Wie nennt sich die Stilrichtung die Diana Krall spielt/suche ähnl. Künstler u Bands

  • Ersteller Pablo Gilberto
  • Erstellt am
@Largo
in Brasilien sind Musiker Halbgötter bis Götter - nix vernichtenderes als die Aussage, das Astrud Gilberto zu Recht unbekannt ist!! das ist ausschließlich auf die Qualität bezogen.

Wir sollten uns auf gar keinen Fall streiten! Ich finde es eher amüsant (wenn ich schlechter drauf bin nervt es mich), wenn große Plattenfirmen ihren Künstlern Stempel aufdrücken (Nora Jones, etc.), eigentlich dummer Zufall, daß sich jetzt gerade Jazz gut verkauft, vor ein paar Jahren wäre es Soul gewesen oder New Country oder was auch immer...

Bleiben wir mal bei deiner Liste, wer von den "seichten Damen" kann Dee Dee Bridgewater oder Dianne Reeves das Wasser reichen?? das werden die großen Damen des Jazz werden, die werden das "Erbe" von Ella, Sarah, Carmen, Billie übernehmen und auf ihre Art fortführen.
War sehr erfreut, in deiner Liste Carmen McRae zu sehen, sie wird leider sehr oft "vergessen".


Edit: Depeche Mode kenn ich nur dem Namen nach, von Bowie nur ganz frühe Sachen, ist nicht meine Musik...
 
Lite-MB schrieb:
@Largo
in Brasilien sind Musiker Halbgötter bis Götter - nix vernichtenderes als die Aussage, das Astrud Gilberto zu Recht unbekannt ist!! das ist ausschließlich auf die Qualität bezogen.

Sorry, aber das ist doch schon wieder eine Floskel. Mit jeder möglichen Begründung kann man Musiker und auch Musikstile abqualifizieren: "Gestern hat Gott zu mir gesprochen und gesagt, dass Silje Nergaard schlecht ist". In dem Zusammenhang fällt mir auch ein: Jazz ist die "Musik von Negern und Ostjuden" (Adorno). :screwy:
Allein vom Bekanntheitsgrad eines Musikers auf die Qualität seiner Musik zurückzuschließen ist meiner Meinung nach unzulässig. Volker Kriegel, Frank Möbus oder Johannes Enders sind in Deutschland ja auch völlig unbekannt. Würdest Du hier auch sagen, dass es gut sei, dass man sie in Deutschland nicht kenne ?

Zurück zum Thema "kommerzieller Vocal-Jazz":
Dich kotzt es vielleicht an, dass die Kralls, Jones' oder Tolstoys Erfolge feiern - meiner Meinung nach besteht aber eine gute Chance damit neue Hörerschaften zu rekrutieren. Nicht jeder Jazz-Hörer ist das von Geburt an. Die meisten Leute tasten sich behutsam voran. Bevor ich zum Jazz gekommen bin, habe ich mir hauptsächlich elektronische Lounge-Musik angehört. Mein Einstieg in die Welt des Jazz waren diverse Funkjazz-Geschichten z.B. Crusaders oder auch Vocal-Jazz z.B. Silje Nergaard. Relativ früh habe ich mir die berühmte "Bitches Brew" von Miles Davis geholt, bin damit zunächst aber nicht zurecht gekommen. Mit der Zeit habe ich mich dann langsam vorangearbeitet (Dave Pike, Freddie Hubbard, Esbjön Svensson Trio, Eivind Aarset usw.) und kann mit "Bitchers Brew" mittlerweile recht gut leben.
Zweitens kann man noch das Argument aufzählen, dass durch kommerziell erfolgreiche Produktionen die abgefahreneren, risikoreichen Produktionen erst möglich werden, denn Verluste von umsatzschwachen CDs können durch umsatzstarke CDs kompensiert werden. Jazz-Kennern wird auf diese Weise ein umfangreiches Sortiment ermöglicht.
Als drittes Argument, um den "kommerziellen Vocal-Jazz" in Schutz zu nehmen, darf ich auf den wirklich besorgniseregenden Zustand der Populär-Musik verweisen. Was in den Radios gespielt wird, ist eine wirkliche Zumutung. Dagegen empfinde ich Krall & co. als eine richtige Wohltat.

Vielleicht sollten wir das Thema "Was ist eigentlich richtiger Jazz?" in einem seperatem Thread diskutieren.
 
Soooo unbekannt sind die Musiker nicht, Kriegel kannte ich persönlich, Enders kenne ich persönlich und Möbius habe ich einige Male live gehört.

Ich habe auch überhaupt nix dagegen, daß irgend jemand kommerziell erfolgreiche Musik macht, mich stört aber sehr, daß hier ein großer Etikettenschwindel betrieben wird, egal welche Musik, verkauft wird sie als das, was sich momentan verkaufen läßt!

