Wie spielt man Klavier...

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Hallo zusammen,
ich lerne seit 11 Monaten Klavier spielen ohne Klavierlehrer mit verschiedenen Klavierschulen z.B. Heumann und Ulli Molsen.
Nun zu meiner Frage, wie spielt man Klavier,
wenn ich auf dem Notenblatt eine Note lese, überlege ich dann wo sich meine Hand befindet und wie ich mein Hand positionieren muß um mit dem Finger der vom Fingersatz vorgegeben ist die Taste an zu spielen?
Oder übt man so lange bis sich automatismen gebildet haben z.B. Lagenwechsel der Hand, Daumen untersetzen u.s.w. also man liest die Note hält sich an der Fingersatz und spielt, man überlegt nicht mehr wo sich die Hand gerade befindet da man durch häufiges üben das automatisch macht (Automatismen) z.B. wenn einer Note der Mittelfinger (3) zugeordnet ist und der nächsten Note der Daumen (1) dann weis man das man den Daumen untersetzen muß.
Oder übt man so lange bis man das Stück auswendig kann ?
Ich hoffe das Ihr mir helfen könnt, vielen Dank im vorraus!
 
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Wie spielt man Klavier...
:eek:

Die Frage aller Fragen ... :D

Ich finde, Deine oben gemachten Vorschläge widersprechen sich gar nicht.

wenn ich auf dem Notenblatt eine Note lese, überlege ich dann wo sich meine Hand befindet und wie ich mein Hand positionieren muß um mit dem Finger der vom Fingersatz vorgegeben ist die Taste an zu spielen?
Das ist schon mal gut: Überlegen wie und wo sich die Hand befindet, wie ich sie bewegen muß, damit keine Spannungen, Verkrampfungen etc. in Hand, Handgelenk und Arm auftreten.

Oder übt man so lange bis sich automatismen gebildet haben

[...]

man überlegt nicht mehr wo sich die Hand gerade befindet da man durch häufiges üben das automatisch macht
Das ist genauso gut: Z.B. kommen Dreiklangsumkehrungen andauernd vor. Wenn man die einmal geübt hat, kann man sie in Stücken bei Bedarf einfach abrufen, vorausgesetzt, man erkennt sie im Notenbild. Man hüte sich aber davor, ganze Stücke automatisiert abzuspulen. Ohne innere Beteiligung klingt das wohl nicht sehr schön. Andererseits kann man auch Etüden und technische Übungen mit innerer Beteiligung und musikalischem Ausdruck spielen, dann machen sie auch mehr Spaß.

Oder übt man so lange bis man das Stück auswendig kann ?
Auch eine sehr gute Sache: Stücke auswendig lernen. Dabei sollte man aber nicht das Vom-Blatt-Spiel vernachlässigen, da sich sonst die Notenlesekompetenz nicht gut genug ausbildet.

Jetzt meine persönliche, vielleicht etwas unkonventionelle Antwort zur Frage:

Wie spielt man Klavier...
Man setzt sich vor das Klavier und beginnt eine innere Musik zu hören oder innerlich zu singen. Gleichzeit dazu führt man mit dem (sitzenden) Körper eine Art Tanz dazu auf, der exakt zur Musik passt und als angenehmen Nebeneffekt hat, daß die Finger zum richtigen Zeitpunkt sich zufälligerweise am richtigen Ort befinden, sodaß wie nebenher eine wunderschöne Musik erklingt, und zwar genau die gleiche, die der sitzende Klavierspieltänzer innerlich hört. :)

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hach ist das schön :D
Ich spiele auch ca. so lange wie du Klavier und finde da sind schon einige gute Gedanken drin.
Wenn ich ein neues Stück anfange mache ich mir auch immer erstmal bewusst wo Wechsel im Fingersatz sind. In der Praxis spiele ich letztendlich fast nur auswendig, soll heißen ich spiel natürlich erstmal vom Blatt, nur bis das bei fordernden Stücken nicht mehr stockt sind die Noten vor mir längst überflüssig. Hat blöderweise zur Folge dass ich dann oft nicht mehr richtig weiß wo ich bin. Dieses "überlege wo meine Hand ist" bekommt man leider von vielen Klavierschulen für Anfänger so gar nicht antrainiert, statt dessen "erstmal im Fünftonraum bequem machen". Momentan spiele ich vor allem was aus der russischen Klavierschule, die ist da etwas flexibler, könnte ganz gut sein um da nicht mehr so starr zu sein.
Ach ja, Umkehrungen üben ist sehr praktisch, hatte das mal als Vorbereitung zum Bandspiel etwas ausführlicher gemacht. Einfach mal in verschiedenen Tonarten Kadenzen durchspielen (in enger Lage), da merkt man schnell dass ein Tonarten die über G- und F-Dur hinausgehen auch nicht so viel schwerer sind. Um das noch etwas spaßiger zu gestalten kann man sich auch von Liedern die man gern hört auch die Akkorde heraussuchen und mitspielen, da muss man ja auch nicht gleich aufwendig herumarrangieren, einfach als Viertel/Halbe/Ganze spielen wies passt.
 
Was ich mit meinen Schülern immer übe, ist folgende Herangehensweise - kann ich nur empfehlen:

Klavierspielern lernt man durch Sehen, Hören und Fühlen. Diese drei Sinne sollte man bei jeder musikalischen Situation in einem Stück bewusst einsetzen und trainieren, sodass man Erfahrung erwirbt, auf die man bei Bedarf zurückgreift.

