Unsere Musik - jede hat ihre Berechtigung

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Immer öfter fällt mir hier auf, dass über bestimmte Musikrichtungen abwertend geurteilt wird.
Beziehungsweise denjenigen gegenüber, die so eine Richtung bedienen.
Sei es Seemannslieder, die übrigens durchaus über anspruchsvolle Arrangements verfügen, die Akkordeonmäßig erstmal so geleistet werden müssen.
Oder kürzlich ging es um sogenannte Landdudelvereine, die vielleicht sogar auch ihre Berechtigung haben?
Hätte ich unserem Dirigenten Helmut Quakernack gesagt, wir sind ja nur ein Landdudelverein, er hätte mich hochkant rausgeworfen. Wobei...nächstes Jahr geht es um das Thema Wasser zum OWL Festival. Hier wurde uns der Wellerman hingelegt sowie sogar das Potpourri Schiff Ahoi. Und? Ist das keine Musik oder eben nur im Keller angeordnet? Helmut Quakernack hat uns das auferlegt. Zusätzlich zu seiner neuesten Komposition.
Mein anderes Orchester spielt nun keine hochtrabenden Stücke, geht gar nicht mehr, denn alle sind älter geworden und einige langjährige Mitspieler/innen inzwischen verstorben. Wo bleibt hier der Nachwuchs?
Unsere Lehrerin in Gütersloh war übrigens mit Rudolf Würthner sehr gut befreundet.
Zu ihrem letzten Treffen meinte er zu ihr, Elly, du wirst nie erwachsen. Das war wohl um 1974.
Es ist einfach so, dass wir in Ostwestfalen nicht mehr so leistungsfähig sind wie es früher einmal war.
Ich habe noch richtig gute Tonaufnahmen von damals.
Unser aller Musik wird immer noch überall gebraucht.
Wie glücklich sind unsere DRK Senioren, wenn ich hier gespielt habe.
Sie sangen mit, schunkelten und bedankten sich danach bei mir.
Es ist einfache Musik, aber hat sie denn nicht auch ihre Berechtigung?
Viele Grüße Jutta
 
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Hallo Jutta

Natürlich hat jede Musik ihre Berechtigung!

Ich war vermutlich derjenige, welcher das Wort "Landdudelverein" hier als Erster aufgebracht hat. Ja, man kann das als abwertend empfinden. Dazu meine Gedanken:
  • Im erwähnten Post ging es mir wirklich darum, den Gegensatz zwischen (musikalisch) guten und (ausschliesslich musikalisch!) weniger guten Orchestern zu ergründen. Aber natürlich hat auch ein (ausschliesslich musikalisch!) weniger gutes Orchester sein Berechtigung - einfach in einem anderen Kontext, zB. Witz, Originalität, Geselligkeit, Zusammenhalt, Freundschaft etc.
  • Dass unterschiedliche Anforderungen an unterschiedliche Musikstilrichtungen gestellt werden, ist offensichtlich und steht meistens im Kontext mit anderen Faktoren, zB. Zielgruppenorientierung, Ausdruck, "Schunkelansteckfähigkeit" etc. Das ist per se noch keineswegs schlecht.
  • Berechtigung leitet sich vom Wort RECHT ab: Gemeint hier das Recht einer Kunstform, zu bestehen. Meines Wissens (ich lasse mich gern korrigieren) gibt es eh keine (ok, nur wenige, auch nicht zwingend operationalisierbar Un-/Sinn angeht...) operationalisierbaren Kriterien, um Musik zu qualifizieren. Aber offenbar hat's der jungen Klangbutterin auch Spass gemacht. Schlussendlich sind wir Individuen mit unterschiedlichen Geschmäckern, was es ja auch eben so spannend macht. Ich mag zB. nichts "Zeitgenössisches", mir erscheint es oft beliebig und belanglos - ich hatte grad letzte Woche wieder ein entsprechendes Erlebnis: Ich wusste eigentlich, was auf mich zukommt und ging mehr aus "wissenschaftlichem" Interesse wieder mal an ein Konzert. Ich wollte einfach wissen, was eine lokale "zeitgenössische" Akkordeon-Grösse zusammen mit einer von mir heiss geliebten, lokalen Combo macht. Nach einer halben Stunde wusste ich es und bin gegangen - viele andere Fans im Publikum waren aber entweder sehr höflich oder doch angetan vom Gebotenen. Ist doch toll und hat absolut seine BeRECHTigung - muss ich mir aber nicht mehr antun.
  • Die Beispiele, welche Du beschreibst, sind gerade Ausdruck des Kontexts: Leute die allem Unbill zum Trotz Spass haben, Musik zu machen. Und wenn etwas ein RECHT ist in dieser doch eher tristen Zeit, dann ganz sicher dasjenige, Spass zu haben und Spass zu verbreiten - egal in welchem Kontext!
Also: Jede, wirklich JEDE Musik hat IHRE Berechtigung - im systemischen Kontext.

