Wer schafft es, den Takt mitzuzählen?

  • Ersteller Cadfael
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Ich bin der Meinung, dass das ein klarer 6/8 Takt ist und im Intro zwischen 6/8 und 7/8 Takt wechselt ;)
Die im Link stehende Notation entspricht deiner Meinung, macht für mich aber keinen Sinn:
https://www.sheetmusicdirect.com/se/ID_No/44506/Product.aspx
Auch die dann notwendige (langsame) Tempoangabe passt nicht zum Stück.

Als 3 x 3/4 plus 4/4 zählen sich die entsprechenden Takte im Intro und die 3/4 Takte in der Strophe einheitlich sowie in einem vernünftigem Tempo.
Die bei einem 6/8 Takt notwendigen halbtaktigen Akkordwechsel würden außerdem bedeuten, dass die vierte Zählzeit mit der Tonika nur eine Nebenbetonung gegenüber der Hauptbetonung auf der ersten Zählzeit bekommt.
Da bleibe ich bei meiner Meinung und dem (auch harmonischen) Schunkelrhythmus des 3/4. :nix:
Hier habe ich das bis zum Beginn der Strophe mitgezählt, es geht anscheinend auf.

https://soundcloud.com/hobbyhuperclaus/golden-brown-auszaehlen

Aber ich freue mich natürlich, wenn mir jemand einen Fehler nachvollziehbar aufzeigen kann und eine abwechselnde 6/8-7/8 Taktfolge zum Song auszählt.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Da frage ich mich, wozu überhaupt eine Takteinteilung? Wäre das Ergebnis nicht gleich gewesen, wenn er auf Takte ganz verzichtet hätte?
Bei Stücken für Ensemble oder Orchester ist es noch eher verständlich - da muss der Dirigent ja schließlich wissen, was er zu schlagen hat :D bzw. die Spieler brauchen einen Anhaltspunkt, um sich zu sammeln, aber die Stückchen für Klarinette Solo sind ja nur für einen enzelnen Spieler ... der würde auch ohne Taktstriche nicht stärker die Orientierung verlieren als mit ...
Bei dem Stravinsky wechselt der Takt aber so oft und stark, dass sich mMn eine taktlose Notation mit ein paar Betonungszeichen angeboten hätte (und wahrscheinlich auch weniger verwirrend wäre).
Da ich nicht nur dieses Solo-Stück, sondern auch andere Sachen von Stravinsky selber schon gespielt haben, kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass jede andere Notation dieses Stück entweder unspielbar oder zu einer Art freier Improvisationsvorlage gemacht hätte wo es bei jedem Spieler bzw. jeder Aufführung anders geklungen hätte. Stravinskiy wollte es aber genau so haben und dem Interpreten eine möglichst exakte Noten-Vorlage geben, die die Musik und ihre Abläufe so genau wie möglich wiedergibt. Es sind je gerade die Taktstriche, die dem Spieler die Orientierung geben über alle Schwerpunkte. Die Funktion des Taktstriches schlechthin ist es ja, die nächste "Eins" anzuzeigen, die ja immer den Hauptschwerpunkt darstellt (im übrigen unabhängig davon, ob auf der betreffenden "Eins" ein Ton angespielt wird oder eine Pause oder eine übergebundene Note steht - es geht immer darum, die "Eins" sicher zu fühlen). Nur diese genaue Notationsweise gibt dem Interpreten die Möglichkeit, den Intentionen des Komponisten nahe zu kommen und nur sie gewährleistet eine möglichst gleichgestaltige Interpretation über die Zeiten hinweg und bei wechselnden Interpreten.

