Typische Anfängerfehler beim Geigespielen

[Kaius]

Hi,

ich spiele Gitarre und habe mir nun eine Geige gekauft. Da die Töne natürlich ungefähr gleich liegen, ist es mir nun auch gelungen, bereits die ersten Melodien zu spielen.
Natürlich hört es sich an wie Katzenjammer.
Ich weiß, ich weiß: "Nimm Geigenunterricht!" Kann ich aber im Moment aus finanziellen Gründen nicht. Ganz einfach.
Ich möchte auch kein professioneller Geigenspieler werden, ich möchte nur, dass es sich nicht ganz so schief anhört.
Ich weiß, ich weiß: "Üben, üben, üben!" Wie bei allem im Leben.

Ich würde von euch nur gerne von vorneherrein wissen, welche typischen Anfängerfehler ich gleich zu Beginn vermeiden kann, die es mir später unter Umständen schwer machen, das Instrument besser zu beherrschen.
Ich habe schon was von der Bogenhaltung gelesen, aber nichts destailliertes.
Habt ihr Tipps für mich?

Viele Grüße,

Kaius

 

[etrawgew]

Lieber Kaius,
so sehr ich Dir Dein Geigenvergnügen gönne, aber ohne Lehrer wird in der Regel nichts daraus!!! Wenn Du Dir auf Dauer auch keinen Geigenlehrer leisten kannst, so versuch doch wenigstens für den Anfang einen Lehrer(in) zu finden. Denn bei der Geige kann man gerade zu Beginn so viele Fehler machen, die nachträglich nur schwer wieder zu beheben sind. Und das trübt das Spielvergnügen ganz erheblich.
Ich weiss wovon ich spreche, denn ich habe vor vier Jahren selber die Erfahrung machen müssen. Auch ich strebe keine Konzertreife an, dennoch möchte ich in der Lage sein, leichte Klassik wohlklingend spielen zu können, was mir inzwischen nach 3 1/2 Jahre Privatunterricht auch recht zufriedenstellend gelingt.
Ein(e) Lehrer(in) muß nicht immer unbedingt teuer sein. Erkundige Dich doch mal an einer Musikakademie, Musikschule in Deiner Nähe. Glaube mir, es lohnt sich allemal!
Ich wünsche Dir recht viel Erfolg!!!
Mit adventlichen Grüßen,
Etrawgew.

 

[MollParallel]

Hi Kaius,

würde mich mal interessieren, ob Du es weiterhin versuchst und wie weit Du bist. Ich bin in einer ähnlichen Situation (wobei ich nicht finde, daß es nach Katzenjammer klingt was ich da produziere) und hab' jede Menge interessanter Links gefunden, die einem vor allem bei den üblichen Fragen wie Bogenhaltung (russisch, franko-belgisch oder nach Galamian, mit und ohne Suzuki-Modifikation etc. etc., sogar Übungen ganz ohne Bogen), Bogenstrich (wie die Übungen aufbauen, worauf achten, verschiedene Spielarten wie detache, colle und das ganze französische Zeugs) und was man sonst noch alles wissen und nicht wissen möchte, zumindest in der ein oder anderen Weise beantwortet.

Vielleicht können wir ja diesen Thread hier zum Austausch unserer Fortschritte verwenden. Und vielleicht finden auch noch andere hierhin um nützliche Links beizusteuern. Für den Anfang finde ich auf Youtube die Reihe von ProfessorV ziemlich gut (ist allerdings Englisch). Gib da einfach mal "ProfessorV lesson #1" ein, dann startest Du ganz am Anfang. Manch eine dann aufpoppende weiterführende youtube-Empfehlung ist auch ziemlich gut.

Was ich auch gerne mache ist mir auf youtube Violinenspiel auf jedem Niveau ansehen (von kann gar nix bis richtig gut) und das mit mir vergleichen. Dabei kann man auch 'ne Menge lernen.

Und eines noch, falls Du Probleme mit der Intonation haben solltest (wegen Katzenjammer), dann versuch doch einfach mal die Geige wie ne Gitarre zu halten (zupfen aber trotzdem schön über dem Griffbrett, nicht da wo Du den Bogen streichst, damit das nicht verfettet) und versuch mit optischer Kontrolle, beschränkt auf nur eine Griffart und nur eine Lage, welche ist glaub' ich da prinzipiell egal, zu spielen. Dann klappt das eigentlich ziemlich schnell, zumindest hat man dann ne klarere Vorstellung wo die Töne liegen. Ich selbst werde immer erst dann "unsauber" wenn ich die Griffart oder die Lage wechsle, allerdings wird das so langsam auch besser und wenn man sich auf einfache Stück beschränkt ist das ja am Anfang auch nicht so oft notwendig.

