Stimmstock und Stimmplatten anbringen

S
Sonnne
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
08.01.14
Registriert
10.09.13
Beiträge
6
Kekse
0
Hallo Leute,
ich bin auf der Suche nach Reparaturtipps in diesem Forum gelandet und werde bestimmt auch viele andere Anregungen hier finden!
Zum aktuellen Problem: Ich habe ein Spranger Amoretta (weiß jemand, wie alt diese Instrumente etwa sind..?), das ich vor einigen Jahren gebraucht gekauft habe. Plötzlich blockierte der Balg, es rappelte innen verdächtig... Nun habe ich den Balg abgenommen und es purzelten mir ein ganzer Stimmstock und 8 einzelne Stimmplatten entgegen.
Ich bin basteltechnisch begabt und auch nicht überängstlich - aber als ich mir das Innenleben genauer angeschaut habe, da musste ich doch erstmal schlucken. Da ich kein Geld für eine Reparatur in einer Werkstatt habe, werde ich es wohl selbst versuchen müssen. Ich habe inzwischen einiges über die Funktion und über Repapaturtechniken gelesen, es bleiben aber einige Fragen.

- 2 der 8 Stimmplatten kann ich problemlos den Lücken zuordnen, die anderen haben jeweils 3x gleiche Größe und gleiches Ventil und ich frage mich, wie ich herausfinde, an welchen Platz sie gehören.

- Wachs zum Einkleben kann ich bestellen, aber wie verarbeite ich es, dh wie bekomme ich die richtige Temperatur und mit welchem Werkzeug bringe ich das Wachs auf?

- Kann ich den Stimmstock mit Ponal ankleben oder wird der auch mit Wachs befestigt?

Es sind rund um den abgefallenen Stimmstock braune Keberreste zu sehen, die ich jedoch nicht identifizieren kann. Seltsamerweise ist er als Einziger nicht verschraubt und der andere Bass-Stimmstock liegt auf einer dunkelgrauen Platte, mit der er verklebt und an den Boden geschraubt ist.
Ein paar kleinere Schäden sind an einigen Stimmplatten zu sehen, zB bei einem Ventil ist über dem Vileda der Kunststoff verknickt und eine Zunge hatte sich extrem verschoben, die habe ich aber vorsichtig wieder in Position gebracht. Drei Kunststoffventile sind abgefallen, dafür habe ich aber schon einen Ventilkleber zum Bestellen gefunden.
Viel Arbeit!
Ich wäre sehr dankbar für Ratschläge!
 
Eigenschaft
 
Hallo Sonnne,

da hast du ja gleich mal richtig hardcore Basteleien vor dir.

Aber stell doch mal ein paar aussagekräftige Bilder der Baustellen hier ein, damit wir uns ein etwas klareres Bild machen können, was du vor dir hast - Auf denen kann man dann eventuell den Aufbau klarer erkennen und dann können wir auch besser Tips geben!

Gruß, maxito
 
Hallo maxito,
ja, ich fürchte auch, dass es hardcore ist... Aber ich lerne auch gern dazu, ist nicht das erste Instrument, an dem ich mich "vergreife" :)
So, habe mal 3 Fotos gemacht, obwohl ich angenommen hatte, dass ich eher allgemeine Fragen gestellt habe, denn wo die Stimmplatten hingehören, lässt sich eben nicht erkennen.
Aber vielleicht klärt ein Bild ja die Frage nach dem richtigen Kleber für den Stimmstock.
Danke schon mal für deine Antwort
 

Anhänge

  • Digiknipse 1283.jpg
    Digiknipse 1283.jpg
    118,5 KB · Aufrufe: 808
  • Digiknipse 1284.jpg
    Digiknipse 1284.jpg
    72,6 KB · Aufrufe: 694
  • Digiknipse 1285.jpg
    Digiknipse 1285.jpg
    87,1 KB · Aufrufe: 706
Hallo Sonnne,

irgendwie stimmt an dem Aufbau was nicht!

