Welche/wie Oberflächenbehandlung an unlackierter Gitarre (Bausatz)?

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Sonkei
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Vorab: Ich hoffe, ich bin richtig hier. Zudem bin ich ein absoluter Anfänger und habe vor allem bei der Holzbehandlung keine Erfahrung. :)

Hallo, liebe Community!

Ich habe zu meinem Geburtstag meine erste E-Gitarre, speziell als Bausatz bekommen, da ich gerne bastele. Dabei möchte ich vor dem Zusammenbau das Holz etwas bearbeiten, da es für meinen Geschmack zu hell ist.
Nun weiß ich jetzt nicht, wie ich da am besten vorgehe. Mein Ziel ist es lediglich, das Holz dunkler zu bekommen, damit es so Nussbaum-artig aussieht.

Nach gewisser Recherche kam ich dann auf das Beizen, um schon mal die Farbe anzupassen. Welche Beize nehme ich da am besten? Muss ich da was spezielles beachten oder funktioniert es mit einer normalen Beize, z.B von Clou?
Danach muss das Holz natürlich geschützt werden, wobei es da sehr viele Möglichkeiten gibt. Hartöl, Hartwachs, Wachs...:D
Welcher Schutz ist da der richtige für mein Ziel?
Das Holz muss sicherlich auch geschliffen werden, wie und mit welcher Körnung gehe da am besten vor?

Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.
Lieben dank schon mal und einen angenehmen Abend wünsche ich euch. :)
 
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Hallo Sonkei,

Schönes Projekt ! Clou Tütchenbeize eigenet sich ganz wudnerbar für Dein Vorhaben. Die gibt es merheitlich wasserlöslich, aber auch spitituslösliche kann man noch bekommen.
Doch bevor man beizt, erstmal Vorarbeit leisten: Schleifen würde ich bis 320er Korn (also, anfangen mit gröberem Korn, je nachdem, wie die Oberfläche eben als Ausgnagbasis ist). Dann mit einem nassen lappen abwischen, trocknen lassen und wieder schleifen. Dann nochmal nasser Lappen, trocknen lassen und wieder schleifen. Dadurch stellen sich die Fasern nicht so auf, wenn Du wasserbasierte Beize nimmst und/oder Lack.

Dann kannst Du die Beize aufbringen. Weniger ist mehr, also, nicht tropfnass auftragen, sondern vorher den Lappen ausdrücken und dann in kreisenden Bewegungen auftragen. Vorher wenn möglich Probe beizen um den Farbton abschätzen zu können.

Beize einziehen lassen und dann mit Öl oder Lack drüber. Wenn man die Beize nicht anlösen will, bzw, abtragen will wäre Lackieren gut. Das geht auch mit der Sprühdose, ist aber eben auch immer etwas doof wegen Lösungsmitteln. Ich würde daher zu Hartöl raten (Tru Oil, Auro oder Clou Hartöl, Danish Oil, geht alles).
Die erste Schicht würde ich mit einem Pinsel auftragen, um eben nicht die Beize zu sehr zu verändern. Dann trocknen lassen (je nach Produkt zwischen 3 und 24 Stunden) und die nächste Schicht aufbringen. Das kann man alles mit einem Lappen machen, kreisende Bewegungen, nicht zu fest, wenn es anfängt zu bremsen oder kleben, aufhören und trocknen lassen. Ab Auftrag 3 oder 4 kann man schon sanft einen Zwischenschliff machen, sofern man eine Hochglanzoberfläche möchte. Und dann solange Öl auftragen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Für Hochglanz braucht es etwas mehr, für matt etwas weniger Schichten und da kann man auch Wachs nehmen am Ende.

Für Hochglanz würde ich nach dem letzte Schichtauftrag (habe bei mir immer 12-18 Schichten gemacht) die Gitarre 1-2 Wochen liegen lassen und dann mit Micro Mesh anfangen (Körnung 2400-12000) und dann Polierpaste.
Achso und bei offenporigen Hölzern (Mahagoni, Esche und Konsorten) kann man die Poren füllen, damit man eine eben Oberfläche bekommt, sonst sickert der Lack/das Öl immer nach und man sieht das Porenbild dann als "Löcher" im Lack (was ich ja gut finde, warum schickes Holz benutzen und dann mit Plastik zupampen :))

Was auch sehr gut geht ist von Clou das Holzsiegel, im Prinzip ist das wipe-on-poly. Kann man mit dem Lappen auftragen, ist schnell schichtbildend und gut polierbar und ist ein dauerhafter Schutz, Öl ist da etwas (also, etwas, meine Gitarren habe ich alle in Hartöl gemacht, bis auf eine und die spiele ich alle fast jeden Tag, da habe ich noch keine Probleme gehabt) empfindlicher.

Im Anhang ein Bild meiner letzten Gitarre nach ca. 14 Schichten Tru-Oil mit Zwischenschliff, vor der Endpolitur. Vllt. hat man es bis hier ja schon heraus gelesen, ich finde Hartöl einfach super, einfach zu verarbeiten, keine Lösungsmittel und atmungsaktiv.

Alles Gute und viel Erfolg!

