Warwick Bass Camp 2013 - Erfahrungsbericht

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Nachdem das Bass Camp jetzt eine gute Woche her ist, ein Großteil der in meiner Abwesenheit angefallenen Arbeit wieder aufgearbeitet wurde und ich langsam beginne, die Eindrücke zu verarbeiten, finde ich endlich die Zeit und Muße, ein wenig ausführlicher über meine Erlebnisse zu berichten.

Die Organisation im Vorfeld lief völlig unproblematisch ab, wobei in meinem Fall die Besonderheit bestand, daß ich nicht nur am Bass Camp teilnehmen würde, sondern zudem mit meiner Band am Abschlussabend spielen würde: nach meiner Anmeldung über Gitarre & Bass meldete sich eine Mitarbeiterin von Warwick, um abzuklären, wie viele Zimmer wir brauchen würden. Später meldete sich dann noch Ove Bosch als Warwickinterner Organisator mit einem Fragebogen, auf dessen Grundlage er die Studentengruppen einteilen wollte.

Da meine Anreise laut Navi mindestens fünf bis sechs Stunden dauern würde, entschloß ich mich dazu, bereits am Sonntag zu fahren, weil ich keine Lust hatte, wegen des montäglichen Berufsverkehrs ein bis zwei Stunden länger im Auto zu sitzen. Bei meiner Ankunft bei schönstem Wetter im Vogtland habe ich erstmal nicht schlecht gestaunt, in was für einem riesigen Hotelkomplex (IFA in Schöneck) wir untergebracht waren - im Winter geht dort mit den Skifahrern wahrscheinlich richtig die Post ab. Die Zimmer glänzen nicht durch Chic oder Gemütlichkeit, sind aber sehr sauber und zweckmäßig.

Abends in der Hotelbar traf ich dann die ersten Teilnehmer: neben Mad Jazz Morales noch einen aus Kanada und eine aus Holland - ein erster Hinweis darauf, wie international das Camp schon ist. Die weiteste Anreise hatte übrigens (noch vor den USA und Costa Rica) ein Teilnehmer, der extra für das Camp aus Australien kam.

Am Montag gab es noch keinen Unterricht, sondern nur ein gemeinsames Abendessen mit anschließender Session - vermutlich dem Umstand geschuldet, daß eben doch viele Teilnehmer erst am Montag anreisten. Die Abendessen fanden nicht im IFA statt, sondern in einem kleinen Gasthaus in der Nähe der Firma, dem Alpenhof in Markneukirchen. Der Transport dorthin (wie auch an den folgenden Tagen zur und von der Firma, wo die Workshops stattfanden) erfolgte durch einen privaten Shuttleservice.

Am Dienstag ging es dann endlich los mit den Workshops! Dazu hatte Ove mithilfe der im Vorfeld von den Studenten ausgefüllten Fragebögen sechs Gruppen gebildet, in denen in etwa dasselbe spielerische Niveau sein sollte. Jeden Tag gab es vier Lerneinheiten von jeweils 90 Minuten. Die Herangehensweise der Lehrer an die Workshops war sehr unterschiedlich, so daß nie Langeweile aufkam, man aber auch unterschiedlich viel mitnahm.

So hatte sich beispielsweise Ove ein ganz konkretes spieltechnisches Problem ausgesucht, nämlich da korrekte Abdämpfen der Saiten. Das war für mich sehr lehrreich, weil ich mich (als weitgehender Autodidakt) noch nie ernsthaft mit diesem Thema beschäftigt hatte und bislang eher intuitiv an die Sache herangegangen war.

Dagegen hat etwa Leland Sklar "nur" von seinem Werdegang berichtet und viele Details aus seinem Studioalltag zu Besten gegeben. Obwohl man aus diesem Workshop keine konkreten Übetipps mitnehmen konnte, war er doch überaus interessant und unterhaltsam.

Für mich waren die ergiebigsten Workshops die von John Patitucci und Victor Wooten. John gab uns Tipps und Hinweise für rhythmische Unabhängigkeit sowie dazu, wie man Skalen möglichst musikalisch verinnerlichen kann.

