[Umbauprojekt] Pimp up your Affinity - oder "A Bass named Dracula"

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--Teil 1 - Korpus -

Am Anfang war...... ein Pickguard.....

Vermutlich ist dies nicht für jeden Bassisten ein Grund, sich ein neues Instrument zuzulegen, aber ich bin wie ich bin....

Aber erstmal zurück zum Beginn der Geschichte. Ich bin zufällig bei Ebay USA über einen Kanadischen Händler gestolpert, der Pickguards für die gängigsten Bauarten anbietet. Der deutsche Bandshop hat schon faszinierende Designs, aber der Kanadier legt hier noch einen drauf. (Man kann übrigens auch vom Hersteller GreasyGroove direkt bestellen)

Mich hat vor allem das Dracula-Motiv fasziniert - keine Ahnung warum, bin eigentlich kein ausgewiesener Horrorfilm-Fan. Nach Rücksprache mit meinem 11jährigen Sohn ("Cool !!") flugs bestellt.... Spontankauf, wohlgemerkt ohne ein passendes Instrument zu haben.

Nun hing das Teil einige Zeit in meiner Bastelwerkstatt an der Wand und erinnerte mich ständig daran, das ich damit ja noch was machen sollte.

Auf meinen bernsteinfarbenen Squier Vintage
squier2013-04b.jpg
passte es optisch wirklich nicht und umlackieren wollte ich ihn natürlich auch nicht. Und der schwarze Ibanez hat die Pickups anders angeordnet.

Also musste "notgedrungen" ein zweiter Preci her. So preiswert wie möglich, um ihn auch an dem Cerberus vorbeizubringen, der die Haushaltskasse bewacht (Scherz, ich liebe sie wirklich :hail:)

Der Harley Benton-Einsteigerbass für 77,- EUR fiel recht schnell weg, da der Korpus aus Pappelholz laut Rezensionen einfach zu leicht und das Teil dadurch sehr kopflastig sei. Außerdem ist es ja nicht sicher, ob das Pickguard bei den ganzen Preci-Nachbauten überhaupt passt. Also kam der Squier Preci in die enge Wahl, aus Kostengründen als Affinity.

Ich möchte jetzt hier nicht die 27.317te Diskussion über Sinn und Unsinn preiswerter China-Instrumente - dazu zähle ich die Affinity-Serie, auch wenn "Squier made by Fender" draufsteht - starten. Ich für meinen Teil habe festgestellt, das vernünftige Saiten und eine saubere Einstellung sehr viel Leben in ein klangmässig totes Billigprodukt bringen kann. Und der Rest der Hardware....Einen Erle-Korpus wie die "großen Brüder" mit dem Fender-Logo, ebenso der Ahorn-/Palisanderhals...Ehrlich, was sollte da also schief gehen? Mein Vater pflegt zwar zu sagen "Du kannst aus einer Dickwurz (=Futterrübe) keine Ananas machen", aber man kann trotzdem aus einem preiswerten Produkt mit sinnvollem Bearbeiten an den richtigen Stellen ein zufriedenstellendes (!!) Instrument machen. Was nützen aktive EMG-Pickups, wenn SingDong-Saiten für 5,13 EUR incl. Porto aus China drauf sind? Zudem spielt natürlich auch der Einsatzzweck eine Rolle - wer professionell als Studiomusiker für alle Musikrichtungen von Jazz bis Rock unterwegs ist stellt andere Anforderungen an die Klangqualität wie ich - im Hard-Rock bei 120, 130 Bpm knackig auf der auf D gestimmten E-Saite ist das Sustain nicht soooooo der Faktor.

Und dann hab ich zu einem akzeptablen Preis so ein Brett gebraucht bei Ebay geschossen (Baujahr 2002 lt. Halsstempel).
SquierAff1.jpg SquierAff2.jpg
Während des Wartens auf die Lieferung, den Autofahrten zur und von der Bandprobe usw. wurde der Umbauplan im Kopf durchgespielt. Nur das Pickguard wechseln ? Schwarzer Korpus, dunkles Pickguard...warum nicht auch eine schwarze Brücke? User Cymon hier würde bestimmt vor Freude Kopf stehen ;) Und wenn eine neue Brücke, warum nicht gleich eine massivere? Muss ja nicht gleich eine Leo Quan oder Schaller 3D sein. Da viele Brücken auch String-through-Body erlauben, warum im nächsten Akt nicht gleich noch 4 Löcher bohren, Einschlaghülsen hinten rein und Saiten durchziehen? SCHLECHTER dürfte der Sound damit bestimmt nicht werden. Dann liegen da noch einige Rollen Kupferfolie zum Auskleiden des Elektrofachs rum....

