Unbefangene Kreativität durch Unterricht verlieren?

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veule
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Hallo,

wenn ich Musik mache, z.B. Klavierspielen, dann tue ich das gerne intuitiv und nach Gefühl. Ich nehme jetzt aber Klavierunterricht und habe Angst, dass wenn ich zuviel über die Theorie weiß, meine unbefangene Kreativität verloren geht. Weil ich dann zu sehr über die Technik nachdenke, anstatt es einfach "laufen zu lassen". So ähnlich wie jemand, der intuitiv gut designed und dann Design studiert und dann sein Gefühl dafür verliert, weil er nur noch über die Gestaltungsregeln nachdenkt.

Oder ist es vielmehr so, dass man nur, wenn man die Regeln kennt, diese auch brechen kann? Und dass man erst die Technik können muss, um diese Technik zusammen mit dem Gefühl zu vermengen um besser zu werden? Jemand schreibt zum Beispiel bereits sehr gut, aber nachdem er einen Schreibkurs besucht hat, inkorporiert er diese Schreibregeln und nimmt diese gar nicht mehr bewusst wahr. Er hat diese Regeln eingespeichert und daraus resultiert ein noch "besseres Gefühl , da die Schreibregeln unbewusst geworden sind und mit ins Gefühl einfließen und dieses unterstützen.

Wie denkt ihr darüber? Ich würde mich freuen, ein paar Meinungen dazu zu hören!

Beste Grüße

veule
 
Eigenschaft
 
zuviel über die Theorie weiß
Ganz im Gegenteil.
Dir eröffnen sich neue Möglichkeiten. Theorie ist ein Werkzeug.
Außerdem richtet sich die normale Theorie und Harmonielehre nach der Praxis und nicht umgekehrt. Das sehen höchstens Profs/Dozenten von der Musik Uni anders.

weil er nur noch über die Gestaltungsregeln nachdenkt.
Meiner Meinung nach sind das sind Richtlinien und keine starren Regeln. Weil eigentlich gibts nur die Regel erlaubt ist was gefällt.
 
[ich] habe Angst, dass wenn ich zuviel über die Theorie weiß, meine unbefangene Kreativität verloren geht. Weil ich dann zu sehr über die Technik nachdenke,...
als theorie-anfänger musst du über viel nachdenken. das mag evtl. ablenken.
wenn du aber das ganze erst mal verinnerlicht hast, dann kannst du die theorie kreativ anwenden, ohne darüber nachzudenken.
wenn du etwas richtig gelernt hast, musst du ja eben nicht mehr drüber nachdenken.

... wie jemand, der intuitiv gut designed und dann Design studiert und dann sein Gefühl dafür verliert, weil er nur noch über die Gestaltungsregeln nachdenkt.
das finde ich SEHR weit hergeholt.
 
Danke für eure Meinungen!
 
Keine Sorge, Musik ist vielleicht sogar DER Bereich, in dem man sich da am wenigsten Sorgen machen muss. Manche musikalischen Bereiche erschließen sich sogar erst mit ein wenig (Musik-)Bildung, wie z.B. Jazz. Mochte ich in meiner Jugend gar nicht, erst seit ich die Bausteine besser kenne kann ich das genießen und bewundern.
 
Ich kann nur für mich selbst sprechen - und ich persönlich würde ohne Regeln überhaupt nichts zustande kriegen. Ich beneide sowieso alle, die diese Regeln (angeblich) nicht benötigen und trotzdem irgendwie ihr Instrument spielen können. Ohne Unterricht oder Selbstunterricht mit Büchern würde mir alle Kreativität der Welt der nichts bringen. Daher kann ich von Unterricht nur profitieren. Aber vielleicht gibt es ja auch Menschen, bei denen das überhaupt nicht so ist.
 
Das schöne an Musiktheorie ist: je mehr man darüber lernt, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich einem. Musik basiert auf Physik / Mathematik und sozial geprägten Hörgewohnheiten. Musiktheorie formuliert einfach nur Regeln, die sich daraus ergeben und da ist es gar nicht nötig, eine Regel zu brechen, um kreativ zu sein. Man wird sich bestimmter Muster bewusst, die man dann meidet oder eben verwendet, z. B. tausendfach verwendete Akkordfolgen.

Mehr Wissen über Musik beflügelt die Kreativität und schränkt sie kein Bisschen ein. Und es erleichtert das Zusammenspiel mit anderen ungemein, wenn man sich auf eine Tonart einigen kann und damit alle Beteiligten wissen, was "erlaubt" ist. ;)
 
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Wie denkt ihr darüber? Ich würde mich freuen, ein paar Meinungen dazu zu hören!
Also zu Klavierunterricht generell habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis. Das liegt aber einfach darin begründet, dass es meiner Wahrnehmung nach viel sehr sehr schlechten Klavierunterricht gibt. Da schreibt dir der Klavierlehrer dann eben nur die Zahlen für den Fingersatz neben einen gegebenen Notentext und das war's dann. Für so etwas will ich persönlich kein Geld ausgeben. Aber es gibt zum Glück auch Unterricht, der so richtig schön in die Tiefe geht oder gehen kann.

Aber um auf die eigentliche Fragestellung zurückzukommen:
Ich denke da brauchst du dir absolut keine Sorgen machen. Kreativ ist man oder man ist es nicht - Kreativität kann nicht (oder nur sehr schwer?) lernen und genausowenig auch verlernen. Ich für meinen Teil z.B. lerne und spiele sehr wenige Stücke anderer Leute aber wenn ich mir so ein Stück vorgenommen habe, dann möchte ich nicht nur den Fingersatz neben den Noten stehen haben, sondern ich möchte bis ins kleinste Detail wissen, wie das Stück funktioniert. Dies umfasst Form wie auch Harmonik. Und mit diesem verinnerlichten Wissen kann ich dann neues erschaffen.
Wenn du diese Aspekte im Unterricht lernst, dann kannst du ebenfalls aus dem gelernten dir das oder die Elemente herauspicken, die dir persönlich Gefallen (seinen es jetzt Akkordabfolgen, technische Kniffe oder strukturelle Elemente) und diese in deinem Spiel, der Improvisation oder vielleicht dem Songwriting verwenden. Du erweiterst dadurch die Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen.

Das sollte meiner Meinung nach eine Bereicherung sein - es sei denn, der Unterricht ist so schlecht wie oben beschrieben. ;)

Ich beneide sowieso alle, die diese Regeln (angeblich) nicht benötigen und trotzdem irgendwie ihr Instrument spielen können.
Du benötigst Regeln nur wenn du klingen willst wie XYZ. Laut dem Jazz-Pianisten Kenny Werner (gibt von seinen MasterClasses ein paar Videos auf Youtube) ist genau das der Grund, wieso Leute ein mieses Verhältnis zu ihrem Instrument bekommen und ggf. ihre Gig vergeigen .... das "klingen wollen wie" ist die Wurzel allen Übels. ;)
 
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