Und die großen Labels tun einen alten Mist, die stecken keinen müden Cent in irgendwelche alternativen Musikarten - einzig die Marktorientierung zählt, wenn Gewinn, dann ja, wenn keiner, dann nein - Mischkalkulation gibt es nicht!! Die Jazzentwicklung wird fast ausschließlich von kleinen + mittleren Labels getragen, der Trend zur Privat-Produktion war nie so stark wie zur Zeit! Professionelles Homerecording machts möglich...

...und die Aussagen der brasilianischen Musiker über Astrud Gilberto, kamen nachdem sie sie gehört hatten - hätten ja auch sagen können: mein Gott toll - warum kennt die Brasilien niemand...
Cudo wird dir ähnliches berichten können aus Mittel- + Südamerika, die gehen ganz anders, viel ehrlicher mit Musik um - Musik ist bei denen wirklich Bestandteil vom Leben, nicht wie bei uns Berieselung im Hintergrund.
 
Lite-MB schrieb:
Ich habe auch überhaupt nix dagegen, daß irgend jemand kommerziell erfolgreiche Musik macht, mich stört aber sehr, daß hier ein großer Etikettenschwindel betrieben wird, egal welche Musik, verkauft wird sie als das, was sich momentan verkaufen läßt!

Und die großen Labels tun einen alten Mist, die stecken keinen müden Cent in irgendwelche alternativen Musikarten - einzig die Marktorientierung zählt, wenn Gewinn, dann ja, wenn keiner, dann nein - Mischkalkulation gibt es nicht!! Die Jazzentwicklung wird fast ausschließlich von kleinen + mittleren Labels getragen, der Trend zur Privat-Produktion war nie so stark wie zur Zeit! Professionelles Homerecording machts möglich...

Ich sehe die Entwicklung der Großkonzerne und des Musikgeschmacks der breiten Masse ja ähnlich pessimistisch wie Du. Die Frage ist doch aber, ob Krall & co. wirklich das große Übel sind, so wie Du es darstellst. Im Zeitalter von Retortenbands und Klingeltonmusik sind Leute wie Nergaard und Krall meiner Ansicht nach wirklich gehaltvolle Alternativen. Natürlich reißen die genannten Personen musikalisch gesehen keine Bäume aus - es gibt mit Sicherheit interessantere und fähigere Musik aus dem Jazz-Segment.
Das Problem, ob es denn gerechtfertigt ist, dass Krall, Nergaard & co. das Jazz-Etikett tragen dürfen, ist für mich nicht die interessante Frage. Relevant ist für mich eher die Frage, ob durch Einsteiger-Jazz (Krall, Nergaard, Bakken usw.) oder auch Elektro-Jazz (z.B. Enders Room, Bugge Wesseltoft) Jazz eine Re-Vitalisierung erfährt (was ich vermute) oder nicht. Wenn das Etiketten-Problem wirklich Deine einzige Sorge ist, dann bist Du vermutlich ein sehr glücklicher Mensch. :great:
 
ja hallo, ich gehöre nicht zu denen, die den Jazz für sterbend oder gar schon für gestorben halten - speziell hier in Deutschland (überhaupt in Europa) ist da eine sehr gesunde Entwicklung und sehr guter Nachwuchs vorhanden - gerade diesen nachwachsenden Musikern würde ich gerne eine finanziell sorgenfreie Zukunft wünschen.

Und die Geschichte mit der Vitalisierung sehen ich überhaupt nicht so wie du, ich sehe eine große Verwässerung, dummerweise trifft es wieder die obengenannten Jazzer, wollen die etwas vom Kuchen ab, müssen sie auch seichter werden, dann können sie für das doppelte Geld auch gleich Tanzmucken spielen!! (Was gar nicht so wenige machen ich kenn z.B. einen Musiker, der geht 4 Monate mit den Flippers auf Tour und hat dann fürs restliche Jahr ausgesorgt).
d.h. fürs größere Publikum setzen die "seichten Damen" die Standards, wer sich nicht dran hält hat Pech gehabt, verdient auch nix. Wahrscheinlich ist es für einige der Einstieg, ich glaube aber nicht an an sehr viele. In Karlsruhe z.B. kommen durch die Uni und den sehr regen Jazzclub, jährlich viele zum Jazz und doch einige bleiben. Und in Karlsruhe (Jazzclub, nicht Tollhaus) wird eigentlich recht modernen Jazz gespielt, da tun sich Anfänger nicht unbedingt leicht damit - für einige Jahre wurde das kombiniert mit parallelllaufenden VHS-Kursen: Im Kurs haben die Menschen was über Jazz im Allgemeinen, über die Musik+Musiker vom Abend inbesondere erfahren, nach dem Kurs direkt zum Jazzclub, die Konzerte waren in der Kursgebühr enthalten - und solche Aktionen laufen an vielen Plätzen und Orten. Das sind Ansatzpunkt, die grundlegend was ändern und viel mehr bringen als irgendwelche Marketingtricks von Großkonzernen...