Jonas
 

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Hi Sonkei, willkommen im Forum,

@Johnny_Thul hat das Vorgehen gut beschrieben, und die gezeigte Gitarre sieht wirklich gut aus.
Ich möchte nur noch mal darauf hinweisen, dass bei Beizarbeiten die Vorarbeiten, vor Allem das Schleifen sehr präzise und homogen ausgeführt
werden müssen.
Das heißt unter Anderem, darauf zu achten, keine Stelle der zu behandelnden Oberfläche zu vernachlässigen, da sonst die Beize z.B. auf raueren Oberflächen
mehr aufgesaugt wird, u. am Ende die Arbeit unschön fleckig wird.
Forciert wird das noch durch evtl. mindere Qualität des Bausatzholzes, das viell. härtere u. weichere Bereiche aufweist.
Das kann problematisch sein.
Das wäre so meine Erfahrung mit der Materie.

Auch von mir viel Erfolg.
 
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Welcher Schutz ist da der richtige für mein Ziel?

Was ist denn dein Ziel?
Du willst eine dunklere Oberfläche, da hilft eine Beize.
Aber soll Deine Gitarre edel aussehen?
Dann machst Du es so wie Johnny es hier beschreibt.
Wenn Du eher auf alte Gitarren mit Charakter stehst, dann spar dir die Arbeit.
Bischen schleifen , bischen beizen und 2 mal Hartöl reichen .Anschließend 10 Jahre feste spielen, dann bist du ein toller Musiker mit echter Vintage Klampfe:cool:
 
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Hallo zusammen,

Da hat TurTur noch einen wichtigen Punkt aufgebracht: tatsächlich ist es gerade wenn man ölt sehr wichtig, dass man wirklich sehr sauber schleift, denn das Öl setzt sich auch in die winzigsten Kratzer und betont diese. Das kann man natürlich auch als Stilmittel benutzen um z.B. so einen etwas verwitterten Look zu bekommen, aber wenn man das nicht will, dann muss man sehr gewissenhaft schleifen. Bei Lack oder z.B. Holzsiegel ist das ein wenig weniger problematisch.

Alles Gute!

Jonas
 
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Hallo an alle!
Erstmal vielen Dank für die Antworten bzw. für die Tipps! Echt eine riesige Hilfe.

Sorry, dass ich vergessen habe zu erwähnen, was für ein Finish ich möchte.
Ich hätte gerne eine matte, cleane, dunkle Oberfläche.
Das heißt ja im Grunde, dass ich lediglich paar Schichten von dem Öl auftrage, ohne Zwischenschliff, oder?
Wie viele Schichten an Öl würdet ihr mir da mindestens empfehlen? :)

Danke nochmal vielmals!
 
Ölen feuert natürlich schon an und dunkelt je nach Holz ab, aber wenn dein Body recht hell ist und dir Nussbaum vorschwebt, dann wirst du beizen müssen..
Nussbaum ist aber schon arg dunkel...

Hartöl wirst du aber sowieso zur Versiegelung brauchen, da kannst du ja mal ne Testreihe mit Teststücken Holz machen.
Hier sind übrigens die Produkte auf Naturbasis von z.B. Auro, Leinos, Volvox oder Aglaia auch empfehlenswert. Halt teurer als der andere Kram..

Zweimal ölen reicht meisst, ein leichter Zwischenschliff ( 320 oder 400) um aufgestellte Häarchen wegzubekommen und finish her, ist empfehlenswert.
 
Hallo an alle!
Erstmal vielen Dank für die Antworten bzw. für die Tipps! Echt eine riesige Hilfe.

Sorry, dass ich vergessen habe zu erwähnen, was für ein Finish ich möchte.
Ich hätte gerne eine matte, cleane, dunkle Oberfläche.
Das heißt ja im Grunde, dass ich lediglich paar Schichten von dem Öl auftrage, ohne Zwischenschliff, oder?
Wie viele Schichten an Öl würdet ihr mir da mindestens empfehlen? :)

Danke nochmal vielmals!

Du kannst z.B. nach dem Beizen ein Tru Oil Finish auftragen (ist eine Art Leinsamenfirnis).
Die Technik die u.a. für die Hälse von Ernie Ball Music Man Instrumenten angewandt wird ist: Tru Oil mit einem Tuch auf die ganze Fläche dünn auftragen, und sobald man es verteilt hat, mit einem anderen Tuch den Überschuss sofort wegwischen (d.h. mit dem Tuch den Korpus "trocken" wischen).
Dann die Schicht ca. 12 Stunden aushärten lassen.
Wenn man davon z.B. 7 Schichten aufträgt hat man bereits ein glänzendes Finish. Für ein mattes Finish genügen wahrscheinlich schon 4 Schichten.

Man kann den Korpus und den Hals damit finishen.
 
Ohne, dass ich solche Holzarbeiten bisher selbst schon durchgeführt habe, möchte ich auf eine Problematik hinweisen, von der ich schon mehrfach gelesen habe:
Das Holz bei Bausätzen ist sehr oft bereits vorbehandelt, sodass eine Beize möglicherweise gar nicht richtig, oder auch nur ungleichmäßig in die Holzporen einziehen kann!
In so einem Fall helfen dann wohl nur exzessive Schleifarbeiten, bis man überall nur noch das "pure" Holz hat... oder eben lackieren/lasieren.
Viel Erfolg bei deinem Projekt! Und mach davon doch ruhig mal ein paar Bilder für uns. :)
 

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