Welches Mundstück könnte gut sein und worin unterscheiden sich Mundstücke?

Nun, einen gewissen Grad an Selbstbeobachtung und Körpergefühl braucht man schon zum Lernen, v.a. autodidaktisch. Bei der Posaune (und anderen Blechblasinstrumenten) wird ja ein Großteil der Tonerzeugung durch den Körper vollbracht. Fehlt es an der Selbstbeobachtungsgabe, muss eben ein Lehrer her.

Und was Übungen angeht: lieber kleine Schritte und nicht zu viel auf einmal wollen. Ich lese oben den Begriff "Kraft" und mag das so überhaupt gar nicht mit dem Posaunenspiel verbinden. Ich habe einige Bläser mit "Kraft" blasen sehen. In der Regel bedeutet das Verkrampfung und mündet in einem gepressten Ton und einem sehr limitierten Tonumfang. Wenn man erst einmal verkrampft ist, geht irgendwann gar nichts mehr. Das ist bei mir auch so, dass ich unter Stress zum Verkrampfen neige, aber wenn man das weiß, kann man z.B. mit gezielten Atemübungen gegensteuern.

Vielleicht hilft es Dir, Dir eher einen konstanten Luftstrom vorzustellen und einfach mal entspannt (ohne Ton) in das Instrument zu blasen. So, als würdest Du eine leichte Feder wegpusten. Dann mit den Lippen den Ansatz formen und darauf achten, dass die Mundwinkel stabil sind, in der Mitte bleibt aber immer ein Loch mit variabler Größe frei, durch das die Luft ungehindert fließt und die Lippen zum Schwingen anregt. Ein typischer Anfängerfehler ist, dass die Lippen einfach nur komplett aufeinander gepresst werden und dass dann kein Loch da ist, durch das die Luft fließen kann. Da man dann gegen die völlig geschlossenen Lippen bläst, wird es natürlich anstrengend und es kostet viel Kraft. Meinen Schülern empfehle ich am Anfang an, in drei Schritten vorzugehen: 1) Lächeln, so dass in den Mundwinkeln stabile Grübchen entstehen, 2) unter Beibehaltung des Lächelns einen "Kussmund" ausformen (an dieser Stelle erröten die Teenies :D), bei dem in der Mitte das Loch zu sehen bleibt und 3) Luft durch dieses Loch fließen lassen, bis irgend Ton von selbst entsteht. Das ist natürlich nur meine Herangehensweise mit meinen Schülern und ich kann die natürlich korrigieren basierend auf dem, was ich sehe. Und ich vermittele damit nur das Grundverständnis, wie der Ansatz in etwa zu formen ist, und lasse nicht zu lange auf den Lippen buzzen. Stattdessen gehe ich dann gleich aufs Mundstück und dann aufs Instrument und lasse das Ansatzgefühl "mitnehmen". Lippenbuzzing gerade am Anfang kann sehr schnell zu anstrengend sein und Anstrengung = Verkrampfen...

Ein weiterer typischer Fehler ist, dass man gerade am Anfang zu schnell hoch hinaus will. Ich bin der festen Überzeugung, dass man effektiver im hohen Register vorankommt, wenn man erst einmal konsequent in der mittleren und tiefen Lage bleibt und dort, wo es die Lippen weniger (schnell über)anstrengt, konsequent an einem sauberen und runden Ton arbeitet. Erst wenn es da unten im Bereich zwischen B und b gut und stabil klingt, der Ton nicht mehr wackelt, sondern gerade steht (Kontrolle mit Stimmgerät?!), erst dann sollte man sich langsam nach oben tasten. Aber immer darauf achten, sich nicht zu überanstrengen. Wie gesagt: kleine, aber regelmäßige Schritte sind hier angesagt. Geht man zu früh in die Höhe, fehlt es an der wichtigen Atemtechnik und der grundlegenden Lippenmuskulatur und man gerät schnell in eine Sackgasse. Mit der Brechstange und einfach nur mehr hoch üben erreicht man hier nicht viel.

