Welche Tests bei Gebrauchtkauf von Privat sinnvoll?

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Wie in einem anderen Thread erwähnt, bin ich Akkordeon Anfängerin und möchte morgen eine Gebrauchte anschauen.

Da ich bei einem Privatkauf bekanntlich keine Gewährleistung habe, ist es wichtig, dass ich Fehler an Ort und Stelle erkenne. Daher meine Frage an ExpertInnen hier, welche Tests ich mit dem Instrument sinnvollerweise durchführen kann.

Zuerst der optische und Geruchscheck, klarerweise. Dann möchte ich die Dichtheit des Balgs prüfen, indem ich ihn ein paar Mal auf und zu mache und horche, ob die Lust wo anders als beim Ventil rausströmt, alle Tasten einmal durchspielen, einzeln und dann zusammen mit den Bassknöpfen, ob die Tonhöhen passen. Auf meinem Handy habe ich eine Stimmgabel-App, damit kann ich die 440Hz checken (passt bei meinem derzeitigen Leihakkordeon perfekt).

Gibt es noch andere Tipps für mich?

Danke für jeden Hinweis,
Manuela
 
Eigenschaft
 
Bei der Stimmgabel-App fällt mir ein: Es gibt auch Stimmgeräte-Apps, damit könntest Du außer den 440 Hz auch die Tonhöhen insgesamt überprüfen - oder zumindest einzelne Töne gegenchecken, wenn Dir beim Hören was nicht ganz koscher vorkommt.
 
Wil, danke für den Link. So einen Thread hatte ich gesucht, aber nicht gefunden.
Manul, dann werde ich mal suchen gehen. Ich habe noch einen Tongenerator auf dem Handy, wo sich die Frequenzen allerdings nur per Drehregler einstellen lassen, wodurch sich das Treffen einer bestimmten Frequenz zum Glücksspiel gestaltet.
 
Welches Betriebssystem hast Du denn auf dem Handy? Für Android liefert eine Suche im Play Store seitenweise Treffer. Ich habe DaTuner und PitchLab installiert, beide in der kostenlosen Version. Scheinen gut zu funktionieren, oft benutzt habe ich sie allerdings noch nicht.
 
Hallo,

bitte bei Stimmgeräten bzw. entsprechenden Apps beachten, dass das Tremolo deren Funktion evtl. beeinträchtigen kann!
 
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Guter Hinweis, @Wil_Riker, daran hatte ich in der Tat nicht gedacht. Die gründliche Methode wäre dann wohl, zuerst das Einzelzungenregister (nennt man das so?) mit dem Stimmgerät und anschließend das Tremoloregister mit den Ohren zu prüfen. Wenn das einigermaßen homogen klingt, sollte von der Stimmung her alles in Ordnung sein - oder mache ich da noch einen Denkfehler?
 
Hallo Manul,

ja, so würde ich das auch machen.
 
wegen Tuner Apps: Habe gerade gesehen, dass es die Stoboskop-Tuner Software, die ich bei der Lucia zum Stimmen verwendet habe, mittlerweile auch als App gibt.
Im Suchfenster "kmlen Tuner" eingeben.
Das Ding nimmt auch mehrere Töne (Tremolo) gleichzeitig auf. Am Laptop/PC war ich von der Freeware sehr angetan ...
 
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Hallo Manuela, sehr lustig ist allerdings der Satz
ob die Lust wo anders als beim Ventil rausströmt,
Das fände ich für meinen Teil gar nicht so bedenklich :):great:
Gruß Ben
 
Ja, meine Victoria hat sogar einen Lustknopf!
 
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Hallo Manuela,

ein Gebrauchtkauf beim Akkordeon ist immer eine spannende Sache. Restlos sicher ist man nie und DAS Trauminstrument, zu günstigem Preis, ohne jeglichem Makel wird es in Natura vermutlich nicht geben.

Aber, wenn man eine Reihe von Dingen beachten, dann kann man zumindest faule Angebote eingiermaßen sicher erkennen.

In den obigen Posts wurde eifrig über die Stimmungsfrequenz diskutiert und wie man die 440 Hz misst. Wenn man eher für sich alleine spielen mag und das Instrument nicht zu einem Orchester passen muss, dann wäre mir die Grundstimmungsfrequenz relativ egal. Ob das Instrument nun mit a= 440 Hz, 441, oder 443 Hz gestimmt ist. wäre mir ziemlich egal. Einzig wichtig, ist, ob das Instrument in sich gestimmt ist und stimmig klingt. Dazu brauch ich aber kein Messgerät - das hört man recht schnell, wenn man der Reihe nach die Register durchschaltet und jeweils die Tonleiter langsam hoch und runter spielt und dann auch immer die Oktave dazugreift.