Ehrlich gesagt hab ich mir nicht mal die Mühe gemacht, den Bass im Übungsraum an den Marshall anzuschließen, um festzustellen, wie er im Originalzustand klingt. Der Umbau war im Kopf schon so weit beschlossen, das ich die meisten benötigten Teile im Vorfeld direkt bestellt hatte. Außerdem war er total verstellt, das war mir der Testaufwand nicht wert.

Da ich den Bass sowieso hinterher komplett neu einstellen musste, hab ich ihn erstmal zum leichteren Bearbeiten zerlegt. Dabei wurden dann auch gleich die Bohrungen im Hals verputzt, damit er später sauber in der Halstasche sitzt. Im Elektronikfach hab ich die Bearbeitungsspuren entfernt und etwas verschliffen, damit die Abschirmfolie besser verklebt.
shielding.jpg
BTW: Ein Tip für alle Abschirmfolien-Verkleber: Messt hinterher mit einem Multimeter den Übergangswiderstand zwischen den beiden entferntesten Punkten des Fachs! Je nach Qualität des Klebers auf der Folienrückseite kann dieser ungewollt als Isolierung dienen und einen unerwünschten Übergangswiderstand erzeugen. Notfalls mit etwas Lötzinn eine Verbindung zwischen den einzelnen Bahnen herstellen, ansonsten kann die ganze Abschirmung ihren gedachten Zweck nicht zu 100% erfüllen.

Die neue Brücke ist ein reiner "Hinterlader" und ein recht massives Metallteil aus... ??? Ich habe auf der Rückseite, wo das Massekabel aufliegt die schwarze Beschichtung abgeschliffen, um einen besseren Kontakt zu erhalten. Dabei kam eine Kupferschicht zum Vorschein. Ich denke mal Messing, verkupfert und galvanisch schwarz beschichtet. Zumindest das Gewicht lässt sich sehen - knapp 300 Gramm gegenüber rund 90 Gramm des ursprünglichen Blechwinkels. Das Ganze am unteren Ende des Korpus dürfte einer Kopflastigkeit ziemlich entgegenwirken.
bridge1.jpg bridge2.jpg

Nach der ersten provisorischen Montage der Brücke hab ich die Löcher für die Saiten angezeichnet. Dann mit einer Standbohrmaschine 4 Löcher für String-through-Body gebohrt. Erst mit 5 mm die beiden äußeren Löcher (E+G) durchgebohrt. Auf der Rückseite mittels Lineal die beiden inneren Löcher angezeichnet und bis zur Hälfte der Korpusdicke gebohrt. Ergibt eine saubere gerade Sichtlinie der Löcher auf der Rückseite. Dann erst die Löcher abwechselnd von vorne und hinten mit 8 und zuletzt mit 10 mm bis etwas über die halbe Korpusstärke gebohrt. Den leichten Bohrversatz in der Mitte konnte ich mit einer Rundfeile putzen. Mit der Feile habe ich dann auch gleich die Kante der Löcher, wo die Saite von der Senkrechten in Richtung Saitenreiter abknickt mit Schlitzen versehen und abgerundet. Leider ist trotz Klebeband der Originallack rund um die Löcher etwas abgeplatzt. Auf der Frontseite überdeckt die Bridge die Farbkorrekturen, auf der Rückseite rund um die Hülsen bin ich noch nicht so zufrieden :mad:
holes1.jpg holes2.jpg

Die Pickup-Cover hab ich mit Modellbaufarben so bearbeitet, das das Motiv des Pickguards nicht gestört wird. Auch der weiße Rand um das Pickguard hat mir nicht gefallen. Die Potiknöpfe sind derzeit kleine dunkel verchromte Totenschädel aus China, evtl. hol ich mit aber noch einfache schwarze Kunststoffknöpfe. Die Fledermäuse sind Aufkleber von Ebay.
body1.jpg


Im nächsten Schritt kommt der Hals dran - schwarze Wilkinson-Mechaniken sind bestellt.

