"Wie man Gefühle in Klänge übersetzt"

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Stieß gerade auf ein sehr berührendes Video zu diesem Thema. Im ersten Teil reißt Claudio vieles Interessantes an, läßt es offen, im zweiten zeigt Sie eine Live-Performance.

Gerne YT's Einstellungen und Untertitel für Übersetzung ins Deutsche nutzen.



Enjoy

P.S.: 'bout Rachel Claudio https://en.wikipedia.org/wiki/Rachel_Claudio
 
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Interessantes Video.

Ich hätte jetzt gesagt, Gefühle in Form von Klang sind die Art und Weise, Zeitpunkt, Verlauf und Intensität von Phrasierungen, in Kombination mit einer geeigneten Harmonik und Melodik, sowie einer halbwegs adäquaten Rhythmik.

Zumindest ist es das, was ich am Großmeister des „ausdruckstarken" Gitarrenspiels - B.B. King ausmachen kann.

Jetzt würde mich mal stark interessieren, wie Andere das (Gefühle in Klang zu übersetzen) sehen.
 
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Ok, betrachten wir eine Analogie: Architektur (Hausbau, Brückenbau ...)

Die kleinen Bausteine sind zB die, die @Uhu Stick nennt, wie Phrasierung, Harmonik, Melodik. Darunter gibt es noch kleiner Bausteine auf Notenebene, sowie in der Spieltechnik.

Im Video klingen zwei andere Bestandteile an: Layer (Schichten) und Vokabular.

Die Schichten sind bei der Künstlerin so etwas wie die Blaupause in der Architektur-Analogie: Was soll wie, wann und wo zusammenkommen, um die noch dahinter liegende (im Video nicht benannte) Grundidee sichtbar/hörbar zu machen?

Ihr persönliches Vokabular hat Sie i.W. auf die elektronischen Instrumente aufgeteilt, und damit auf deren Vorzüge, Möglichkeiten und Grenzen. Im Architektur-Bild wären das eher so etwas wie Module oder Baugruppen.

Als Mono-Instrumenter würde ich noch eine andere Perspektive einnehmen: Fühlen. Erst fühlen, dann spielen. Damit ergeben sich die o.g. Bausteine quasi von selbst: fühle anders, so klingt dieselbe Musikvorlage anders, transportiert ein anderes Gefühl. Eng damit zusammen gehört auch das innere Bild, die Visualisierung, etwas sich einen Tanz während des eigenen Spielens vorzustellen. // Im Architektur-Bild verlässt der Bauingenieur den Platz und huldigt dem Künstler. Am Ergebnis müssen beide ihren Anteil haben, sonst ...

So ein Vorgehen wird natürlich umso besser, je klarer die Blaupause ist. Das Vokabular tritt dabei eher in den Hintergrund, denn es ergibt sich tendentiell aus den dem Fühlen folgenden Nuancen beim Spielen.

Daneben gibt es sicher noch weitere Ansätze, "Gefühle in Klänge" zu übersetzen.
 
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Erst mal danke für den Link/das Video.

Ich will das jetzt gar nicht zerpflücken und wissenschaftlich analysieren. Jeder hat einen eigenen Background und verschiedene (instrumentale) Möglichkeiten sowie Stilvorlieben. Ich finde, dass es ein sehr gutes Beispiel für die Herangehensweise zum "Musik-Machen" ist. Das Thread-Thema ist halt schon sehr "groß" formuliert.

Wenn ich jamme oder an Songs arbeite, übersetze ich immer Gefühle in Klänge, die ich ja (sowohl natürlich bei den Synths als auch auf den Gitarren) beeinflussen kann, bis sie eben meinen Gefühlen gerecht werden. Und die Gefühle sind natürlich auch ganz unterschiedlich angelegt. Das geht von "I am in the mood" bis hin zu "nach meinem Gefühl gehört hier der und der Sound hin". Klang ist außerdem ja mal alles und enthält auch Tonhöhe, Tonlänge, Tondynamik, Geschwindigkeit, und noch einiges mehr. Und da finde ich, zeigt die Performance in den Video sehr schön, woran man alles arbeiten kann.
 
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Ich denke ehrlich gesagt nicht dass es ein echtes übertragbares Schema für Musik und Gefühle gibt, es wird wohl nur Individuell sein was jeder für sich in Töne und Tonfolgen interpretiert. Im Grunde ist Musik ja wie Sprache oder Text nur ein Input der von uns in irgendeiner Form verarbeitet wird. Wie es verarbeitet wird, hängt vermutlich am meisten von der persönlichen Prägung ab. Während der eine die Tonfolgen mit einem traurigen Lied und einem solchen Ereignis in Verbindung bringt, der wird diese Stimmung wohl dann jedesmal haben. Ein anderer der bei dieser Abfolge seinen Partner/in das erst mal geküsst hat, der wird es vermutlich anders empfinden. Dazu kommt noch die Gesellschaftliche Prägung. Auf Feierlichen Anlässen hören schon die kleinsten Kinder fröhliche Musik und bei Trauerfeiern das Gegenteil. Somit werden wir Gesellschaftlich ja vom ersten Tag an schon auf bestimmte Empfindungen getrimmt.

Ich schrieb vor langer Zeit einmal dass ich es spannend finden würde wie ein Mensch seinen Musikgeschmack entwickelt wenn eine isolierte Gruppe genau anders herum erzogen wird. Also zu fröhlichen und feierlichen Anlässen Musik gespielt wird die eher auf einer Beerdigung gesehen wird und bei traurigen Anlässen fröhliche Partymusik. Spannend wäre zu sehen ob dies für die Person natürlich befremdlich ist, oder dann als Normal angesehen wird.