Letztlich habe ich mich (mit mir selbst) auf einen 4/4-Takt mit einem einzelnen eingeschobenen 2/4 geeinigt; bin mir aber nicht sicher, ob das die einzig mögliche Lösung war.
aber da ich es nicht "einfach spielen", sondern als Arrangement für drei Spieler (halt wie die Vorlage) hernehmen wollte, musste ich es notieren und notieren hieß für mich, auch den passenden Takt zu finden (auch wenn ich zwischendurch mal stark in Versuchung geraten war, es ohne Takt zu notieren).
Die lange Einleitung von "Ajde" von Motion Trio wäre in der Tat ein Kandidat für eine freiere Notation. Dieser Teil ist stark rhapsodisch und rezitativhaft, für mich klingt es wie eine Improvisation über einen liegenden Bordun (ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass es sich aus einer Improvisation entwickelt hat oder sogar in der Aufnahme eine Improvisation mit nur wenigen Festlegungen und Absprachen ist). Wenn es im Takt notiert ist, können Fermaten helfen, Takt-Dehnungen anzuzeigen oder auch nur der einfache Hinweis "frei im Metrum". Der liegende Bordun braucht keinen Takt und der improvisierende Solist kann durch kleine Zeichen (Kopfnicken usw.) Abschnitte anzeigen, wo sich nach vorheriger Absprache bei den Mitspielern etwas ändert bzw. entwickelt.

Ganz frei und ohne Metrum notierte Musik gibt es, bzw. gab es schon vor langer Zeit: die "Gregorianische Musik". Aber auch hier gibt es metrische Strukturen, die aber schlicht durch die Textdeklamation vorgegeben ist. Ohne derartige Strukturen hätte ja auch kein ganzes Mönchskonvent gemeinsam unisono so etwas singen können.
Hier als Beispiel die herrliche Ostersequenz "Victimae Paschali Laudes":

Aber der Takt gibt ja (meines Wissens) auch die Betonung an, warum es einen 2/4 und 4/4 Takt gibt.
2/4 + 3/4 ergibt nicht 5/4... Beim 5/4 (siehe mein Brubeck Link) gibt es die eine Betonung auf der 1.
Eben doch, denn wie @Claus schon schrieb, gibt es Haupt- und Nebenbetonungen. Ein 5-er Takt kann also 2+3 oder 3+2 zusammengesetzt sein.
Im Grunde gibt es in der Musik nur die metrischen Grundelemente 2 und 3, also "schwer-leicht" und "schwer-leicht-leicht". "schwer-schwer" oder "schwer-leicht-leicht-leicht..." gibt es nicht als metrische Grundelemente. Alle Taktarten kann man aus diesen beiden Grundelementen zusammen setzen, wobei die "Eins" immer der Hauptschwerpunkt bleibt und alle anderen schweren Zählzeiten dann Nebenbetonungen sind. Bei einem 4/4-tel Takt ist es dann "schwer-leicht-nichtganzsoschwer-leicht". 7/8-tel kann 3+2+2, 2+3+2 oder 2+2+3 sein, 9/8-tel üblicherweise 3+3+3, aber auch 2+2+2+3 usw.
Als Rhyhtmus kann es natürlich schon Betonungen geben, die schwer-schwer usw. kombinieren. Das ist ja gerade der ´Gag´ von Rhythmus, dass er über einem Metrum stattfindet und sich die ganze rhythmische Spannung erst aus dem Verhältnis Metrum-Rhythmus ergibt. Wenn wir die "Eins" nicht schwer fühlen würden, könnten wir die betonte "Zwei" (oder wo sonst die Betonung hin verschoben wurde) nicht als Synkope spüren und erkennen.

Wenn du Taktartwechsel in moderner Rock-Musik suchst, ist vielleicht Oceansize etwas für dich.
Danke für den Tip, hört sich spannend an!

Hier habe ich das bis zum Beginn der Strophe mitgezählt, es geht anscheinend auf.
Ich würde sagen, Volltreffer!

Das "Neudeutsche Marschlied" von Schobert und Black, dass @peter55 zitierte, spielt schön mit einer Abwechlsung aus 6/8-tel und 5/8-Taktabschnitten, wo nun gewiss keiner mehr drauf marschieren kann. Im Grunde einfach, aber gut.

Von Ravel gibt es einen Walzer für Orchester, auf den man besser auch nicht tanzt wenn man nicht riskieren will, auf die Nase zu fallen. Das Stück fängt ganz wie ein üblicher schwungvoll-schmalziger Walzer an und nur ab und zu deutet sich zuerst an, dass rhythmisches Unheil droht. Ab der 10. Minute dann geht es immer mehr ´rund´ und schließlich detoniert die ganze Walzerseligkeit und der Takt fliegt einem regelrecht um die Ohren. Man darf dieses kurz nach dem 1. Weltkrieg entstandenen Werk ruhig als Abgsang auf die soeben untergegangene K.u.K. Donaumonarchie sehen (siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/La_Valse).
Hier eine Fassung dirigiert vom kongenialen Leonard Bernstein:
Viel Spass!
 
