unterrepräsentation" klassischer Musik im Internet erklären ;-)
 
Orientieren sich die sechsjährigen Mädels, die ein Instrument lernen wollen, heutzutage wirklich an youtube? 12jährige Jungs ganz klar, aber die hat man schon vor 30 Jahren eher selten zur Aufnahme von Geigen- oder Querflötenunterricht motivieren können. Ich persönlich kenne jetzt keinen einzigen Rap oder Hiphop Kanal, aber jede Menge Clips mit klassischer Musik - suchen muss man die doch wirklich nicht.

Ich glaube du hast mich da ein wenig missverstanden. Gut, 6 jährige sind jetzt eher weniger auf der Plattform unterwegs. Allerdings: Bei uns geht die Zuschauerschaft bereits bei 8 Jahren los (zumindest unter den mir bekannten Zuschauern).

Was mein Gedanke dahinter war, war nicht, was es für Content dort gibt, sondern welche Lebensstile es dort gibt, die vorgelebt werden. Musik findet man eine ganze Menge, den zugehörigen Lifestyle und die Vorbildfunktionen aber nicht. Man findet viele "Lifestyler", die dann Hip Hop oder elektronischen Kram machen (oder konsequent nutzen), aber wenige bis gar keine, die dann eben klassisch oder rockig unterwegs sind. Mir geht es hier gar nicht um den Content, den man schaut, wenn man bereits ambitionierter Musiker ist, sondern eher um den Einstiegscontent, der eben tatsächlich eher in die Richtung geht "heute zeige ich, wie ich mich schminke" und "morgen nehme ich euch mal mit in die Orchesterprobe" etc. - Eben Vorbildfunktionen, wo die Menschen im Mittelpunkt stehen, und die Musik ein Teil des Lebens ist (wie es eben auch bei Freunden ist), und nicht Content, bei dem die Musik selbst den Mittelpunkt darstellt. Wo man eine Vorstellung davon bekommt, wie es ist "Musiker zu sein", und so Kleinkram des Lebens sieht, und sich dann vorstellen kann, wie man das auch in seinem Leben integrieren würde.

Ich meine, ich kann hier echt nur von unserer kleinen Zuschauerschaft sprechen (knapp über 200 sinds zur Zeit, wobei hier die Reichweit unter regelmäßigen Zuschauern pro Video meist so zwischen 60 und 110 liegt + das was dann irgendwann durch die Suche kommt bei einigen Videos), das ist bei Weitem jetzt nicht repräsentativ, zumal hier auch über die Altersverteilung sehr untypisch breit verteilt ist, aber wir haben über den Ansatz durchaus schon mehrmals gemerkt, dass viele unserer Zuschauer fragen stellen, weil sie die sonst noch nirgendwo stellen konnte, dass sie ihre alten Instrumente wieder in die Hand genommen haben, selber mal rumprobiert haben, nach ein paar Monaten Zuschauen mal ne Mail schreiben in der Form von "ich gucke euch jetzt seit 3 Monaten zu, ich will mir jetzt auch eine Gitarre kaufen, ist die hier für Anfänger gut?" etc. - Also es ist wie gesagt, anderes Genre, und ein echt kleiner Kanal, aber bereits da merke ich, dass man doch das ein oder andere Leben bereits nachhaltig verändern, und seine Fußspuren im Leben eines angehenden Musikers hinterlassen kann.

Also um nochmal auf das 6-Jährige Mädchen aus deinem Beispiel zurück zu kommen. Ob sie Anfängt mit Geige lernen durch Youtube...bezweifel ich (vielleicht dann etwas später eher ;D ). Dass sie in der Pubertät dabei bleibt...das ist dann eher die Frage, die interessant ist. Und genau in der Phase von 10 bis ... keine Ahnung 17 / 18 haben solche Plattformen einen extremen Einfluss auf solche Dinge. Natürlich nicht bei jedem, Ausnahmen gibt's da immer.

Also ja, ich denke gerade im klassischen Segment, aber auch in anderen Genres, fehlt sowas durchaus.
 