Der wahre Augenöffner war aber tatsächlich die Zeit mit Victor Wooten. Auch wenn man (wie ich) schon vieles über seine Herangehensweise an Musik und Didaktik aus Videos und/oder seinem Buch kennt - das mal in natura präsentiert zu bekommen, ist ein echtes Erlebnis und wieviel Informationen er in diese 90 Minuten gepackt hat, ist wirklich unglaublich. Hier ein kurzes Beispiel, wie er uns einen an sich selbstverständlichen Sachverhalt verdeutlicht hat:

Jeder weiß, daß niemand Lust hat, endlosem Skalengedudel zuzuhören, aber die meisten spielen dann doch ohne Punkt und Komma, wenn sie erstmal loslegen. Um das zu ändern, ist es natürlich perfekt, wenn man seine Solos (zumindest im Kopf) mitsingt, aber nicht jeder ist mit seiner Gehörbildung schon so weit. Als Vorstufe funktioniert Folgendes:

Victor spielte einen einfachen Groove mit zwei Akkorden (ii - V), bat eine Studentin, sich aus der dazu passenden Skala drei Töne auszusuchen und forderte sie auf, ausschließlich mit diesen Tönen zu solieren. Das Ergebnis war schon ganz gut, aber man konnte hören, daß insbesondere die Phrasierung verbesserungswürdig war. Nun erklärte Victor ihr, er werde ihr Fragen stellen und wenn sie antworte, solle sie mit demselben Rhythmus, in dem sie die Antwort gab, solieren - wieder nur mit den drei Noten. Das Ergebnis war erstaunlich: obwohl sie dieselben Noten spielte, klang es auf einmal wirklich nach Musik!

Wie gesagt: ein simpler Trick und für den einen oder anderen vielleicht auch nichts Neues, aber für mich ein effektiver Einstieg in musikalisches Solieren. Ich habe mir vorgenommen, auf diese Weise jetzt mal meine Skalen und Arpeggios zu üben.

Abends nach dem Essen gab es immer Sessions und da zeigte sich eine Besonderheit des Camps: die gesamte Atmosphäre war völlig entspannt und frei von Neid oder Missgunst! Jeder kennt die Leute von der Musikerpolizei, die mit verschränkten Armen und skeptischem Blick vor der Bühne stehen und denen man ansehen kann, daß sie denken: "Na, dann zeig mal, was Du drauf hast! Ach, das ist alles? Das kann ich aber besser..." So etwas habe ich nicht einmal beobachtet - im Gegenteil: jeder, der gespielt hat, bekam Respekt und Anerkennung. Egal, auf welchem Niveau er oder sie spielte. Aus diesem Grund hat sich dann die anfängliche Ehrfurcht vor den Weltklassebassisten recht schnell gelegt und im Laufe der Woche haben einige Leute auf der Bühne gestanden, die sich anfangs mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben - ich eingeschlossen!

Weiteres Highlight war für mich dann noch unser Auftritt mit Jamirolike am Abschlußabend und die Tatsache, daß wir Stuart Zender kennenlernen durften, der sich unseren Gig auch angehört hat - wenn ich nicht wegen der lockeren und netten Atmosphäre der Woche so entspannt gewesen wäre, hätte sich an dieser Stelle wahrscheinlich leichte Nervosität eingeschlichen ;) Klasse war auch, daß ich beim Aufbau dann endlich Burn-e kennenlernen konnte, nachdem wir uns während der Woche zwar gesehen aber nicht erkannt haben

Im Ergebnis war die Woche für mich ein voller Erfolg und ich kann die Teilnahme an dem Camp nur jedem empfehlen - ich werde jedenfalls nächstes Jahr wieder dabei sein.
 
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Schöner Bericht.
Mich würde mal genauer interessieren was es alles in allem gekostet hat
und wie man sich des vorstellen muss.
Da spielt dann abends Victor Wooten (z.B.) und dann kann man als Noname auch dort (mit ihm ) spielen oder
geht des nur mit eigener Band ?
 
