You’ll Never Leave Harlan Alive – Darrell Scott (Cover / Musik-Kollaboration)

wolbai
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Einleitung und Vorgeschichte zum Songprojekt

Wie kurios (Vor-) Geschichten zu Songprojekten doch für mich manchmal sein können … Und sogar als alter Serienjunkie scheint mich die Musik irgendwie zu verfolgen …

Als ich vor einiger Zeit die ersten Folgen der US-amerikanischen Neon-Westernserie „Justified“ anschaute (und die ich wärmstens empfehlen kann), sind mir im Abspann eine herzzerreisende Stimme und ein markerschütternder Songtext entgegengedonnert:

In the deep, dark hills of eastern Kentucky. That's the place where I trace my bloodline. And it’s there I read on a hillside gravestone. You’ll never leave Harlan alive.

Auch wenn ich definitiv kein besonderer Fan von Country-Musik bin, so hat der Song „You’ll Never Leave Harlan Alive“ von Darrell Scott aus dem Jahre 1997, dennoch einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen. Und die inneren Saiten, die er bei mir dabei zum Schwingen gebracht hat, sind nun in den letzten zwei bis drei Wochen in eine weitere Musik-Kollaboration mit „Jimmy Quango“ (@JimmyQuango) an der Akustik-Gitarre und der US-amerikanischen Sängerin „Rona“ gemündet.

In typischer Country Singer/Songwriter-Manier wird dabei im Original über fünf Verse (!) das harte und mitunter hoffnungslose Leben der Kentucky-Harlan Kohlebergarbeiter und deren Familien zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt, dass diese - trotz aller Widrigkeiten - mit viel Kraft und Freude lebten und liebten. Und zu Ehren und in Erinnerung an sie, wollten wir deren Geschichte noch einmal auf unsere Weise erzählen. Und es würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich wissen lasst, ob und ggf. wie uns das gelungen ist.

Die zentrale Rolle in diesem Song nehmen dabei die Vocals ein und inwieweit sie die überaus traurige Textgeschichte glaubhaft transportieren können. Hierzu ein weiterer Auszug aus dem Songtext, der mich einfach sehr bewegt:

Where the sun comes up about ten in the mornin'. And the sun goes down about three in the day. And you fill your cup with whatever bitter brew you're drinkin'. And you spend your life diggin' coal from the bottom of your grave.

Mit Rona konnten Jimmy und ich eine junge, talentierte Sängerin für diesen herausfordernden Song begeistern. Und sie hat es unserer Meinung nach geschafft, ihn zu ihrem eigenen Ding zu machen.
Dementsprechend ging es bei der Ausarbeitung des Songarrangements um eine dezente und in jeder Sicht gesangsunterstützende Instrumentierung - ganz nach dem Motto: alle Kraft den Vocals!
Oder anders ausgedrückt: in diesem Cover ist kein Platz für langatmige solistische Instrumenteneinlagen.

Das Original ist mit 72 BPM und aufgrund der vielen Strophen ca. 6 Minuten lang. Die eigene Note unserer Interpretation zeichnet sich u.a. durch einen etwas geänderten Drum Beat und einem schnelleren Tempo von 85 BPM aus. Das Cover kommt damit auf eine Länge von 4:19 Min. Etwas kurios sind die diversen 6/4 und 5/4 Takteinschübe, die meines Erachtens das Original jedoch ein Stück weit auch ausmachen und man sollte sie deshalb auch in einer Interpretation beibehalten.

Das Songarrangement orientiert sich wie das Original am Country-Genre und ist daher überwiegend mit Akustikinstrumenten ausgestaltet. Es wirkt jedoch durch das Uptempo insgesamt flotter und erhält dadurch auch einen zusätzlichen Pop-Charakter.

Auch wenn man das hier vorgestellte Songprojekt nicht käuflich erwerben kann, sondern „nur“ kostenlos konsumieren darf ( :D ), habe ich es, mangels einer geeigneteren Alternative, in dieser MB-Rubrik eingestellt. Sollte das aus Sicht der zuständigen Moderatoren unpassend sein, dann lasst es mich bitte wissen.



