[Vergleich] Gibson SG 70s Tribute MET - Line6 James Tyler Variax

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Teppei
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Hallo zusammen

vor drei Monaten hatte ich das Glück eine Gibson SG 70s Tribute gewinnen zu können.
https://www.musiker-board.de/artikel/gitarre-gibson-sg-70´ies-tribute-mit-mine-tune-system/
Da die Gitarre schon durch einige fachkundige Hände gegangen ist und somit einige hervorragende Reviews entstanden sind, möchte ich den Fokus nun auf einen Vergleich mit meiner James Tyler Variax liegen.

IMG_4539.jpg


Warum überhaupt dieser Vergleich? Auf den ersten Blick erscheinen die Gitarren vollkommen unterschiedlich. Auf der einen Seite die Modelling-Gitarre, die flexible und modern ist, und hier die puristische Gibson.
Puristische Gibson? Naja... nicht ganz.
Prinzipiell handelt es sich hier um eine ganz normale SG - 2 Humbucker, klassische Schaltung - total einfach.
Dreht man jedoch den Hals etwas nach vorne und betrachtet die Rückseite der Kopfplatte entdeckt man das MiniE-Tune System.

Hiermit stimmt die Gitarre sich selbst. Das ganze funktioniert so, dass man das System anschaltet, alle Saiten anschlägt und ggf. dann noch einzelne Saiten anspielt.
Übermässig schnell ist das allerdings nicht. Stimmt man nur kurz nach, ist man manuell meiner Erfahrung nach genauso schnell. Das MiniE-Tune verstimmt gerne mal alle Saiten um dann wieder auf die richtige Stimmung zurückzukehren.
Deutliche Vorteile hat es allerdings bei einer stark verstimmten Gitarre - aber das ist während einer Probe ja nicht der Normalfall.

Hier gibt es die erste Kritik - mir ist es inzwischen ein paar Mal passiert, dass ich in kurzen Spielpausen nachstimmen wollte, das ETune aber zunächst die Gitarre komplett verstimmt hat und dann relativ lange wieder gebraucht hat, um die richtige Stimmung zurückzubringen.
Da kann es vorkommen, dass man statt einer leicht verstimmten E-Saite beim nächsten Einsatz erstmal mit einer komplett verstimmten Gitarre dasteht.


Was lässt sich denn nun eigentlich mit der Variax vergleichen?
Beide Gitarren ermöglichen es auf alternative Tunings umzustimmen. Das ist für mich wesentlich interessanter als das automatische Nachstimmen.
Während die Gibson die Saiten "wirklich" umstimmt, wird bei der Variax lediglich digital die Tonhöhe verändert.

Beides hat verschiedene Vor- und Nachteile, die ich nun erläutern möchte.
Konzeptbedingt funktionieren die alternativen Tunings der Variax nur am Verstärker - die Gibson hat hier den Vorteil auch akustisch im "echten" Tuning zu klingen.
Spielt man zu leise, hört man den akustischen Klang der Variax durch und bekommt je nach Tuning sehr unmusikalische Klänge.
Im Proberaum spielt das keine Rolle, aber gerade zuhause ist doch schon ein hoher Pegel nötig - oder Kopfhörer.
Probleme, die die Gibson natürlich nicht hat - hier klingen die Saiten im gleichen Tuning wie das Signal der Tonabnehmer und wer möchte kann auch akustisch spielen.

Dafür hat die Gibson das Problem, dass die möglichen Tunings sehr durch die Saitenstärke eingeschränkt sind. Hier ändert sich (logischerweise) nichts zu einer normalen Gitarre. Alles was über einen Halbton Abweichung hinaus geht, ist äusserst grenzwertig.
Bei der Variax hingegen sind etwa 2 Ganztöne machbar, bevor es anfängt künstlich zu klingen.
Dazu ist die Spielbarkeit der Variax immer identisch - während die Gibson z.B. beim Runterstimmen auf DropD schon mit einer lockeren tiefen E-Saite zu kämpfen hat.

