Winter (meine Textbaustelle)

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Kafka Tamura
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Ich habe eine Art Gedicht geschrieben, es soll ein Song draus werden. Ich muss es aber noch anpassen an den Rythmus und die Melodie, es verändert sich noch, ist noch eine Skizze.

Was würdet ihr zu dieser Skizze sagen? Ich gebe zu, ich habe zu viele alte Texte gelesen. Wörter wie "Wolllüstig" klingen vielleicht zu gestelzt und altmodisch.

Winter

Dämonen weben der Stadt ein dunstiges Leichentuch
In der Dunkelheit ziehen Geister durch die Straßen
Würmer zerfressen die Fundamente der Häuser,
wolllüstig dürstet es der Welt nach Tod

Zypressenzweige liegen abgehaun auf den Wegen
ein herrenloser Wind spielt mit den Blättern
Durch Nebel und Regen herrscht der Winter
und zeichnet seine schwarze Handschrift auf die bleiche Stadt.

Die Huren warten auf die Freier
jede Faser meines Körpers schreit nach ihnen
Ein Tier löst sich aus den Schatten
und jagt über die nassen Pflastersteine dahin

In einer dunklen Ecke des Viertels
steht ein Engel und bietet sich zum Kauf an
Hyäenen kreisen ihn langsam ein

Hohle Augenlider schaun aus allen Fenstern
Alle Bilder in Fetzen zerissen
lösen sich in der Nässe auf

Die Kraft für Kriege versiegt
Die Friedhöfe liegen unter unseren Füßen begraben
Die Hölle öffnet sich nur einen kleinen Spalt
Die Toten fürchten die Lebenden.
 
Eigenschaft
 
So schonmal nicht schlecht, aber: In der Kürze liegt zumeist die Würze.
Lieber: "Mein Körper schreit nach ihnen" ohne die Fasern.
Lieber: "Friedhöfe unter unseren Füßen begraben" ohne die und liegen
Lieber: "Tote fürchten Lebende"
Außer natürlich, du willst das 4x "Die" am Zeilenanfang als Anapher behalten, dann ist es ok.
Kleine Anmerkung noch: Warum hat der Winter eine schwarze Handschrift? Ich würde eher "weiß" oder "todesblass" etc. nehmen.
Welchen Stil spielst du/ihr?
 
Danke für deine Tipps.

Mit der schwarzen Handschrift hast du recht, eigentlich verbindet man mit Winter eher Schnee/Weiß; aber ich habe schwarz assoziiert. Eigentlich ist der Text eine reine Assoziationskette.



Tja, unser Stil... Ist so eine Art dilettantischer Bluespunk.
 
Die Bilder wirken packend :great: , für dilletantischen Bluespunk schon fast zu poetisch ;) . Kürzungen oder Auffüllungen sind dann eher eine Frage der musikalischen Umsetzung; es ist schon mal vorteilhaft, wenn da Spielraum ist.
 
Hi,

also die bleiche Stadt (schneebedeckt) in der Nacht (dunkle Handschrift) ...

ich finde das so okay. Statt "wolllüstig" könnte man "gierig" nehmen. Die Zeile würde ich (Vorschlag) vlt. in "Lautlos giert die Welt nach Tod." umschreiben. Ansonten bitt auch die dt. Grammatik richtig umsetzen, m. E. heißt es richtig:

wolllüstig dürstet es die Welt nach Tod.

Gruß und gesundes Neues !
 
klingt gut find ich.
aber vllcht solltest du noch ein bisschen mehr auf den winter eingehen. es gibt knapp 2 zeilen, die was mit winter zu tun haben, vllcht solltest du noch irgendwas mit kälte nehmen?
(okay, das ganze hat eine gewisse kälte, aber ich denk du weißt was ich mein)
 
Die Bilder wirken packend , für dilletantischen Bluespunk schon fast zu poetisch
Danke, aber ist der Text an einigen Stellen nicht einfach ziemlich pseudopoetisch, pathetisch und kitschig? Klassische Bluestexte sind ja sprachlich sehr einfach und nicht so pathetisch.

wolllüstig dürstet es die Welt nach Tod.
Durch dieses komische es muss da der Dativ hin. Keine Ahnung, wie man das grammatisch genau nennt.

Andererseits gefällt mir so eine Zeile besser: "Die Welt dürstet nach Tod, in diesem eisigen und finsteren Land" - hätte dann einen biblischen Bezug - oder ist das dann einfach zu größenwahnsinnig? Auf jeden Fall muss das "es" weg, klingt einfach komisch.
 