Ja, die Lernkurve der Geige ist lang und flach. Und es sieht so aus, als ob eine digital geprägte Jugend, nicht das Rüstzeug bekommt, den beschwerlichen Streicherweg zu gehen. Aber das Problem der "Abspringer und Aufgeber" ist schon immer vorhanden, mein damaliger Geigenlehrer hat etwa alle 10 Jahre einen Schüler gehabt, der die Profilaufbahn gegangen ist. Wieviele der Anderen nun noch als Hobbygeiger regelmäßig am Instrument sind - keine Ahnung.

Während für mich als Kind der 70er und 80er noch ein Gegensatz zwischen E- und U-Musik, Klassik und "dem Rest" bestand, erlebe ich das bei meinen Kindern anders. Da wird Klassik mit echtem Interesse wahrgenommen und als erstrebenswertes Lernziel betrachtet (was es schon immer war, allerdings nicht für jeden). Dennoch - meine Kids sind mit Gesang, Gitarre und Ukelele unterwegs, Geige war mal kurz im Programm, wurde dann aber flink aufgeben :´(

Nichtsdestotrotz bin ich der festen Überzeugung, dass die Kanalisierung der Geige auf den Bereich "Klassik" dem Instrument schwer geschadet hat. Die Geige als "Volksinstrument" ist zum Exoten geworden, wer heute einen geraden Ton aus dem Instrument bekommt, wird instantan als Vollprofi betrachtet, vermutlich weil Freizeitgeiger so selten sind, dass sie als nicht vorhanden gelten. Dabei denke ich, dass es für fortgeschrittene Geiger viel leichter ist als Melodieinstrument zu solieren, als dies auf vielen anderen Instrumenten praktiziert wird. Da muss man sich nur mal die ganzen Gitten anhören, 90% sind am Skalendreschen, die wenigen Jungs, die schöne Melodielinien hinbekommen werden selbst von Gitaristen kaum wahrgenommen. Ich meine, dass Improvisation und Spiel nach Gehör wieder fester Bestandteil des Unterrichts werden sollte, wir brauchen wieder mehr Lagerfeuergeiger!

Kurzfristig teile ich den Eindruck, dass das Erlernen der Geige stark abgenommen hat. Aber langfristig denke ich, dass sich die Geige wieder in der Gesellschaft etablieren wird, gerade weil die Lernkurve so flach ist und gerade weil Geige spielen etwas ganz Besonderes ist. Wenn man Menschen wie Precht und Lesch folgt, werden wir in wenigen Jahren einen starken Gesellschaftswandel erleben, in dem Kultur- und selbstbestimmte Freizeitgestaltung wieder wichtig wird. Spätestens dann, wird die Geige wieder voll da sein. Wünsch ich.

Zum Thema "Geige auf Youtube bzw. anderen Plattformen": da gibt es viele Kanäle, gerade was die ersten Schritte mit dem Instument angeht. Was wirklich dort vorhanden ist, kann man als Einzelner kaum noch abschätzen, denn die Auswahl der Empfehlungen und die Anzeige vorhandener Clips ist sehr individuell, YT zeigt / empfiehlt nicht Jedem Alles sondern hat sehr komplexe Algorythmen (sp?), jedem Einzelnen das zu zeigen, was er möglicherweise am längsten schaut oder wo der mögliche Klick auf ein Werbebanner anstehen könnte. Extrem unübersichtlich...
 
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Habe mir da jetzt die Tage auch nochmal Gedanken gemacht und auch hier noch ein paar zusätzliche Gedanken entwickelt:

Oft kennt man, wenn man nicht aus dem klassischen Segment kommt vor Allem die hochpolierten Aufnahmen, bzw direkt nur die VSTs, die im Hip Hop und Techno Bereich sehr oft verwendet werden. Eine Geige klingt im Ohr für viele, die damit vielleicht anfangen möchten, in der Vorstellung ganz anders, als sie es dann in der Realität tut. Ich denke viele sind da auch enttäuscht, wenn sie das Instrument mal ausprobieren, dass es sich dann eben nicht anhört wie die hochpolierten Geigen mit vielen Effekten. Die Bezugspunkte zur klassischer Musik sind heute nicht so stark vorhanden, um da in jungen Jahren ein Ohr für zu entwickeln (zumindest meistens). Vielleicht ist das auch ein Stückweit einer der Gründe dafür, dass viele da auch den Spaß dran verlieren.

