[Review] Baltimore by Johnson BD-1TRD

teh_Q
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Hallo ;)

Anlass für mein erstes richtiges Review ist meine neue Westerngitarre. Da ich eigentlich "hauptberuflich" Bassist bin, hatte ich aber nicht vor, wirklich viel Geld für eine Gitarre auszugeben. Akustikbässe taugen nichts, jedenfalls unverstärkt als Begleitung für Gitarren, darum eben eine Westerngitarre, auf der man paar Akkorde mitschrammeln kann und bei der es eben auch nicht so schlimm ist, wenn da mal eine Macke drankommt.

Beim Musikalienladen in der Nähe wurde ich dann fündig, ohnehin bietet dieser Laden fast nur low-budget Gitarren an.

Meine Wahl fiel auf eine Baltimore by Johnson BD-1TRD, für die ich 50 Euro :eek: (wie zur Hölle baut man so eine Gitarre für 50Euro...) bezahlte. Zuerst begegnete ich Baltimore mit Skepsis, da hier im Forum ja sehr gespaltene Meinungen herrschen und ich auch einige nicht sonderlich überragende Instrumente der Marke in der Hand hatte. Ich beschloss jedoch einfach mal unvoreingenommen zu sein, was sich keineswegs als Fehler herausstellte ;) Grundsätzlich hab ich jedoch absolut nichts gegen Low-Budget Gitarren, gerade bei den neueren Johnsons wurde ich bisher positiv überrashct! :great:

Hier mal die Herstellerangaben:

Korpusform: Dreadnought
Decke: laminiert
B&Z: laminiert
Hals: Hartholz :)confused:)
Griffbrett: Palisander
Farbe: transparent-rot
Mensur: 65 cm
Sattelbreite: 4,3 cm

Nunja, normalerweise würde ich nichts davon halten. Jedoch hat mich die Gitarre im Preisleistungsverhältnis derart überzeugt, dass ich nicht anders konnte :D

Optik:

Das rote Finish sieht edel aus, die Gitarre gab's auch in transparent -blau, was mir persönlich jedoch absolut nicht zusagte... Insgesamt hübsch anzusehen, das Rot der Gitarre ist im richtigen Licht ein kräftiges, helles, Apfelrot. Durch den Lack scheint die Maserung des Holzes durch, die ebenfalls sehr schön anzusehen ist. Es sind keinerlei Übergänge zwischen dem Holz zu sehen. Klar, die Maserung von laminiertem Holz ist nicht so schön wie die von massivem... dennoch, sehr schön! :great:
Das schwarze Pickguard passt sich gut ein, die Kopfplatte ist schlicht. Das Binding sticht nicht heraus, es ist dezent gehalten. Soweit nichts zu meckern.

Verarbeitung:


Klar, für den Preis gibt's nur laminiertes/gesperrtes Holz… klangliche Meisterleistungen sind also nicht zu erwarten. Auf dem ersten Blick fallen keinerlei Mängel ins Auge. Bei genauerem Hinsehen sucht man ebenfalls lange nach irgendwelchen Fehlern, das Binding ist korrekt und sehr schön gearbeitet, die Hölzer weisen trotz der Tatsache, dass es sich hierbei um laminiertes Holz handelt, eine schöne Maserung auf. Man findet innerhalb des Korpus jedoch einige Leimreste an der Verbalkung. Außerdem ist eine kleine Macke seitlich am Griffbrett zu finden, man kann sie jedoch nicht einmal ertasten. Vermutlich beim Transport drangekommen. Alles was außendran ist, ist jedoch gut geleimt, nirgendwo findet man außen Leimreste, noch irgendwelche Spalten, bei denen am Leim gespart wurde. Die Lackierung ist sauber ausgeführt, der Lackauftrag gleichmäßig und ohne eingeschlossene Staubpartikel (Ja, gibt's auch ;) ) Die Bundstäbchen sind super abgefeilt, nirgendwo stört man sich beim Abtasten.
Fazit: Die Verarbeitung der Gitarre ist echt super. Für den Preis echt erstaunlich, denn selbst an teureren Gitarren findet man mehr Mängel. Müsste ich eine Note für die Verarbeitung geben, wäre es eine 1-2.