Vielen Dank für den (ersten) Bericht zum Bass Camp :great: . Wie werden die Gruppen denn dann genau kategorisiert? Und ich gehe davon aus, Burn-e und du wart in jeweils unterschiedlichen Gruppen? Wäre doch vielleicht nett, auch in Anbetracht des folgenden Berichtes von Burn-e, ob ihr euch vielleicht mal kurzschließt und euch einen Lehrer aussucht, und berichtet, was es für Unterschiede in der jeweiligen Unterrichtsstunde gab (nicht im Detail, mehr grob).

Ich war ja "nur" beim Open Day und der Party Abends, konnte dich aber nirgends zuordnen, hätte mich aber wohl auch nicht aufgedrängt. Auch deinen Auftritt habe ich dann abends wohl verpasst, wir sind nämlich kurz vorher Richtung Hotel gefahren, da wir ja leider abseits untergebracht waren, nach der langen Anfahrt morgens aber auch nicht so fit waren sind wir dann etwas früher Richtung Hotel gefahren.
 
Die Woche kostete 599,-€ für Hotel, Workshops, Verpflegung und Shuttle - daran werden Warwick und G&B wohl nichts verdient haben.
Und ja: abends konnte jeder, der wollte, auf die Bühne. Es war immer der Drummer von Andy Irvine da, manchmal hat Victor Wootens Sohn getrommelt und einmal hat auch Chester Thompson gespielt.
 
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klingt cool
 
Hallo, Cold Prep - ja, jeder, der Lust hatte, konnte zu Victor auf die Bühne kommen, und Victor hat immer wieder betont, dass Angst, sich zu blamieren, wirklich fehl am Platz ist.

Und nicht nur das - die Schüler durften auch seinen berühmten Bass live auf der Bühne ausprobieren.

Victorbass.jpg


Beste Grüße
Johannes Schaack
Warwick/Framus Social Media-Team
 
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Cooler Typ ohne Berührungsängste wie es scheint :great:
 
Ein guter Freund von mir hat vor ein paar Jahren bei dem, ich glaube 2-wöchigen, Wooten Wood's Bass Camp teilgenommen. Er erzählte mir auch, dass es dort sehr locker zuging und auch alle Bassisten dazu animiert wurden, am letzten Abend mit auf die Bühne zu gehen. Das hat sich wohl auch richtig gelohnt.

Waren die Gruppen denn gut eingeteilt, wenn dies "nur" aufgrund eines Fragebogens ggeschah? Im oben genannten Camp musste sich jeder Bassist zu Beginn mit seinem Bass für ein ein paar Minütchen vorstellen. Das reichte den Lehrern aus, um die Schüler richtig einteilen zu können, denn die haben wirlich viel Erfahrung und erkennen das Niveau eines Schülers wohl sehr schnell. Ich frage nur aus Interesse, ich will nicht klugscheißern oder so :) Ich kann mir eine Einteilung nach Fragebogen wirklich schwer vorstellen.
 
Da gab es sicher den einen oder anderen, der vielleicht nicht wirklich in der richtigen Gruppe ist, aber ein Wechsel wäre unproblematisch gewesen und stellte sich dann letztlich doch nicht als erforderlich heraus.
 
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Ich überlege, mir das Bass Camp dieses Jahr mal zu gönnen. Inzwischen kostet es ja das dreifache...!

Gibt es noch weitere Teilnehmer aus den letzten Jahren, die noch etwas berichten können?
 
Ich bin jetzt angemeldet und freue mich sehr darauf! :)

Bisher bestätigte "Professoren":

- Justin Chancellor
- Steve Bailey
- Billy Sheehan
- Henrik Linder (Dirty Loops)
- Michael Manring

Bin gespannt, wer da noch dazukommt!
 
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Allein für Justin lohnt sich das schon... viel Spass wünsche ich dir auf jeden Fall!
 
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Hat sich gerade erledigt... :sick:

"
BREAKING NEWS: It is with a heavy heart I have to announce that the Bass Camp is cancelled. Due to internal reasons the company changed its plans.
With the best of memories I want to thank each and every one who has been a part of one of the Camps, be it professors, students, supervisors, Warwick staff, external staff etc.
I'm looking forward to seeing you at any other occasion.
Cheers
Ove"
 
Was ein Mist :(
 

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