Unterschied zwischen klassischer Stimme und Musicalstimme?

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Traumsängerin
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Hallo ihr Lieben,
habe mich hier einfach kurz entschlossen angemeldet, nachdem ich ein bisschen in den vielen interessanten Beiträgen gestöbert habe. Jetzt habe ich auch gleich selber eine Frage und hoffe, dass Ihr mir helfen könnt!
Zu meiner Person: Ich heiße Jana, bin 19 Jahre alt und liebe Musicals über alles!! Mit 12 Jahren nahmen meine Eltern mich zum "Phantom der Oper" mit und seitdem hab nur noch ich sie zu irgendwelchen Stücken mitgenommen. ;-) Von da an war mir klar, dass das MEIN LEBEN ist und ich nichts anderes später machen möchte! Seitdem ist viel Zeit vergangen, ich bin älter geworden habe Erfahrungen gesammelt, habe Unterricht genommen, aber mein Ziel ist immer noch dasselbe! Aus diesem Grund werde ich mich nächstes oder übernächstes Jahr an Musicalschulen, bevorzugt Hochschulen bewerben und die Aufnahmeprüfung machen. Da ich eine Tanzausbildung mache, habe ich im Bereich Tanz nicht allzu große Bedenken. Schauspierisch habe ich noch nicht viel Erfahrung, werde aber bald Unterricht nehmen und hoffentlich auch davon profitieren. Meine größte Sorge ist das, was mir bisher eigentlich immer am leichtesten fiel: Der Gesang. Ich habe seit 4 Jahren klassischen Gesangsunterricht, allerding 3 Jahre davon bei schlechten Lehrern, wie ich im Nachhinein weiß. Meine jetzige Lehrerin ist allerdings sehr gut und endlich lerne ich grundlegende Dinge wie Atmung, Stütze usw.! Ich ärgere mich sehr, dass ich die anderen 3 Jahre "verplempert" habe, doch als Anfänger kann man manche Sachen nicht so gut einschätzen!
Zu meinem "Problem": Ich habe von zweien meiner Lehrer gesagt bekommen, ich hätte nicht die typische Musicalstimme, da sie zu leise und zu sanft wäre. Ich weiß, dass ich nicht die Rockröhre mit der Megalautenstimme bin, die manche Frauen haben. Da ich aber am Anfang der Technik stehe, frage ich mich ob ich denn nicht noch lauter werde? Ich meine, Volumen und Lautstärke kommt doch mit besserer Technik! Und da ich Stütze und Atmung noch nicht sonderlich beherrsche, denke ich schon, dass das besser werden kann. Mir wird halt immer gesagt, man weiß nie, wie ich mich entwickele. Das ist ja logisch und mir auch klar. Ich frage mich nur, ob man das so pauschalisieren kann? Kann man sagen der und der hat eine Klassikstimme, keine Musicalstimme? Klar, kann es sein, dass einem etwas besser liegt oder? Es gibt doch auch lyrische Musicalstimmen! Oder hat man damit keine Chance auf dem Arbeitsmarkt? Wird man, insbesondere auf Hochschulen überhaupt angenommen, wenn man "nur" klassisch Singen kann? Oder sehen die auch, ob man mit der guten klassischen Basis (was an sich doch nicht schlecht ist, soweit ich weiß?!) auch die andere Technik lernen kann? Ich bin im Moment echt ein bisschen verunsichert, da eine Hochschule schon mein Traum wäre! Und man muss ja auch wissen was danach kommt, ob man dann überhaupt davon leben kann!
Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn mir jemand helfen kann!
Vielleicht macht jemand selbst eine Ausbildung? Ist auf einer Hochschule? Oder hat irdendwie in dieser Richtung Erfahrung?
Vielen Dank sschon mal,
ganz liebe Grüße
und einen schönen Tag noch!
Jana :)
 
Eigenschaft
 
Hallo Jana

ich denke, es geht hier um zwei verschiedene Aspekte des Singens/Singenlernens:

Das eine ist die Eigenart DEINER Stimme
Das andere die erlernte Technik und Stilistik.

Sowohl Klassik als auch Musical folgen bestimmten stilistischen Kriterien, die erlernbar sind und kultiviert werden müssen.

