[Bass] - Washburn XB-600

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Washburn XB-600

Baujahr vermutl. 1994 (erstanden Juni 1996; Produktion ca. 1993 - 2000)

URL: www.washburn.com


Konstruktion:

(1) Hölzer und Finish: einteiliger Ahornhals mit angesetzter stark abgewinkelter Kopfplatte und flachem C-Rückenprofil, Satin-Finish für fast Tung-Oil-artiges Spiegelfühl, nur äußerst schwach gewölbtes Palisandergriffbrett mit 24 Bünden, Sattelbreite 5,2 cm, Weite am 24. Bund 8,1 cm; Befestigung mit 6 Schrauben, Halstasche auf Korpus über Griffbrettkante hinausgehend ("deep insert"); asymmetrischer Jazzbass-inspirierter (obschon tiefer ausgeschnitten wg. des 24-Bund-Griffbrettes) Erlenkorpus mit dünnem Eschenfurnier, Türkis-Hochglanz-Transparentfinish (auch in Transparentrot und Natur erhältlich); 34" Mensur.

(2) Hardware: Washburn-Mechaniken, geschlossen und dauergeschmiert; Plastiksattel; leichte Alubrücke mit "Fäßchen"-Sätteln in 16,5 mm center to center string spacing.

(3) Elektronik: 2 "double-J style" Washburn HBs in geschlossenem Gehäuse (671 in Mittel-, 673 in Stegposition, Maße jeweils: 11,2 cm × 3,7 cm, Schraubenmitte jeweils 3,3 cm von Außenkante — früher: Jazzbass-ähnliche Formate; später MusicMan-ähnlicher Humbucker + Jazzbass-PU); Master-Volume, 3-Weg-PU-Wahlschalter (später: Panorama-Poti), 9V-Preamp, Washburn 2-Band EQ.


Die Holzauswahl und -verarbeitung erinnert sehr stark an einen Fender Jazz Bass. Die Konstruktion wirkt insgesamt sehr robust.

Der Hals ist für einen Sechssaiter sehr schmal, mit entsprechend engen Saitenabständen, auch durch das flache C-Profil der Rückseite und den hohen Griffbrettradius sehr bequem bespielbar. Eine mehrteilige Halskonstruktion, die den Sound focusierter macht, war auf einem Instrument dieser Preisklasse nicht zu erwarten. Allerdings paßt die punchy Charakteristik eines einteiligen Halses ohnehin besser zu diesem Instrument. Eine angesetzte Kopfplatte kann als Industriestandard gelten, wird auch von Warmoth oder Ibanez verwandt. Durch die Abwinkelung wird ein höherer Saitendruck auf den Sattel erreicht. Die Form der Kopfplatte ist etwas eigenwillig, erlaubt aber durch entsprechende Positionierung der Mechaniken einen geraden Saitenzug. Die Griffbrettkante ist leider so abgeschrägt, daß hard plucking keine markante Percussion liefert. Ein ästhetisches Manko ist, daß der zum Korpus hin abfallende Halsfortsatz matt eingeschwärzt ist. Die Saitenlage konnte ich mit den Werksaiten deutlich niedriger einstellen, wiewohl ich auf expressives Spiel großen Wert lege und Reserven benötige, um auch öfters mal heftig in die Saiten greifen zu können, während mich ein gewisser Widerstand (wie auch für Fender typisch) nicht stört.

Das Eschenfurnier hat alleine optischen Wert, um den Sound zu beeinflussen hätte man eine ¼" oder sogar ½" dicke Decke nehmen müssen. Der Sound ist, wenn trocken gespielt, von Erle dominiert knurrig und punchy, gewinnt nach einer Einspielzeit von 4-6 Wochen noch sehr an Charakter, Definition und Sustain (der Sound kommt also auch in diesem Sinne primär aus den Fingern...). Dies gilt vor allem für die H-Saite, wenn auch mit der Einschränkung, daß sie schon beim Herunterstimmen auf B nachläßt, auf A vollends unbrauchbar wird.

