Vor Leuten spielen...

Ja natürlich.
Wenn Du eine bewährte Routine abspulst, warum soll man sich da nervlich fertig machen? Noch dazu im Bandverbund (also mit Netz und doppeltem Boden) und bei einem Anlass, bei dem das Publikum mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt ist...

Ich dachte hier geht es um eine relativ ungetestete Höchstleistung, von der auch etwas abhängt.
Das kann man ja nicht miteinander vergleichen und deshalb meine Bitte um Konkretisierung des Problems.
 
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Hier die Original Einladung zum Diskurs . . .
Tja, manchmal muss man .... vor Leuten spielen. Die Tante hat den 80sten, ein Akkordeonorchester spielt im Wettbewerb und man ist als Solo-Akkordionist auserkoren oder der Verein will, dass man tatsächlich auf dem Dorffest mit der Quetsche antanzen muss. Bestimmt hatten / haben manche von uns Horrorszenarien, die einem richtig den Schlaf rauben können. Hier der Alptraum eines Pianisten:
Darauf hin hat wohl so jeder das geschrieben was er meint aus seiner Sicht hilfreich zu sein. Eine allgemein gültige Gebrauchsanleitung dürfte es da wohl nicht geben.
 
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Ich oute mich auch als "abhängiger" Notenspieler.
Das sieht bei öffentlichen Auftritten so aus: Großer IPAD 12,9" mit entsprechendem Bodenständer befestigt - Songbook+ (als Notenanzeige) und Bluetooth Bodentreter zum vor- und zurückblättern.
Die Stücke sind natürlich so eingeübt, dass sie "sitzen". Deshalb muss ich dann auch nicht ständig ins IPAD gucken.

Mir ist bewusst - ohne wär's besser.

Ein kleines Beispielt fällt mir zu dem Youtube-Video ein.
Ich wurde im Herbst kurzfristig gebeten, einem Brauch musikalisch etwas mitzugestalten.
Häuslebauer wird kurz vor Fertigstellung des Dachstuhls ein Baum von der Baustelle entwendet - geschmückt und dann mit trara zurückgebracht.
Wollte einen Walzer zum besten geben, den ich tausendfach schon ohne Noten in vielen Situationen gespielt habe - und ich habe vier oder fünf Anläufe benötigt um überhaupt mal die Einleitung halbwegs zu spielen. Auch anschließend war ich alles andere als souverän.

Nach meiner Meinung lag es (bei mir) daran, dass ich einige der involvierten Leute eher meide und mich dadurch unwohl fühlte.

Vielleicht war dies auch ein Grund für das "Versagen" des jungen Mannes im Video.
 
Bitte um Konkretisierung des Problems
Ja, ursprünglich hatte ich einen besonderen Kontext im Auge. Um aber mehr Aspekte zu bekommen, habe ich allgemeiner formuliert und hielt das auch bisher für besser. Schließlich kamen ja auch viele Antworten und viele davon fand ich interessant, entweder weil ich daran noch nicht gedacht habe, es sich aber lohnt daran weiterzudenken oder weil dadurch ein Teil des Problems deutlich wurde. Vielen Dank dafür.

Da du jetzt zwei Mal nachgefragt hast, @Klangbutter, hier mein ursprünglich nicht bis ins letzte formulierte Szenario:

- Es gibt Noten von dem Stück. Man spielt also nicht irgendetwas total frei.
- Die Schwere des Stücks liegt an der Grenze des individuell Machbaren, aber noch nicht so weit drüber, so dass man das gar nicht packen kann.
- Es gibt ein Publikum, das sich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befindet und zuhört (also kein Auftritt vor einer alkoholisierten Karnevalsgesellschaft um 4.00h morgens).
- Man spielt alleine, befindet sich also in der Situation des Pianisten im Video.
- Der Auftritt muss gut sein. Es ist also nicht egal, wie man liefert, sondern es sollte alles akkurat sein.

Vielleicht ist folgende Frage besser:
Woran scheitert der Pianist? Was muss ich tun, damit mir derartiges nicht passiert? (Und weil ich neugierig bin und immer mehr wissen möchte: Kann man einen völligen Drop out überhaupt mit 100% Sicherheit vermeiden?)
 
. .. . . . .

Das halte ich für nicht relevant. Was für den Wettbewerbs-Profi die gis-Moll-Etüde mag für den Anfänger der Schneewalzer sein. Das Problem bleibt das gleiche.

Da kann ich @lil nur Recht geben, es geht sicher nicht um die Technik und das Stück. Für den/die eine(n) ist es die gis-moll-Etüde (wohl für die geringe Anzahl) für den/die andere(n) eben was einfaches (muss ja nicht gerade Schneewalzer sein ;)). Das Problem bei dem Video von @Bernnt ist, dass der junge Mann einfach eine Blockade hatte, ist mir sogar schon beim Motorrad fahren passiert, was ich jedoch noch korrigieren konnte - sch**** Gefühl kann ich nur sagen.
Vermeiden wird sich so eine Blockade wohl nie. Um eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln, die einen befähigt sich auf seine Musik zu konzentrieren kann man vielleicht sogar trainieren. Routine hilft natürlich immer. Und wenn @Klangbutter was aus den oberen Regalen seines Repertoires vorträgt muss er sich sicher ebenso darauf konzentrieren, wie meiner-eins auf einen flotten Oberkrainer - die Kundschaft mag eine andere sein, da hat er recht.
 
