Thorndal OPERA - der Bühnenboden der Semperoper lebt weiter

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Hier im Musiker-Board gibt es schon ein wenig zu Thorndal Gitarren ...

- Werkstattbesuch
- Bau einer EX Style Gitarre

... und der Kontakt zu Gregor ist nie abgerissen.

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Im Frühjahr erzählte er mir zum ersten mal von einem neuen Projekt, welches auf dem Upcycling bereits benutzten Holzes beruhen sollte. Grade in Custom Shops nicht untypisch, denn so habe ich bei Santa Cruz Guitars eine Mahagoni Barplatte gefunden, für die es im Chicago der Prohibition keine Verwendung mehr gab.

Hier reden wir allerdings von einer ganz anderen Qualität des "besonderen Holzes" ... denn es handelt sich um den früheren Bühnenboden der ...

... Semperoper Dresden ...

Bildschirmfoto 2021-09-09 um 12.55.31.png



... sowie dem Volkstheater in Wien ...

Bildschirmfoto 2021-09-09 um 12.54.33.png



Das Holz hat also eine ganz besondere Geschichte. Für alle Leser für die Holz gleich Holz ist und der Ton sowieso aus den PU kommt, ist an dieser Stelle wahrscheinlich Schluss. Und es muss auch nicht für jeden was sein - um genau zu sein, es kann nicht für jeden sein, denn dafür gibt es zu wenig verwertbares Holz. Wer aber bei dem Gedanken die Augen schließen kann und Bühnenbilder und Kulturgeschichte vor Augen hat, der könnte sich an dieser Stelle verlieben. Und soviel sei vorweg genommen - Gregor hat da wirklich ein Instrument mit einem tollen Ton geschaffen. Und auch wenn man es nicht sofort sieht, es handelt sich um eine Thinline Bauform mit Sustain Block.

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Das Holz wurde im Rahmen einer Sanierung gewonnen und die typische Verwendung hätte der Möbelbau sein sollen. Allerdings war früh der Gedanke entstanden, einem bekannten Musiker mit dem Boden der Semperoper ein Geschenk zu machen - und da wäre der typische Schrank oder Tisch wahrscheinlich nur Option 2 in der Wertschätzung gewesen. Durch die räumliche Nähe zum "Verwerter" kam Gregor in den Genuss (den er im Video aus handwerkschaftlicher Sicht relativieren wird) mit dem Holz eine Gitarre zu bauen.

Die Dielen sind jetzt natürlich nicht so breit wie ein Gitarrenkorpus und die Materialstärke entspricht grade so der nötigen Dicke für eine E-Gitarre. Deutlicher Verlust an Materialstärke durch Abschleifen der Oberfläche war also nicht möglich. Letztendlich aber zum Glück, denn so entstehen Einzelstücke, die alle unterschiedliche Abnutzungsspuren und "Verletzungen" aufweisen. Der Korpus ist dabei aus 6 Streifen verleimt, die recht aufwendig auf einander ausgerichtet werden um eine interessante Struktur zu ergeben.

Beim Korpus reden wir von "Oregon Pine" aus der Semperoper ...

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Behandelt ist die Oberfläche mit dem gleichen Material wie der eigentliche Bühnenboden - nur in "klar" statt "schwarz". Satin Silk Hartwachsöl mit einem Schuss Bienenwachs. Ist da im Rahmen der Bühnendekoration mal Lack aufgebracht gewesen, so lässt sich dieser nur schwer weg schleifen. Hier sind olivgrüne Farbreste zu sehen, die sich sonst auf keinem anderen Stück finden ließen.


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Auch am Hals gibt es Besonderheiten. Zum einen die stehenden Jahresringe die für zusätzliche Stabilität sorgen, als auch das Griffbrett aus Eiche. Eiche ist unbehandelt ein eher helles Holz, es verfärbt sich aber beim Kontakt mit Metall und/oder Feuchtigkeit. Und Kontakt zu Metall und Feuchtigkeit hatte die Eiche für das Griffbrett - im vorherigen Leben Fußboden in einem Opernhaus - durchaus reichlich. Im Bild sieht man das "helle Neuholz" und die bereits vorhandenen Verfärbung des Griffbrettes. Wird es noch ein wenig mit Öl gefüttert, bekommt es einen tollen dunklen Teint.

Beim Hals ist es Pitch Pine aus dem Volkstheater Wien ... Auch diese Stücke sind recht "knapp" bemessen und daher ist der untere Teil der Kopfplatte angeleimt. Kein Problem an dieser Stelle und auch bei PRS sind beide äusseren Streifen der Kopfplatte angesetzt. Der Hals wird aus dem vollen "geschnitten" und wenn der "Block" auch nur 2 cm breiter sein müsste, würde es den Verschnitt massiv - und vor allem konstruktiv unnötig - deutlich erhöhen. Dafür sind die Ressourcen zu schade und selten.


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Als Pickups nimmt Gregor sein Thorndal Green Emerals Humbucker Set mit Neusilberkappen. Die Mechaniken sind Gotoh Relic, die Bridge ist eine Duesenberg Vintage Short Bridge TL. Also bewährte unaufgeregte Komponenten. Die Schaltung besitzt eine Split Option.

Hier im Video gibt es im Intro ein wenig Sound ... und in der Folge sehr viele Erklärungen zur Opera.




Gruß
Martin


P.S. ... er kann auch "normal" ... schaut einfach mal auf die Webseite thorndal.de vorbei ...

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hat er Tonholz gesagt?
 
Nein, ich glaube er sagte: „Tropenholz braucht kein Mensch …“ …. Und das sagt und baut er schon seit einigen Jahren!

Gruß
Martin
 
Ich verstehe nicht wirklich was von E-Gitarren ... aber die Idee und das Ergebnis von der Optik her finde ich klasse!
 
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Nicht nur eine schöne und gute Idee, sondern (wie bei Gregor üblich) auch eine schöne Arbeit. Die Korpusform der Opera ist jetzt nicht das, was ich mir bestellen würde, aber Geschmäcker sind .... nun ja.

Und da Gregor dieser Tage einen runden Geburtstag hat: Happy birthday, Gregor! 💐
 
Wow, da ärger ich mich mal wieder, dass ich nicht zum vermögenden Teil der Bevölkerung gehöre, wo man mal eben ein paar Tausend Euro für ne Spielerei ausgeben kann. :LOL:
Eine Gitarre aus nem alten Bühnenboden würde sich bei mir als Theaterfreak wirklich gut machen. Selbst wenn ich ehrlich gesagt die Korpusform der Opera auch nicht so ideal fände.
Danke für den Beitrag, mir war Gregor bislang nicht bekannt, seine Arbeiten gefallen mir aber insgesamt gut.
 
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Ist das der abgesetzte Rand mit der Hohlkehle?

Ja, ist es :)

Der „German Carve“ muss nicht unbedingt direkt am Rand sein, auch hier „Framus Idolmaker“ ist es ein German Carve.

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Gruß
Martin
 
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„German Carve“
Den Begriff kannte ich auch nicht - wieder was gelernt!
Die Idee, alte Hölzer für Instrumente zu verwenden, hatten andere Intrumentenbauer auch. Wenn ich mich recht erinnere, hat Gerald Marleaux mal eine Serie aus dem Holz einer Treppe gebaut (und tut's vielleicht heute noch, wenn es eine längere Treppe war). Eine schöne Art des Recyclings!
 
Ich war gestern bei Gregor und konnte ein paar seiner Gitarren anspielen. Dabei stach die Opera hervor, natürlich optisch aber eben auch tonal war die besonders gut. Das wird schon was mit dem verwendeten Holz zu tun haben aber vor allem mit dem Gesamtsystem Holz, sorgfältige Bauweise, superdünne Lackierung bzw. Ölung und die Pickups. Glasklare Cleans, die Humbucker keinesfalls mumpfig (das sage ich als Singelcoilspieler), spritzig brilliant ohne Eispickel und astreine Saitentrennung bei Crunch und Brat. Tolles Ding. Die anderen Gitarren waren auch sehr gut aber die Opera ist besonders.
 
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Für alle die verpasst haben für wen das aussergewöhnliche Geschenk gedacht war - es ist mittlerweile übergeben …

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Gruß
Martin
 
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