Bzw auch hier vielleicht ein Grund, warum sich viele Hobby Geiger nicht unbedingt raus trauen, und es davon mehr gibt, als man denkt. Wir hatten hier mal den Fall, dass wir einen Geiger hatten, der klassisch gelernt hat (schon 10 Jahre her in meiner alten Band). Der tat sich sehr sehr schwer damit, zu moderner Musik zu spielen, weil das für ihn völlig ungewohnt war, und auch erstmal entsprechend so klang. War für ihn nicht so wirklich angenehm am Anfang glaube ich.

Zum Thema "Geige auf Youtube bzw. anderen Plattformen": da gibt es viele Kanäle, gerade was die ersten Schritte mit dem Instument angeht. Was wirklich dort vorhanden ist, kann man als Einzelner kaum noch abschätzen, denn die Auswahl der Empfehlungen und die Anzeige vorhandener Clips ist sehr individuell, YT zeigt / empfiehlt nicht Jedem Alles sondern hat sehr komplexe Algorythmen (sp?), jedem Einzelnen das zu zeigen, was er möglicherweise am längsten schaut oder wo der mögliche Klick auf ein Werbebanner anstehen könnte. Extrem unübersichtlich...

Auch hier wieder: so einen Content meine ich nicht. Das ist der Content der geschaut wird, wenn man sich mit dem Thema bereits beschäftigt. Mir geht es eher um den Lifestyle um das Hobby herum, dass auch für die junge Generation entsprechenden Content bietet, und wo die Musik gar nicht mal so im Mittelpunkt steht, sondern eben die Person, die viele Dinge macht, und klassische Musik nur ein Teil davon ist, der integriert wird. Der setzt weiter vorne an, und entwickelt erst die Idee, sowas lernen zu wollen. Der Part fehlt in vielen Sparten meiner Meinung nach.
 
Ich meine, dass Improvisation und Spiel nach Gehör wieder fester Bestandteil des Unterrichts werden sollte

Wir hatten hier mal den Fall, dass wir einen Geiger hatten, der klassisch gelernt hat (schon 10 Jahre her in meiner alten Band). Der tat sich sehr sehr schwer damit, zu moderner Musik zu spielen, weil das für ihn völlig ungewohnt war, und auch erstmal entsprechend so klang. War für ihn nicht so wirklich angenehm am Anfang glaube ich.

Genau das ist das Handycap den "normalen" klassischen Geigers:
Man ist auf die Noten fixiert und "braucht" sie als Sicherheit.

Ich spiele bewusst seit ca. 1993 frei und ohne Noten und habe mittlerweile so viel Spaß an dieser Freiheit, dass ich es nicht mehr anders möchte!
Ich improvisiere non stop, spiele Melodien nach Gefühl und auch manchmal bekannte Melodien direkt nach "Gefühl, Intuition, bzw. "schätzen" mit welchen Tönen die Melodie wohl geht und kann somit innerhalb von Sekunden mich auf Lieder, Stile usw. einlassen und direkt mitmachen.
So gut kann ich auf der Gitarre sowas nicht. Da versuche ich das zwar auch umzusetzen, bin aber viel schneller und präziser auf der Geige.

Wenn manch Schüler wüsste wie viel Spaß das Instrument jenseits der "Klassik-Grenzen" machen kann, würden viel weniger die Geige an den Nagel hängen!!!!
 
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Naja, auch in der Klassik kann man improvisieren, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im Jazz. Allerdings kommt das eher bei weit fortgeschrittenen Schüler auf die Tagesordnung und auch nur bei denen, die eine professionelle Laufbahn anstreben, ist mein Eindruck. Und das ist viel zu spät, weil ich mir vorstellen kann, dass die allermeisten Geigenschüler dieses Niveau nicht erreichen. Ich glaube dass viele Lehrer sich wenig Mühe geben ihre Schüler am Ball zu halten.