Konkret bedeutet das: bei einer zu lernenden Stelle in einem Stück sollte man die Noten sehen und benennen können. Dadurch kann man sie den Tasten zuordnen. Beim Üben und Spielen dieser Stelle hört man die Töne und sollte sich idealerweise merken, wie sich dieses gesehene Notenbild anhört, wenn man es selbst spielt oder vom Lehrer oder einer CD vorgespielt bekommt.

Beim Spielen erfährt man, wie sich dieses Notenbild anfühlt (und wie sich damit das eben Gehörte anfühlt). Man erwirbt Erfahrung, wie sich z.B. eine Oktave anfühlt, eine Quinte, legato, staccato, ein konkreter Akkord etc. . Diese "Gefühlserfahrung" der Hände (und, was die Pedale betrifft, auch der Füße) sollte man sich bewahren, um in anderen Stücken darauf zurückgreifen zu können.

Es kann durchaus Sinn machen, die Sinne voneinander zu trennen: der Lehrer spielt eine Stelle vor und demonstriert dadurch visuell die ökonomischsten Handbewegungen. Bei einem Digitalpiano auch gerne mal ohne Ton, um aufs Visuelle zu fokussieren. Oder der Schüler übt mal eine Passage auf einem Digitalpiano mit ausgeschaltetem Ton und mit geschlossenen Augen, ob sich eine Stelle optimal anfühlt. Oder man hört gemeinsam zuerst ein Video eines "amtlichen" Pianisten, dann schaut man es sich an.

Klavierspielen nach Noten ist so gesehen jahrelange gesammelte, verfeinerte und bewusst gemachte Erfahrung der Sinneseindrücke Sehen, Hören und Fühlen.

Harald
 
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Man setzt sich vor das Klavier und beginnt eine innere Musik zu hören oder innerlich zu singen. Gleichzeit dazu führt man mit dem (sitzenden) Körper eine Art Tanz dazu auf, der exakt zur Musik passt und als angenehmen Nebeneffekt hat, daß die Finger zum richtigen Zeitpunkt sich zufälligerweise am richtigen Ort befinden, sodaß wie nebenher eine wunderschöne Musik erklingt, und zwar genau die gleiche, die der sitzende Klavierspieltänzer innerlich hört. :)
Viele Grüße,
McCoy

Besser kann man den kreativen Prozeß des fließenden Selbstausdrucks nicht formulieren! (von wegen unkonventionell, deine Beschreibung könnte glatt von mir sein, hehehe...)

*verneig*
 
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Was ich mit meinen Schülern immer übe, ist folgende Herangehensweise - kann ich nur empfehlen:

Klavierspielern lernt man durch Sehen, Hören und Fühlen. Diese drei Sinne sollte man bei jeder musikalischen Situation in einem Stück bewusst einsetzen und trainieren, sodass man Erfahrung erwirbt, auf die man bei Bedarf zurückgreift.

Konkret bedeutet das: bei einer zu lernenden Stelle in einem Stück sollte man die Noten sehen und benennen können. Dadurch kann man sie den Tasten zuordnen. Beim Üben und Spielen dieser Stelle hört man die Töne und sollte sich idealerweise merken, wie sich dieses gesehene Notenbild anhört, wenn man es selbst spielt oder vom Lehrer oder einer CD vorgespielt bekommt.

Beim Spielen erfährt man, wie sich dieses Notenbild anfühlt (und wie sich damit das eben Gehörte anfühlt). Man erwirbt Erfahrung, wie sich z.B. eine Oktave anfühlt, eine Quinte, legato, staccato, ein konkreter Akkord etc. . Diese "Gefühlserfahrung" der Hände (und, was die Pedale betrifft, auch der Füße) sollte man sich bewahren, um in anderen Stücken darauf zurückgreifen zu können.

Es kann durchaus Sinn machen, die Sinne voneinander zu trennen: der Lehrer spielt eine Stelle vor und demonstriert dadurch visuell die ökonomischsten Handbewegungen. Bei einem Digitalpiano auch gerne mal ohne Ton, um aufs Visuelle zu fokussieren. Oder der Schüler übt mal eine Passage auf einem Digitalpiano mit ausgeschaltetem Ton und mit geschlossenen Augen, ob sich eine Stelle optimal anfühlt. Oder man hört gemeinsam zuerst ein Video eines "amtlichen" Pianisten, dann schaut man es sich an.

Klavierspielen nach Noten ist so gesehen jahrelange gesammelte, verfeinerte und bewusst gemachte Erfahrung der Sinneseindrücke Sehen, Hören und Fühlen.

Harald


Auch dies ging mir gerade runter wie Öl... Vielen vielen Dank auch hierfür!
Diesen Prinzipien ordnet sich scheinbar alles andere, alle bereiche unter... dabei auch zusätzlich interessant, die innere haltung, sicherheit, selbstvertrauen, diese besagten gefühle auch herauszulassen.... die man dann auch z.b. durch techniken (hand stabiliieren, handgelenk, aus dem arm etc.) nochmal verstärken kann um wiederum oben genanntes dann noch ungehemmter bzw. "fühlender" machen zu können... (warum erinnert mich das gerade an feldenkrais?! *g*)
und weiterhin besonders interessant, dass das z.b. bei darstellender kunst GENAU so ist.... (will aber nicht ins OT abdriften)
ich find das einfach toll... das hilft mir selbst sehr beim z.b. klavierlernen... danke nochmal für diese treffenden worte, auch die der anderen hier.. echt klasse, was für schätze hier im forum liegen *g*

lg rene
 

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