Suche barocke Klavierliteratur mit ganz viel angegebenem Fingersatz

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Stephan1980
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Ein fröhliches Hallo, liebe Pianisten. :)

Ich bin Gitarrist und spiele nur manchmal so ein bißchen nebenher zur eigenen Freude Klavierstücke auf einem billigen Keyboard.

Das klappt auch eigentlich ganz gut. Was mir aber immer riesige Probleme bereitet, ist das Erarbeiten eines gescheiten Fingersatzes.

Dummerweise scheint es im Allgemeinen so zu sein, dass nur Anfängerstücke ordentlich mit Fingersatz ausgestattet werden.

Um es kurz zu beschreiben, was ich ungefähr gerne hätte:

Wenn es ein Heftlein mit den Bach'schen Inventionen gäbe, bei denen wirklich viel vom Fingersatz angegeben ist, dann wäre dieses Heftlein genau das, was ich suche.

Also je mehr Fingersatz angegeben ist, desto besser, am Besten wäre, bei allen Noten. (wohl utopisch) Meist sind nur an wenigen Stellen Fingersätze angegeben, und von denen muss man dann acht Noten rückwärts berechnen, wie man spielen muss, um dann bei der neunten Note den richtigen Finger zu haben.

Mir ist klar, dass ein guter Pianist in der Lage ist, sehr schnell einen passenden Fingersatz zu entwickeln. Ich bin aber kein guter Pianist und habe auch keine Ambitionen einer zu werden.

Wenn jemand ein Heft mit den Inventionen und viel Fingersatz kennt, und einen Link postet, wäre ich ewig dankbar.

Falls es das nicht gibt, wäre mein Wunsch an ein Notenheft ungefähr so:

- viel Fingersatz angegeben (das wäre die absolute Priorität für mich)
- viele Sechzehntelläufe
- die Hände spielen eher Melodien/Arpeggios als viele Akkorde
- es sollten Barockstücke sein
- die Stücke sollten eher linear sein, also ihre Schwierigkeit nicht aus komplexen rhythmischen Verschiebungen ziehen. (also nicht: linke Hand Triolen, rechte Hand 16tel)
- vom Schwierigkeitsgrad halt ungefähr so wie die Inventionen
- ein physisches Heft wäre mir lieber als ein online Dingens, ist aber kein Muss. ^^
- Preis spielt eine untergeordnete Rolle
- lieber viele kurze Stücke, als wenige lange Stücke

Vielen Dank im Voraus! :)
 
Eigenschaft
 
Noten, bei denen der Finger für jeden Ton benannt wird, gibt´s glaube ich nicht. Habe ich noch nie gesehen. Das liefe ja auf ein Spielen nach Zahlen hinaus.
Aber, sei´s drum, Hauptsache, die Töne kommen richtig.
Kannste wohl mit den Bach´schen Inventionen nur zu einem gehen, der sie spielen kann und Dir die Fingersätze hineinschreibt.
Ich selber schreibe mir haufenweise Fingersätze in den Notentext. Ich schreibe mir auch gelegentlich die einem Takt oder einem Lauf zugrundeliegenden Akkorde bzw. Tonarten ´rein. Da geht das Einüben schneller. Ich verplempere in der Anfangsphase keine Zeit mit Entzifferungsaufgaben.
CW
 
Noten, bei denen der Finger für jeden Ton benannt wird, gibt´s glaube ich nicht. Habe ich noch nie gesehen. Das liefe ja auf ein Spielen nach Zahlen hinaus.
Aber, sei´s drum, Hauptsache, die Töne kommen richtig.

:)

Hi CW, vielen Dank für Deine Antwort! Und Du hast mich genau verstanden. :)

Ich dachte mir schon, dass es sowas wohl nicht gibt. Aber mir würde es auch zum Beispiel reichen, wenn nur z.B wenigstens immer die erste Note jeder Sechzehntelgruppe angegeben wäre.

Ich dachte, es gibt ja soviele verschiedene Ausgaben, dass es vielleicht eine darunter gibt, die mehr Fingersatz angibt, als andere Editionen.

Die Idee, zu jemandem zu gehen, der mir die Fingersätze reinschreibt, ist generell gut. Ich habe gerade niemanden zur Hand, der mir das umsonst machen würde. Meinst Du, ich könnte einfach mal irgendeinen Klavierlehrer anrufen, und ihn fragen, ob ich mit nem Heftlein vorbeikommen kann für eine halbe Stunde und er schreibt mir die Fingersätze rein? Das wäre mir auch den Preis einer Klavierstunde wert. Nur, ob das einer machen will?
Okay, Fragen kostet ja nichts. :)

Ich dachte auch an Alternativen, wie nach gebrauchten Heften zu suchen, wo angegeben ist, dass leider Fingersätze eingetragen sind. :)

Das wären halt alles Workarounds.