Die Hardware ist einer der Schwachpunkte dieses Instrumentes, allerdings glücklicherweise leichter austauschbar als die grundlegende Holzkonstruktion! Die Mechaniken sind wackelig, an der der G-Saite lief sogar etwas Öl aus. Man sollte sich hier besseres gönnen (preiswert & gut etwa Gotoh GB7).

Ein Plastiksattel ist zwar Standard bei Instrumenten dieser Preisklasse, aber Messing steht einem bundierten Bass immer noch am besten (und, nebenbei bemerkt, einer aus demselben Holz wie das Griffbrett einem bundlosen).

Die leichte Alubrücke trägt ähnlich der alten Fender'schen L-Blech-Konstruktion sehr zum typischen Sound bei, auch wenn beide instabile Tendenzen haben, wofür viele Bassisten aber kein Händchen entwickelten und lieber auf massivere Konstruktionen (z.B. Hipshot) zurückgreifen, die aber den Sound verändert. Als Modifikation habe ich eine leichte aber stabilere Konstruktion erwogen, aber die Wilkinson 3D-Brücke hätte nur wenig Spielraum in der Seite gehabt, um den Saitenabstand zu erhöhen, so daß der Aufwand ungerechtfertigt schien.

Der andere Schwachpunkt ist die Elektronik. Man kann zwar für Abhilfe sorgen, allerdings leider nicht derart, daß man bequemerweise nur einen aktiv/passiv Wahlschalter zu betätigen hätte, und leider ist es auch nicht damit getan, einfach die Batterie zu entfernen, denn dann rührt sich rein gar nichts mehr.

Gleichwohl muß ich zugestehen, daß diese Elektronik ein wesentlicher Fortschritt gegenüber der eines ebenfalls angesteten älteren Modelles mit Jazzbass-formatigen PUs war, insofern sie besser, d.h. effektiver und ruhig arbeitet. Man erhält einen Jazzbass-artigen Ton — wie üblich — durch (überwiegende) Nutzung des Steg-PU bei leicht zurückgedrehten Höhen. Bei voll aufgedrehten Höhen klingt der Bass unwirsch statt die angenehm perlenden Erle-typischen Höhen getreu wiederzugeben, jedenfalls solange man dies nicht über die Verstärkung ausgleicht. Insgesamt ist der Regelbereich des 2-Band EQ sehr klein und dazu in den niedrigeren Bereichen kaum zu gebrauchen.

Positiv zu vermerken ist allerdings, daß ein eigenes Batteriefach angelegt wurde, so daß man beim Batterieaustausch nicht im Elektronikfach herumfrickeln muß, wie das leider bei auch vielen wesentlich teureren Modellen anderer Hersteller der Fall ist.

Vom Eschenfurnier mal abgesehen hat man genau an den bei dieser Preisklasse zu erwartenden Stellen gespart, an denen aber bequem aufzurüsten wäre...


MODIFIKATIONEN:

(1) 3-fach PU-Wahlschalter gegen passiven Panorama-Poti ersetzt.

(2) Fretless-Konvertierung. Liefert in Verbindung mit Thomastik-Infeld Jazz Flat sehr feine, pastöse ("cremige") Klänge. So mag ich diesen Bass am liebsten. Immerhin ist ein nicht zu unterschätzendes Qualitätskriterium auch, daß dieser Bass in Fretless auch mit hoher Saitenlage sehr gut klingt. Mit einer feinen "akustischen" Qualität. Bei niedriger Saitenlage resultiert sonst oft das "knödelig sprechende" mwah aus einem sanften Zurückschwingen der Saite auf das Griffbrett (was auf dem Kontrabaß sogar als "Sitar-Brücken-Effekt" verrufen ist und durch sog. Kehlung unterbunden wird). Gute Bässe müssen aber auch mit hoher Saitenlage gut klingen, zumal die bei hartem Anschlag, sei es aus klanglichen (des Attack und kompakteren Tons wegen) oder aus dynamischen Erfordernissen, unumgänglich sein kann.
 
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