Topf der Wichtigkeit (Workflow Songwriting)

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Poppotov
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Hier ein Demo zum Workflow, wie dieser Text heute morgen entstanden ist.
1. Ich erhebe mich ausgeschlafen und gehe wohin.
2. Ich gehe in die Küche, um Kaffee zu kochen.
3. Mit dem Kaffeepulver kommt mir diese Zeile in den Sinn:
Mutter, warum? Redet der Mann so einen Quark?
4. Ich wiederhole diese Zeile mehrfach, leise singend. Mache den Kaffee fertig und die Haferflocken.
5. Im Wohnzimmer verzichte ich auf das Frühstück und ergreife SOFORT den Block und schreibe diese erste Zeile auf.
6. Einen Titel habe ich noch nicht. Gitarre noch nicht benutzt. Ausnahmsweise war die Textzeile schneller.
7. Auf dem Block kommt mir beim Schreiben der ersten Zeile bereits der nächste "Call":

Mutter, warum? Bläst diese Frau sich auf?

8. Jetzt überlege ich, noch immer auf den ersten Schluck Kaffee verzichtend, was die Mutter antworten könnte. Sie sagt:

Sei ruhig mein Kind, dass verstehst du noch nicht!

9. Als ich soweit gekommen bin, habe ich den "Response" fertig geschrieben. Da war auch der Titel drin.
10. Ich schreibe ohne Pause alle Strophen.

T.b.c.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Hier der komplette Refrain:

Sei ruhig, mein Kind,
das verstehst du noch nicht!
Als Kinder in
den Topf der Wichtigkeit
gefallen
und fast ertrunken darin.
Gott behüte dich!

T.b.c.
 
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Danke, das ist biografisch höchst interessant.
 
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Ja, darum geht es doch. Um Erfahrungsaustausch.
Der erste Versuch, den Refrain in die Gitarre zu bringen ist gescheitert. Beim Komponieren liege ich immer auf dem Bett.
Nun habe ich aber durch den Versuch einen weiteren, bislang rein instrumentalen "Songentwurf" geschaffen, der später vertextet werden kann. Ich komme grundsätzlich eher vom Spiel zum Text.
Das Leadsheet habe ich auf einem neuen Blatt Papier notiert, wegen der späteren Abheftung zu einem Text, der wo herkommt. Vielleicht aus Amerika.😀
 
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habe deinen Text und deinen Workflow gelesen
und ich musste an Pink Floyd denken : Mama
do you think they will drop the Bomb ?
 
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11. Weiter im Workflow. Ich spiele noch ein paar Sachen und schreibe ein Edit für einen sehr alten Song.
Plötzlich kommt mir die radikale Idee, vom bisherigen Balladenansatz wegzugehen. "Mutter, warum?" zu einem Powerchords-Lick! Damit das funktioniert, muss ich den Text ändern, zu
Mutter, warum? Mutter, warum?
Warum erzählt der Mann da so einen Quark?
Das Kind redet jetzt, durch die Powerchords, recht aggressiv. Das Lick gefällt mir! Gitarrespielen befreit! Muss ballern!

12. Den Refrain lasse ich mal ruhen. Den ganzen halben Tag gearbeitet.
 
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13. Weiter im Edit. Auf dem Papier, noch ohne Gitarre, weiche ich die Grammatik ganz leicht auf:

Als Kinder gefallen in
den Topf der Wichtigkeit
und fast ertrunken darin.

Gott behüte dich, mein Kind.

Ich plane, die letzte Zeile fliegt raus aus dem Refrain. Das packe ich in ein Interlude. Und statt "mein Kind" soll die Mutter sagen "Menschenkind". Ihr Kind soll für viele Kinder stehen.
 
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Die Strophen zwei bis fünf hatte ich ja noch nicht abgetippt, aber die müssen ja eh alle editiert werden.
14. Schritt
In Strophe eins wird im 2. "Call" des Kindes nicht wiederum gedoppelt:

Mutter, warum? Mutter, die Frau,
warum bläst die sich so mächtig auf?