Also, immer erst die Schwierigkeit steigern, wenn das was Du bereits kannst, keine Probleme mehr bereitet.

Gruß,
MollParallel

 

[MollParallel]

Hi etrawgew,

...ohne Lehrer wird in der Regel nichts daraus!!!

warum bist Du Dir da so sicher?

Sieh es doch mal so. Die Idee mit einem Bogen Töne zu produzieren ist gerademal 1000 Jahre alt, die endgültigen Mensuren einer Geige gerade mal so 150. Suzuki hat als Autodidakt der Violinen-Pädagogik sehr viele neue Impulse geben können. Ich glaube nicht, daß man da schon alles d'rauf ausprobiert hat, etwas das ohne Vorbildung vielleicht einfacher ist. Und sowieso, was ist "nichts"? Selbst Gekratze auf 'ner leeren Saite ist "was". Schau Dir mal das hier an: http://www.youtube.com/watch?v=UZQ_NqqfihA die Göre hat tierisch Spaß dabei und sogar tanzendes Publikum

Klar, Kaius hofft auf mehr und ich bin mir sicher, daß man mehr schaffen kann, wenn man nicht demotiviert wird. Deine Aussage würde ich erst treffen, wenn ich mal wirklich was von ihm gehört hättte. Hör' Dir mal den "Sad Violin..." Post von "Rasti" in den Hörproben an. Autodidakt nach zwei Monaten: Wahnsinn! Ein vorsichtiges "probier's" scheint mir konstruktiver.

Schöne Grüße nochmal und nix für ungut,
MollParallel

 

[etrawgew]

Hallo MollParallel,
ebenfalls nix für ungut. Doch beim autodidaktischen Lernen scheint mir das Risiko, sich eine falsche Geigen-Bogenhaltung, bzw. Bogenführung anzueignen deutlich größer, als die Möglichkeit, zu den Naturtalenten zu zählen, die schon nach kurzer Zeit Bazzini oder Paganini etc. perfekt spielen zu können!
Die Entscheidung liegt schließlich ganz bei jedem/r Fragesteller/in selbst.
Mit lieben Grüßen,
Etrawgew.

 

[MollParallel]

Hallo etrawgew (mmh, schreibt man das jetzt groß wie in Deinem Gruß oder klein, wie überm Bildchen? ),

Du hast ja recht wenn Du sagst, daß es mit einem Lehrer meist leichter ist. Wer weiß, vielleicht irre ich mich auch, aber ich glaube schon, daß jeder, der mit autodidaktischem Lernen liebäugelt, bereits weiß, daß das 'ne knallharte Geschichte ist. Kaius sagt ja selber:

Ich möchte auch kein professioneller Geigenspieler werden, ich möchte nur, dass es sich nicht ganz so schief anhört.

Seine Ansprüche sind also lange nicht:

zu den Naturtalenten zu zählen, die schon nach kurzer Zeit Bazzini oder Paganini etc. perfekt spielen ... können!

Egal - Was ich mit dem youtube-Link versucht habe zu zeigen, ist daß es vor allem Spaß machen muß, egal wo man vom Niveau her steht. Ich würde mir gern' eine gute Scheibe von der Unbekümmertheit dieses Kindes abschneiden (klar, nicht ganz so viel von ihrer Bogen-Technik ).

Und weshalb ich mich provoziert fühlte hier diesen Thread nochmal zu beleben ist, daß ich es sehr demotivierend finde, wenn man immer nur hört: "mach's nicht". Das man irgendwas nicht schafft, merkt man selbst doch schon früh genug. Den Punkt hatte er ja auch bereits überschritten. So wie er es schreibt, klang es für mich so, daß die Alternative zu ein paar Tips an denen er arbeiten kann, einfach die ist es komplett zu lassen, weil ein Lehrer für ihn unbezahlbar scheint. Er hat ja laut seinem Profil auch nie wieder vorbeigeschaut .

Ansonsten - ich finde es sehr beeindruckend, was ich von Dir lese: 5. Lage, wow. Viel Erfolg bei der Gründung Deines Laien-Ensembles!

Auch Dir liebe Grüße,
MollParallel