Stimmstöcke werden normalerweise nicht direkt auf die Planfüllung geklebt, denn für Arbeiten am Stimmstock und an den Zungen ist das dann extrem unpraktisch. Normal wird das gemacht, wie an dem Stimmstock nebenan: Eine Lederdichtung drunter und dann verschraubt. (Wobei heutzutage fast alle Instrumente die Stimmstöcke per Schnellverriegelung auf der Planfüllung befestigt haben.) Ein Bild des aufgeklebten Stimmstocks ist leider nicht zu sehen und man sieht auch kein Schraubenloch auf der Planfüllung. Das ist das, was mich irritiert.

Soweit ich das auf dem Bild erkennen kann, wurde der Stimmstock mit Stimmplattenwachs auf die Planfüllung geklebt. Die Idee dahiner war wohl, dass man den Stimmstock für Arbeiten dann wieder runter bekommt. Aber um eine ganzen Stimmstock zuverlässig zu halten, reicht das Wachs meiner Meinung nach nicht aus. Mit Ponal oder ähnlichem würde ich den Stimmstock nicht aufleimen, denn dann bekommst du den nie wieder runter- ist für Arbeiten jedweder Art am Stimmstock extrem unhandlich! Ich würde an deiner Stelle versuchen, die gleiche Art der Befestigung zu erreichen, wie beim danenliegenden Stimmstock.

Das braune "Zeugs" um die Stimmplatten herum ist Stimmplattenwachs, das vermutlich mittlerweile hart und bröselig geworden ist. Jedenfalls nicht mehr zähelastisch, wie normal - sonst würden dir nicht die Stimmpaltten rausfallen!

Welche Stimmplatte wohin gehört, bekommst du nur raus, wenn du schaust, welche Taste /Ton zur jeweiligen Öffnung gehört und schaust, wie die Stimmplatten daneben aussehen. Dann suchst du die Stimmplatten, die vom Aussehen am ähnlichsten sind und zupfst die Zunge an und prüfst, welcher Ton das ist. Stimmplatte provisorisch mit dem Wachsrest mit Hilfe eines feinen Lötkolbens wieder aufwachsen und das Instument vorsichtig durchprobieren, ob die Tonreihenfolge passt.

Wenn du das geschafft hast, dann kommen alle!!! Stimmplatten runter, werden sauber vom Wachs gereinigt. Am besten belegst du die dann auch gleich wieder mit neuen Ventilen, denn wenn dir schon welche abgefallen sind, dann halten die auch nicht mehr gut und gehören ebenso ausgewechselt. Als Kleber kannst du auch Pattex nehemn - funktioniert ebenso, wie spezieller Ventilkleber.

Hast du das erledigt, werden alle Stimmplatten wieder aufgewachst. Mit modernem Stimmplattenwachs, brauchst du nicht unbedingt die Zusatznägel montieren - das Wachs heutzutage hält die Stimmplatten auch so sehr gut.

... Und wenn das alles fertig ist, kommt das Stimmen dran!...

Jo - da hast du auf jeden Fall ne Menge Arbeit vor dir.

Gruß, maxito
 
Hallo maxito,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Zitat von maxito
Ein Bild des aufgeklebten Stimmstocks ist leider nicht zu sehen...

Was meinst du damit?

Zitat von maxito
Das braune "Zeugs" um die Stimmplatten herum ist Stimmplattenwachs, das vermutlich mittlerweile hart und bröselig geworden ist. Jedenfalls nicht mehr zähelastisch, wie normal - sonst würden dir nicht die Stimmpaltten rausfallen!

Das war mir klar, dass das altes Wachs ist - ich vermute aber, dass die Stimmplatten vom losen Stimmstock herausgedrückt worden sind, der hat sich beim Spielen gelöst und ist erstmal da drin herumgefallen und nachdem ich das Akkordeon vorsichtig abgestellt hatte, hat meine Tochter es sich später noch einmal geschnappt und wahrscheinlich fest zusammengeschoben, weil sie nicht wusste, was passiert war damit...