Erstellung Drumspuren

Die Drums sind mit Toontrack EZ Drummer 2 und dem Jazz-Paket-Kit erstellt, das man für Grooves mit Besen benötigt. Um jedoch eine authentische und auf den Song zugeschnittene Drumspur zu erstellen, genügt es allerdings meistens nicht, einfach nur die vorhandenen Samples der einzelnen Songteile (Intro, Vers, Chorus, etc.) aneinander zu reihen. Eine nachträgliche Detailmodifikation mit einem Midi-Editor (z.B. zur Anpassung der Bassdrum innerhalb des Refrains oder zur Ausgestaltung eines speziellen Breaks) ist für eine hochwertige Drumspur jedoch meistens unumgänglich.

Ich freue mich allerdings schon auf das Nachfolgeprodukt EZ Drummer 3, das Toontrack zum 03.05.22 angekündigt hat. Soweit ich das vorab lesen konnte, klingen die neuen Libraries und Features sehr vielversprechend. Darüber hinaus sind sämtliche Kits und zusätzlichen Midi-Pakete, die man sich für EZ Drummer 2 zugelegt hat, auch weiterhin nutzbar. (Für vorhandene EZ Drummer 2 gibt es beim Kauf vor dem 03.05. auch ein preislich sehr interessantes Upgrade-Angebot). Und falls das Nachfolgeprodukt hält was es verspricht, werde ich wohl im Rahmen eines neuen Songprojektes auch ein Review hierzu erstellen.



Aufnahme-Equipment

Die Akustikgitarrenparts hat Jimmy mit einer Fender Akustikgitarre und einem Tascam-Recorder aufgenommen. Zum Aufnahme-Equipment von Rona’s Vocals ist mir leider nichts bekannt.

Die Akustikinstrumente „Banjo“ und „Dobro“ sind auf meiner alten James Tyler Variax JTV69 Modelling-Gitarre aus 2011 eingespielt. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie gut sich dieses digitale Equipment auch nach über 10 Jahren noch passabel einsetzen lässt. Insbesondere die Resonator-Instrumente der Modelling-Gitarre (Sitar, Dobro, Banjo, etc.), die ich zwar selten benötige und daher auch nicht als eigene Instrumente besitze, finde ich weiterhin für Aufnahmen geeignet. Von Akustik-Gitarrenaufnahmen mit dieser Modelling-Gitarre würde ich jedoch Abstand nehmen. Da ist für mich einfach zu viel Nachbearbeitung der Rohaufnahme notwendig.

Die wenigen E-Gitarrenparts habe ich mit einer Sire Larry Carlton L7 aufgenommen. Für die Aufnahme des E-Bass kam ein Sire Marcus Miller V7 zum Einsatz.

Sowohl die Modelling-Instrumente als auch E-Bass und E-Gitarrenparts sind mit einem Marshall JVM410 Röhrenamp verstärkt. Anstelle einer direkten Mikrofonierung arbeite ich seit Jahren mit dem IR-Loader BLUBBOX von BluGuitar und einem guten Leistungsreduzierer. Diese Vorgehensweise hat sich für mich als „Homerecorder“ vielfach bewährt und bietet mir viele Vorteile.

Als Audiointerface kommt das für mich in seiner Preisklasse unschlagbare audient iD14 zum Einsatz.

Die A-Pianospur und die Violinparts wurden von mir mit Cubase Halion Sonic und über ein Midi-Keyboard eingespielt.

Für das Mixing/Mastering nutze ich Cubase, diverse iZotope-Produkte (Neutron 3, Ozon 9, RX 9, Nimbus, NeoVerb, Nectar 3), analoge Plugins von Sonimus (Britson Konsole-Emulation, Burnley 73, StonEQ 4K) und verschiedene Plugins von Baby Audio (Smooth Operator, Comeback Kid).

Auch iZotope/RX 9 ist - wie hier im MB-Forum ja auch schon vorgestellt - ein mächtiges Audio-Reparaturwerkzeug, mit dem man sich allerdings auch längere Zeit auseinandersetzen muss, wenn man es zielgerichtet und erfolgreich einsetzen will. Für mich persönlich sind die Teilwerkzeuge „Guitar De-noise“, „Spectral De-noise“ und „Breath Control“ dabei am Interessantesten, die ich auch bei diesem Songprojekt eingesetzt habe.