Das trifft wahrscheinlich auf alle Instrumente zu. Meine Mutter war ja Klavierlehrerin und auch von ihren Kollegen weiß ich, dass sie sich nur um vereinzelte Schüler Mühe geben die Motivation mitbringen und bei denen sie Potential sieht, dass die mal in der Öffentlichkeit auftreten und sich das Leute freiwillig gegen Geld anhören würden. Alle anderen werden so durchgeschleift bis die irgendwann die Lust am Instrument verloren haben. Kann ich aber auch verstehen, da es bei den meisten tatsächlich so ist, dass das Instrument nur ein netter Zeitvertreib ist. Sobald was wichtigeres in ihr Leben tritt, verstaubt das Instrument auf dem Dachboden. Von den Leuten sieht und hört man öffentlich natürlich nichts. Aber man kann es den Leuten auch nicht ankreiden, dass es für sie wichtigeres gibt als Musik. Auch wenn ich mir nichts schöneres als Musik vorstellen kann, aber wichtiger ist dass jeder seine Leidenschaft findet, und wenn es nicht die Musik ist, dann ist das halt so.

Schade finde ich aber, dass so viele Geigenlehrer sich so auf die Klassik versteifen. Ich kann mir vorstellen, dass viel mehr Leute am Ball bleiben würden, wenn man ihnen zeigt, dass ein Streichinstrument auch mehr kann als Klassik. Ist halt nun mal so, dass die breite Masse Pop hört und nicht Klassik. Zumindest gibt es mittlerweile viel mehr Lehrer die auch Jazz, Folk und Pop unterrichten. Zu meiner Jugendzeit (und die ist jetzt auch nicht soooo lange her, auch wenn die Kids von heute schon die Augen über meine Generation "vom letzten Jahrtausend" verdrehen :rolleyes:) gabs das ja überhaupt nicht! Aber wenn mein Eindruck von der Internetrecherche stimmt, sind solche Lehrer aber auch alle relativ jung, haben an Pop- und Jazzakademien studiert (das gabs damals alles gar nicht) oder haben autodidaktisch den Stilwechsel vollzogen.

Ich glaube aber, dass die meisten Streicherlehrer ne Generation älter sind und nur Klassik gelernt haben. Gab ja schließlich nichts anderes. Und die trauen sich natürlich nicht U-Musik zu unterrichten. Wenn ich da an einen Bekannten von mir denke, der professioneller Orchestermusiker (Geige) ist, ist in seinen Augen alles was von der Klassik abweicht Jazz. Er sagt sogar dass viele Capricen Jazzelemente haben. Und dass ich in einer Jazz Kombo spiele *lol* Aber er ist halt um die 60 und kennt nichts anderes. Man hat damals über die U-Musik sogar verächtlich gelacht. Solche Leute unterrichten natürlich kein Contemporary und wenn dann ohne viel Verstand.

Dass mein Lehrer damals überhaupt so offen war und mit seinen Schülern auch mal ein bißchen Tanzmusik, Wild West Shaker und kleine irische Fiddle Tänzchen durchgenommen hat, war reines Glück, denn er war selbst ein sehr experimentierfreudiger Künstler. Die anderen Geigenlehrer und der eine Cellolehrer in der Musikschule waren keineswegs so. Wenn dann Schülerkonzert war und einer was modernes vorgespielt hat, wussten gleich alle, dass dieser Schüler bei dem "verrückten" Lehrer ist. :D Aber wir waren ja alle Kinder und Jugendliche und da sind natürlich moderne Sachen cooler und spaßiger und viel eingängiger als die Klassik. Da bleibt man als junger Mensch dann eher am Ball.

Finde es aber trotzdem schade, dass Klassik so oft als verstaubt und uncool angesehen wird. Finde es deswegen gut, dass es immer wieder mal Popkünstler aus der Klassik gibt und die Musik zum Reinschnuppern leicht verdaulicher und leichter zugänglich präsentieren. Man sollte diese nicht verurteilen die Klassik mit dieser Seichtigkeit zu verschandeln. Man sollte das eher als Einstiegshilfe in die Klassik sehen. Da mittlerweile viele Trends im Web 2.0 gesetzt werden, wäre das für die Streichergemeinde super, wenn sich da Stars und somit Vorbilder etablieren würden. Mit Lindsey Stirling ist der Anfang schon mal gemacht, aber geht mehr in Richtung Pop als Klassik und ist noch nicht nahbar genug. Ein sympathischer Vlogger der neben der Musik auch den Lifestyle betont, würde wahrscheinlich eher Trendsetter sein. Da bin ich bei @Semu
 
