Wie gleich muss ein Matched Pair (AKG C214) sein?

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Hallo zusammen,

habe mein AKG C214 Stereo Set heute erhalten und mich gefragt, wie gleich eigentlich so ein matched pair ist. Habe dann einen ganz schnellen, simplen und "unwissenschaftlichen" Test gemacht: Einen alten Studiomonitor (ESI nEar 08) ca. 60cm entfernt von von dem Pärchen aufgestellt, auf ca. -5 dB ausgesteuert und dann einen Sinus-Sweep in Cubase aufgenommen. Auf die Raumakustik habe ich dabei null geachtet - dafür habe ich dann die beiden Mics gegeneinander ausgetauscht und erneut den Sweep (30 Hz -10 kHz, 10 Sekunden) aufgenommen.

c214.jpg

Natürlich kann ich beim Wechsel der Mikrophone unabsichtlich die Positionen der Mics leicht verändert haben.
Dann habe ich in Cubase die Events um 10 dB verstärkt, damit ich etwas mehr Waveform sehe (ich hätte auch einfach zoomen können... egal). Oben ist der erste Take zu sehen, auf der 2. Spur der 2. Take mit getauschten Positionen der Mics:

30 Hz -10 kHz.jpg

Aufgefallen ist mir eine Ungleichheit - bei wie viel Hertz genau weiß ich angesichts dieses Aufbaus natürlich nicht, habe mir die entsprechende Stelle kurz angehört und so festgestellt, dass sie ungefähr bei 4-5 kHz liegen muss. Also habe ich erneut einen Sweep aufgenommen, diesmal 3 kHz-6 kHz, ebenfalls 10 Sekunden. Danach habe ich wiederum die Mikrophone gegeneinander ausgetauscht und den selben Sweep noch einmal aufgenommen. Dabei hatte ich diesmal nach dem Tausch die Preamps meines Audient iD44 nicht erneut genau ausgesteuert, daher gibt es auch hier hierbei eine kleine Ungleichheit, die aber vermutlich schon durch die leicht unterschiedliche Ausrichtung auf den Monitor erklärbar ist - darauf gebe ich nichts:

3 kHz -6 kHz.jpg

In den aufgenommenen Sweeps sind meiner Meinung nach jedoch schon deutliche "individuelle Fingerabdrücke" der Mics erkennbar. Wie stark diese Unterschiede genau sind und ob sie überhaupt relevant hörbar sein könnten - dafür bräuchte es wohl einen etwas seriöseren Test. Aber rein gefühlsmäßig finde ich die hier sichtbaren Unterschiede schon recht eklatant.
Was meint ihr?
 
Eigenschaft
 
Neben dem Mikrofon besteht deine komplette Kette aus zwei Strängen (Kabel, Interface, Wandler), die ja auch nicht 100% gleich sind ...

Ich habe ein Matched Pair Lewitt LCT340 ... identisch sind sie nicht, aber ich konnte auch noch keines als "Schokoladen Mikro" identifizieren ... sie liegen sehr nah beieinander.

Gruß
Martin
 
Neben dem Mikrofon besteht deine komplette Kette aus zwei Strängen (Kabel, Interface, Wandler), die ja auch nicht 100% gleich sind ...

Das ist natürlich richtig, aber ich habe dir Mics ja einfach umgesteckt, also habe ich jeweils die komplette Kette gewechselt, Kabel, preamp, Wandler, Signatur der Mics ist dennoch klar erkennbar. Ich habe das linke und rechte XLR jeweils rausgezogen, die Mics umgesteckt und dann das linke, bzw. rechte Kabel reingesteckt.
 
Die Ansichten der WAV-Dateien scheinen in der Tat auf individuelle Frequenzverläufe der beiden Mikros hin zu deuten, und @FROSTABOXA, du hast ja offensichtlich eine größtmögliche Sorgfalt walten lassen um brauchbare, aussagekräftige und konsistente Ergebnisse zu erhalten.
Leider sind die WAV-Ansichten nicht skaliert, z.B. in dB-Werten, so dass über die quantitative Größenordnung der tatsächlich dort sichtbaren Unterschiede keine Aussage gemacht werden kann.
Ob sich die Mühe aber wirklich lohnt?