Ich hatte erst "schrecklich", aber das doppelte "ä" ist viel subtiler als innerer Reim, deshalb "mächtig" als Adverb.
Würde "Mutter, warum?" in beiden Calls gedoppelt, fehlt Abwechslung.

Ich werde heute aber nicht mehr fertig. Meine Deadline hat genug Luft.
 
Der erste Versuch, den Refrain in die Gitarre zu bringen ist gescheitert. Beim Komponieren liege ich immer auf dem Bett.
Wenn du den Kaffee mit ins Bett nimmst, geht texten und komponieren gleichzeitig.
 
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Im Liegen kann ich schlecht schlucken. Der Kaffee ist in Griffweite. Aber immer Vorsicht mit Instrumenten. Ich will mir keine Macken reinhauen. Das Forum ist voller Missgeschicke!
Also, "grundsätzlich" schreibe ich eine Strophe, wiederhole sie mehrmals im Liegen, singe die nächste und die wird dann wieder sitzend notiert. Bin viel in Bewegung! Der Block auf den Knien, die Tasse auf dem Tisch.
 
15. Nächster Morgen. Ganz früh, im Bett, ändere ich den Refrain:

Sei still, mein Kind! Das Schicksal macht was es will.
Als Kinder gefallen in...

"Das Schicksal macht, was es will" taucht jetzt zwar in zwei Songs auf, aber das wird kaum jemand jemals merken.
Kaffee kochen!
 
Der Block auf den Knien, die Tasse auf dem Tisch.
Diese Art von Workflow scheint schon seit langem erprobt zu sein. Das Bild, dass in meinem Kopf beim Lesen dieser Schilderung entsteht, erinnert mich vage an Spitzweg und sein Bild „ Der arme Poet“ - allerdings ohne Gitarre.;)
 
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Ich plane, zukünftig wieder mehr im Sitzen zu komponieren. Ich denke da an einen Flügel. Das Problem ist nicht der Hocker, der steht bereits wo. Auch der Flügel dürfte relativ leicht zu beschaffen sein. Das Problem ist der Raum mit Ausblick durch eine große Fensterfront, wo ich den Flügel hinstellen möchte. Das allergrößte Problem aber ist die Frau, die mir diesen Raum zur Verfügung stellt, weil sie mein Gitarrenspiel schätzt! Wenn ich mir die Hitzewellen so anschaue, habe ich auch Sorge, den Flügel wo aufzubauen, wo man sich gar nicht mehr wohl fühlt.
Auch habe ich die Sorge, dass, wenn der Flügel endlich im Tessin steht, mir gar nichts mehr einfällt und alle Wünsche zerstört worden sind durch Erfüllung.
Aber vorsorglich setze ich mich gleich zum Üben ans Digipiano. Bei denen fehlt mir nur was Ästhetik, der Klang reicht zum Texten im Sitzen.
 
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Sei ruhig, mein Kind,
das verstehst du noch nicht!
Als Kinder in
den Topf der Wichtigkeit
gefallen
und fast ertrunken darin.
Gott behüte dich!
Kind oder Kinder? Sowas find ich immer verwirrend. Der besseren Verständlichkeit sollte man besser darauf achten, die angesprochenen oder beschriebenen Personen (ich, du, wir, ihr) soweit zu trennen, dass man der Geschichte noch folgen kann.
 
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Ja, das stimmt. Danke!
15.
Strophe 5 plus aktueller Refrain:

Mutter, warum? Mutter, warum?
Warum schickt die Frau Panzer in den Tod?
Mutter, warum? Mutter, der Mann
ruiniert Familien ohne Not!
Refr:
Sei still! Sei still!
Das Schicksal macht, was es will!
Als Kinder gefallen in
den Topf der Wichtigkeit
und fast ertrunken darin.

Im Interlude, musikalisch abgesetzt:

Gott behüte dich, Menschenkind.
 
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