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Wobei ich da auch sagen muss, dass sich da sicher ein bisschen was tun wird die nächsten Jahre. Ob jetzt unbedingt die große Masse klassischer Vlogger kommt wage ich mal zu bezweifeln, aber auf vielen modernen Plattformen findet da auf jeden Fall schon so ein gewisser "Wandel" statt. Wohl vor Allem deshalb, weil die erste Generation mittlerweile erwachsen ist, und nun auch etwas differenzierter konsumiert, und nicht einfach nur das schaut, was gerade angesagt ist. Ich denke es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch einige Vertreter der klassischen Musik da im etwas moderneren Gewand anzutreffen sind, und solche Medien etwas weniger distanziert nutzen.

Das was wie so oft fehlt sind die Ersten Speerspitzen, die zeigen, dass man damit Erfolg haben kann.

Der Wandel der Musikschulen ist aber auch eine sehr interessante Sache. Denke auch, wenn da durchaus auch mal Schwerpunkte im Bereich Folk und Improvisation gesetzt werden, wird sich dadurch auch viel ändern. Kann zwar selber leider keine Geige spielen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das unheimlich viel Spaß machen muss.
 
Zur Ausgangs- und Abstimmungsfrage kann ich leider nichts sagen. Da fehlt mir der Überblick.

Mittlerweile geht es aber hier in der Diskussion etwas in andere Richtung.
Die meisten Geiger und Geigenlehrer haben an der Klassik das Instrument erlernt. Das ist der Bereich, in dem sie sich sicher fühlen und im Zweifelsfall die Noten zu Rate ziehen können. Weil sie aber meist dem natürlichen Grundbedürfnis nach Sicherheit folgen, wird Neues kaum probiert und lieber in die Noten geschaut.

Ich kenne etliche Musikschullehrer; kaum einer von ihnen spielt in einer Band. Sie mögen ja hervorragende Pädagogen sein und in der Nachwuchsarbeit ausgezeichnete Arbeit leisten, aber treffen oft nicht den Nerv der Pubertierenden.

Bei meiner Tochter (fast 16) wurde auch der Geigen-und Klavierunterricht nach 9 Jahren Unterricht das "Opfer" ihrer Pubertät. Darüber darf ich mich aber nicht aufregen, denn genau in diesem Alter habe ich auch die Geige "hingeschmissen".
Mittlerweile hat sie ihre erste eigene Band - als Sängerin. Richtig gut und anspruchsvoll, was die Band schon abliefert.
Natürlich habe ich die stille Hoffnung, dass sie über die Band die Geige wieder entdeckt, so wie es bei mir der Fall war. Wenn nicht, weiß ich aber schon jetzt, dass Musik in ihrem Leben immer eine gewisse Rolle spielen wird und wir ihr das Rüstzeug dafür mitgegeben haben.

Das was wie so oft fehlt sind die Ersten Speerspitzen, die zeigen, dass man damit Erfolg haben kann.

Wo beginnt denn für dich Erfolg?
 
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Wo beginnt denn für dich Erfolg?

Jetzt wird's philosophisch ^^

Erfolg ist für mich dann erreicht, wenn man eine gewisse eigene Zielsetzung erreicht hat. Das kann hier ganz vielfältig sein. Bezogen auf das Erreichen der Jugend wohl bei einer Reichweite, die dafür sorgt, dass in vielen Musikschulen kleine Geiger sitzen, die den Geiger als gewisse Vorbildfigur wahrnehmen.

Würde hier keine Zahlen etc. festlegen. Ich denke Erfolg an sich hat man mit der Zielsetzung bereits, wenn man eine Person inspirieren kann. Alles was danach kommt ist mehr Erfolg. Die öffentliche Wahrnehmung hat hier oft die Grenze, dass man davon leben kann. Wäre für die Zielsetzung "junge Menschen dazu animieren" hier wohl die Messlatte denke ich, um auch Nachahmer davon zu überzeugen, dass die Medienproduktion auf der Online-Plattform keine Brotlose Kunst ist, sondern die Finanzierung der Leidenschaft "Instrument spielen" gewährleisten kann, selbst wenn man sonst keinerlei Aufträge, Jobs etc. hat. Klingt an sich erstmal doof, auf um eben das Ziel zu erreichen, diese Sparte auf der Plattform zu etablieren, denke ich wäre irgendwo an dem Punkt der "Erfolg" erreicht.
 