Die Bedienung des MiniE-Tune finde ich persönlich etwas unglücklich.
Es gibt lediglich eine grün/rot/blaue Anzeige pro Saite. Die verschiedenen Tunings befinden sich dann hinter einer Buchstaben/Farben Kombination. Hier muss man eben auswendig lernen, wo sich welches Tuning versteckt.
So findet man DropD in der roten Bank unter "G" - eine Logik hinter den Belegungen ist nicht immer zu erkennen. Es lassen sich zwar benutzerdefinierte Tunings in der "blauen" Bank speichern, die vordefinierten Tunings allerdings nicht ändern.
Wer z.B. nur E und DropD benötigt, kann diese nicht einfach hintereinander speichern - oder muss zwei Benutzerspeicherplätze opfern.

Auch weitere Funktionen, wie z.B. das automatische Saitenaufziehen, sind hinter Tastenkombinationen verborgen. Hier lasse ich einfach mal die Bedienungsanleitung sprechen:
„EIN“ DRÜCKEN. DAS SYSTEM WIRD EINGESCHALTET UND IST AUF DIE ZULETZT IM MEHR-SAITEN-MODUS ABGESCHLOSSENE STIMMUNG EINGESTELLT.
„
ZURÜCK“ DRÜCKEN, UM IN DEN STIMMUNGSAUSWAHLMODUS ZU WECHSELN.
DIE MENU-LED LEUCHTET NICHT.
„
HOCH“ DRÜCKEN UND GEDRÜCKT HALTEN,BIS DIE MENU-LED WEIß LEUCHTET, UM DAS FUNKTIONSMENÜ AUFZURUFEN.
Alles klar? :)

Mir persönlich ist das zu umständlich und nicht wirklich intuitiv.

Bei der Variax sind zumindest die Tunings auf dem Einstellrad direkt benannt. Bleibt man hier bei den Werkspresets, kommt genau das was drauf steht. Zudem lassen sich hier alle Speicherbänke überschreiben und verschieben - dann stimmen hier allerdings auch die Namen nicht mehr.
Insgesamt erscheint mir die Bedienung hier wesentlich durchdachter.




Ein weiterer Vorteil der Variax ist die Möglichkeit Tunings direkt ohne Verzögerung wechseln zu können. Das ganze lässt sich mittels Pod auch per Fuß schalten.

Klanglich ist die Gibson jedoch vorne, sie klingt immer genauso wie eben eine entsprechend gestimmte Gitarre. Die Variax wird gerade bei starken Tuning-Änderungen etwas künstlich - im Bandkontext egal, für professionelle Aufnahmen ist das aber nichts.

Mein Fazit ist allerdings etwas zwiegespalten:
Im Gebrauch finde ich die Variax wesentlich praktischer und finde das System auch deutlich nützlicher. Sie eröffnet eben neue Möglichkeiten - z.B. Tunings während eines Songs per Fußtritt zu wechseln. Dazu ist die Bedienung relativ intuitiv und selbsterklärend.
Die Gibson ist wunderbar wenn man nur eine Gitarre mit zur Probe mitnehmen will. Tuner ist nicht notwendig und man ist direkt gestimmt. Um wirklich alternative Tunings zu nutzen, muss man allerdings deutliche Kompromisse bezüglich der Saitenstärke eingehen.

Mir persönlich ist das System sein Geld nicht wert - ein kleiner Kopfplattentuner passt in jede Tasche und zum Nachstimmen reicht das völlig aus. Es ist durchaus witzig die Reaktionen anderer Leute zu beobachten wenn die Mechaniken sich alleine drehen und auch durchaus angenehm.
Dennoch wäre mir dieser Luxus zu teuer


Ich möchte mich auf jeden Fall bei allen Beteiligten bedanken, dass ich diese wunderbare Gitarre gewinnen konnte.
 
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