Zum einen ist die Frage, ab welcher Größenordnung die Abweichungen in der Praxis wirklich hörbar werden. 0,5 dB Abweichungen halte ich z.B. für praktisch nicht hörbar. Wahrscheinlich sind sogar noch größere Abweichungen in der Praxis nicht bzw. kaum relevant. Denn die möglichst genaue Abstimmung von zwei Mikrofonen ist eigentlich nur für Stereo-Mikrofonie-Anordnungen überhaupt relevant. Und zwei Mikros "hören" streng genommen selbst in einer XY-Anordnung (wo sie in der größtmöglichen Nähe zueinander platziert sind) nie exakt das gleiche (wobei Großmembraner auch noch immer weiter entfernt bleiben als Kleinmembraner). Bei Äquivalent- oder gar AB-Anordnungen noch viel weniger. Und als individuelle Stützmikros haben sie überhaupt gar keine Korrelation mehr.

Viel schwerwiegender dürfte aber die für Messzwecke generell ungünstige Raumakustik sein. Denn Audio-Messräume sind immer schalltot, selbst reflexionsarm reicht nicht, und selbst an eine halbwegs ausreichende Reflexionsarmut wird man zu hause schwerlich heran kommen (auf dem ersten Bild ist zudem ein schallharter Kachelboden zu erkennen). Es wird also immer der verfügbare Raum sein, der sinnvoll verwertbaren Heim-Messungen an Mikrofonen einen Strich durch die Rechnung macht.

Den in den WAV-Ansichten erkennbaren Abweichungen würde ich deshalb keine größere Bedeutung zuerkennen.
 
Hi:hat:

Ich finde die Vergleichsmethode gar nicht mal so verkehrt. Sie liefert zwar keine genauen Zahlen, aber sie ist sehr praxisorientiert.
Der Raum und auch die nachfolgende Signalkette, hätten natürlich erheblichen Einfluss auf eine Messung, aber für ein Vergleich reicht das allemal, denn die Situation ist ja bei beiden Mikrofonen identisch. (Bsp: Ich habe ein Frequenzloch bei 500Hz. Ich kann nicht so einfach feststellen ob dieses Frequenzloch nun von Mikrofon, oder der Raumakustik herstammt, aber trotzdem kann man relativ genau sagen, ob dieses Frequenzloch bei beiden Mikrofonen identisch ist. (was es ja eigentlich sein müsste. Wenn da Unterschiede festgestellt werden, muss der Unterschied an den Mikrofonen liegen. Natürlich muss die Mikrofonposition auch absolut identisch sein beim Vergleich.)

Ich bin CNC-Mechaniker von Beruf. Da greifen erfahrene Berufsleute ebenso zu behilfsmässigen Vergleichsmessmethoden. Man lernt zB in der Ausbildung, dass eine Schiebelehre nur auf
+/- 0.05mm genau ist. Genauere Messungen können daher nicht mit der Schiebelehre, sondern nur mit einer Bügelmessschraube gemessen werden. Soweit die Theorie.
Nun, wenn ich ein Referenzteil habe, von dem ich ganz genau weiss, dass es zB 100,00 mm lang ist, kann ich mit einer "ungenauen" Schiebelehre und etwas Fingerspitzengefühl wesentlich genauer Messen als +/- 0.05. Einem alten Hasen gibt eine Vergleichsmessung mehr Sicherheit, als wenn er eine hochpräziese Bügelmessschraube verwendet, die sogar über Genauigkeits-zertifikat verfügt. Auch die Bügelmessschraube muss vor jedem Gebrauch geeicht werden, wenn man sicher gehen will. Wenn die Bügelmesschraube nämlich mal jemand fallen liess, beim Transport ordentlich durchgeschüttelt wurde, oder die Raumtemperatur nicht genau 20 Grad Celsius aufweist, ist dieses Zertifikat absolut unnütz, noch bevor ich das Messinstrument das erste mal verwenden konnte. Dem Zertifikat kann ich auch bei einer nagelneuen Bügelmessschraube nicht vertrauen, auch wenns vom Hersteller unter "Laborbedingungen" garantiert wurde.