"dürstet es der Welt nach Tod" ... wäre zum Beipiel eine grammatikalisch korrekte Formulierung.

Ansonsten finde ich sind die meisten bisherigen Anmerkungen doch größtenteils eher subjektive Geschmackssachen, die den Text nicht zwingend verbessern, sondern nur leicht verändern. Das ist durchaus legitim, aber Du musst am Ende natürlich selbst wissen, wie viel Dir an Deinen eigenen Worten liegt und wie zufrieden Du damit bist. Ich finde, er könnte theoretisch auch genauso bleiben, wie er ist - sofern es rhythmisch hinhaut.

Zur Frage "ob Bluestexte so sein dürfen"

Klassische Bluestexte sind in der Regel Englisch und beschreiben meist in recht einfacher Sprache den häufig schweren Alltag des ursprünglich afro-amerikanischen Protagonisten. Insofern wäre Dein Text kein klassischer Bluestext.

So zu denken führt aber zu künstlerischem Stillstand und mittlerweile hat sich auch der Blues verändert. Es sind Deine Worte, es ist Dein Text, mit dem Du tun und lassen kannst, was Du willst. Und wenn das für Dich Blues ist, dann mach Blues draus. So entsteht Kunst. Alles andere wäre Reproduktion.

..
 
"dürstet es der Welt nach Tod" ... wäre zum Beipiel eine grammatikalisch korrekte Formulierung.
...

Protest !!!

*Oberlehrermodus_ein*
Frage "WEN dürstet es nach Tod ?" Antwort "DIE Welt". (Fragewort "WEN" erfordert den Akkusativ = 4. Fall, da WELT weiblich ist also DIE als Artikel im 4. Fall)
*Oberlehrermodus_aus*

Alles andere kann ich wie immer unterschreiben :)
 
Protest !!!

*Oberlehrermodus_ein*
Frage "WEN dürstet es nach Tod ?" Antwort "DIE Welt". (Fragewort "WEN" erfordert den Akkusativ = 4. Fall, da WELT weiblich ist also DIE als Artikel im 4. Fall)
*Oberlehrermodus_aus*

Ich bin in der Tat verunsichert, da ich selbst Sprache nicht nach Regeln, sondern nach Empfindung anwende - kann dir aber noch nicht 100% recht geben.

Denn wenn ich das Wort "Welt" ersetze und das ganze etwas umstelle, schlägt mein Sprachempfinden Purzelbäume.

"Die Nonne dürstet es nach Bier"

Das soll richtig sein?

OK wäre es ohne das Wötchen "es": Die Nonne dürstet nach Bier...

Ich bin jetzt aber zugegeben etwas durcheinander und kann mich durchaus irren... denn Deine Erklärung klingt plausibel.
 
Ja, die Nonne ist korrekt so !!! Ich war mir selten so sicher, ehrlich :rolleyes: :great:

Aber bevor es völlig off-topic wird ggf. auch per PN :screwy:
 
Ja, die Nonne ist korrekt so !!! Ich war mir selten so sicher, ehrlich :rolleyes: :great:

Aber bevor es völlig off-topic wird ggf. auch per PN :screwy:

Nicht nötig. Da Deine Erklärung was für sich hat, glaube ich Dir natürlich. Wäre allerdings glücklicher, wenn das noch jemand bestätigen könnte.:) .. denn viellicht ist die Frage ja auch "WEM dürstet es ..."

.. O Jeh - Nennt mich Verona.... Du hast ganz sicher recht...



...
 
Hallo Verona,
da wurde dir tatsächlich geholfen.
Er hat recht.
Grüße
willy
 
Ich glaube ich weiß, warum ich Germanistik abgebrochen habe... Ich streiche auf jeden Fall das doofe "es".

So zu denken führt aber zu künstlerischem Stillstand und mittlerweile hat sich auch der Blues verändert. Es sind Deine Worte, es ist Dein Text, mit dem Du tun und lassen kannst, was Du willst. Und wenn das für Dich Blues ist, dann mach Blues draus. So entsteht Kunst. Alles andere wäre Reproduktion.
Kunst klingt gut, überredet ;-) Aber bis ich den Text gut finde, muss ich echt noch dran feilen. Und der Rythmus haut noch gar nicht hin.
 

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