2/4 + 3/4 ergibt nicht 5/4... Beim 5/4 (siehe mein Brubeck Link) gibt es die eine Betonung auf der 1.

Doch na klar wie Claus schon schrieb - take five kann man auch als 3/4 + 2/4 auffassen.
Achte wirklich auf die Betonungen der Piano Figur.
Und so kann man eigenlich die meisten Krummen Takte zählen/empfinden: ein 7er ist eben 4/4+3/4 z.B.

siehe auch http://www.lehrklaenge.de/PHP/Grundlagen/TaktartenEigenschaften.php

Knie dich mal in die Rhythmik, besonders auch synkopieren, tiefer rein.
Das hebt nach ner Weile das eigene Musizieren auf ein neues Niveau !!!!
 
für mich klingt es wie eine Improvisation über einen liegenden Bordun (ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass es sich aus einer Improvisation entwickelt hat oder sogar in der Aufnahme eine Improvisation mit nur wenigen Festlegungen und Absprachen ist).
Ich gehe von letzterem aus. Was diesen Eindruck unterstützt, ist, dass es im ganzen Netz außer dem von mir verlinkten Auszug aus der CD nur noch genau eine Aufnahme von diesem Stück von diesen Interpreten gibt. Diese lässt zwar erkennen, dass es sich um den gleichen Grundgedanken handelt, ist aber dennoch deutlich anders, wirkt eben ebenfalls improvisiert. Ein weiterer Hinweis für mich auf Improvisation ist, dass Motion Trio davon keine Noten veröffentlicht hat, was sie von vielen anderen ihrer Stücke (Eigenkompositionen und auch Bearbeitungen) getan haben. Vermutlich wussten sie hinterher selbst nicht mehr so recht, was sie gespielt haben :D ...

Wenn es im Takt notiert ist, können Fermaten helfen, Takt-Dehnungen anzuzeigen oder auch nur der einfache Hinweis "frei im Metrum".
Ich habe beides verwendet. "Frei im Metrum", um grundsätzlich dem Solisten Freiheit in der Ausführung zu erlauben und an 2 oder 3 Stellen Fermaten, um starke Abweichungen anzudeuten. Wenn es jemand interessiert, bin ich gerne bereit, meine Transkription zur Diskussion zu stellen. Die Noten stelle ich allerdings nicht online (Urheberrecht und so - das von MT, nicht meines), sondern gebe sie nur per PN weiter.
 
...auch im Jazz dominieren bei weitem die geraden ´Standard´-Takte.
Auf jeden Fall. Dave Brubeck erzählte einst in einem Interview, wie schwer es ihnen seinerzeit gefallen ist, sich das improviseren im 5/4 Takt anzugewöhnen. Aber schließlich hatten sie den Bogen bekanntlich bestens heraus und neben ihrem Welthit 'Take Five' entstand so unter anderem auch dieser ansehlich tanzbare Titel im 7/4: :D



Kein Welthit-Komponist, aber von Ende der 60er Jahre bis 1978 auf vielen (Rock- und Jazz-)Festivals ein Abräumer war Don Ellis mit seiner Band, er starb leider früh an einem Herzinfarkt.

 
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Nicht gerade Mainstream, aber in ihrer (eher kleinen *g*) musikalischen Nische mittlerweile außerordentlich bekannt ist die Band Panzerballett. Und die schaffen es auch immernoch, mich beim Versuch des Mitzählens ganz kläglich verzweifeln zu lassen... auch nach drei Alben und fünf Konzertbesuchen. :D
Hier mal zwei gute Live Videos:

und ein Cover von Take Five, nur um ein vielfaches krasser als das gemütliche Original.


Wohl bekomm's. ^^
 
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In dieser Musik bin ich nicht so zuhause, ich mag sie aber sehr!
Ich frage jetzt mal ganz einfach: Panzerballett erinnert mich spontan sehr an Weather Report - oder liege ich da total daneben?
 
Berührungspunkte sind gegeben, das finde ich auch.

Weather Report habe ich zu "Sweetnighter" Zeiten das erste Mal gehört und 1974 zum ersten Mal live im Konzert erlebt, es war gut 3 Stunden lang und einfach nur gigantisch.