Ich denke daher, daß man NICHT sagen kann, jemandes Stimme sei "klassisch" oder eine Musicalstimme bevor sie entsprechend ausgebildet ist. Zeigen können sich allerdings manchmal Tendenzen, die sowohl mit der Eigenart einer Stimme als auch mit der Persönlichkeit der Sängerin zu tun haben können. Es kann sein, daß du schwere Rockstimmen liebst, selber aber eine eher weiche Stimme und Persönlichkeit bist. Das wäre dann eine Diskrepanz, die du möglicherweise nicht überwinden kannst. Du kannst keine andere Stimme bekommen als die die du hast. Das heisst aber nicht, daß du mit deiner Stimme nicht auch Rock singen könntest. Das kommt dann eher auf deine Klangideale an. Bell beschreibt das immer sehr schön in ihrem persönlichen Werdegang.

Was die Klassik anbelangt muss man denke ich grundsätzlich davon ausgehen, daß es sich um eine gebildete Form des Singes handelt und nicht um eine natürliche. Ob also eine Stimme eine "klassische Stimme" ist kann man erst während oder nach einer entsprechend ernsthaften Ausbildung sagen.

Eine klassische Gesangsausbildung KANN auf dem Weg zum Musical nützlich sein - MUSS aber nicht.
Das kommt ganz darauf an, wie - ich sags mal böse ;-) - stark einen die Klassik "verbildet" hat.

Für die modernen Musical braucht die Frauenstimme sowohl die (halb)klassische Stimmgebung als auch - und das ist sehr wichtig - einen guten und gesunden Belt.
Das Belting wird in der rein klassischen Ausbildung nicht gelehrt.

Wie "laut" eine Stimme rüberkommt hat in erster Linie mit der Atemmuskulatur und deren Training zu tun und zum zweiten mit der Nutzung der sogenannten "Ansatzräume", also mit "Resonanznutzung". Diese unterscheidet sich teilweise sehr stark zwischen Klassik und Musical. Klassischer Gesang ist sehr stark auf eine optimale Klangausnutzung und Tragfähigkeit der Stimme ausgerichtet, während im Musical die Textverständlichkeit eine große Rolle spielt. Klassische Stimmen wirken daher tendenziell "lauter" als Musicalstimmen, wobei ich das bewusst in Anführungszeichen setzen möchte, da "Lautstärke" im Gesang eigentlich keine direkte Rolle spielt. Worum es geht ist eher die "Räumlichkeit" des sängerischen Klanges, die "Resonanz".
Im Musical wird mit technischer Verstärkung gesungen, was auch feinere Ausdrucknuancen und mehr Textverständlichkeit zulässt.

Grüße,
Shana
 
Liebe Jana,
ich hoffe, Deine jetzige Lehrerin ist in der Lage, Dir ein gutes Belting zu vermitteln - sprich Mixbelt - das ist nämlich das A und O des Musicalgesangs. Und dazu bedarf es u.a. einer trainierten Atmung - gut, dass Du das jetzt lernst. Eine gesunde Technik ist wichtig, da hat Shana völlig recht, denn gerade Musicalsängern wird physisch einiges abverlangt und viele Musicalstimmen verschleißen schnell.

Vielleicht ist es noch zu früh, Dir über Dein Stimmvolumen Gedanken zu machen. Du sagst, Du hast 3 Jahre schlechten Unterricht hinter Dir - in diesen 3 Jahren dürftest Du also stimmlich nicht groß weitergekommen sein, was echt ärgerlich ist, aber jetzt solltest Du nach vorne schauen, mit Deiner Lehrerin arbeiten und üben. Ohne eine stabile Atemstütze ist kaum eine Stimme laut, die musst Du erst mal aufbauen.
Es gibt natürlich auch gewisse anatomische Begünstigungen, das sollte man auch nicht leugnen - je größer z.B. die Resonanzräume sind, umso "mächtiger" die Stimme; kleine, zierliche Frauen haben selten eine Rockröhre, hohe Soprane und lyrische Stimmen finden sich überdurchschnittlich oft unter ihnen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Das konnte ich am letzten Wochenende wieder in der Praxis feststellen. Ich hatte einen gig mit einer Jazzcombo und nach uns kam eine Soul/Funkband auf die Bühne - die Sängerin war 2 Köpfe größer als ich und wog sicher 20,25 Kilo mehr - und was für eine Röhre ! Ich kann auch Soulsongs singen, klar, und auch mal die Stimme abdunkeln und anzerren, aber sie klingen halt trotzdem nach lyrischer Stimme, da kann man nichts machen.

Wenn Deine Stimme besser ausgebildet ist, wirst Du deine Nische finden, die Hauptsache ist, dass Du eine gute Ausbildung bekommst !
schöne Grüße
Bell
 
Huhu Shana!
Vielen lieben Dank für Deine ausführliche und vor allem schnelle Antwort! Damit habe ich gar nicht gerechnet, dass jemand so schnell zurück schreibt, da kenne ich Foren, in denen das ganz anders ist!!
Dein Beitrag hat mir schon mal ein erhebliches Stück weitergeholfen! Ich weiß, dass ich meine eigene Stimme finden und (überspitzt gesagt) "lieben" lernen muss. Ich weiß auch, dass manche Leute die Ansicht haben, klassischer Unterricht schade dem Musicalklang. Da ich aber vielseitig und gut einsetzbar sein, vor allem aber auch meiner Stimme gutes tun und sie gesund haben möchte, lege ich schon Wert darauf mich auch in der Klassik weiter zu entwickeln. Wer weiß, was kommt, vielleicht kann ich irgendwann nicht mehr so gut tanzen, dann muss ich mich erst recht auf meine Stimme verlassen können. Vielleicht sage ich auch in ein paar Jahren, Oper liegt mir doch mehr. Ich möchte einfach beides können!
Nun noch eine Frage: Du sagst, es hängt vom Klangideal ab. Man muss nicht genauso eine Rockstimme haben wie der eine Rocksänger, der das singt z.B., das ist mir klar. Man könnte Musicals ja auch mit klassischer Technik gut singen. Das Problem ist bloß, dass ich das nicht auf meinem eigenen Konzert machen möchte (zumindest nicht nur ;-)), oder meiner Oma vorsingen möchte. Ich möchte auch in größeren Produktionen später spielen! Und die suchen nun mal die Musicaltechnik (wenn es nicht gerade um Phantom der Oper oder so geht)! Gut, dann sagst Du die Technik kann jeder lernen, aber ich frage halt ob das dann von der Stimmfarbe und so auch reicht? Wahrscheinlich kann man das, wie Du ja auch bereits geschrieben hast, zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Hast du auch etwas mit Musical zu tun? Oder bist du Gesangslehrerin?
Liebe Grüße und danke noch mal für die schnelle Antwort!!:)
 
Wie Bell* (die übrigens Gesangslehrerin ist) korrekt schreibt ist für Musical erst mal eine grundlegende Belastbarkeit der Stimme von Nöten.
Dass eine klassische Ausbildung dem Musical schadet ist nicht ganz korrekt - "Problem" ist eben, dass die auf der Musicalbühne keine klassischen Resonanzen hören wollen. Das Phantom der Oper ist da eine totale Ausnahme - die Christine darf klassisch klingen, sie soll sogar.
Ich hacke aber in die selbe Kerbe und rate Dir erst mal dazu, ein, zwei Jahre gut an Deiner Stimme zu arbeiten und dann weiter zu sehen.
Und ernsthaft darüber nachzudenken - auch wenn man das mit 19 nicht gerne tut - was aus Dir werden soll, wenn dann mit Mitte 30 die Musicalbühne nicht mehr geht, weil die Stimme oder der Körper müde sind.
 
Liebe Bell,
da habe ich doch gerade meinen Eintrag abgeschickt und sehe, dass Du mir auch schon geantwortet hast! Es ist toll, wenn man so schnell so viel Hilfe und Unterstützung angeboten bekommt!
Also, als klein würde ich mich nicht bezeichnen (1, 75m), aber als eher schmal schon! Zierlich vielleicht auch nicht gerade, ich bin nicht spindeldürr, eher sportlich aber wohl schon sehr schlank.:) Was mir beim Tanzen allerdings wieder zu Gute kommt!
Es gibt halt Leute, die haben ohne groß GU zu haben, einfach eine laute voluminöse Stimme. Zwar ohne Technik, aber sie haben zumindest das Material. So ist es bei mir nie gewesen, dennoch bin ich sehr musikalisch und hatte, wie manch anderer dafür, nie Probleme mit dem Gehör und der Intonation.
Im Musical gibt es ja auch verschiedene "Körpertypen", und auch wenn die Stimme nicht nur vom Körper abhängt, heißt es doch zum gewissen Teil auch, dass es auch unterschiedliche Stimmen gibt oder? Es wird wahrscheinlich auch Darsteller geben, die keine Rockröhre haben, und trotzdem gut sind und Jobs haben (hoffe ich zumindest!^^)!
Und nein, meine Lehrerin bringt mir Mixbelt nicht bei, da sie eine klassische Sängerin ist. Ich möchte erst meine klassische Basis, also auch Atmung, Stütze..., noch ein bisschen weiter ausbauen und stabiliseren. Ich werde mir dann aber jemanden suchen, der sowohl klassisch als auch Musical unterrichtet und hoffe jemand Gutes zu finden. Aber jetzt kann ich das hoffentlich schon ein bisschen besser einschätzen als vor drei Jahren ;-).
Danke für die Antwort und einen schönen Tag noch,
Jana
 
Traumsängerin;4074521 schrieb:
Es gibt halt Leute, die haben ohne groß GU zu haben, einfach eine laute voluminöse Stimme. Zwar ohne Technik, aber sie haben zumindest das Material.

Sie haben aber immer eine gute Atemanbindung und ein gutes Körpergefühl, das heisst, sie setzen beim Singen auch ihren Körper ein, und machen instinktiv fast alles richtig - das sind die schönen Naturstimmen. Die kann man natürlich klassisch (ver)bilden, aber sie klingen ohne Unterricht oft sogar schöner, finde ich.


Traumsängerin;4074521 schrieb:
Im Musical gibt es ja auch verschiedene "Körpertypen", und auch wenn die Stimme nicht nur vom Körper abhängt, heißt es doch zum gewissen Teil auch, dass es auch unterschiedliche Stimmen gibt oder? Es wird wahrscheinlich auch Darsteller geben, die keine Rockröhre haben, und trotzdem gut sind und Jobs haben (hoffe ich zumindest!^^)!

Sicher. Das Genre Musical ist doch sehr vielfältig, da sind die verschiedensten Stimmtypen gefragt - eine Sally Bowles aus "Cabaret" (die mir gut liegt) hat zum Beispiel gesanglich nichts gemein mit einer Christine aus "Phantom der Oper" (die mir überhaupt nicht liegen würde). Ich bezweifle, dass Du alle Typen abdecken können wirst - wer kann das schon ? Ob Du eine Rolle bekommst, hängt von der Produktion ab und vom Typ, der gerade gefragt ist - Du wirst nach vielen Vorsingen und Castings auch mit einer weiteren Absage leben müssen, das ist bei dem Metier so....

Traumsängerin;4074521 schrieb:
Und nein, meine Lehrerin bringt mir Mixbelt nicht bei, da sie eine klassische Sängerin ist. Ich möchte erst meine klassische Basis, also auch Atmung, Stütze..., noch ein bisschen weiter ausbauen und stabiliseren. Ich werde mir dann aber jemanden suchen, der sowohl klassisch als auch Musical unterrichtet und hoffe jemand Gutes zu finden. Aber jetzt kann ich das hoffentlich schon ein bisschen besser einschätzen als vor drei Jahren ;-).

Im Prinzip finde ich das Ausbauen der Basis ja gut und richtig, aber allzu lange würde ich auch nicht mehr warten. Es gibt tatsächlich Stimmen, die fürs Beltuing überhaupt nicht geeignet sind, und je eher Du das weisst, umso besser.... außerdem ist die Umstellung gar nicht so einfach.
 
Liebe Bell,
achso dann sind diese Stimmen also quasi Naturtalente, die von sich aus schon richtig atmen und stützen? Mir kommt es immer vor, als ob es davon so viele gibt, aber wahrscheinlich liegt das daran, dass ich noch nicht so viel über Technik weiß.
Also gibt es schon Stimmen, die für das Belten nicht geeignet sind, wie Du sagst. Daraus folgt, dass man, wenn man so eine Stimme hat, auch kein Musical machen kann (außer vielleicht bei dieser einen Rolle der Christine oder bei Sound of Music, aber eine Rolle ist ja nicht gerade viel) oder? Und Du meinst, dass der einzige Weg das herauszufinden, Beltingunterricht ist? Tut mir Leid, dass ich so penetrant nachfrage, ich möchte es nur richtig verstehen. :D Und wahrscheinlich kann eine Lehrerin, die Belting unterrichtet das besser beurteilen als eine, die nur klassisch macht, habe ich Recht?
So langsam steige ich hinter die ganze Materie! Danke!:)
 
Hallo Jana,


wie so oft im Leben so ist es auch hier: Es kann so oder anders gut sein ;-)

Bell sagt etwas Wahres: Das Umlernen von Klassik zu Musical (Belting) kann schwierig sein, ich habe einige Schülerinnen auf diesem Weg begleitet.
Es kommt darauf an, wie weit du den klassischen Weg gegangen bist.

Im Prinzip braucht eine Musicalsängerin schon neben dem Belt auch die "klassische" Stimme. ABER das ist nicht das Gleiche, wie eine echte Opernstimme.

Wenn du weist, du willst Musical und das sogar als professionelle Darstellerin, dann würde ich mir beizeiten eine Lehrerin suchen, die sich damit auskennt und auch gute Grundlagen vermitteln kann. Die Grundlagen sind nicht per se klassisch, sie sind universell, da geht es um Atmung, Resonanznutzung, Körper usw. Die Stücke sollten dann aber aus dem Musical-, Soul-, und Popbereich gewählt werden. Finde ich - denn klassische Literatur fordert einfach andere Klangideale als Musicalliteratur und was hier und dort "klassisch" genannt wird ist nicht das Gleiche.

Was die Körpertypen angeht habe ich übrigens ganz andere Erfahrungen als Bell. Lustigerweise erlebte ich relativ oft kleine, zierliche Sängerinnen mit erstaunlichen Röhren. Auf der anderen Seite finden sich unter den großen Frauen auch oft Pipsstimmchen.

Das Belting hat damit im Prinzip aber nichts zu tun. Es ist eine Technik, die auf einer bestimmten Resonanzraum-, und Registernutzung basiert und die theoretisch jede Stimme erlernen kann. Oder besser: Jeder Stimmtyp. Theoretisch deshalb, weil es eben auch auf den eigenen Typ ankommt. Belting ist sehr expressiv. Frau muss es empfinden können um es umzusetzen und manche können das nicht. Was kein moralisches Problem für mich ist ;-) Es gibt viele tolle Popsängerinnen, die nicht belten.

Soweit ich weiß kommen hohe Stimmveranlagungen im Musical sehr gut an, wenn sie auch einen hohen Belt haben. Ich habe eine junge Schülerin (18 Jahre) die damit zunehmend Erfolg hat und gerade eine semiprofessionelle Hauptrolle bekommen hat. Ihre Veranlagung ist sehr hell, lyrisch und sie hat kaum Tiefe, schafft kaum ein tiefes f. Aber ihr Belt in den Höhen in inzwischen extrem durchschlagend und kommt supergut an. (Sie hat mal an einer Musicalschule vorgesungen und durchweg positive Resonanz bekommen).

Shana
 
Was die Körpertypen angeht habe ich übrigens ganz andere Erfahrungen als Bell. Lustigerweise erlebte ich relativ oft kleine, zierliche Sängerinnen mit erstaunlichen Röhren. Auf der anderen Seite finden sich unter den großen Frauen auch oft Pipsstimmchen.

Das ist lustig, das deckt sich ja gar nicht mit meinen Erfahrungen. Wobei mir auch schon öfter von Kollegen bescheinigt wurde, eine Röhre zu haben - aber ich "mache" die nur. Manchmal ;) Wenn man eine Stimmausbildung hat, geht das ja auch.

Belting ist sehr expressiv. Frau muss es empfinden können um es umzusetzen und manche können das nicht.

Ja, das meinte ich auch mit dem Satz, dass nicht alle Stimmen dafür geeignet sind. Belting ist sehr expressiv, man muss sich was trauen, und man muss sich trauen, laut zu sein, auch ordinär/roh zu klingen - das liegt nicht jeder Sängerin.
 
[/QUOTE]Ja, das meinte ich auch mit dem Satz, dass nicht alle Stimmen dafür geeignet sind. Belting ist sehr expressiv, man muss sich was trauen, und man muss sich trauen, laut zu sein, auch ordinär/roh zu klingen - das liegt nicht jeder Sängerin.[/QUOTE]
Hat das dann nicht eher etwas mit der Persönlichkeit und dem Selbstbewusstsein, der Fähigkeit des aus sich Rauskommens zu tun? Und ist das nicht etwas was man lernen kann?
Liebe Grüße!:)
 
Ja, das meinte ich auch mit dem Satz, dass nicht alle Stimmen dafür geeignet sind. Belting ist sehr expressiv, man muss sich was trauen, und man muss sich trauen, laut zu sein, auch ordinär/roh zu klingen - das liegt nicht jeder Sängerin.[/QUOTE]
Hat das dann nicht eher etwas mit der Persönlichkeit und dem Selbstbewusstsein, der Fähigkeit des aus sich Rauskommens zu tun? Und ist das nicht etwas was man lernen kann?
Liebe Grüße!:)[/QUOTE]

Man könnte es so formulieren: Belting ist etwas, wozu jeder Mench mit einer gesunden Stimme anatomisch gesehen in der Lage ist. Inwieweit man seine Persönlichkeit und sein Selbstbewusstsein trainieren kann, das weiß ich nicht.
 
Ich gehör zu den Mädels, die keine geeignete Beltingstimme haben. Ich hab eine weiche, lyrische Stimme und bin auch vom Körperbau her schlank und zierlich. Ich kann zwar schon belten, aber nicht andauernd. Man braucht für Belting einiges mehr an Kraft. Einen ganzen Musicalabend würde meine Stimme mit Belting nicht aushalten. Sie würde schneller ermüden. Ich werde ja schon von jeder Kleinigkeit heiser. Einmal aus Versehen die Bruststimme hochgebrüllt statt in den Mixbelt zu gehen und schwupps ist die Stimme belegt.
Mal davon abgesehen, dass ich eh schon immer einen anderen Beruf ausüben wollte und werde, hat meine GL mir abgeraten Berufsängerin zu werden, weil meine Stimme auch mit guter Technik nicht robust genug ist. Wenn ich fast jeden Abend 100% Performance geben müsste und dann auch noch ständig belten müsste, würde ihrer Meinung nach meine Stimme schneller verschleißen.
Deswegen ist es wichtig als Berufsänger eine robuste Stimme zu haben, dass man lange noch davon leben kann.
 
Traumsängerin;4075302 schrieb:
Hat das dann nicht eher etwas mit der Persönlichkeit und dem Selbstbewusstsein, der Fähigkeit des aus sich Rauskommens zu tun? Und ist das nicht etwas was man lernen kann?

Hallo Jana !
Tja, das ist eine gute Frage. Kann man lernen, eine expressive, selbstbewusste Persönlichkeit zu sein, wenn man eher introvertiert ist ? Ich glaube nicht. Es gibt allerdings Menschen, die im Alltag eher leise und zurückhaltend und auf der Bühne wahre Rampensäue sind - sie verwandeln sich da total.
Meine Erfahrung ist folgende (und, wie ich weiter oben schon sagte, Ausnahmen bestätigen die Regel): schüchterne, zurückhaltende Sängerinnen tun sich mit dem Belting eher schwer. Sängerinnen, die selbstbewusst undf "laut" auftreten (und vor allem auch als Kind laut sein durften) können es entweder von vornherein oder lernen es sehr schnell.
Ich bin ja in Spanien geboren und fahre immer noch sehr oft hin; ich habe bei spontanten Sessions (Flamenco, Pop, Rock etc.) folgendes festgestellt: spanische Sängerinnen beherrschen das Belting auch ohne Unterricht und setzen es sehr häufig ein. Warum ? Ich denke, weil wir ein lautes Volk sind (man sagt, wir seien das lauteste Land Europas); es wird viel und laut gerufen, dauernd geschrien.... man hört natürlich dementsprechend oft auch heisere, rauhe Stimmen, aber man kann auch sagen: die Leute gebrauchen ihren Stimmapparat.

Bei vielen meiner Schülerinnen habe ich gemerkt, dass sie erstmal erschrecken, wenn ihre Stimme (dank besserer Stütze und Resonanznutzung) laut wird. Besser wäre natürlich eine Art staunende Freude, oder Stolz, aber das dauert manchmal. In nördlichen Ländern ist Laut-Sein eben eher negativ behaftet.