Liebe Grüsse
Klaus
 
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Das Wort Landdudelverein muss ich mir unbedingt merken :cool:. Ohja, in solchen Vereinen hab ich oft und mit Freude mitgespielt.
Musik ist nun mal Geschmackssache, und jeder hat das Recht, die eine oder andere Musikrichtung - aus seiner Sicht - abwertend zu beurteilen. Ich kann mich herrlich mit meinem Heavy Metal Kumpel frotzeln, wir sind einfach musikalisch komplett unterschiedliche Typen. Ich selber spiele viel Musik, die ich mir nie im Leben anhören würde, so gar nicht mein Hörgeschmack, aber Spielen macht Spaß.
Es ist auch überhaupt nicht verwerflich, die Qualität zu beurteilen und seine Meinung dazu zu äußern - manches ist einfach schlecht gespielt, aus welchen Gründen auch immer - Anfänger, mangelndes Talent, Laienorchester, fortgeschrittenes Alter, ...

Ich halte aber wenig davon, Äusserungen in der Richtung als persönlichen Angriff zu misinterpretieren. Wenn ich unserem Dirigenten sagen würde, dass wir ein Landdudelverein sind, würde er mir vermutlich lachend recht geben.
Ich habe da eher Probleme mit Musikern, die sich zu wichtig nehmen und/oder gar keinen Spaß verstehen.
 
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Es geht ganz und gar nicht darum, keinen Spaß zu verstehen. Aber immer wieder lässt sich doch erkennen, wie gewisse Musikrichtungen, die der eine oder andere liebt, hier belächelt werden. Und das tut weh!
 
dass über bestimmte Musikrichtungen abwertend geurteilt wird.
na, mal wieder alte Klischees bedient? Ostfriesen, Shanties, das untere Ende der musikalischen Fahnenstange beim Akkordeonspieler ("Schifferklavier")
Da scheine ich ja mal wieder in sämtliche Fettnäpfchen getreten zu sein. Es lag allerdings nicht in meiner Absicht, irgend jemanden oder irgend jemandes Musik abzuwerten. Sollte ich unabsichtlich jemand auf die Zehen getreten sein, bitte ich vielmals um Entschuldigung
auch einem Konzertakkordeon fällt kein Zacken aus der Krone, wenn mal ein Seemannslied darauf gespielt wird ...
Ja, ich hatte Seemannslieder und konzertante Musik als Kontrast, als Gegensatz aufgeführt, wollte aber damit nicht ausdrücken, dass die eine Musikrichtung höher- oder minderwertiger sei als die andere. Und die Einladung, beim Geburtstag des ostfriesischen Fischers Seemannslieder zu spielen, schlugen @chnöpfleri und ich nicht aus, weil die Musik unter unserem Niveau gewesen wäre, sondern aus Zeigründen. Und beim kleinen/privaten Ostfrieslandtreffen zuvor hatten wir gerne genau diese Musik gespielt (was dann zu besagter Einladung führte). Die aufgeführten Beispiele stammten also aus meinen persönlichen Erfahrungen - einschließlich der, dass einem Konzertakkordeon wie z.B. chnöpfleris auch bei nicht-konzertanten Stücken nichts passiert.
auch da hatte ich mitgetan, es eigentlich liebevoll meinend. Schließlich habe ich im Lauf meiner "Karriere" als Orchesterspielerin in mehr als einem solchen gespielt.
Also nochmals: es lag nicht in meiner Absicht, irgendwelche Gefühle zu verletzen. Wenn dies doch geschehen ist, bitte ich um Entschuldigung - ich werde mir Mühe geben, es nicht zu wiederholen.
 
