Das ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Wichtig ist eine eigene schlüssige Arbeitsweise.

(um mal den Standardspruch gleich zu Anfang rauszuhauen)
So, genug geschlaubergerd, meine Arbeitsweisen:
Ersteinmal ist es oftmals abhängig vom Material, also Song, Instrumentierung etc. Die ersten Schritte sind bei mir aber immer zu 99% gleich.
- Ich mache mir einen Kaffee, schmeiß den Song an und hör einfach mal ein paar Minuten rein. Dabei spiele ich ein wenig mit den Fadern, um ein Gefühl zu kriegen wie das Material klingt. Ich mache hier bewußt nicht mehr als, mit Fadern und Panning das Material ein wenig zu schieben. Oft speichere ich mir genau das jetzt einmal weg, alles was ich ab jetzt mache muss besser klingen, als diese erste viertel Stunde.
- Danach kommt die Aufbereitung des Projekts und das Editing. Als erstes lege ich alle Busse an, von denen ich jetzt schon weiß, dass ich sie brauchen werden und route die Signale entsprechend. Da kann sich später noch was ändern und noch weitere Busse hinzukommen, die Basics erledige ich gleich zu anfang. Oft hab ich das aber auch schon während der Aufnahme oder in einer kurzen Aufnahmepause erledigt. Dann kommt für mich das Editing der Spuren, ich mag es gar nicht im späteren Mixing Prozeß noch einmal irgendwas schneiden zu müssen, das hält mich an der Stelle von sinnvollerer Arbeit ab. Manchmal muss man zwar immer noch irgendwas nacheditieren, aber eigentlich will ich alles vorher erledigt haben. Das heißt alle Crossfades, Fades, geschnittenen Toms, Vocals usw.
- Bin ich mit dem Spurediting fertig mache ich oftmals noch ein zweite "Anhörsession" hier hat sich oftmals schon eine Menge getan, das Material klingt gleich aufgeräumter und es hilft mir einen Blick dafür zu kriegen was ich danach zu tun habe.
- Dann beginne ich in der Regel mit dem Aufräumen der Sounds, das gehört für mich noch zum Editing dazu. Das heißt als erster kommen mögliche Phase - Inverts, ich höre mir also alle mehrfach mikrofonierten Signale (Sn, Bd etc) ob ich die Phase drehen muss, ich will nicht später im Mix darauf stoßen. Danach kommt die Low Cuts an die Reihe, die werden im späteren Verlauf immer noch mal nachkorrigiert nur ich höre mir mit den LowCuts an wo in den Signalen der "Schmutz" ist und welche Bereiche da raus müssen. Der nächste Schritt ist dann ein Filter - Durchgang bei dem ich versuche störende, mumpfende, nervige Frequenzen in den Signalen zu unterdrücken. Bis hier hin achte ich peinlich genau darauf, dass ich nichts hinzufüge sondern nur wegnehme. Wenn ich beim Filtern eine Frequenz finde die mir gefällt und die ich später featuren möchte notiere ich mir das entweder schnell oder schiebe mir einen weiteren EQ rein in dem ich das einstelle und diesen danach sofort wieder ausschalte. Falls nötig setze kommen danach noch etwaige Gates.
- Sollte ich es für theoretisch nötig halten später noch Signale mit anderen Sounds ergänzen zu müssen kommt hier auf jeden Fall das vorbereiten von Trigger - Spuren. Ich will nicht später im Mix erstmal drauf warten eine Triggerspur fertig zu machen bis ich weitermachen kann. Lieber jetzt und nicht benutzen als später brauchen und anfertigen zu müssen. Das nervt mich sonst sehr schnell.
- Danach folgt eine weitere Hörsession. Hierbei hat sich in der Regel schon eine Menge getan, alles wirkt transparenter und wesentlich klarer. Jetzt kümmere ich mich um das generelle Panning, auch hier arbeite ich dann im Mix noch nach, aber es sollte erstmal grundlegend homogen für mich klingen.
Bis hier hin verhalten sich bei mir 99% aller Arbeiten gleich. Aber das ist auch noch kein Mix gewesen sondern das Aufräumen und Vorbereiten. Ich brauche so eine strukturierte Arbeit. Das hilft mir in größeren Projekten den Überblick zu behalten und mich dann voll auf den Mix zu konzentrieren. Habe ich mehrere Songs zum mixen erledige ich diese Schritte in allen Songs bevor ich weitermache. Das kann bei nem ganzen Album schon ziemlich dauern, aber ich halte nicht viel davon erst einen halben Tag lang zu editieren und meine Ohren zu belasten um dann noch irgendwie in der zweiten Hälfte mit dem Mix anzufangen wenn ich die ganze Zeit mich drauf konzentriert hab den Müll zu hören.

Und dann geht der Mix los.