Insgesamt sollte man sich meines Erachtens für die Erstellung qualitativ hochwertiger Audioaufnahmen, die auch im Radio oder auf einer Streaming-Plattform eine passable Figur abgeben sollen, jedoch nicht allzu sehr von der Notwendigkeit eines sogenannten hochwertigen Aufnahme- und Musik-Equipments blenden lassen. Der Grund dafür liegt in der bereits hohen Qualität des heutigen Einsteiger-Equipments im unteren und mittleren Preissegment, das sich in vielerlei Hinsicht mit professionellem Audio-Equipment der 90er Jahre messen lassen kann. Und mit diesem wurden ja bekanntlich viele Alben produziert, die auch unsere Zeit noch überdauern werden.



Audio-/Videoaufnahme

Das soll es meinerseits an Erläuterungen zu diesem Songprojekt nun auch gewesen sein. Über Eure Feedbacks zum Songprojekt, inklusive dem „Beipackzettel“ freue ich mich!



Video-Version:





Audio-Version:





Grüße aus Franken - wolbai :great:
 
Eigenschaft
 
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Hallo Wolbai,

schöner Song! Ich stehe ja sowieso auf Country Rock...

Nach meinem Geschmack würde ich im Refrain (Chorus) die Musik etwas leiser machen oder die Stimme, mir kommt es so vor, nicht ganz so stark mit harmonischen Obertönen "verzerren". Sie wirkt etwas verwaschen, habe ich den Eindruck. Auch beim Bass würde ich mir mehr Präsenz und Fatness wünschen. Das sind aber meine eigenen Vorlieben.

Gut gemacht.

Viele Grüße
Ray
 
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Hallo Ray,

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, in den Song auch von der klanglichen Seite reinzuhören und dass er Dir im Großen und Ganzen gefällt.

Ich bin immer wieder erstaunt wie es heutzutage möglich ist, im Rahmen von virtuellen Songprojekten, mit guten Musikern in Kontakt zu kommen, dies großen Spaß machen kann und schlußendlich auch noch ein Song (egal über Original oder Cover) dabei rauskommt.

Grüße - wolbai :)
 
Hallo Wolbai,
einer meiner liebsten Songs... eine echte Perle von Darrell Scott.
Ich finde, ihr habt die Dynamik des Songs ganz gut eingefangen. Hut ab.
Einziger Kritikpunkt meinerseits ist nur der Sound. Wie auch @RayBeeger finde ich, dass es im Refrain verwaschen klingt. Vielleicht überproduziert? Da ist für meine Ohren etwas zu viel Fläche entstanden, in denen ich die Instrumente nicht mehr gut orten kann.
Musikalisch ist das gute Arbeit!

Grüße
streamingtheatre
 
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Hallo Wolbai,

jetzt hab ich seit gestern schon im E-Gitarren Sub bei den Hörproben auf den Track gewartet und ihn dann heute hier gefunden... Aber durch die Live-Premiere auf YT war mein Appetit ja zwischenzeitlich gestillt. :)

Ich bin zwar so wie du auch im Country-Genre eher weniger zu Hause, finde den Song aber sehr gut.
Euch ist wirklich eine tolle Version davon gelungen. :great:
Die Anhebung der bpm gibt ihm eine "beschwingte" Note mit, die ihm sehr gut steht.
Die ganzen von dir per Midi und Modelling erstellten Instrumente wirken mMn sehr echt.

Das ein bisschen Mitverfolgen hinter den Kulissen (dieses Mal noch in passiver Rolle ;)) bis zur Fertigstellung hat Spaß gemacht und dein Warten auf die "Stimme" hat sich definitiv gelohnt. :great:
Dicke Congratulations also und noch einen schönen 1. Mai ☀️🌻
Daniel
 
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Servus @streamingtheatre : Freut mich, dass Du in das Cover reingehört hast und der Song Dir gefällt.
Auch als Nicht-Countryfan müsste einen dieser Darrell Scott-Song ansprechen, weil er einfach klasse gemacht ist. Richtig bekannt wurde er wohl tatsächlich aber zusätzlich noch durch die besagte Neo-Westernserie "Justified".