...wie du vielleicht bemerkt hast, hatte ich Nergaard, Bakken, teilweise auch die Tolstoy ausgespart, ihre Kombinationen mit der eigenen Tradition hat schon was, da steckt schon ein persönliches Konzept dahinter, genauso die "Elektriker im Jazz" ist nicht unbedingt meine Musik, aber da kommt die Entwicklung aus der Musik, von den Musikern, ich würde das nie mit den ewigen Wiederholungen der Tot-Reit-Mentalität der großen Labels gleichsetzen wollen.

jetzt noch ein Outing, nach den Diskussionen (teils auch per PN) der letzten Wochen habe ich mir "Diane Krall - Live in Paris" gekauft, für meinen Fahrstuhl könnte ich mir schlechteres denken, die CD ist noch ok, auf jeden Fall besser als die Studioaufnahmen der Dame...
 
Ganz andere Frage: zu welchem Unterforum hätte denn der Threadersteller seine Frage posten sollen? Bei "Pop" hätte er wohl noch weniger davon gehabt.

Ansonsten: ich bin vor zwei Jahren ganz zufällig auf die Krall gestoßen, als ich via P2P was gänzlich anderes gesucht habe. Da bekam ich dann einen ca. 30sekündiges, sehr stark komprimiertes MP3 von ihr zu hören. Mein erster Eindruck war, dass es sich um eine (sorry - ich formuliere es so PC wie möglich) "dicke, afro-amerikanische Jazzsängerin" handeln muss. Mittlerweile hab ich ein Studioalben von ihr gehört, das ich auch etwas zu unterkühlt produziert finde. Aber ihr stimmliches Timbre emfinde ich ich noch immer als "lasziv-jazzig".... aber das nur am Rande...
 
Lite-MB schrieb:
Und die Geschichte mit der Vitalisierung sehen ich überhaupt nicht so wie du, ich sehe eine große Verwässerung, dummerweise trifft es wieder die obengenannten Jazzer, wollen die etwas vom Kuchen ab, müssen sie auch seichter werden, dann können sie für das doppelte Geld auch gleich Tanzmucken spielen!!

Tut mir leid, aber ich sehe das ganze Problem in etwas anderen Relationen. Kürzlich wurde z.B. die deutsche Sängerin Sarah Connor im Rahmen der Comet-Veranstaltung als beste deutsche Musikerin geehrt. Für alle wirklich begabten Musiker(innen) muss soetwas der blanke Hohn sein. :screwy: Ich weiß auch nicht, ob Du überhaupt eine Ahnung hast, welche Art von Musik derzeit unter dem Label "Pop" firmiert. Schon mal was von Kübelböck gehört ? Im Vergleich dazu wären Diana Krall, Lizz Wright oder Rebekka Bakken eine echte Bereicherung der populären Musikwelt. Wären es ... denn Fakt ist doch, dass die genannten Musiker(innen) nie den Weg in den Charts (zumindest in die höheren Positionen) finden werden. Ein Ausverkauf des Jazz wird niemals stattfinden, denn selbst die Krall ist der breiten Hörerschaft noch viel zu anspruchsvoll. "A Taste Of Honey" von Lizz Wright auf Platz 1 der deutschen Charts ... ein völlig abwegiger Gedanke.

Außerdem ... findest Du wirklich, dass derzeit eine Verwässerung des Jazz stattfindet ? Zugegeben, es gibt seit einigen Jahren viel von diesem "Female Vocal Jazz" - aber das ist doch eben nur ein Teil des sehr umfangreichen Jazz-Sortiments.
 
Largo schrieb:
... Außerdem ... findest Du wirklich, dass derzeit eine Verwässerung des Jazz stattfindet ? Zugegeben, es gibt seit einigen Jahren viel von diesem "Female Vocal Jazz" - aber das ist doch eben nur ein Teil des sehr umfangreichen Jazz-Sortiments...
ich spiele 40-50 Gigs pro Jahr, ein Drittel brasilianische Musik, einige wenige klassische Konzerte, der Rest Jazz - davon die Hälfte Big Band.

Es gibt da Unterschiede, die in den letzten Jahren immer weiter auseinander klaffen, die Gigs in Clubs sind in keinster Weise davon beeinflußt, hier ist eigenständige Musik gefragt, die Kneipen-Gigs machen zunehmend keinen Spaß mehr, weil die Kneiper ständig versuchen ins Programm einzureden, die wollen für ihr Publikum genau die Musik, wie sie Krall und Mutanten spielen.
Und ich kann nicht einsehen, daß wir z.B. unsere Sängerinnen in eine Zwangsjacke stecken, nur damit sie genauso schmalbrüstig klingen. Oder mit der Big Band, zur Not sind 1-2 Glenn Miller Titel am Abend ok, aber warum sollten wir davon 10-12 spielen, wenn es so herrliche richtig gute Songs gibt?
Wenn der Abend vorbei ist, habe ich so gut wie nie erlebt, daß das Publikum unzufrieden war - im Prinzip ist es die "vorauseilende Angst" vor was Neuem. Man kann im Großen + Ganzen nicht am Geschmack des Publikums vorbeispielen, der man kann sehr erfolgreich Erfahrungen vermitteln. Und das muß nicht "Krall" sein!!
 

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