Ursprung des Cassottos

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Ippenstein
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Guten Abend,

da ich mich auch mit dem Harmonium beschäftige, sind mir einige Dinge aufgefallen. Schon im 19. Jahrhundert hatte man mit verschiedenen Bauarten bei den Tonzungen gearbeitet - sei es die Form oder das Material, ob Niet oder geschraubt, ob einzeln oder mehrere auf Metallplatten, alles war bekannt und in Nutzung. Ebenso sieht es bei den Tonkanzellen und Stimmstöcken aus und man kannte zig weitere Raffinessen wie Tremulant, Percussion, Sourdine, Forteklappen und Expressionen. Auch war das Prinzip Cassotto schon 1852 bekannt. Zur Klangfarbengestaltung waren der tiefe und ein Normalchor in einem speziellen Resonanzkasten. Als Gegenstück gab es offene Chöre (normal und hoch). Ebenso gab es auch Schwebetonchöre.

Aus dem Harmoniumbau wurden also viele Ideen für den Akkordeonbau übernommen. Naheliegend ist auch, daß das Cassotto vom Harmonium auf das Akkordeon übertragen wurde. Jetzt aber die Frage: Wann und wo taucht das Cassotto beim Akkordeon zum ersten Mal auf?

Viele Grüße

Ippenstein
 
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Das erste "grosse" Akkordeon mit Cassotto aus deutscher Produktion scheint das Hohner 5555 von Morino zu sein, Ende 30er Jahre https://www.musiker-board.de/threads/Ältere-morino-modelle-morino-i-ii-bzw-5055-5555.543416/

Dallapè führte etwa zur selben Zeit die Maestro Serie ein mit dem schlichten, sachlichen Design ohne Intarsien, aber ebenfalls mit Cassotto. Ich meine mal gelesen zu haben, dass das Cassotto zuerst im Piemont auftauchte. Ev. fand das Cassotto über die diatonischen Instrumente zum chromatischen Akkordeon.

Auf jeden Fall eine interessante Frage. Offenbar gab es da auch keine Patentansprüche. Von dem her könnte das Cassottoprinzip schon älter sein.
 
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Von dem her könnte das Cassottoprinzip schon älter sein.

.. Mist... ich find den Artikel grad nimmer...

Aber ich hab mal gelesen, dass ein Musiker mt einem Instrument zu Morino gekommen sei und das Teil hingestellt hat und meinte, er möchte von Morino ein Instrument mit einem solchen Klang. Und von dem Intrument wurde dann wohl das Cassotto von Morino abgekupfert.

Aber wie gesagt -ich find den Artikel grad nicht mehr!

Gruß, maxito
 
Wie Beniamino Bugiolacchi, Direktor des Museo Int.le della Fisarmonica di Castelfidardo auf http://www.comune.castelfidardo.an.it/visitatore/index.php?id=400027 schreibt, wurden das Cassotto von Pasquale Ficosecco, tätig in Loreto von 1889-99 und danach in Castelfidardo bis 1927, entwickelt: "Pasquale Ficosecco a Loreto e successivamente nel laboratorio di Castelfidardo gettò le basi per gli strumenti a cassotto"

Also keine piemontesische Erfindung, wie ich oben fälschlicherweise vermutete, sondern eine Entwicklung aus den Marken und wesentlich älter.

Herr Bugiolacchi ist sicher eine Authorität auf diesem Gebiet. An anderer Stelle schreibt er über eine "Fisarmonica a Piano 1898" von Mariano Dallapè, dass es eines der ersten Piano Modelle mit Stradella Bass sei. Der Stradella Bass wurde von Mariano Dallapè erfunden und offenbar nie patentiert und konnte deshalb von anderen Herstellern nachgebaut werden. Das Patentwesen scheint zu dieser Zeit in Italien nicht sehr im Bewusstsein der Hersteller gewesen zu sein, weshalb es wohl auch kein Patent auf das Cassotto angemeldet wurde.
 
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Super, vielen Dank für die Info.
 
Das Patentwesen scheint zu dieser Zeit in Italien nicht sehr im Bewusstsein der Hersteller gewesen zu sein
Es war aber (1890) wohl auch nicht ganz unbekannt, wie sich dem Satz vor dem von accordion zitierten entnehmen lässt.

Möglich wäre auch, dass kein Patent angemeldet wurde, weil es sich beim Cassotto um einen allmählichen Prozeß handelte, also eher um eine Entwicklung als eine Erfindung; das lässt sich mit etwas Fantasie aus der Formulierung "gettò le basi" (heisst sowas wie "legte den Grundstein", wenn ich mich nicht irre...) raushören.
 

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