Kann man einen völligen Drop out überhaupt mit 100% Sicherheit vermeiden?

Hallo,
ich denke zu 100% kann das niemand ausschließen, aber man kann mit Sicherheit einiges dafür tun, einen Blackout zu vermeiden, bzw. seine Folgen zu mindern.

- Die Schwierigkeit des Stückes so wählen, dass man es locker und streßfrei spielen kann.
- Das Publikum nicht als Kontrollinstanz sehen
- seinen Perfektionismus im Zaum halten
- Umgang mit Fehlern lernen (wie komme ich wieder rein, keine Gedanken mehr an den Fehler und seine vermeindlichen "Folgen" verschwenden)
- Einen "Plan B" in der Tasche haben (auf anderes Stück, andere Interpretation umschwenken)

Sicher, bei manchen Situationen wie z. B. wichtige Auditions, Aufnahmeprüfung sind sind Fehler, oder sogar ein Blackout fatal.
Aber immer daran denken, dass das Leben weitergeht und auch viele gute Musiker schon Vorspiele "vergeigt" haben. Es gibt viel viel Schlimmeres ;)

PS: Hätt ich fast vergessen: Natürlich ist eine gute Vorbereitung/Üben die Voraussetzung für Alles
 
Sicher, bei manchen Situationen wie z. B. wichtige Auditions, Aufnahmeprüfung sind sind Fehler, oder sogar ein Blackout fatal.
Ich hab ja eine Schule mit Instrumentalunterricht besucht, dort vier Jahre klassische Gitarre gelernt und darin auch maturiert. Natürlich war es wichtig, die in Frage kommenden Stücke vorher gut zu können. Ich hab sie wirklich bis zum Umfallen geübt, lediglich eines der Stücke ist mir bis zum Schluss schwerer gefallen. Aber da eh nur ein Stück kam, das ich jetzt mal als mittelschwer bezeichnen würde, war das ok.
Ich hab mich bei der Präsentation prompt vertan - hab auf eine Akzentuierung vergessen, die ich vorher hunderte Male korrekt geübt hatte. Aber da hab ich ja eine dicke Haut entwickelt: einfach weiterspielen, als sei nichts geschehen.

In dem Fall des Pianisten aus dem Eröffnungspost kann ich nur sagen: armes Schwein, der hat ja wirklich eine absolute Blockade und mangels Noten auch nichts woran er sich in dieser Situation festhalten kann. Ich glaub ich wär an seiner Stelle auch mit hochrotem Kopf abgetreten.

Ansonsten kenne ich solche Hänger nur von Auftritten mit der Band - wo ich dann plötzlich mitten im Stück nicht mehr weiß wie es weitergeht. Auch irgendwie peinlich, aber in der Band überspielt man das leichter und kommt, durch die Mitmusiker, auch leichter wieder rein. Und Soloauftritte hab ich eigentlich nicht mehr, wenn dann ist es zwangloses herumspielen zB beim Lagerfeuer. Und da ist es dann egal ob man mal einen Hänger hat.
 
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Ich glaub ich wär an seiner Stelle auch mit hochrotem Kopf abgetreten.
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Wichtig ist es nach so einem Erlebnis, das Ganze so psychisch zu verarbeiten, dass man nicht auf Dauer um dieses Problem kreist ( Stichwort Versagensängste), sondern konstruktive Lösungsansätze für sich entwickelt. Manchmal hilft dabei ein guter Coach.
 
Moin@Klangbutter, wie so ein Coaching abläuft, hängt von dem fachlichen Ausbildungshintergrund des jeweiligen Coaches ab und dem Thema, das der Klient bearbeiten möchte. Der Ausbildungshintergrund von Coaches ist sehr unterschiedlich, die Qualität auch. Ich kenne einen Hypnotherapeuten, der sehr viel Erfahrung in der Arbeit mit Sportlern und auch Musikern hat, die sich für wichtige Wettkämpfe und Auftritte professionelle Unterstützung wünschen. Solltest du an detaillierteren Informationen interessiert sein, schreib mich über PN an.
LG Tygge
 
Im Fall des Pianisten im Eröffnungsthread spielt es keine Rolle, ob er Noten vorliegen hätte oder nicht. So ein Stück kann man nur auswendig vortragen. Und entweder sitzt es oder nicht, und wenn man einmal patzt, ist es wohl schwer, es bei einem neuen Versuch gleich hinzubekommen. Ausserdem ist es bei einem Klassik-Stück kaum möglich bei einem Verspieler weiterzumachen, zumindest schwieriger als bei U-Musik. Meine Güte, wie oft verspiele ich mich? Freundlich lächeln und weitermachen, und gut.
 
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