Ein gebrauchtes Instrument wird so gut wie nie eine perfekte Stimmung aufweisen. Minimale Verstimmungen sind praktisch immer dabei.

Viel interessanter ist über die Vorgeschichte des Instruments was zu erfahren um abschätzen zu können, wie strapaziert das Teil schon ist und ob irgendwelche versteckte Mängel zu erwarten sind.




Und man kann mit dem Instrument eine Art Checkliste durchgehen:

Eine komplette Checkliste für Gebrauchtkauf würde Seiten füllen, aber eine "Kurzform" und etwas gesunder Menschenverstand reichen hierzu in aller Regel auch.

  • - was ist genau in der Beschreibung beschrieben - kann man das auch anders auslegen, oder ist die Formulierung unmissverständlich eindeutig?-> trotz seeligem Kaufrausch und "fast schon Besitzer sein" - trotzdem klaren Kopf behalten!!!!
  • - wenn Bilder dabei sind - zeigen die auch das beschriebene Instrument und sind alle Bilder vom selben Instrument (ist durchaus nicht immer so!)-> wenn nicht: Finger weg!
  • - stimmen Beschreibung und der Eindruck bei der Besichtigung überein?-> wenn nicht - vorsicht!
  • - sich die Geschichte des Verkäuferse erzählen lassen, wie er zu dem Instrument kam, und wieso er es verkauft - passt das alles oder klingt das komisch?
  • In dem Zusammehang sich auch bestätigen lassen, dass er alle Rechte besitzt, dieses Instrument zu verkaufen (also "frei von Rechten dritter" - vornehme Umschreibung, wenn sich jemand unerlaubt etwas in Besitz gebracht hat)
  • - Wie ist der äußere Eindruck:
  • -gepflegt? -> ok
  • -Gehäuse hat keine abgeschabten Stellen?-> ok
  • -keine Sturzschäden? - ok
  • -keine geflickten Risse?-> ok
  • -keine Anroststellen?-> ok
  • -Ist der Balg abgeschabt-> Hmmm!
  • -hat das Gehäuse viele Stoßmacken, Dallen oder so? -> Hmm
  • -riecht das Ganze Teil muffig, oder abgestanden, modrig?->Finger weg, den Geruch oder Schimmel kriegt man so gut wie nicht mehr weg
  • -riecht das Instrument sehr nach Rauch?-> ist zwar lästig, das geht mit der Zeit wieder weg
  • -riecht das Instrument sehr nach rauchiger Kneipe?-> Das Gerät war zum Gelderwerb im Einsatz und meist entsprechend strapaziert! Vorsicht!
  • -laufen die Tasten gleichmäßig leicht, alle Tasten auf einer Ebene, nichts steht hervor oder ist schief?-> ok
  • -Die Tasten klappern nur leicht?-> ok (ansonsten kein Beinbruch, ist aber persönliche Geschmacksfrage, ob es einen stört)
  • -Die Register lassen sich leicht und sauber schalten, nichts hakt?-> ok
  • -Die Basstasten lassen sich alle mit gleicher Kraft drücken, nichts hakt, quietscht, oder bleibt hängen?-> ok
  • Wie klingt das alles?
  • -alle Töne kommen in allen! Registerkombinationen auf Zug und Druck? > ok
  • -alle Töne kommen ungefähr bei gleicher minimalem Druck und Zug?-> ok
  • -die Töne kommen schon bei geringstem Druck und Zug?->noch besser!
  • -Alle Töne kommen sauber, nichts schnarrt, "schnarcht" oder flattert?-> ok
  • -auch ruhig eine Weile anspielen, passt auch jetzt noch alles oder ist es "irgendwie " komisch? .
  • Wie sieht es innen drin aus?
  • Dann unbedingt reinschauen ins Gerät! Dazu am besten eine Balgzange (kleine "Beisszange" mit Kerbe an der Schneide zum rausziehen der Balgnägel mitnehmen (evtl auch einen Schraubendreher, da manche Geräte geschraubt sind). Sollte der Verkäufer etwas dagegen haben, dass man reinschaut, dann nur unter Vorbehalt mit ausdrücklichem Rückgaberecht kaufen, dass man es zurückgeben kann, wenn der innere Zustand nicht einwandfrei sein sollte. Wenn man nicht weiß, wie man so ein Gerät öffnet, am besten einen Bekannten mitnehmen, der das kann - schadet sowieso nicht - vier Augen sehen mehr als zwei! Die Innenansicht ist wichtig, denn da liegen alle tonangebenden Teile, ist auch durchaus üblich beim Gebrauchtkauf, dass man reinschaut - sich da nicht irritieren lassen!
  • -ist das Gerät innen sauber?-> ok
  • -oder recht staubig?-> hm!
  • -liegen die Ventile ordentlich an? (das sind die Kunsstoffplättchen auf den Stimmplatten, die auf vielen aber nicht auf allen Stimmplatten sitzen) ->ok
  • -oder stehen die schon deutlich ab und sind verzogen?-> Hmm, da wird eine Generalüberholung fällig! -> teuer!!!
  • -Wie sehen die Stimmzungen aus - sind die alle blank, oder nur wirklich minimale Rostspuren an der Oberfläche?-> ok
  • -sind die Zungen stärker angerostet oder schon stark angerostet?-> Finger weg, kann unter Umständen nicht mehr reparabel sein - hier zuerst einen Fachmann einen Kostenvoranschlag machen lassen!
  • - wichtig: auch und insbesondere unter den Ventilen rosten die Zungen gerne - einige Ventile vorsichtig mit einem flachen Gegenstand (Nadel, Fühlerlehre) anheben und drunter schauen.
  • - Fallen bei der Aktion schon Ventile ab-> hier wird eine Generalsanierung der Stimmstöcke fällig->teuer!
  • - ist das Wachs an allen Stimmplatten komplett umschließend, ohne Risse, Fugen und Fehlstellen?-> ok
  • - Wie sieht das Wachs aus? bröselt das schon teilweise ab?-> Gereralsanierung, siehe oben!
  • - sind manche Stimmplatten nicht mehr festhaftend am Wachs sondern haben Risse oder eine Fuge zwischen Platte und Wachs?-> Generalsanierung, siehe oben!
Die oft genannte "Balgdichtheit" ist eigentlich nicht so wichtig, denn der Balg selber ist praktisch immer dicht - wenn nicht, ist er schon äußerlich so verratzt, dass man das auch so meist schon sieht. Außerdem ist kein Gerät wirklich komplett "dicht", da durch die vielen Ventile und Klappen immer was durchsickert. Wenn man das Gerät umschnallt, sollte der Balg nicht, bzw. sehr, sehr langsam nur von selbst aufgehen und bei mittelkräftigem Zug und Druck sollte man nichts rausblasen hören oder spüren und der Balg sollte sehr deutlichen Widerstand gegen das gewaltsame Auseinanderziehen oder Drücken aufbringen. Wenn man natürlich zu stark drückt, dann halten das die Tonklappen irgendwann mal nicht mehr und dann öffnen die sich teilweise - schadet dem Instrument nicht, bringt aber auch gar nichts.