Zitat von maxito
Welche Stimmplatte wohin gehört, bekommst du nur raus, wenn du schaust, welche Taste /Ton zur jeweiligen Öffnung gehört und schaust, wie die Stimmplatten daneben aussehen. Dann suchst du die Stimmplatten, die vom Aussehen am ähnlichsten sind

Ist klar, nur sind wie gesagt 2x 3 gleiche Stimmplatten übrig.

Zitat von maxito
und zupfst die Zunge an und prüfst, welcher Ton das ist.

Das funktioniert leider überhaupt nicht - sonst hätte ich ja nicht um Rat gefragt. Man kann, besonders bei den tiefen Tönen, keinen genauen Ton heraushören. Ich hatte an einen Trick mit Anblasen gedacht, zB mit Luftpumpe oä...

Zitat von maxito
Stimmplatte provisorisch mit dem Wachsrest mit Hilfe eines feinen Lötkolbens wieder aufwachsen und das Instument vorsichtig durchprobieren, ob die Tonreihenfolge passt.

Dafür bräuchte ich erstmal einen passenden Lötkolben (hab ich noch nicht) und vor allem würde das bedeuten: Mehrmals Balgnägel rein, probieren, Balgnägel wieder raus, tauschen......Das muss doch irgendwie einfacher gehen, oder..?

Zitat von maxito
Wenn du das geschafft hast, dann kommen alle!!! Stimmplatten runter, werden sauber vom Wachs gereinigt. Am besten belegst du die dann auch gleich wieder mit neuen Ventilen, denn wenn dir schon welche abgefallen sind, dann halten die auch nicht mehr gut und gehören ebenso ausgewechselt. Als Kleber kannst du auch Pattex nehemn - funktioniert ebenso, wie spezieller Ventilkleber.

Guter Tipp mit dem Pattex - aber ich hatte nicht vor, eine komplette Generalüberholung zu machen, ich möchte nur den Schaden reparieren, das ist erstmal genug Arbeit....

Zitat von maxito
... Und wenn das alles fertig ist, kommt das Stimmen dran!...

Warum das? Wie können sich Metallzungen verstimmen? Da lass ich lieber die Finger von, bei den Zungen kann man eh nur höher stimmen - und das aber dann endgültig, das ist mir zu heiß. Bei meinem Klavier kann ich wenigstens rauf und wieder runter kurbeln......das wär auch mal wieder fällig...

Und dann wäre da noch die Frage nach der genauen Vorgehensweise beim Anwachsen: Wie bekomme ich das Wachs auf die Verarbeitungstemperatur und wie bringe ich es auf? Wie machst du das? Das ist neben der Zuordnung der Töne die wichtigste Frage.
Ach, noch was: Vielleicht wäre es ja eine gute Idee, den Stimmstock mit 2 Holzschrauben zu stabilisieren..?

Ok, langer Text, einige Fragen... Würde mich über weitere Hilfe freuen!

Anm. d. Mod.: Bitte zukünftig versuchen, die Zitat-Funktion korrekt zu verwenden:
https://www.musiker-board.de/regeln...nnvolles-quoting-benutzen-zitat-funktion.html
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,

bei meinem ganz kleinen Vorkriegs-Hohner-Akkordeon ist auch ein Stimmstock auf der Bassseite direkt auf die Planfüllung geleimt. Da war auch nie etwas zum Festschrauben vorgesehen. Dort wurde Perlleim (Knochenleim oder Warmleim) eingesetzt, der auf dem Bild natürlich auch wie Wachs aussehen kann. Gibt es beim Tischler oder im Internetz und hat gegenüber Weißleim den Vorteil, dass man die Klebestelle auch mal wieder aufbekommt, ohne das Holz zu zerstören.
Liebe Grüße
Sebastian
 
Mehrmals Balgnägel rein, probieren, Balgnägel wieder raus, tauschen......Das muss doch irgendwie einfacher gehen, oder..?

Hallo Sonnne,


ganz ohne Aufwand geht das leider nicht... und ein wenig Werkzeug benötigt man halt auch- Ganz ohne wird das nichts werden. Akkordeonreparieren bedeutet in erster Linie sehr viel Handarbeit - auch für den Fachmann!