Erfolg ist für mich dann erreicht, wenn man eine gewisse eigene Zielsetzung erreicht hat. Das kann hier ganz vielfältig sein.....Ich denke Erfolg an sich hat man mit der Zielsetzung bereits, wenn man eine Person inspirieren kann.

Bis dahin stimme ich dir zu.
Als Musiker brauche ich aber die Interaktion mit dem Publikum. Das kann mir keine Online-Plattform ersetzen, egal ob ich dort für mein Spiel Likes ohne Ende bekomme oder sogar Werbung verkaufen kann.

Es kann ja sein, dass ich da etwas altmodisch denke; ich bin der festen Überzeugung, dass ein Musiker sich mit all seinen Schwächen und Stärken einem wirklichen Publikum stellen sollte. Was nützen Likes von anonymen 13 jährigen Mädels, die eigentlich deine Frisur super und dich niedlich finden, oder ist es in Wirklichkeit dein Haustier, das auf den Aufnahmen zu sehen ist? :confused:

Ich kann dir nur den Tipp geben, hauptsächlich vor Publikum live zu spielen. Das Internet kann und sollte man zusätzlich nutzen, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und Kontakt zur Fanbase zu halten ( wenn man das möchte) .

...und JA !, ... man kann von Musik (sogar ohne Internetberühmtheit) leben...;)
 
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Hier muss ich dann wieder einhaken und auf meinen Punkt der persönlichen Zielsetzung hinweisen, denn genau an dem Punkt kommt der ins Spiel. Ich selber kenne unmengen Musiker, die einfach nur für sich selber spielen wollen, andere wollen ihre Songs nur aufnehmen, wieder andere möchten nur mit anderen zusammen im Wohnzimmer spielen, wieder andere möchten einfach nur ein Instrument spielen können. Sind das keine Musiker? Und sind Menschen, die elektronische Musik am PC machen keine richtigen Musiker? Hier ist das "Songwriting" oder besser "trackwriting" zwar was völlig anderes, aber ebenfalls ein sehr sehr kreativer Prozess der oft sehr unterschätzt wird. Meine Musik ist das nicht, aber ich habe durchaus Respekt davor, denn auch hier ist mehr Kreativität gefragt, als man meinen mag. Er funktioniert nur völlig anders als man das als klassischer Instrumentenmusiker kennt. Ich denke das Thema Musik ist viel zu persönlich und zu weit gefächert, um da wirklich pauschal solche Aussagen treffen zu können. Interaktion und live Publikum sind ein guter Grund um Musik öffentlich zu machen, aber bei Weitem nicht die Einzigen.
Versteh mich nicht falsch, ich will die live Musik keinesfalls abwerten, ich denke nur nicht, dass es in der Musik ein "richtig" oder "falsch" gibt, sondern nur ein ganz wertfreies anders.

Als Musiker brauche ich aber die Interaktion mit dem Publikum. Das kann mir keine Online-Plattform ersetzen

Einhaken muss ich außerdem bei dem Klischee der 13 jährigen Mädchen, die wenigstens sind in dem Alter, die schreien auf solchen Plattform nur am lautesten. ;) Und auch wenn das heute für viele vorrangiger Grund sein mag mit Likes und dem angehimmelt werden. Nicht jeder, der sich da rumtreibt hat dieses Ziel. Ein "Ersatz" für live Publikum ist das auch nicht. Das was du beschreibst ist lediglich die Oberfläche der Startseite, und das Verhalten derer, die genau dieses Ziel haben. Das Business der großen funktioniert so, aber nicht die Plattform.