Bespielbarkeit:

Nun zur Bespielbarkeit. Als allererstes fällt auf, dass der Hals relativ dick ist. Dies stört mich jedoch nicht, für meine großen Bassistenhände ist er eigentlich genau passend. Aus'm Karton heraus war das Set-Up der Gitarre zufrieden stellend. Beim normalen Spielen schnarrt nur in den ersten paar Bünden leicht, was sich jedoch durch den mitgelieferten Inbusschlüssel leicht beheben ließ, Barré-Griffe sind von mir zumindest auf der E-Saite noch nicht schnarrfrei hinzukriegen… Hierbei vermute ich aber, dass es wohl eher an mir liegt - denn die Barré-Griffe auf der A-Saite sind schnarrfrei. Saitenlage war Okay, für mich absolut in Ordnung.
Fazit: Auch hier kein wirklicher Grund zu Klagen… in Noten: 1- ;)

Mechaniken, Steg und Sattel

Bei den Mechaniken handelt es sich um geschlossene Mechaniken, stinknormal, wie man sie von anderen Westerngitarren kennt. Sie sind stimmstabil, sehen gut aus (verchromt) und man kann die Gitarre sehr gut mit ihnen stimmen (hab schon welche in der Hand gehabt, die das Stimmen fast unmöglich machten…) Eine Mechanik ist jedoch nicht so leichtgängig wie die anderen, macht ihren Job jedoch trotzdem genauso.
Insofern sind die Mechaniken absolut in Ordnung, sie erfüllen ihren Zweck super.
Nun denn zum Steg. Der Steg sieht ganz schick aus und ist ordentlich aufgeleimt. Nichts zu bemängeln.
Der Sattel ist aus Kunststoff, die Kerben ordentlich gefeilt. Ebenfalls nicht auszusetzen.
Auch hier eine 1-.

Klang:

Einige Akkorde gespielt, einige Fingerstylemelodien gezupft… hey, für das Geld klingt sie echt ordentlich. Laut genug ist sie, für den Zweck, mal beim Lagerfeuer Akkorde zu schrammeln, reicht sie allemal. Sustain bietet sie, vergleichsweise sogar mehr als die Takamine unseres Gitarristen. Das hat mich überrascht. Die werksaitig aufgezogenen Saiten waren nicht perfekt, aber auch nicht die schlechtesten. Sie klangen recht ausgewogen, waren aber leider relativ dunkel und matschig im Klang. Der Sound ist insgesamt recht drahtig. Ich habe später einen Satz Fender Acoustic 80/20 Bronze .012er Saiten aufgezogen, mit diesen klingt die Gitarre noch ein Stück besser - die Bässe sind druckvoller, die Mitten klingen einfach besser. Die Höhen sind jedoch auch vorher schon relativ klar gewesen, hier ließ sich keine Verbesserung erzielen. Im Vergleich zur Takamine unseres Gitarristen ist jedoch das Klangbild etwas weniger ausgewogen und vor allen Dingen die Höhen weniger brillant. Die Takamine kostete jedoch auch knapp das 8-fache. ;) Insgesamt ist der Klang für die Preisklasse echt überzeugend gut. Man muss jedoch beachten, dass ich mir bei der Gitarre eine aus vielen vorrätigen ausgesucht habe! Es ist eben keine Gurke aus der Serie. ;)
Hier würde ich notenmäßig eine 2 vergeben.


Vergleich zur Takamine G-Serie EG 341 SC und Johnson JD-8:

Bei den zum Vergleich herangezogenen Gitarren handelt es sich um massive Gitarren, dies sollte berücksichtigt werden. Klanglich sind sowohl die Takamine als auch die Johnson überzeugender, es klingt insgesamt ausgewogener, die Höhen sind brillanter und kommen besser rüber. Auf den Pickup und das Cutaway muss man bei der Baltimore verzichten, dies war mir jedoch persönlich auch nicht wichtig. Bei der Takamine und der Johnson ist der Hals noch ein Stück dünner und die Saitenlage ist niedriger. Sie lassen sich angenehmer bespielen. An der Takamine finde ich keinen Verarbeitungsmangel, bei der Johnson fiel mir einiges negativ auf: So war der Steg unsauber angeleimt, das Binding stellenweise verlaufen und das Griffbrett war seitlich… recht stark ramponiert, sage ich mal. Es sah einfach unschön aus, als hätte es jemand gespalten und wieder zusammengeleimt. Verarbeitungstechnisch ist die Baltimore der Johnson überlegen, was mich erstaunt hat. Klanglich sind jedoch die anderen Gitarren vorzuziehen, wobei diese eben auch dementsprechend einiges mehr kosten.

Vergleich zur Marwell HGW-32

Ein weiterer Vergleich wurde zur Marwell HGW-32 gezogen. Hierbei handelt es sich um eine laminierte Gitarre, mit Cutaway, in derselben Preisklasse. Auch hier war der Klang überzeugend, ich würde gar sagen besser als bei der Baltimore. Die Töne "sangen" mehr, das gesamte Klangbild war klarer und in den Höhen ebenfalls brillanter. Durch die Bauform jedoch und den relativ kleinen Korpus ist die Gitarre jedoch leiser als die Baltimore in Dreadnoughtbauform. Dies und die Optik gab mir letztlich den Ausschlag. Was mir hinterher gesagt wurde: auf der Marwell waren bereits D'Addario Saiten drauf, daran kann's auch gelegen haben - ich persönlich werde die Saiten demnächst auch mal ausprobieren.

Fazit:

Auch wenn die Gitarre hier vor allen Dingen gelobt wird, ist dies nicht unbedingt eine einseitige Geschichte. Im Laden hatte ich auch 2 Gurken in der Hand, echt mies. Da war das Griffbrett z.B. unsauber gearbeitet, die Bundstäbchen unsauber abgeschliffen und der Klang extrem matschig, obwohl der Verkäufer mir versicherte, er habe dort D'Addario Saiten aufgeogen… Die Optik gefiel mir jedoch so gut, dass ich darauf bestand, weitere von denen anzutesten (Schönen Gruß an den Verkäufer, der so geduldig war :great: ). Aus denen die beste herausgesucht, habe ich natürlich eine echt feine Gitarre gekauft. Einem totalen Anfänger würde ich trotz des günstigen Preises abraten, da er meist nicht beurteilen kann, ob das Instrument selbst gut ist oder nicht - die Serienstreuung habe ich ja selbst gesehen. Vorausgesetzt der Laden hat mehrere vorrätig, kann man mit der Baltimore BD-1TRD jedoch eine super Gitarre abgreifen, und das zum günstigen Preis, wenn man denn ein wenig Erfahrung und ein Auge dafür hat, die guten Gitarren von den Gurken zu unterscheiden. Ein wenig Zeit für's Set-Up muss auch drin sein. ;)
Blind über's Internet hätte ich sie nicht bestellt.


Hoffentlich habt ihr euch nicht zu sehr gelangweilt. ;)
Das Hochladen von Fotos funktioniert gerade nicht, ich werd Detailfotos mal die Tage nachreichen.

Lieber Gruß
 
Eigenschaft
 
Hier schon mal die ersten zwei Bilder... Nur damit man so in etwa sehen kann, wie das Teil denn aussieht. :D
die hab ich vor ein paar Tagen gemacht, für genauere Fotos bin ich heut zu spät nach Haus gekommen - von außen gibt's kein Licht und das Licht hier im Haus ist dafür nicht optimal.
 

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feines review!

ich habs entsprechend verlinkt.
 

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