Ganz klar, meine Erläuterungen sind gedacht, wenn man das Instrument wieder in sinnvollen Funktionszustand setzen möchte. Dafür ist Arbeit, Zeit und etwas Material notwendig. Denn der gezeigte Zutand ist nicht nur "ein bischen was reparieren" - das Instrument ist in ziemlich liederlichem Zustand und benötigt entsprechend Aufwand, um wieder zu vernünftiger Funktion zu kommen.

Wenn man das alles nicht will, kann das auch alles auslassen und irgendwie wieder hinbiegen. Dann wird das halt entsprechend auch nur irgendwie funktionieren, oder auch nicht.

Da außer den gezeigten Defekten vermutlich auch noch mehr in grenzwertigem Zustand ist, empfehle ich dir zunächst mal Ippensteins Fäden https://www.musiker-board.de/funktion-reparatur-akk/311664-vom-lagerfeuerholz-zum-akkordeon.html gründlich durchzulesen und dann entscheiden, ob du das Gerät lieber an die Wand hängst., oder tatsächlich instandsetzen magst.

Gruß, maxito
 
Hallo maxito,
ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass es "ganz ohne Aufwand" geht, ist ja einiges zu tun.
Bevor ich anfange, möchte ich aber wissen, welches Werkzeug ich brauche, wie ich sinnvoll vorgehe und ob es besondere Tricks und Kniffe gibt, die ich als Laie nicht kenne (zB beim Zuordnen der Stimmplatten oder beim Aufwachsen).
Ich habe schon verstanden, dass du der Meinung bist, es wäre gut, dieses Instrument komplett zu überholen - wäre es auch bestimmt - aber das ist mir eine Nummer zu groß als Anfängerin beim Akkordeonreparieren, ich möchte lieber erstmal den Schaden beheben und schauen, ob ich das gut hinbekomme, bevor ich alles komplett auseinandernehme.
Davon abgesehen bin ich keine Profi-Spielerin, ich muss kein 150% perfektes Instrument haben, ich möchte nur für mich und meine Tochter (falls sie weiterhin Interesse hat) ein spielbares Akkordeon haben, für den Hausgebrauch.
In diesem Punkt unterscheidet sich dein Anspruch ganz sicher deutlich von meinem, daher verstehe ich deine andere Herangehensweise.
Trotzdem vielen Dank für deine Mühe!
 
Habe gerade Ippensteins Bericht gelesen - das ist genau das, was ich gesucht hatte, also eine Beschreibung der einzelnen Schritte.
Danke für den Hinweis!
 
Hallo Sonnne,

wenn du den Thread schon durchgelesen hast, dann kannst du gleich weiter machen mit Teil 2:
https://www.musiker-board.de/funkti...vom-lagerfeuerholz-zum-akkordeon-teil-ii.html

Ebenso sehr empfehlenswert, sich mit der Suchfunktion mal durch den Reparaturbereich zu suchen - da gibt es sehr viel zum Thema Reparatur mit vielen Tips und Tricks.

Zur Zuordnung deiner Stimmzungen kannst du entweder durch anzuprefen ähnlcih großer festlegen, ob der Ton höher oder tiefer ist und so eine Sortierung durchführen, oder wenn du irgend eien Software oder ein App hast, mit dem man Tonhöhen erkennen kann, dann kannst du mit dem Mund durch vorsichtiges saugen and er Tonzunge die wie eine Mundharmonika zum schwingen bringen, dann hast du mehr Zeit, um den Ton festzustellen.

Wenn dann immer noch mehrere Stimmplatten der gleichen Tonhöhe übrigbleiben, dann sind die auf verschiedenen Stimmstöcken zuzuordnen:
einmal auf dem Stimmstock für den "normalen"Chor, einmal auf dem Stimmstock, mit dem der Schwebeton (Tremolo) erzeugt wird und im Bass gehört auf einen Stimmstock auch noch eine drauf. So kann es also sein, dass ein zweichöriges Instrument 3 x die glecihe Stimmplatte besitzt.

Gruß, maxito
 
Auch sehr interessant,
besonders die Entwicklung vom Brotmesser zum Wachslöffel... :D
Vielen Dank!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben