Die meisten DAWs arbeiten mit 32bit Float intern, das ist auch von den Plugin-Schnittstellen her so definiert. Rein rechnerisch ergibt sich damit ein Dynamikumfang von 1528dB.
Tippfehler? Selbst wenn man sich das FP32 so schön rechnet, dass man Vollaussteuerung 32 Bit Mantisse gegen die minimals darstellbare Zahl 1/32 Bit vergleicht, was dann <64 Bit wären, kommt man nur zu knapp 380 dB. Richtig betrachtet hat man beim FP32 nur knapp 31 Bit Dynamik in beide Richtungen +/- und damit 186dB für ein maximales Signal.
Ans Audio-Interface wandern allerdings höchstens 24bit Integer, und wer also im Mixer seiner DAW übersteuert
Bei der Annahme komme ich auch nicht mit. Wenn da 24 Bit weitergereicht werden, sind das i.d.R die oberen, da passiert also kein Clippling sondern eine Rundung unten. Diese ist aber bei 24 Bit herzlich egal, wenn das Signal einigermaßen ausgesteuert wird.
Aber zum Thema:
Jetzt frag ich mich: Wie kann das sein, dass man trotz Übersteuerung nichts Störendes hört
Dazu müsstest du erst einmal den Signalpfad genauer ansehen, d.h. was macht denn der DAC, was macht dessen Ausgangsfilter und Bandbegrenzung und was macht dann der Kopfhörer-Verstärker daraus. Was also kommt an dem KH überhaupt an und was macht der daraus? Da dort allerlei Filter rumhängen, kann man vermuten, dass von den Clips überhaupt nicht viel ankommt, sondern diese glattgefiltert werden, d.h. im Einzelfall, dass die fehlende Kappe eines Bogens per Interpolation wiederhergestellt wird, oder zumindest kommt etwas bandbegrenztes raus. DACs haben eine begrenzte Anstiegszeit und settling time, d.h. deren analoger Ausgang macht nicht alles sofort mit, was das digitale Eingangssignal vorgibt. Vielmehr gibt es dort auch Ein- und Überschwinger.
Die massiven Verzerrungen die das Clipping erzeugt, treten mithin auch in digitalen Systemen besonders zutage, weil die unter der Abtastratenbeschränkung unterliegen, in Einzelfällen sogar zusätzliche Spiegelfrequenzen erzeugen und entsprechend reagieren. D.h. es liegt eine Überbetonung vor, die unter Zuhilfenahme einer analogen Kette gar nicht abbildbar ist - bzw. nicht in dieser Weise entsteht. Es macht dann weiter auch einen Unterschied, um man einfach die Rohdaten der Audiodatei weitergibt, oder die DAW überabtastet arbeitet, wie es praktisch alle industriellen Mess- und Testsystreme (AWGs) tun und dann den DAC noch shapen und dithern. D.h. es könnte eine digitale Vorverarbeitung drin hängen, die das wegprozessiert - ohne dass es ausdrücklich vorgegeben wäre.
Und letztlich kann man sehr oft beobachten, daß besagte Kopfhörer an sogenannten "Kopfhörerverstärkern" hängen, die nochmal ein besondere Eigenleben haben und Brillianz in den Klang bringen - besonders wenn da Röhren verbaut sind - oder aber es liegen noch Exciter et all im Signalpfad. D.h. dem Ohr wird ohnehin schon "Angeschärftes" angeboten, es ist daran gewöhnt und abgestumpft - kann also kleinere Verzerrungen gar nicht mehr wahrnehmen.
Aufschluss über Verzerrungen, Eigenleben von Verstärkern und dem was da hinten wirklich rauskommt, liefern Oszilloskope und Spektumanalysatoren.