Ich bin ja eher tatsächlich " land "dudelig unterwegs mit unterschiedlichsen Gerätschaften, diatinisch, chromatisch mit Knöpfen oder Tasten.
Das wechselt auch.
Schlapfenbässe,diatonische Clubbässe, belgische 3+3, Stradellabässe oder M III.
Dazu die klavierharmonikaartigen linksseiten Töne der Orientalbayane,
Eigendlich geht es mir dabei um Improvisation meistens in Form einer Unterhaltung mit mir selbst oder was dazu gehört ähnlich.
Gerne natürlich mit weiteren "Musikern".
Manchmal versuche ich mich aber auch mit Nachspielen wie:
Ein Männlein steht im Walde.
Das ist mein Lieblingslied !
oder:
Johnny hat Sehnsucht nach Hawaii
Aloa Ohee
Einsame Insel im Meer
Rote Rosen rote ...
La Paloma
Junge komm bald wieder

Eigendlich Seemannslieder...
Ich war eher mit Bob Marley aufgewachsen gelangte aber später an ein Grammophon ...

So ich es erinnere hat die "hochwertigere" Musik schon mal stärker die Trennung zwischen Vortrag und Publikum.
Meins ist das eher selten oder gar nicht mich irgendwo hinzusetzen und nur zuzuhören außer den Vögeln.
Das Einfache läßt mir leichter die eigene Bewegungsmöglichkeit.
Ob man Hawaiischlager oder Pico Bello gleichermaßen wiedergeben kann wie auf einem richtig guten Grammophon weiß ich nicht.
Es könnte ja aber sonst noch möglicher werden.
Volksmusik ist in der Regel deutlich interaktiver als was so da * drüber angesiedelt werden kann.
* musikalisch paßt da zu beidem!
 
Liebe Musikfreunde
Jetzt seid doch nicht so vernichtend in Eurem Urteil, öffnet die Ohren, den Geist und Euer Herz.

Horowitz wurde einmal gefragt was er meine zur Unterteilung in E- oder U-Musik?
Er antwortete "Es gibt nur gute oder schlechte Musik"; leider unterliess er es, gute Musik zu definieren.

Ich möchte dies aus meiner Sicht nachholen:
Gute Musik ist wenn das gesetzte Ziel erreicht wird und dieses Ziel den eigenen (oder allgemeinen Wertvorstellungen) entspricht:
1638496286513.png

Freundliche Grüsse vom altersmilden Frager:opa:
 
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Ich empfinde das gar nicht so. Alleine wenn man die Hörproben durchgeht findet sich doch irgendwie jede Musikrichtung wieder und gute Umsetzung wird anerkannt.
Weniger Gute freundlich,oft konstruktiv besprochen und der Mut, sich zu zeigen anerkannt.
@120 what, the hell sind "Schlapfenbässe"?

lg Minze
 
Es ist einfache Musik, aber hat sie denn nicht auch ihre Berechtigung?
Da du z.B. die DRK Senioren damit erfreut hast :claphands:, ist die Frage doch schon geklärt.