Falls es vlt doch ein Heft gibt, bei denen verhältnismäßig viel Fingersatz angegeben ist, das wäre für mich die beste Lösung. Vlt hat ja jemand von Euch ein Heftlein oder Büchlein, wo er/sie denkt "woa, da ist aber echt mal mehr Fingersatz angegeben als sonst." :)
 
Warum sollte das ein Klavierlehrer für Kohle nicht machen? Es ist bestimmt nicht sein Traumjob. Aber es ist leicht verdientes Geld.
Ein guter Amateurspieler mit Routine würde auch reichen.
CW
 
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Grundsätzlichliches zu Fingersätzen:

In der Regel liegt die Hand auf den Tasten so, daß alle fünf Finger nebeneinanderliegen: wenn z.B. der 5. Finger der rechten Hand auf einem e liegt, liegt der 4. auf dem d, der 3. auf dem c, der 2. auf dem h, der 1. auf dem a. Man nennt das eine Lage. Jetzt ist es so, daß sich alle Finger gerne vertikal - hoch und runter - bewegen ausser dem Daumen, der bewegt sich gerne in der Horizontalen - links/rechts. Daher kann es kommen, daß in obigem Beispiel der Daumen auch mal auf dem g liegt.

Um ein komplexeres Stück spielen zu können, braucht man natürlich mehrere Lagen. Dazu sind also Lagenwechsel nötig. In Noten, in denen Fingersätze angegeben sind, werden normalerweise nur diejenigen Fingersätze eingetragen, bei denen ein Lagenwechsel stattfindet. Wenn also in den Noten ein Fingersatz auftaucht, der nicht zur vorhergehenden Lage passt, braucht man in der Regel die Finger ab dieser Note einfach nur wieder so ordnen, daß alle Finger nebeneinander liegen. Danach spielt man weiter bis zum nächsten angegebenen Fingersatz, der wieder einen Lagenwechsel markiert.

Bei der C-Dur Tonleiter aufwärts (die man über 2 Oktaven mit dem Fingersatz 123123412312345 spielt) würde man über das erste c eine 1 schreiben, dann über das f eine 1, über das nächste c eine 1 und wieder über das nächste f eine 1. Damit ist der komplette Fingersatz für die Tonleiter gegeben.

Abwärts (543213214321321): über das höchste c eine 5, über das nächst tiefere e eine 3, dann über das h eine 4 und über das nächste e wieder eine 3.

In den auf IMSLP gelisteten Versionen der Bach'schen Inventionen sind z.B. die Ausgaben von Busoni und die von Czerny mit solchen ausreichenden, wenn auch voneinander abweichenden Fingersätzen versehen. Wenn Du über jeder Note einen Fingersatz brauchst, kannst Du sie leicht nach der obigen Regel selbst ergänzen.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hurra! Die Busoni Editionen sind genauso, wie ich es realistisch zu hoffen gewagt habe! :) :great:

Vielen Dank für Deine ausführlichen Erklärungen zum Lagenspiel. Das ist sehr hilfreich für mich, um mich zu orientieren. Der absteigende Fingersatz für die C-Dur Tonleiter hat mich zunächst verwirrt, weil ich bis jetzt immer nur einoktavige Tonleitern gespielt habe, aber klar, das ergibt Sinn, so zu spielen, weil die erste Oktave abwärts ja auf dem Finger 5 startet, die zweite dagegen auf dem Finger 1. :)

Und ich verstehe auch, wie man das auf sinnvoll angegebene Fingersätze anwenden kann, als Fingersatzschreiber. Wenn man wirklich jede Note mit Fingersatz versehen würde, dann wäre das wahrscheinlich verwirrender und weniger hilfreich, als jeden Lagenwechsel sauber zu markieren.
Das hilft mir sehr, wenn ich selber Fingersätze rausarbeite, dass ich die dann sinnvoll eintragen kann. Und ich kann mich besser in den Fingersatzschreiber einer Ausgabe hineinversetzen. ^^

Ich freu mich gerade riesig. Ich finds auch toll, wie die verschiedenen Triller in der Busoni Ausgabe genau notiert sind. Ich konnte mir als Gitarrist oft einfach nicht vorstellen, wie die verschiedenen Triller musikalisch sinnvoll gespielt werden müssen. :)

Und beim Busoni sind ungefähr doppelt soviele Fingersätze angegeben, wie bei der Version, mit der ich vorher gearbeitet habe. :)

Was auch schön ist, mir kamen manche meiner Fingersätze komisch vor und ich fragte mich immer, "würde ein Pianist wirklich so spielen?". Z.B kam es mir komisch vor in der #1 die erste Phrase auf dem Finger 5 zu beenden und dann die Lage nach rechts zu verschieben und auf Finger 4 weiterzumachen. Aber im Busoni wird es genauso angegeben und jetzt ist alle Paranoia weg. ^^

Ich bin Euch wirklich sehr dankbar für die Hilfen und dass Ihr mich nicht flamed, weil ich ja nicht "richtig" Klavier lernen will. :great:
 

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