- to be continued -
 
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Für mich persönlich wär das nichts, aber ich muss schon sagen:
Das Ding sieht echt cool aus. Ich persönlich würde dazu raten, die schwarzen Potiknöpfe anzuschaffen, die Schädelknöpfe sehen (zumindest auf dem Bild) schwer trashig aus.
Ich freu mich auf den Rest des Umbaus ;)
 
Sehr chic! Auch wenn ich die Aufkleber etwas zu niedlich finde, das passt nicht so recht zu dem eher bösen Motiv :D
 
Abgefahren !
Respekt für die Fortsetzung des Bildes über die PUs, das finde ich richtig gelungen !

Die Knöppe finde ich auch nicht toll, die wirken m.E. zu "billig" dazu.

Gruß
Peter
 
weiter so! und andere Knöppe :-D
 
Respekt! Du hast die Farben ja wirklich toll reproduziert auf den Pickup-Abdeckungen. Zum Schutz deiner Bemühung solltest du das Auf jeden Fall noch mit Klarlack (vielleicht matt) versiegeln, falls du das nicht eh schon getan hast.
Die Potiknöpfe find ich jetzt auch nicht so doll. Ich würde da ganz klassisch Dome-Metallknöpfe mit flascher Oberseite nehmen, wie sonst auch beim Preci. Nur eben in schwarz. Z.B. diese hier https://www.thomann.de/de/harley_benton_parts_t_style_dome_knop_bk.htm

Die Fledermaussticker wollen mir auch nicht so recht gefallen. Ich würde sie auf dem Korpus weglassen, dafür vielleicht kleine schwarze Fledermäuse auf die Kopfplatte machen oder sowas. Aber ich bin mal gespannt, wie sich dein Projekt hier noch entwickelt.
 
Lustige Idee mit dem Pickguard anzufangen :D

Also wenn das ganze böse rüber kommen soll müssen die Schädel und die Sticker wieder runter. Wenn nicht würde ich es drauf lasen.

Und jetzt noch matching Headstock mit passendem Logo.

P.s. Wo bekommt man die Saitenhülsen für Bass?
 
- Teil 2 - Hals und Komplettierung

Was nun noch optisch herausstach war die Kopfplatte im Naturholz-Look und die verchromten Mechaniken. Der Squier-Schriftzug tat mir etwas leid, aber ich konnte mein Mitleid erfolgreich unterdrücken :D . Die Vorderseite der Kopfplatte wurde mit 800er Schleifpapier aufgeraut und mit Spraydosen schwarz glänzend lackiert (Ja, das geht mit entsprechender Übung und Randbedingungen).

Nachdem ich feststellen "durfte" das ich mich im Durchmesser der Löcher vermessen hatte <hüstel> habe ich die Löcher noch auf 14mm aufgebohrt. Ich habe gekapselte Mechaniken verwendet, für die offenen Standard-Fender-Mechaniken hätte ich die Löcher noch größer bohren müssen. Vielleicht später...
Ursprünglich sollten Wilkinson-Mechaniken drauf. Mir fehlte auf den Produktfotos jedoch die Ausfräsung, in die sich später die Saiten legen sollen. Daher hab ich mich für ein paar No-Names mit Einbauchungen entschieden. Die Flügel sind nicht ganz so groß wie bei den Standard-Bassmechaniken und liegen näher am Kopf an, aber da man einen Bass ja sowieso nur alle 4 Wochen nachstimmen muss ;)
head2.jpg

Der schwarze Saitenniederhalter ist von Boston. Die Oberfläche des Griffbretts widersetzte sich erfolgreich einem Versuch, es dunkler / schwärzer zu beizen. Ich wollte es aber auch nicht abschleifen und auch die Verwendung von schwarzer Airbrushfarbe war für die Katz, daher hab ich es in dem mittelbraunen Palisanderfarbton gelassen.
Die Fledermäuse auf dem Griffbrett sind von Inlaysticker aus Japan.
neck.jpg

Der zweite optische Kompromiss neben dem Griffbrett sind die Saiten. Seit einiger Zeit spiele ich mit Fender Flatwounds und die grünen Saitenenden stechen halt optisch raus. Ich könnte jetzt natürlich ein paar LaBelle draufmachen, die schwarze Saitenenden haben, aber ich bin mit den Fender so zufrieden....nur aus optischen Gründen.... let's see.

