Wie werde ich meine "Blockaden" endlich los?

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Faustulus
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Ich spiele nun schon seit mehreren Jahrzehnten – wohl recht passabel – Schlagzeug (insbesondere Pop Rock), aber ein Problem hat mich die ganze Zeit über leider begleitet: Auch wenn ich mich bemühe, mich auf seine Vermeidung zu konzentrieren, fange ich nach einigen Momenten grundsätzlich immer wieder an, mich beim Spielen merklich zu verspannen.

Aus diesem Grund ist mein Spiel dann natürlich nicht nur nicht so locker, wie es eigentlich sein müsste und könnte, es entstehen dadurch zudem noch unnötige „Blockaden“, z.B. bei etwas komplizierteren Fills/ Breaks, die ich im Grunde beherrsche, die unter diesen erschwerten Bedinungen dann aber mitunter haken und holpern.

Im Proberaum bekomme ich das Problem noch einigermaßen in den Griff, bei den (inzwischen leider eher selten gewordenen) Gigs lasse ich von derartigen Einwürfen dann aber lieber alles weg, aus Angst, es könne (peinlich) misslingen, was wegen der damit verbundenen Verkrampfungen auch sehr nahe liegt (Ähnlich wie bei „der Angst des Schützen beim Elfmeter ...“).

Mir ist durchaus klar, dass es sich hierbei in erster Linie um ein mentales Problem handeln dürfte (abgesehen von den leider auch vorhandenen Einschränkungen meiner linken Hand, die mir schmerzlich bewusst sind).

Vielleicht gibt es ja irgendwelche Literatur mit gezielten Entspannungsübungen für Drummer oder einfach auch ein paar erfahrungsbedingte Tipps von Kollegen aus diesem Forum.

Für entsprechende Hinweise wäre ich natürlich sehr dankbar.
 
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Von mir nur der ganz platte und offensichtliche Tipp: Versuche den Druck rauszunehmen. Hab' Spaß beim Spielen, besonders live auf der Bühne. Konzentriere dich auf die Musik, das Publikum, den Moment. Genieße es. Der Rest kommt von alleine. Oder auch nicht, ist doch egal.
Die Band hat Spaß, die Leute haben Spaß, du kannst Spaß haben. Das geht auch ohne Frickel-Fills. Und wenn du dich wohl fühlst und nicht so verkopft an die Sache rangehst, klappen die von ganz alleine. Schließlich sind sie ja in deinem Repertoire.
Ein weiser Tanzmucker aus den 70ern hat mir mal gesagt: "Wenn du rauskommst, hau auf ein Becken." Problem gelöst, so einfach geht das manchmal. :D Nimm dein wunderbares Hobby nicht so ernst. :)(y)
 
... bei etwas komplizierteren Fills/ Breaks, die ich im Grunde beherrsche, die unter diesen erschwerten Bedinungen dann aber mitunter haken und holpern.

Im Proberaum bekomme ich das Problem noch einigermaßen in den Griff, bei den (inzwischen leider eher selten gewordenen) Gigs lasse ich von derartigen Einwürfen dann aber lieber alles weg ...
Ein Standardvorschlag, den ich bei solchen Gelegenheiten gern mache: Nimm ein paar Wochen oder Monate Unterricht und lass dir gezielt über dieses Problem hinweghelfen. Mit einem guten Lehrer ist das wahrscheinlich schnell erledigt.
 
Hi,

ich kenne das problem auch. als ich damals anfing doppelbassdrum zu spielen, war ich spielerisch am absoluten limit um die songs zu spielen. natürlich war ich nervös, weil ich wußte,daß ich an meine grenzen komme.mein limit war so 150 bpm, es ist eine ganz andere geschichte, an das tempo mal ranzukommen oder es spiuelen zu können.

dann stehst live noch unter beobachtung, was nochmal den druck erhöht.

analysier dich selbst ob du wirklich in der lage bist alles was du spielst, sicher und entspannt zu spielen. weil wenn du sicher oder entspannt auf der bühne wärst hättest du die probleme wahrscheinlich nicht.

bei mir hat es geholfen einfach nicht mehr ans limit zu gehen. wenn es musikalisch reicht, wenn nicht dann musst du so fit sein, daß du nicht ans limit kommst.

ich würde es erstmal so versuchen , einen lehrer kannst du immerrnoch zu rate ziehen aber erstmal ist es wichtig sein spiel selbst zu analysieren.

LG

DT
 
Die Zuhörer wollen keine akrobatische Darbietung sehen, sondern Musik hören.
Mein Credo: wenn es nicht sein muss bzw. man sich nicht in der Lage fühlt, wird es nicht gespielt. Niemand fragt nach dem Konzert ob du Fill Nummer 25 exakt gespielt hast.
Im Zweifel so einfach spielen, wie nötig. Besser einfach und es groovt, als irgendetwas versuchen, was total in die Hose geht. DAS merken die Leute und das kommt nicht gut.

Manchmal ist es einfach ein Kopfsache. Ich hatte auch Grooves, da dachte ich "das lernst du nie". Irgendwann macht es "click" und dann geht es. Manchmal muss man eben mehr üben.
 