Bis heute finde ich das in der nächsten Besetzung und mit vollzogener stilistisch weiterer Wandlung zum Fusion veröffentliche Album Tale Spinnin' insgesamt als Meisterwerk und Man in the Green Shirt als einen der schönsten Titel des Fusion überhaupt.



Gruß Claus
 
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Ich glaube nicht dass sich PB dem Fusion Genre zuordnen lassen. Die beiden verlinkten Videos sind auch weniger knallig-metallastig im Sound als so manch anderes ihrer Werke. So wie ich sie einschätze, wollten die Jungs auch in gar keine Schublade, selbst wenn sie sie selbst beschriften dürften. ^^

/OT end ;)
 
Es klingt so harmlos und verwirrt doch beim Zählen:
 
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Moin, da mir der Thread recht passen scheint und noch nicht sooo uralt ist - Kann mir jemand sagen in welchem Taktschema Where Our Shadows Sleep von Sieges Even ist?

Ich liebe dieses Stück, aber irgendwie lässt es mich rhythmisch etwas ratlos zurück?
Ist das einfach ein stark synkopierter 4/4 oder beginnt es in 3/4 und geht dann über 7/4, 6/4,
7/4, 6/4 zu 5/4, usw.? Wäre über Hinweise dankbar oder vielleicht kann das ja jemand auszählen? besten Dank.

Karsten

 
Ist das einfach ein stark synkopierter 4/4 oder beginnt es in 3/4 und geht dann über 7/4, 6/4,
7/4, 6/4 zu 5/4, usw.? Wäre über Hinweise dankbar oder vielleicht kann das ja jemand auszählen?
langsam gezählt:

5 / 4
2 / 4
3 / 4
3 / 4
3 / 4
3 / 4

und immer von vorn...
Ob du die ersten zwei Takte (5 und 2) noch weiter portionieren möchtest, überlass ich dir. Über den ersten 5 / 4 Takt wird eine Melodie in Achteln gespielt, die 2x den 5er Rhythmus darstellt; ich finde aber, dass die zweite Runde dieser Melodie gegen den Takt versetzt klingt, darum zähl ich darunter langsam den 5 / 4 durch.

Gruß
 
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Vielen Dank. Ja das klingt soweit schlüssig und nachvollziehbar :great:
 
Wer checkt's? :D

 
Das hier ist von mir, gänzlich krumm - wollte einen ungeraden, aber groovenden Song :)



Idle Soldiers

Greetz,

Blake
 
Hier ist ja nichts los in letzter Zeit. Dann auch mal ein Vorschlag von mir :)

ich liebe diesen Song - immer schon, obwohl ich Mahavishnu Orchestra bei allem Respekt sonst auch ganz schön nervenzerfetzend finde. Hier muss ich immer lachen, wenn ich auf den drummer höre und den Takt völlig verliere. Ich könnte es ohne drums gut durchzählen und auch intuitiv spielen, irgendwo in den carnatic videos hat McLaughlin auch mal selbst erklärt wie er das gedacht hat. Aber der drummer mit seinen scheinbar normalen 4/4 Takten bringt mich völlig raus. Schön.

 
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M.M.n ist das Taktmaß 3x 3+3+2 Achtel.
Das Thema erstreckt sich also über drei Takte.
Die Drums sind aber manchmal offbeat betont - wenn man das so sagen kann.

Bin schlecht im Drums-einzeln-raushören. Noch schlechter bin ich darin es zu benennen. Meistens schlag ich mich so durch's Leben.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---


nein, der ist ganz ganz alt.

Harmonieverbindung ist 1456.
1 Takt 1
1 Takt 4
1 Takt 4
halber Takt 5
1 Takt 6
1 Takt 6
wh.
 
M.M.n ist das Taktmaß 3x 3+3+2 Achtel.
Sehe ich auch so, dann geht der Lick-Loop sehr schön auf. :)
Abgesehen davon, welch eine Erinnerung. Dieses wunderschöne Stück habe ich wahrscheinlich seit gut 40 Jahren nicht mehr gehört.

Gruß Claus
 
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tja, das meinte ich ja, alleine zählen ist kein Problem, aber was der drummer spielt passt für mich definitiv nicht zu @CUDO II s Notation, auch nicht mit 3-3-2 im Hinterkopf.
 

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