Ich hoffe das hilft ein wenig. Meine Empfehlung lautet aber eigentlich, Dir einen Lehrer zu suchen, der Dir zumindest die anfänglichen Grundlagen beibringt, bist Du die richtige Richtung eingeschlagen hast und selbst verstehst, worauf es beim Üben ankommt. Falsches Üben ist hier leider kontraproduktiv.

Liebe Grüße
Marco
 
Also ich hab das mittlerweile aufgegeben. Ich denke mit meinen muskulären Problemen, die ich eh immer schon überall hatte, wird man beim Posaunespielen nicht viel. Ich bleib bei Klarinette und spiel ab und an wenn ich die Möglichkeit hab mal 2 Töne auf der Posaune. Diese ganze Anblasetechnik mit allem drum und dran funzt bei mir eh nicht.
Ich frag mich dann auch immer, wie ein Posaunenlehrer bei mir sehen soll, was das Problem ist. Das muss ich doch eigentlich selbst fühlen oder? Und das tue ich nicht. Deswegen hab ich wohl dafür einfach zu wenig Talent und kann mich besser auf andere Sachen konzentrieren
 
Du unterschätzt den Einfluss eines guten Lehrers.

Hin und wieder ein paar Töne zu spielen, wird nicht funktionieren. Dafür muss man Ansatz und Muskulatur regelmäßig trainieren.
 
@janole28

Oh, das ist aber sehr schade, dass Du aufgibst. Darf ich denn fragen, wie Du in den letzten Monaten effektiv geübt hast?

Mit dem Risiko, mich zu wiederholen: Der Aufbau des Ansatzes ist Muskeltraining. Allerdings nicht mit der Brechstange (siehe meinen Kommentar oben zum Thema "Kraft"), sondern es lebt von der Regelmäßigkeit. Ich bin davon überzeugt, dass man mit konsequent 5-10min regelmäßigem Üben (täglich, ggf. max 1 Tag aussetzen), beginnend mit dem Mundstück (welches ist es denn nun?) und auf dem Instrument - bewusst in der tiefen und Mittellage, nicht in die Höhe - durchaus über 2-3 Monate hinweg einen brauchbaren Ansatz aufbauen kann, mit dem leichte Stücke mit einen schönen Ton spielbar sind. Allerdings muss man hier auch konsequent und diszipliniert sein. Nicht falsch verstehen, über kurz oder lang übt man natürlich mehr als 5-10min, aber für den Anfang reicht das meiner Meinung nach vollkommen.

Wenn ein Schüler ohne den Ansatz zu haben unbedingt "hoch hinaus" will, also mit der Brechstange, dann wirkt sich das in der Regel kontraproduktiv aus. Bei dauerhafter Überlastung der Lippenmuskulatur kann sich der Ansatz teils massiv verschlechtern. Und genau hier kommt eben ein guter Lehrer ins Spiel: er kann beurteilen, wie weit der Schüler mit dem Ansatz ist und dem jeweiligen Entwicklungsstand angemessene Übungen vorschlagen, die den Ansatz fördern aber nicht überfordern. Denn natürlich steigert man die Belastung, aber eben dem Entwicklungsstand angemessen.

Wenn das mit dem "selbst beurteilen" so einfach wäre, gäbe es auch keine Posaunenlehrer. Am Anfang hat man als Anfänger eben meist noch nicht das Gefühl, was gut für einen ist und was nicht. Der Lehrer fungiert hier als externer Beobachter, der mit seiner eigenen Erfahrung korrigierend eingreift. Erst mit der Zeit entwckelt sich dann beim Schüler auch die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung. Aber auch der beste Lehrer bringt nicht viel, wenn der Schüler selbst nicht dran bleibt und konsequent regelmäßig so übt, wie vorgegeben. Ich selbst bin als Jugendlicher mal von meinem Lehrer nach 10min Unterricht wieder nach Hause geschickt worden, mit den Worten (sinngemäß): "Du hast in der letzten Woche kein Stück geübt, Du verschwendest hier meine Zeit und das Geld Deiner Eltern!" Uhh, das war hart und hat gesessen - er war Militärmusiker - aber er hatte sooo recht!

Wie auch immer Du Dich entscheidest, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg in der Musik 🙂

Vielen Dank & Grüße
Marco
 
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