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Moin95
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Hallo Leute,
nach meinen Ausführungen zum Musikstudium wollte ich ein kleines Tutorial zu einer kompositorischen Aufgabe erstellen und möchte euch hiermit eine kleine Anleitung zum Schreiben einer Fuge posten. Warum das Ganze? Meiner Ansicht nach gibt es viel Literatur zur Analyse von Musik, aber die Übertragung der Theorie auf die kompositorische Praxis kommt deutlich zu kurz. Durch Youtube mag sich das zum Teil geändert haben (ich habe das nicht nachvollzogen!), aber als ich selbst vor Jahren bis Jahrzehnten danach Ausschau gehalten habe, bin ich nicht fündig geworden.
Mit diesem kleinen Beitrag möchte ich vor allem diejenigen animieren, die kontrapunktische Künste bewundern, vielleicht auch ein paar Regeln nachgelesen haben, sich aber nie richtig getraut haben, selbst kreativ zu werden. Ob mein Konzept didaktisch gut ist, wird sich vielleicht noch zeigen. Ganz bewusst halte ich alles so einfach wie möglich, damit man sich nicht in komplizierter Satztechnik verliert, weil man alles richtig machen möchte. Für mich wäre es entscheidend, dass das Ergebnis "gut" (im weitesten Sinne) klingt (tonal, und harmonisch nachvollziehbar). Dadurch kann man, meiner Ansicht nach, nachvollziehen, was es für Prinzipien gibt und, dass sich diese auch gut nachahmen lassen.
Zur Einführung sei z.B. auf folgenden Artikel verwiesen: https://www.lehrklaenge.de/PHP/Formenlehre/FugeFormprinzip.php
-
Prinzip: In einer Fuge erklingt zunächst der Dux (Thema), anschließend der Comes (im Prinzip ein transponierter Dux), meistens auf der fünften Stufe. Das war es eigentlich schon an Grundgerüst. Dux und Comes setzen dann mehrfach versetzt in verschiedenen Stimmen (z.B. Tenor und Bass) ein, begleitet von einer weiteren kontrapunktischen Stimme (Kontrasubjekt). Ein solcher Teilabschnitt wird häufig von einer "Codetta" beendet. Irgendwann wird eine Abschluss-Coda erreicht. Dazwischen kann es Zwischenspiele geben, die das Geschehen etwas auflockern (in diesem Beispiel jedoch nicht).
Ganz einfache kontrapunktische Überlegungen: Man sollte beim Aussetzen darauf achten, welche Intervalle gleichzeitig erklingen, bzw. übereinander liegen. Terzen und Sexten können mehrfach hintereinander kommen, Dissonanzen aber jeweils nur einmal, sie müssen zwingend schrittweise in eine Konsonanz aufgelöst werden. Das Abspringen aus Dissonanzen (also Dissonanz stehen lassen und nach einem Sprung einfach weitermachen) ist also nicht gestattet. Es sei auf das Parallelverbot verwiesen, nach dem z.B. Quinten nicht parallel geführt werden dürfen, nach einer Prime, Quinte und Oktave muss, vereinfacht gesagt, eben ein anderes Intervall kommen (ich führe das nicht näher aus, weil man die Details an anderer Stelle nachlesen kann. Wenn man, wie ich, auch etwas faul ist, kann man versuchen, Quinten möglichst zu vermeiden. Ebenso umgeht man das Problem durch eine Gegenbewegung, wie auch im üblichen Tonsatz. Daran sieht man auch, wie eigentlich alles zusammenhängt und, dass die Trennung zwischen Tonsatz und Kontrapunkt eigentlich nicht sinnvoll ist).
Dann geht's auch schon los, wir beginnen mit dem Dux (es handelt sich dabei übrigens um irgendeinen Melodieanfang von Georg Muffat). Der Dux steht in D-Moll.
Im dritten Takt setzt der "Comes" ein, er steht in A-Moll (fünfte Stufe). Um die Wirkung zu verstärken, habe ich extra den Leitton eingebaut (Gis)
Wie man sieht, gibt es recht häufig parallele Terzen. Der Grund ist schlicht und ergreifend, dass man mit Ihnen satztechnisch kaum etwas falsch machen kann (s.o.). Kompositorisch besonders einfallsreich ist es indes nicht.
In Takt 5 erklingt die Codetta, ab Takt 6 beginnt der neue Durchgang mit dem Dux im Bass, es kommt eine dritte Stimme hinzu.
Das Kontrasubjekt muss ggf. an manchen Stellen angepasst werden, um die Kontrapunktregeln nicht zu verletzen (Dux und Comes können bei Bedarf natürlich auch angepasst werden).
Ab Takt 10 kommen wir zum Ende der kleinen Fuge, in dem wir eine kleine Kadenz bilden.
Weil ich so ein freundlicher Mensch bin, hänge ich noch ein Video der Fuge (Sibelius-Export) an. Man kann so etwas übrigens problemlos rein auf dem Papier aussetzen. Gerade für den Anfang ist es aber hilfreich, wenn man es mit einem Notensatzprogramm macht und sich bestimmte Stellen gleich anhören kann.