Mir ist natürlich klar das man solche Versuche nicht machen sollte und hoffentlich auch nicht macht. Spannend wäre es trotzdem.
 
Also, die These hinter dem Experiment lautet: Der Mensch ist musikalisches Opfer seiner Gruppe. Gäbe es eine andere Gesellschaft, gäbe es einen anderen Menschen. Der lacht bei Moll und heult bei Dur. Ja, aber warum haben die Menschen was gewählt - was wir jetzt ohne Experiment beobachten können, was ihrer Natur widersprochen haben soll? Als würden Menschen immer Umwege wählen und nicht zum biologisch Vernünftigen greifen. Die Kultur ist ein Ergebnis der Biologie. Gerade Emotionen, und da die Trauer, die Angst, die Liebe und das Verlangen.
 
Ja, aber warum haben die Menschen was gewählt - was wir jetzt ohne Experiment beobachten können, was ihrer Natur widersprochen haben soll?
Eine berechtigte Frage finde ich. Ich denke schon dass wir gewisse Tendenzen haben die auch Gefühle auslösen können. Beispiel tiefe Töne die eine Bedrohung sein könnten wie ein Raubtier und hohe Töne die eher wie Vögel und Insekten also ungefährlich sind. Gleichzeitig ist Geschmack aber auch nichts was stehen bleibt. Musik ist ja eigentlich so alt wie die Menschheit, aber ständig im Wandel. Vor 4.000 Jahren wurde musiziert, vor 500 Jahren und sofern die Menschheit in 1000 Jahren noch existiert, dann wird dann auch musiziert werden. Nur wenn wir uns heute unveränderte Musik aus dem Jahrgang 1500 anhören, dann wirkt dies auf uns in aller Regel sehr befremdlich. Gleiches galt wohl für diese Jahrgänge die von noch früher was hörten und wenn es möglich wäre, dann würden die Menschen aus 1500 vermutlich unsere Musik als befremdlich empfinden. Es scheint also doch kein fixer Punkt zu sein, sondern etwas das sich mit den menschen entwickelt. In kürzeren Spannen gesehen empfinde ich vor allem den Aufbau von Musik aus 1930-1950 als teilweise sehr fremd. Die Jugend heute sagt das gleiche ja auch, wenn die Eltern Musik aus den 70er, 80er oder schon 90er hören.

Die Kultur ist ein Ergebnis der Biologie. Gerade Emotionen, und da die Trauer, die Angst, die Liebe und das Verlangen.
Wobei sich die Frage stellt inwieweit der Mensch sich nicht auch zum Teil aus diesem System ausgeklingt hat. Wir sind heute ja durchaus in der Lage die Biologie zu beeinflussen. Natürlich nicht alles, aber eben doch viele Dinge sind heute sehr dehnbar geworden. Man kann da berechtigt die Frage stellen ob unsere Entwicklung das Ergebnis unserer Biologie ist, oder unsere Biologie das Ergebnis unserer Kultur ist. Vermutlich wird die Wahrheit keine der genannten Möglichkeiten sein :)
 
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Alain Daniélou war der Ansicht (die heute kaum noch vertreten wird), daß es psychophysische Effekte gibt, nicht nur alles bloße Konvention ist. In dem Sinne werden in Nordindien den 22 Microintervallen der Oktave allesamt verschiedene emotionale Werte zugeschrieben, und die Skalen der Ragas setzen sich aus einer bestimmten Auswahl dieser zusammen.
 
den 22 Microintervallen der Oktave allesamt verschiedene emotionale Werte zugeschrieben, und die Skalen der Ragas setzen sich aus einer bestimmten Auswahl dieser zusammen.
Aber auch da ist die Frage von Ursache und Wirkung. Erzeugt diese Stimmung Gefühle und Emotionen, weil es etwas natürliches ist, oder weil die Zuhörer und Musiker daran glauben, dass es so ist. Dazu noch die sozialen Gewohnheiten.

Ich bleibe bei der Meinung, dass sehr vieles der Wirkungen sehr individuell und persönlich ist. Ich war vor einiger Zeit bei einer Bruderschaft zu Besuch. Diese haben sehr alte liturgische Lieder gemeinsam gesungen, da sie besondere Wirkung auf einen haben sollten. Bei ihnen hat das offensichtlich funktioniert, bei mir hingegen nicht, da es für mich seltsam und ohne Zusammenhang Klang. Ich kenne andere Klänge, die eine Wirkung auf mich haben, da ich diese mag und kenne. Natürlich kenne ich auch die Wirkung auf mich. Andere Zuhörer mögen auch dies anders wahrnehmen.

Ach so, in der Esoterik gibt es ja auch magische Frequenzen und Musik für das Leben verlängern sollen, Krankheiten heilen sollen und so weiter. Dann die Esoterik die um die Stimmung auf 440Hz vs 334Hz überall herum geistert und so weiter. Jeder Kultur hat ihre Klänge mit ihren Wirkungen, nur ist dies mit anderen Kulturen nicht kompatibel. Selbst unsere westliche Musik hört sich an anderen Ende der Welt für den Zuhörer seltsam an.
 
Nun gut, das ist Daniélous Ansatz (ausführlich in Music and the Power of Sound: The Influence of Tuning and Interval on Consciousness, var. reprints). Es ist schon klar, bei naiven europäischen Zuhörern ist der Effekt nicht so. Aber das kann verschiedene Ursache haben, manche davon nicht sehr charmant.
 

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