Ansonsten hat Vali völlig recht: eine robuste Stimme brauchst Du allemal für diesen Beruf.
schöne Grüße
Bell
 
Dass eine klassische Ausbildung dem Musical schadet ist nicht ganz korrekt - "Problem" ist eben, dass die auf der Musicalbühne keine klassischen Resonanzen hören wollen. Das Phantom der Oper ist da eine totale Ausnahme - die Christine darf klassisch klingen, sie soll sogar.
Wenn ich mich da kurz dazwischenschalten darf- Musical ist ein absoluter STILMIX AUS VERSCHIEDENSTEN MUSIKALISCHEN GENRES, und es gibt keine vereinheitlichung der stimmtypen. das genre musical ist bereits hundert jahre alt und mit der popularmusik mitgewachsen, das heißt vom legit (klassisch geprägter hoch artikulierter sopran) über rock, pop, soul, blues, mischbelt, belt und lyrischen, erzählerischen stimmen in allen formen und farben ist bei musical so ziemlich alles drin. das heißt man wird NIE alles 100% bedienen können. Die Ausbildung einer Musicalstimme ist eine funktionale Ausbildung, die die größtmögliche Wandelbarkeit zum Ziel hat. WIE eine Stimme dahinkommt, ist vollkommen vom jeweiligen Lehrer abhängig und vom Individuum und Lernvermögen des Studenten.

Und ernsthaft darüber nachzudenken - auch wenn man das mit 19 nicht gerne tut - was aus Dir werden soll, wenn dann mit Mitte 30 die Musicalbühne nicht mehr geht, weil die Stimme oder der Körper müde sind.

DIese Behauptung entbehrt meiner Meinung nach jeder Grundlage. Es gibt wahnsinnig fordernde Musicalrollen für Frauen bis in die 50er und darüber hinaus. wie fit man bleibt, hängt von einem selbst ab und wie gut der eigene Lehrer war.
Liebe Jana, was ist überhaupt aus deinen plänen geworden?
Wenn du Fragen hast, ich studier an der Folkwang.
 
der block in der mitte des zitats ist von mir selbst und gilt dem block davor. nicht, dass ich verwirrt seid...
 

EDIT: ich sehe, gerade Stimme17 hat einen alten Thread ausgekramt und ich bin prompt drauf reingefallen - insofern: sorry für nekropost...

Liebe Stimme17
Schau doch bitte vorher, ob sich ein Post in einem älteren Thread wirklich lohnt. Dieser Thread ist fast ein Jahr alt und Lana war seit Dezember nicht mehr hier im Board aktiv. Sie wird deinen POst wohl nicht mehr lesen...

Und: mit ein klein wenig Copy/Paste lassen sich Zitate recht einfach trennen.


Traumsängerin;4075302 schrieb:
Hat das dann nicht eher etwas mit der Persönlichkeit und dem Selbstbewusstsein, der Fähigkeit des aus sich Rauskommens zu tun? Und ist das nicht etwas was man lernen kann?
Liebe Grüße!:)

Was einen guten Performer, Darsteller oder Interpreten ausmacht und wie und wodurch man es wird, darüber scheiden sich die Geister. Gemeinsam haben sie alle wohl nur eines: dass sie es wollen und diese Entscheidung nicht in Frage stellen! Dass sie einen Höllenspaß daran haben, in Rollen zu schlüpfen, sich zu verändern, mit ihrem Körper, ihrer Stimme und anderen vorhandenen Ausdrucksmitteln zu arbeiten, diese zu entwickeln, damit zu spielen und vor allem auch, diese zu zeigen. Denn aus reiner Vernunft würde kaum jemand diesen Weg gehen. Mit Selbstbewusstsein hat das aber nicht unbedingt was zu tun. Auch nicht mit der "wahren Persönlichkeit", denn die ist ja gar nicht immer gefragt. Tipp: Schau dir mal ab und zu "Zimmer Frei" auf WDR an. Dort siehst, wie anders - teilweise schnarchlangweilig - einige gefeierte Mimen sind, wenn sie sich ihre Rolle ncht aussuchen dürfen.

Wieviel ist erlernbar? Eine Basis ist (fast)immer erlernbar. Das gilt sowohl für die Gesangstechnik als auch für Darstellung. Aber die Fähigkeit oder sogar der innere Zwang, über das Gelernte hinaus Ausdrucksformen zu entwickeln und auszuprobieren, sollte jeder darstellende Künstler in sich tragen.


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