Insgesamt habe ich ca. eine Stunde dafür gebraucht. Ich würde mich freuen, wenn diese Erläuterungen hilfreich sind und sogar dazu führen, dass einer von euch etwas Ähnliches versucht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einfach nur "anzufangen".
nach meinen Ausführungen zum Musikstudium wollte ich ein kleines Tutorial zu einer kompositorischen Aufgabe erstellen und möchte euch hiermit eine kleine Anleitung zum Schreiben einer Fuge posten. Warum das Ganze? Meiner Ansicht nach gibt es viel Literatur zur Analyse von Musik, aber die Übertragung der Theorie auf die kompositorische Praxis kommt deutlich zu kurz. Durch Youtube mag sich das zum Teil geändert haben (ich habe das nicht nachvollzogen!), aber als ich selbst vor Jahren bis Jahrzehnten danach Ausschau gehalten habe, bin ich nicht fündig geworden.
Mit diesem kleinen Beitrag möchte ich vor allem diejenigen animieren, die kontrapunktische Künste bewundern, vielleicht auch ein paar Regeln nachgelesen haben, sich aber nie richtig getraut haben, selbst kreativ zu werden. Ob mein Konzept didaktisch gut ist, wird sich vielleicht noch zeigen. Ganz bewusst halte ich alles so einfach wie möglich, damit man sich nicht in komplizierter Satztechnik verliert, weil man alles richtig machen möchte. Für mich wäre es entscheidend, dass das Ergebnis "gut" (im weitesten Sinne) klingt (tonal, und harmonisch nachvollziehbar). Dadurch kann man, meiner Ansicht nach, nachvollziehen, was es für Prinzipien gibt und, dass sich diese auch gut nachahmen lassen.
Zur Einführung sei z.B. auf folgenden Artikel verwiesen: https://www.lehrklaenge.de/PHP/Formenlehre/FugeFormprinzip.php
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Prinzip: In einer Fuge erklingt zunächst der Dux (Thema), anschließend der Comes (im Prinzip ein transponierter Dux), meistens auf der fünften Stufe. Das war es eigentlich schon an Grundgerüst. Dux und Comes setzen dann mehrfach versetzt in verschiedenen Stimmen (z.B. Tenor und Bass) ein, begleitet von einer weiteren kontrapunktischen Stimme (Kontrasubjekt). Ein solcher Teilabschnitt wird häufig von einer "Codetta" beendet. Irgendwann wird eine Abschluss-Coda erreicht. Dazwischen kann es Zwischenspiele geben, die das Geschehen etwas auflockern (in diesem Beispiel jedoch nicht).
Ganz einfache kontrapunktische Überlegungen: Man sollte beim Aussetzen darauf achten, welche Intervalle gleichzeitig erklingen, bzw. übereinander liegen. Terzen und Sexten können mehrfach hintereinander kommen, Dissonanzen aber jeweils nur einmal, sie müssen zwingend schrittweise in eine Konsonanz aufgelöst werden. Das Abspringen aus Dissonanzen (also Dissonanz stehen lassen und nach einem Sprung einfach weitermachen) ist also nicht gestattet. Es sei auf das Parallelverbot verwiesen, nach dem z.B. Quinten nicht parallel geführt werden dürfen, nach einer Prime, Quinte und Oktave muss, vereinfacht gesagt, eben ein anderes Intervall kommen (ich führe das nicht näher aus, weil man die Details an anderer Stelle nachlesen kann. Wenn man, wie ich, auch etwas faul ist, kann man versuchen, Quinten möglichst zu vermeiden. Ebenso umgeht man das Problem durch eine Gegenbewegung, wie auch im üblichen Tonsatz. Daran sieht man auch, wie eigentlich alles zusammenhängt und, dass die Trennung zwischen Tonsatz und Kontrapunkt eigentlich nicht sinnvoll ist).
Dann geht's auch schon los, wir beginnen mit dem Dux (es handelt sich dabei übrigens um irgendeinen Melodieanfang von Georg Muffat). Der Dux steht in D-Moll.
Im dritten Takt setzt der "Comes" ein, er steht in A-Moll (fünfte Stufe). Um die Wirkung zu verstärken, habe ich extra den Leitton eingebaut (Gis)
Wie man sieht, gibt es recht häufig parallele Terzen. Der Grund ist schlicht und ergreifend, dass man mit Ihnen satztechnisch kaum etwas falsch machen kann (s.o.). Kompositorisch besonders einfallsreich ist es indes nicht.
In Takt 5 erklingt die Codetta, ab Takt 6 beginnt der neue Durchgang mit dem Dux im Bass, es kommt eine dritte Stimme hinzu.
Das Kontrasubjekt muss ggf. an manchen Stellen angepasst werden, um die Kontrapunktregeln nicht zu verletzen (Dux und Comes können bei Bedarf natürlich auch angepasst werden).
Ab Takt 10 kommen wir zum Ende der kleinen Fuge, in dem wir eine kleine Kadenz bilden.
Weil ich so ein freundlicher Mensch bin, hänge ich noch ein Video der Fuge (Sibelius-Export) an. Man kann so etwas übrigens problemlos rein auf dem Papier aussetzen. Gerade für den Anfang ist es aber hilfreich, wenn man es mit einem Notensatzprogramm macht und sich bestimmte Stellen gleich anhören kann.
Insgesamt habe ich ca. eine Stunde dafür gebraucht. Ich würde mich freuen, wenn diese Erläuterungen hilfreich sind und sogar dazu führen, dass einer von euch etwas Ähnliches versucht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einfach nur "anzufangen".
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