Bei mir ist es so: Ich war in unmengen Bands, und war in keiner davon wirklich glücklich. Das hatte verschiedene Gründe. Mal passte es menschlich nicht so, mal wars der kreative Prozess. Letztendlich habe ich Freude daran mit meinen Freunden, die ich auch abseits der Musik habe, was zusammen zu machen. Genau das kann ich über den Weg tun, auch wenn sie kein Instrumente spielen. Wir können darüber im Rahmen unserer Möglichkeiten und unserem Können unsere Freude an der Sache ausleben, und laden letztendlich über die Plattform nur jeden dazu ein, uns dabei ein Stückweit begleiten zu können, und präsentieren unsere Hobbys, und haben hier eben auch eine Motivation selber was dazu zu lernen, uns mit anderen Dingen auseinander zu setzen, und uns auf einer Ebene auszuprobieren, die wir selber vorher noch nicht kannten, wo wir selber bei 0 anfangen. Es ist was völlig anderes als live spielen, da gebe ich dir vollkommen Recht. Schlechter ist es deswegen aber nicht.

Es gibt auch viele Komponisten, die selber kaum einen geraden Ton aus einem Instrument raus bekommen. Sind für mein Verständnis ebenfalls Musiker, nur eben auch auf eine andere ... ich sage mal theoretischere....Art. Ich selber sehe mich auch vorrangig als Songwriter, und weniger als Musiker im Sinne vom "Instrumente gut spielen können". Meine Kernkompetenz liegt für mein Empfinden vor Allem im Songwriting.

Live spielen schließen wir btw auch nicht aus. Für uns ist das kein entweder / oder.


Und ich denke, um jetzt auch wieder zum eigentlichen Thema zurück zu kommen, dass viele Streicher ähnlich ihre Prioritäten einfach nicht dahin setzen, wo es viele andere Musiker gern hätten, oder wo es der öffentlichen Wahrnehmung zuträglich wäre. Ich denke sehr viele möchten vor Allem das Instrument spielen können, und sich daran erfreuen, oder eben bewusst bei ihrer Sparte der Musik bleiben. Verübeln kann man das auch niemandem, und ich finde das auch völlig ok so. Es bringt nichts, Dinge zu erzwingen. Unser Geiger damals wollte das Band-spielen von sich aus lernen, und war deshalb da. Aber wirklich wohl gefühlt hat er sich langfristig dann doch bei den Noten. Für ihn war es eine Freude ein schweres Stück zu lernen, und sich selber dabei beobachten zu können wie er es nach und nach meistert. Das improvisieren machte ihm Freude für eine Zeit, aber es war nicht das, was ihn letztendlich erfüllt hat. Genauso war das live spielen nicht das, was ihn erfüllt hat. Er liebte es einfach sich ein schweres Stück vorzunehmen, und das nach und nach zu meistern. Zuhause. Alleine und für sich.

Ich würde mir wünschen, dass mehr Geiger in die Richtung Pop, Folk & Rock gehen, und auch dass mehr Geiger andere an ihrem Hobby teilhaben lassen (z.B. über Internetplattformen) und einfach präsenter wären. Aber letztendlich muss jeder selber schauen, wie er das Musik machen für sich so gestalten kann, dass er Freude daran hat, denn darum geht es am Ende ja. Ich persönlich denke Geiger sind einfach häufiger introvertierter unterwegs als Gitarristen oder Sänger, oder eben eher in weniger präsenten Sparten unterwegs. Und sicher spielt auch die "coolness" des Instrumentes eine Rolle hier. Ich wollte mit meinen Aussagen in der Diskussion vorrangig nur sagen, dass ich mir aus meiner Position heraus, wünschen würde, dass sich das ändert, mehr nicht. Und ich denke gerade in öffentlichen Bereichen (unabhängig von der Reichweite oder dem "Erfolg"), wo die Musik nicht so fokussiert im Mittelpunkt steht, wäre es schön, mehr Geiger anzutreffen, die anderen das Instrument ein Stückweit näher bringen. Muss auch nicht unbedingt über eine Online-Plattform sein. Kann ja auch z.B. bei Instrumentenbauern sein, die Schulklassen zu einer Besichtigung einladen, oder eben völlig andere Dinge. Ich würde mir einfach wünschen, dass Streichinstrumente präsenter im Leben von Menschen wäre, die keine Instrumente spielen, aber vielleicht eins lernen möchten. Ich finde solche Instrumente toll, und finde es schade, dass an dem Punkt die Kontaktmöglichkeiten nicht so zahlreich sind, wie sie sein könnten.
 

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