Die Liste ließe sich noch beliebig ergänzen, aber mit den Bemerkungen alle im Hinterkopf und wachem nicht kaufvernebeltem Verstand, bist du eigentlich ganz gut gerüstet.


Erschlagen?


... Nicht bange werden - Die Liste soll keineswegs akribisch Punkt für Punkt durchgearbeitet werden. Die dient nur als Merkhilfe, um die groben Klärungspunkte nicht zu vergessen.

Das wichtigste ist überhaupt : klarer Kopf und gesunder Menschenverstand!

Gruß, maxito
 
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Da eine solche oder ähnliche Fragestellung sich praktisch jeder stellen muss, der beabsichtigt ein gebrauchtes Akkordoen zu kaufen, haben wir die Punkte mal zusammengefasst und als allgemeine Checkliste im Bereich Funktion/Reparatur festgepinnt:
https://www.musiker-board.de/threads/gebrauchtkauf-checkliste.598182/
https://www.musiker-board.de/threads/gebrauchtkauf-checkliste.598182/

Damit sollte die nun für jeden einfach zu finden sein und muss sich nicht jedesmal mühsam von neuem durchfragen.

Gruß, maxito
 
Oh Gott wie peinlich der Tippfehler mit dem Knopf :redface:

Entschuldigt bitte, ich habe hier gar nicht mehr mitgelesen, weil ich dachte, der Thread wäre mit dem Link erledigt gewesen. Inzwischen habe ich gebraucht gekauft, wie man hier nachlesen kann (nach unten blättern bitte)

Reingeschaut habe ich nicht, ehrlich gesagt, aber das Instrument ist so gepflegt und einem derart perfekten Zustand, dass ich keine Bedenken diesbezüglich habe. Nicht einmal die Schlösser des Koffers haben den üblichen Rost angesetzt.

Maxito, nochmals extra Dank für deinen Beitrag vom Samstag (#13). Eine unglaublich tolle Liste, dafür gehört dir ein Orden verliehen.
 

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