Ruf dir doch einfach beim nächsten snobistischen Kommentar diese Freude der Senioren in Erinnerung. Dann kannst du doch fröhlich und stolzbeseelt über jenen Kommentar hinwegschreiten oder hast das beste Argument (Freude in die Welt gebracht) auf deiner Seite.
:good_evil:.

Wahrscheinlich sind solche Kommentare oft gar nicht so böse gemeint, wie man sie nimmt. :engel:
Man kennt hier jeweils die Art der Schreiber/Leser nicht. Man kann nur lesen, was geschrieben wurde, nicht was gemeint war...
 
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Mittlerweile finde ich JEDE Musik grundsätzlich gut. Wenn ich etwas als nicht gut empfinde, müsste ich demzufolge sagen, ich halte es erst gar nicht für Musik.

Das liegt aber im Auge des Betrachters bzw im Ohr des Hörers, da jeder Musik auch anders hört. Der eine genießt den Rhythmus oder bestimmte Arten von Rhythmen, der andere hat voll Focus auf einen Text, der Drtitte braucht wummigen Bass, der vierte braucht mindestens vierstimmige Harmonien, um glücklich zu werden, und der fünfte braucht einfach nur einen Titel, der sechste genießt die Form der Musik, die Instrumentierung, die Zusammanstellung im Orchester, ein bestimmtes Instrument, einen speziellen Klang oder einfach etwas, das ihn an etwas erinnert und und und ... ... ... ... ...

Jetzt soll mal einer hingehen und das bitteschön "bewerten" ... o_O -> unsinnig :)

Das einzige, was man - wenn überhaupt- bewerten könnte, wäre die Umsetzung, also das WIE.

Wie spielt der den Schneewalzer, WIE dirigiert jener die Symphonie X, WIE covert die Band Song y, etc etc etc

Ich finde, Musik ist an sich viel zu schön und wertvoll, um allzu streng beurteilt zu werden in der Art der Musik. Jeder findet das, was ihn berührt. Ganz leid tun mir Menschen, die mit Musik überhaupt nichts anfangen können :(( (wenn es das so extrem überhaupt gibt)
 
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Es geht ganz und gar nicht darum, keinen Spaß zu verstehen. Aber immer wieder lässt sich doch erkennen, wie gewisse Musikrichtungen, die der eine oder andere liebt, hier belächelt werden. Und das tut weh!
Ich versuche es nochmal anders zu fassen: In der Kommunikationslehre versucht man zwischen Sendernachricht und Empfängernachricht zu unterscheiden - oft nimmt der Empfänger die Nachricht negativer wahr, als sie gemeint war.
Was tut denn weh - die Erkenntnis, dass es Leute gibt, die deine Musik nicht gut oder nicht gut genug finden? Warum denn?

Ist auch immer ein Thema der persönlichen Vorlieben, aber mir ist es immer lieber, eine ehrliche (ja, persönliche) Meinung zu hören, als nur weichgespülte Konversation zu betreiben. Wieviel ist ein Lob noch wert, wenn wir uns alle gegenseitig nur noch toll finden? Und wie langweilig wäre das dann...

Ich denke, kein Mensch ist frei von Bewertung.
 
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Die Wiener Schrammelharmonika ist bauartlich ein dreireihiges B-griff Akkordeon mit leicht veralteten Wechselbässen.
Schlapfenbässe werden die genannt da sie klanglich etwas hinterherhinken was aber Teil der Schrammelmusik ist.
Schlapfen kommt von Schlappen.
Glaube in Mettau in der Schweiz gibt es eine umgebaute Telefonzelle wo man sich loben lassen kann.
Ungefair so.
Man gibt den Grund ein und kann dann eins von mehreren Ablausvideos auswählen.
Sich selber mal loben ist auch wichtig.
Ich habe gestern mit einer diatonischen Anfänger-B-klangprobe zum Schräggriff den Hund eines Bekannten zum Mitjaulen gebracht.
Da bin ich schon stolz ...
 
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