Wer misst, misst Mist :opa:
 
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Hallo,

...aus meiner Praxis: Ich habe eine ganze Reihe Oktava MK012, und Oktava gibt immer die "ehrlichen" Meßdiagramme dazu, keine geschönten Prospektbildchen. Teilweise sehen die Diagramme nebeneinandergelegt arg abenteuerlich aus (...zumal einige sogar noch in kyrillisch beschriftet sind :D), aber in der Praxis, sprich live-Mitschnitte, habe ich auch mit etwas differierenden Einzelmics in einer XY-Anordnung nichts Störendes feststellen können. Damals nicht und heute, mit geschulterem Gehör, immer noch nicht. Da habe ich bei Konzertmitschnitten andere Probleme... raschelnde Jacken, Klettverschlüsse, Husten, Niesen... :D
Mittlerweile läuft meine Hauptmikrofonierung üblicherweise mit Neumann oder gar Schoeps, bei denen man sich um den "Gleichlauf" eh keine Sorgen machen muß, aber auch die Oktavas haben mich in meiner üblichen Praxis da nie enttäuscht. Unter absolut professionellen Aufnahmebedingungen _könnte_ das anders ausgehen, aber, wie gesagt, für mich als engagierten Amateur kommt es hin.

Viele Grüße
Klaus
 
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Den Vergleich von @Zelo01 finde ich ganz passend, ich hatte auch nicht angezweifelt, dass es die in den Ansichten erkennbaren Unterschiede gibt, und die Vorgehensweise von @FROSTABOXA war ja auch ganz korrekt und Gewissenhaft.
Dennoch müsste man die Größenordnung der Abweichungen quantitativ präzise bestimmen können, um belastbare Aussagen dazu zu machen.
Mir erscheinen die Abweichungen soweit erkennbar nicht intolerabel groß.

Letztlich kann ich @Basselch voll und ganz zustimmen: ich konnte noch nie Abweichungen, die in den mitgelieferten Frequenzschrieben erkennbar und dokumentiert waren als störend oder gar als Fehlerquelle in der Praxis bemerken. Also alles halb so wild.
 
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Beim AKG C 214 würde ich mir ganz andere Gedanken machen ;-)
 
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Der topfige Klangcharakter? ;)

Oder die vorpolarisierte Kapsel, welche sich nach X+n Jahren erschöpfen könnte? :D
Das "topfige" kann ich nicht bestätigen, jedenfalls nicht für den Anwendungsfall, wo ich mal zwei C214 im Einsatz hatte. Ich habe die jahrelang als Stützen für Streicher bei Orchesteraufnahmen gebraucht (keine nah-Stützen, Entfernung zu den Instrumenten min. 1-1,5 m).

Nach den mir vorliegenden Informationen stammt das Problem der Depolarisierung der Elektret-Membranen aus der Frühzeit der Elektret-Mikrofone und soll schon lange keine Rolle mehr spielen.
 
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Nach den mir vorliegenden Informationen stammt das Problem der Depolarisierung der Elektret-Membranen aus der Frühzeit der Elektret-Mikrofone und soll schon lange keine Rolle mehr spielen.

Elektret Membranen gibt es seit dem Ender der 70er nicht mehr. Heutige Systeme sind alle Back elektret mit normaler Polyester Membran, d.h. die Elektretschicht befindet sicch auf der Gegenelektrode. Ein etwaiger Verlust an Ladung ergibt eine etwas geringere Empfindlichkeit, aber keine Änderung des Frequenzgangs.
 
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@mikroguenni, richtig, danke für die Klarstellung!
 
Hallo,

...noch ein kleiner Nachtrag, um mein Statement aus #6 zu unterfüttern: Ich hab' mal schnell die Frequenzgänge der beiden Nierenkapseln meines "gematchten" Pärchens Oktava MK012 gescannt.

FGang.jpg


Leider krieg' ich den Scan nicht besser hin, ohne die Bedienungsanleitung völlig zu zerlegen, ich denke, es ist aber aussagekräftig genug ;) Wie gesagt - mit den beiden als Hauptmikrofonen habe ich sehr schöne live-Mitschnitte machen können, von Unterschieden war da nichts zu hören. Ich habe auch noch zwei weitere, die ich einzeln gebraucht gekauft hatte, die liegen weiter auseinander, und sogar mit denen hatte ich keine besonderen Probleme, wenn ich die mal zusammen eingesetzt hatte.

Viele Grüße
Klaus
 

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