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Ich bin kein Drummer, aber ich denke, das Problem haben sehr viele Musiker, unabhängig vom Instrument.
Was mir da sehr geholfen hat, ist genau diese Situation zu üben, nämlich vor Publikum zu spielen. Als Gitarrist eignet sich Straßenmusik dafür sehr gut. Ist als Drummer natürlich schwieriger, aber vielleicht gibt es ja Jam-Sessions in Kneipen oder Ähnliches bei dir in der Nähe. Oder du schnappst dir ne Canjon oder was ähnlich Mobiles und setzt dich damit in die Fußgängerzone.
Ich treff mich auch öfter mit Leuten einfach an öffentlichen Plätzen zum Proben/Jammen, irgendwann vergisst man fast, dass viele Leute zuhören.
 
Auch wenn ich mich bemühe, mich auf seine Vermeidung zu konzentrieren, fange ich nach einigen Momenten grundsätzlich immer wieder an, mich beim Spielen merklich zu verspannen.


Konzentriere dich nicht auf die Vermeidung, das erzeugt ja allein schon eine gewisse mentale Anspannung.
Konzentriere dich bewusst auf eine gesunde, lockere Körperhaltung, wenn du kompliziertere Parts übst.

Ich kenne das geschilderte Problem sehr gut, sehe ich mich nach 2 Jahren drummen doch selbst noch als Anfänger.
Ich habe beim Kampfkunst-Training gelernt, wie man trainiert komplizierte Bewegungsabläufe locker und sicher zu beherrschen. Dort ist die Basis immer der sichere Stand und die exakte, langsame Wiederholung des Bewegungsablauf.
Was langsam nicht sitzt kann schnell nichts werden.

Wenn ich also bei der Bandprobe eine innere Anspannung bemerke, heisst das für mich diejenigen Parts, die ich versemmeln könnte, nochmals intensiv zu üben.
Langsam, präzise und mit Blick auf korrekte Körperhaltung und meine Balance.
 
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Was langsam nicht sitzt kann schnell nichts werden.
Hi,

klar,das ist die gundvorraussetzung. aber ich denke auch, daß viele meinen wenn sie hinbekommen, dann können sie es auch spielen.
das ist eben nicht so. erst wenn es sich naturlich anfühlt und man es spielt ohne groß darüber nachzudenken dann ist man aucgh in derclage, es locker auf dercbühne zu spielen.

lg

DT
 
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z.B. bei etwas komplizierteren Fills/ Breaks, die ich im Grunde beherrsche, die unter diesen erschwerten Bedinungen dann aber mitunter haken und holpern.

Mein Credo: wenn es nicht sein muss bzw. man sich nicht in der Lage fühlt, wird es nicht gespielt. Niemand fragt nach dem Konzert ob du Fill Nummer 25 exakt gespielt hast.
Im Zweifel so einfach spielen, wie nötig. Besser einfach und es groovt, als irgendetwas versuchen, was total in die Hose geht. DAS merken die Leute und das kommt nicht gut.
Ja.

Ich handhabe das so:
  • beim Üben an und über meine Grenzen gehen, Neues probieren, Präzision steigern, Fehler begrüßen usw.
  • beim Spielen mit anderen innerhalb meiner Grenzen bleiben ... ist meist mehr als genug :cool:
Im Übrigen reicht oft auch "spielen im Stile von xyz", d.h. das Charakteristische muss da sein, alles andere ist drummerspezifische Zierde. Beispiele:
  • "Hey Cherona" ... da muss der Bassfuß spielen (mitsingen "am Fuß" hilft mir), dann passt auch die Snare
  • "Smoke on the water" ... am Anfang immer schön 16-tel auf der HiHat und auf 2 bzw. 4 hübsch einen Schlag auf die Snare runterziehen
  • Shuffle in vielen Songs: da hilft es, die 3 Triolennoten in allen 8 Varianten (Schlag/Pause) parat zu haben ... das hilft auch über den polyrhythmischen Anfang von "The Zoo" hinweg
  • usw.
  • das macht dann die Dinge irgendwann zu eine Art "musikalischen Spaziergang" (ach hör' 'ma' ... hier lang ...)

Gezielt Vereinfachen:
  • was mache ich, wenn ich nur 1 Schlagfläche habe? (nur HH, oder nur Bass, oder nur Snare usw.) - wie spiele ich dann noch erkennbar?
  • was bei 2?
  • was bei 3?
  • ...
  • was bei 20? (Overkill-Drumset)
  • ...
  • minimalistischer Ansatz
  • welche Noten können auch fehlen, ohne den Rhythmus unkenntlich zu machen?
  • usw.

Vielleicht gibt es ja irgendwelche Literatur mit gezielten Entspannungsübungen für Drummer oder einfach auch ein paar erfahrungsbedingte Tipps von Kollegen aus diesem Forum.
Na ja, wenigstens eine sprichts Du ja selbst an: autogenes Training.

