Stimmen mit dem Dremel (Graviergerät)?

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Speed Pete
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Ich lese gerade in "Die Akkordeonstimmung" von Toni Schwall:
"Ein Elektro-Graviergerät mit einem kleinen Diamant-Schleifeinsatz kann bei sachgerechter Anwendung gute Dienste leisten." Leider wird nicht weiter erklärt, wie man das sachgerecht tut. Feile und Kratzer sind ja allgemein bekannt. Aber der Dremel (so was ist ja wohl gemeint)?
Wann denkt ihr, ist er von Vorteil? Und wo an der Zunge sollte man ihn benutzen? Ich habe schon mal Zungen gesehen, die genau in der Mitte wie angeschliffen aussahen. Ist das solch ein Versuch? Aber warum dann in der Mitte und nicht an Fuß opder Kopf der Platte?

Vielen Dank schon mal für eure Antworten,

Pete!
 
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Hallo Pete,

ja, da meint der Schwall sicher einen "Dremel" ... nur gabs den zu der Zeit noch nicht unter dem Namen.

Und mit was man die Stimmzungen nacharbeitet - da gibts verschiedene Methoden und jede hat ihre Vor- und Nachteile. Beim "Dremel" ist ganz klar der Vorteil, dass man fix ist und nicht mit Muskelkraft den Abtrag machen muss. Und das ist auch gleichzeitig der große Nachteil. Denn man hat weniger Gefühl für den Abtrag und wenn man nicht sehr aufpasst, kann es schnell passieren, dass man lokal eine zu große "Kuhle" reinschleift und damit die Zunge versaut.

Bei Stimmzungen einfacherer Qualität kommt es öfter vor, dass die maschinell vorgestimmt werden und dann entsprechende Schleifspuren in dem Bereich aufweisen, wo zum Stimmen geschliffen wurde. Wenn hier ein paar Nebeneffekte nicht mehr so ganz stimmen, dann ist das bei diesen Stimmplatten nicht so wichtig, da hier die Endgenauigkeit nicht so hoch angesiedelt ist.

Je höherwertig die Stimmplatte allerdings ist, desto genauer sollte auch gearbeitet werden und da kann dann ein kleines "hoppala" mit dem Dremel bereits das Aus für die Qualität der Stimmplatte bedeuten. Bei sehr hochwertigen Stimmplatten arbeiten deshalb die meisten Stimmer mit der Hand, weil sie hier dann präsziser sind.

Wo man Material abträgt , hängt vom Stimmungsfehler ab. Ganz grob stimmt schon: Ton zu tief-> an der Speitze abtragen. Ton zu hoch -> hinten abtragen.

Aber dazwischen gibt es beliebig viele Zwischenstufen. Je nach Feineffekt kann sich dann eine andere Stelle ergeben, an der der Abtrag gemacht wird. Dass man ganz hinten direkt vor dem Zungenfduß abträgt, kommt allerdings so gut wie nie vor. Hier wird meist im hinteren Drittel nach gestimmt, weil hier die Zunge schneller und feinfühliger reagiert. Aber wie gesagt - je nachdem, wie sich die Zunge im Detail verhält wird die Stelle weiter vorne oder weiter hinten gewählt.

Wenn es dich näher interessiert, was sich an der Stimmzunge so alles tut, kannst du hier noch n bisssl nachlesen:

https://www.musiker-board.de/threads/stimmplatteneffekte-stimmplattendefekte.566694/


Gruß, maxito
 
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hier ein Video,das nett beschreibt, wie es klassisch geht
Akkordeon Tuning
und zu einer Tuning-Software (gibt's auch eine Testversion zu) dieses
Zum Thema insgesamt gibt es noch etliche ähnlich Videos. Vor und Nachteile hat Maxito schon genannt.
Gruß, Christof
 
Wenn ihr einen Dremel benutzt solltet ihr erst den Umgang mit so einem Teil üben. Denn der dreht selbst in der kleinsten Stufe sehr hoch das man ruck zuck eine macke reingeschliffen hat.
Hilfreich kann ein Spannungsregler für Maschinen sein.
Hier:
Ich benutze ihn neben dem Schleifen hauptsächlich zum polieren an unzugänglichen Stellen. Dazu habe ich eigene Polieraufsätze entwickelt weil es sowas wie ich es brauche nicht gibt.
Beim schleifen ohne Druck arbeiten, am besten mit einer biegsamen Welle um mehr Gefühl für das Gewicht zu haben. Und am besten nicht auf einer Stelle bleiben. Der Dremel oder auch Proxon nimmt schnell Material ab. Wenn man mit ihm umgehen kann ist es ein richtig tolles Werkzeug. Ich trenne damit sogar Auspuffanlagen am Auto ab wenn man mal nicht gut mit einer Flex rankommt.
 