Hallo @Honeyspiders : Danke für Deine Rückmeldung !
Auch wenn ich häufiger im E-Gitarrenforum Audioaufnahmen veröffentliche, denke ich, dass das Cover doch eher in dieser MB-Rubrik am Besten aufgehoben ist, weil es eben ein Song ist, bei dem es nicht hauptsächlich um gitarrengetriebene Musik geht. Die Instrumentierung ist in diesem Song bewusst im Hintergrund gehalten, um die Strahlkraft der Stimme noch zu steigern. Größere solistische Einlagen wären hier - wie gesagt - kontraproduktiv.

Das Uptempo macht schon was aus. Es ist aber auch immer ein Wagnis, einen derartigen Song im Tempo zu variieren. Da trifft man dann auch nicht immer den Geschmack der eingefleischten Fans des Originals. In diesem Falle passt es allerdings ganz, auch weil sich dadurch die Songlänge reduzieren lässt. Denn wenn man überhaupt etwas am Original kritisieren will, dann ist es seine Länge.

Bei Musik-Kollaborationen muss man einfach die unterschiedliche zeitliche Taktung der Beteiligten akzeptieren. Sonst kann das tatsächlich problematisch für einen selbst sein. Da ich Rona vorher nicht kannte, war die etwas längere zeitliche Ausdehnung mit ihrem Part schon eine kleine Geduldsprobe. Die hat sich - wie Du ja auch sagst - allerdings sehr gelohnt. Und beim nächsten Songprojekt mit Ihr - das es sehr wahrscheinlich auch geben wird - weiß ich sie auch besser einzuschätzen.

Viele Grüße - wolbai :great:
 
Lieber wolbai,
ich finde, dass ist ein tolles Projekt geworden, ein toller Song.
Wenn ich einen Song ohne ihn irgendwann abzubrechen zu Ende höre, dann ist das für mich ein Qualitätskriterium. Und diesen Song habe ich bis zur letzten Note gerne zu Ende gehört.
Die Sängerin hat einen guten Teil dazu beigetragen, aber natürlich auch der ganze Song.
Ich finde, es klingt gut, modern und abwechslungsreich.
Ja, an manchen Passagen etwas zuviel Teppich, aber wir sind hier auf sehr hohem Niveau.

Man darf nicht vergessen, da steckt kein hochdotierter Produzent hinter, keine riesiges Studio eine Plattenlabels, sondern eine Privatproduktion.
Wenn ich die letzte Scheibe von Andreas Kümmert höre, die er selber auch bewußt klein produziert hat, mit wenigen Mitteln, dann ist das hier vom Sound um Welten besser (natürlich subjektiv).

Mit gefällt diese Produktion ausgesprochen gut, von der Aufmachung, vom Song und von den Musikern.

(y)
 
Servus @Stratomano und vielen Dank, dass Du ebenfalls einmal reingehört hast und Dir diese Cover-Version im Großen und Ganzen gefällt :great:

Ja, ein derartiger Song wird vor allem durch den Sänger/in getragen. Aber auch da fängt es schon damit an, die Richtigen dafür anzusprechen. Sie ist an diesem Song auch gewachsen und scheint zu merken, dass da noch mehr in ihr ruht, wenn sie ein entsprechendes Umfeld hat, dass sie zu supporten weiß ...
Wir werden daher noch weitere Songs mit ihr machen - und vermutlich auch eigene.

Die Masse der heutigen Produktionen findet ja längst nicht mehr in großen (und damit teuren) Tonstudios statt, sondern mit kleinen Mitteln und häufig "in the box".
Auch reale Drummer werden für professionelle Produktionen immer weniger eingesetzt und durch Drumsoftware ersetzt. Das ist alles dem gnadenlosen Kostendruck des Musikgeschäftes geschuldet. Allerdings müssen die musikalischen Endprodukte der heutigen Zeit dadurch auch nicht unbedingt schlechter sein.
Es kommt am Ende immer noch darauf an, wer die Technik bedient bzw. ins Instrument greift oder in's Mikro singt.
 
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