Bestückt derzeit mit Fender 9050M (055 - 070 - 090 - 105). Halseinstellung und Intonation waren recht schnell eingestellt. Aufgrund der Rückmeldungen zu den Totenkopf-Potiknöpfen hab ich provisorisch mal ein paar Jazz-Bass-Style draufgesteckt, aber das Kapitel Drehknöpfe ist noch nicht fertig geschrieben.

bass3.jpg body3.jpg body4.jpg back2.jpg

Zuhause noch schnell Halskrümmung und Grundintonation eingestellt und dann zur Bandprobe (sicherheitshalber mit einen anderen Bass als Backuplösung :rolleyes:)

An den Marshall angestöpselt und ...... leck mich fett, drückt die 105er E-Saite! Hab die ganze Bandprobe mit dem Dracula durchgespielt, meine Bandkollegen waren vom Sound sehr angetan. Wahnsinns Durchsetzungsvermögen und Sustain... G auf der E-Saite mit 1/3 aufgedrehtem Amp ca. 50 Sekunden hörbar- reicht doch, oder?

Fazit: Der Squier Affinity ist meiner jetzigen Meinung nach definitiv KEIN billiges China-Brett. Mag sein das das Erlenholz des Bodys nicht so lange gelagert war wie das der "großen" Fender-Brüder und die eine oder andere unschöne Maserung hat. Aber vom Klangvolumen her braucht sich der Bass absolut nicht zu verstecken. Natürlich haben die Flatwounds einen großen Anteil am Klang und auch die Grundeinstellung darf man nicht vergessen (wobei ich für meinen persönlichen Spielkomfort ein klein wenig von den Fender-Werksangaben abweiche) Die massive Brücke balanciert des Bass super aus, keinen Schimmer von Kopflastigkeit und ist bestimmt auch ein paar Prozentpunkte für den Klang verantwortlich. Ob das String-through-body-System so viel bringt sei mal dahingestellt, da hab ich keinen 1:1-Vergleich.

Anstehende Nacharbeiten: Neuer Sattel von Graphtech (das Originalteil hat einen kleinen Bruch im Schlitz der D-Saite, die auch etwas tiefer liegt), Feineinstellung der Tonabnehmer (Die E-Saite wirkt 30-50% lauter als alle anderen) andere Potiknöpfe und ein bisschen farbliches Touch-up hier und da.

- - - Aktualisiert - - -

Meine Saitenhülsen sind von Ebay
 
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Gut geworden !!!

Die schlichten Knöpfe sind viel besser. Das Pickguard ist so ein Hinkucker, da kann der Rest ruhig schlicht bleiben, sonst besteht die Gefahr dass es "Fusseltuning"-mäßig wirkt und die Details zu viel Effekthascherei betreiben. Deswegen habe ich zu den Fledermäusen auf dem Griffbrett noch keine Meinung.
 
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User Cymon hier würde bestimmt vor Freude Kopf stehen ;)
Jaaa, auf schwarze Precis gehören schwarze Brücken! :D :great:

wo das Massekabel aufliegt die schwarze Beschichtung abgeschliffen, um einen besseren Kontakt zu erhalten. Dabei kam eine Kupferschicht zum Vorschein. Ich denke mal Messing, verkupfert und galvanisch schwarz beschichtet.
Alles richtig gemacht, ich schleife die Beschichtung auf der Unterseite auch immer stellenweise ab für das Massekabel.
Die rote Farbe ist mir auch schon untergekommen, aber selbst wenn solche Brücken nur aus Messing bestehen... sie tun ihren Dienst und ich konnte bis jetzt noch keine Nachteile daraus erkennen. :)

Zuhause noch schnell Halskrümmung und Grundintonation eingestellt und dann zur Bandprobe
Ist richtig cool geworden, der Bass! Zwar wäre das Motiv auch alles andere als mein Favorit, aber die Ausführung ist super gemacht, richtig schön Heimwerker-DIY mit einfachen Mitteln. Ist nicht einfach "neues PG mit Bild auf schwarzen Bass", stattdessen hast du dir für den kompletten Bass ein Designkonzept überlegt, dass auf das Bild auf dem PG aufbaut, find ich gut. :great:
 
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