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Ein schönes Video. Was ich mich aber noch Frage ist, wenn ich die Stimmzunge stimmen will, die in der Innenseite des Stimmstockes liegt, an die ich nur mit diesem "Haken" durch die aussen liegende Stimmzunge oder diesem Herausheber rankommen. Von welcher Seite dieser Stimmzunge kratze ich Material ab?

In den Videos wird immer gezeigt, wie es bei der leicht zugänglichen, äusseren Stimmzunge geht. Das habe ich kapiert.

Gruss
Agria
 
Zuletzt bearbeitet:
Von welcher Seite dieser Stimmzunge kratze ich Material ab?

immer von der von außen zugänglichen Seite ! Ausnahmen gibts nur bei den ganz kleinen Piccolos.

Aber grundsätzlich wird , solange die Stimmplatte auf dem Stimmstock drauf ist immer von außen gearbeitet. D.h. Ventil anheben, Stimmzunge entweder vorsichtig herausangeln oder von innen mit einem Stab herausdrücken und dann wird von außen mit der Stimmfeile bzw. mit der Spitze des Stimmgriffels die Stimmzunge in passender Größe an passender Stelle geritzt. Die Stimmfeile bzw. der Stimmstichel muss so schmal sein, dass er bequem in den Zungenspalt der Stimmplatte passt und seitlich nicht streift.

Die ganz kleinen Piccolos bilden hier eine Ausnahme. Weil die so klein und dünn sind, dass man die unweigerlich verbiegt, wenn man versucht die durch den Spalt nach außen zu heben. Bei denen wird durch die Kanzellenöffnung mit einem dünnen Folienband die Zunge unterlegt und dann durch die Kanzellenöffnung mit dem Stimmstichel bearbeitet. - Ist definitiv aber keien Arbeit für Beginner. Alternativ werden die Piccolos auch gerne ausgelöst und separat bearbeitet und anschließend wieder in den Stimmstock eingesetzt.

Gruß, maxito
 
Hey maxito,

die Antwort kam aber schnell. Vielen Dank erstmal. Da muss man wohl stark aufpassen, dass man die Stimmzunge dann nicht verbiegt. Evtl. dann müsste man den Löseabstand wieder einstellen.

Gruss
Agria
 
Bei denen wird durch die Kanzellenöffnung mit einem dünnen Folienband die Zunge unterlegt und dann durch die Kanzellenöffnung mit dem Stimmstichel bearbeitet.

Der Thread ist zwar schon älter, allerdins bin ich gerade bei der Suche nach "Stimmen" drauf gestoßen.

Was für ein Folienband meinst du denn genau, @maxito?
Ich hatte mir vor einiger Zeit mal einen Piccolo-Zungekratzer zugelegt, um einige der höheren Zungen selber nachstimmen zu können. Das funktioniert trotz der sehr dünnen Feilspitze aber manchmal nur mit ausreichend Druck, sodass ich die ein oder andere Stimmzunge schon verbogen hatte (mit der Korrektur war ich dann auch erstmal 'ne gefühlte Stunde beschäftigt... -.-).
Für die außenliegenden Zungen ab c4 ist mein Lösplättchen auch zu dick.
 
Was für ein Folienband meinst du denn genau,

im Prinzip nehm ich immer solche aus "Fühlerlehrensätzen" (gibts auch im baumarkt) und schleif die Kanten flacher, so dass die besser unter die Zunge rutschen können.
IMGP9729.jpg

Und zum Zungen kratzen nehm ich einen dünnen Stab mit rechtwinklig, scharfkantig geschliffener runder 0,8 mm Hartmetallspitze. Wichtig ist insbesondere für die kleinen Zungen, dass die Spitze immer vor der Arbeit nochmals abgezogen wird, sodass sie auch wirklich scharfkantig ist, dann kann man auch schon mit minimalem Druck einen Abtrag erreichen . Bei Spitzen aus gehärtetem Stahl tuts ein feinkörniger Schleifstein (am besten Körnung 2000 oder feiner. Bei Hartmetallspitzen sollte es eine sehr feine Diamamantscheibe sein:
IMGP9733.jpg

Und zum Gegenhalten von Innen nehme ich einen passend gefeilten Hartholzstab:

IMGP9730.jpg
 
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