Gut ist auch, sich meditativ auf die eigenen Stärken im Sinne von sich-selbst-vertrauen zu besinnen.

Hier eine Technik, die Jemand fachlich gegen Corona-Ängste empfahl:
  • umschauen
  • 5 Dinge laut benennen (gleiche, ähnliche, verschiedene ... Deine Wahl)
  • dann 4
  • dann 3
  • dann 2
  • dann 1

Gegen "Verspieler", die man meist nur selbst wahrnimmt, hilft dann auch der sofortige professionelle grimmige Blick, der unmissverständlich rüberbringt: "weißt dU eigentlich, WIE LANGE ich DARAN geübt habe?" Zu Tode verschrocken hört das Gegenüber die Antwort nicht mehr: "2 Milisekunden, du Nase !!!" :D

Gutes Gelingen :)

P.S.: Auch aus dem Üben ... manchmal merke ich im Spielen, dass ein Passage so nichts mehr wird (Timing, verdaddelt, was-auch-immer) ... kann dann aber den Takt meistens wieder retten (Synchronisieren, Zeit strecken, auslassen, den meisten Rest des Taktes nur "Pause" spielen usw.). Oder abstrakter: Es hilft mir, auch mir selbst zuzuhören und darauf einzugehen :cool:
 
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Erst mal Danke für eure beeindruckende Anteilnahme und die vielen Ratschläge.

Ja, ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ein "normaler" Zuhörer die Qualität (nicht nur) eines Drummers eigentlich nicht einschätzen kann, mitunter trifft das sogar auf die übrigen Mitglieder der (eigenen) Band zu. Aus diesem Grund wäre es natürlich vollkommen ausreichend, dass man bei einem Konzert auf "Experimente" verzichtet und sich locker und entspannt auf das konzentriert, was man perfekt beherrscht. Das ist ja tatsächlich meist weit mehr als nötig. Dessen muss man sich allerdings auch bewusst sein (und nicht an den eventuell unter den Zuhörern befindlichen fiktiven Drummer-Kollegen denken ...).

Ich denke, an diesen Punkt kann man gut hinkommen.

Es bleibt leider noch das Problem, dass ich - unabhängig vom Schwierigkeitsgrad des Gespielten - sofort anfange, zu verspannen, wenn ich mich nicht bewusst aufs Lockerbleiben konzentriere. Die Schultern verlieren dann spontan ihre Entspannung und verkrampfen. Ich denke, an diesen Schwierigkeiten muss ich noch mental gezielt arbeiten. Eure Tipps werden mir sicher dabei helfen. Danke.
 
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Es bleibt leider noch das Problem, dass ich - unabhängig vom Schwierigkeitsgrad des Gespielten - sofort anfange, zu verspannen, wenn ich mich nicht bewusst aufs Lockerbleiben konzentriere.
Wenn du daran arbeitest, könntest du auch deinen Set-Aufbau nochmal besonders kritisch auf Ergonomie prüfen. Manchmal sitzt man einfach immer etwas verdreht, die Hihat ist zu hoch oder zu tief, das Ride zu weit weg... Das sind auch gerne mal Gründe, warum man beim Spielen schnell verspannt.
 
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Hier kamen schon viele wertvolle Tipps und Lösungsansätze. Konzentrationsübungen, Unterricht, autogenes Training, Ergonomie, das sind alles gute Ansatzpunkte. Ergänzend möchte ich noch etwas vorschlagen und dazu ein wenig ausholen.

Ein Bekannter von mir, Profitrommler mit Arbeitsplatz bei einem großen Musical-Unternehmen, hat vor Jahren aus verschiedenen Gründen mit einem Physiotherapeuten gearbeitet, auch direkt am Schlagzeug. Zwei Dinge hat der Physio in den Fokus gerückt:
- Balance
- Atmung

In deinem Fall ist wohl die Sache mit der Atmung am ehesten erfolgversprechend. Das Ziel ist, gleichmäßig und tief zu atmen, unabhängig von der Spielsituation. Viele TrommlerInnen (ich auch) neigen dazu, bei komplexen Stellen (z.B. bei einem Fill), die Luft anzuhalten. Dies drückt aber den Panik-Knopf des Körpers und in der Folge wird gerne mal das Fill zu schnell gespielt, weil der Körper aus der Notsituation (kein Sauerstoff) heraus will. Mein Bekannter hat mit Hilfe des Physio beim Spielen Atemübungen gemacht. Er sagte, dass ihn das sehr weitergebracht hat. Versuche mal, wenn du für dich übst, gleichmäßig zu atmen und dies auch weiter zu tun, wenn du ein Fill spielst.

Darüber hinaus können aus meiner Erfahrung Atemübungen grundsätzlich Stress abbauen und beruhigend wirken. Meine Lieblingsübung ist (nach Metronom) vier Sekunden lang tief einatmen und dann vier Sekunden lang wieder ausatmen. Nach ein paar Minuten bin ich sehr ruhig und entspannt. Vielleicht probierst du mal diese Übung unmittelbar vor dem Üben am Set oder auch einer Bandprobe. Hilft sie dir?
 
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